Santa Maria – São Miguel

Freitag, den 02.06.2023 – Samstag, den 03.06.2023
SE 3-4 Bft – 59sm – 12h 37min – Ø 4,7kn – gesamt 1.108sm

Santa Maria – São Miguel

Eigentlich machen wir das eher selten, dass wir am späten Nachmittag/frühen Abend starten und dann in die Nacht segeln. Aber diesmal erscheint es uns als der beste Zeitpunkt, um die Strecke nach São Miguel auch tatsächlich zu segeln und nicht mangels Wind zu motoren.

Die Windvorhersage für heute stimmt auf jeden Fall nicht – gestern ist für heute noch Flaute vorhergesagt worden, die sich heute über Tag aber zu einem schönen Lüftchen aus SE entwickelt hat. Da hätten wir wohl auch schon heute Morgen nach São Miguel aufbrechen können. Aber da waren wir noch nicht fertig – bezahlen, verabschieden, einkaufen, Postkarten einwerfen und tausend andere Kleinigkeiten, die erst noch erledigt werden wollen. So ist es 18:00 Uhr, bis wir fertig sind – aber dann geht es auch los 🙂 .

Das Wetter ist gut, die Sonne scheint noch und es ist auch nicht kalt. Das bleibt auch die ganze Nacht so, frieren müssen wir nicht. Für ein, zwei Stunden nieselt es mal ein bisschen, aber als wir mit Sonnenaufgang in Ponta Delgada auf São Miguel ankommen, sieht es wieder nach einem sonnigen Tag aus 🙂 .

Santa Maria im Sonnenuntergang …

Die Nacht verläuft ruhig – gemütlich schaukeln wir Richtung São Miguel. Ein bisschen skeptisch bin ich wegen der Wale in den Gewässern der Azoren – schlafende Wale übersieht man vor allem nachts. Treffen sich Wal und Boot, führt das auf der einen Seite zu Verletzungen, auf der anderen Seite oft zu nicht unerheblichen Schäden. Solche unangenehmen Gedanken verdränge ich immer ganz schnell und hoffe, dass wir keinem dieser großen Meeresbewohner zu nahe kommen.

Zuletzt haben wir auf unserem Törn rund Island Wale gesehen und sind mit den Walen dort auch gesegelt. Ein unglaubliches Gefühl – wir sind aber auch einem schlafenden Wal sehr auf die Pelle gerückt, weil wir gedacht haben, der hört uns und taucht ab. Ist er nicht, wir sind dem Wal im letzten Moment ausgewichen. Da war es hell, also kein Problem, den Wal auch zu sehen und zu reagieren. In dieser Nacht schlafen die Wale woanders oder gar nicht – wir sehen und treffen keinen 🙂 .

… Ponta Delgada im Sonnenaufgang

Es ist noch früh, als wir in den großen Vorhafen von Ponta Delgada einlaufen. Das Marinabüro ist noch nicht besetzt. Es gibt hier einen alten Hafen, in dem überwiegend Segler von São Miguel ihre Boote liegen haben, in dem es aber auch einige Gästeliegeplätze gibt. Dort versuchen wir zuerst unser Glück, in der Hoffnung, dass dort der berühmt-berüchtigte Schwell, der die Marina von Ponta Delgada so unruhig macht, nicht so ausgeprägt ist. Ein Liegeplatz neben einer Bavaria 38 ist noch frei, sieht aber ziemlich eng aus. Wir versuchen es erst gar nicht und fahren zur neuen Marina. Auf dem Weg dorthin passieren wir die Gorch Fock – ein schöner Anblick 🙂 .

Die Gorch Fock ist auch schon da

In der neuen Marina ist reichlich Platz, wir suchen uns einen schönen Liegeplatz ganz innen an einem Fingersteg, der so lang wie unsere  Ruby Tuesday ist. Schwell ist hier kaum, nur Stromanschlüsse sind Mangelware 🙁 . Aber auch das können wir mit unserem langen Stromkabel lösen. Wir sind überzeugt, hier bei dem kommenden Starkwind gut zu liegen. Die Ernüchterung kommt eine Stunde später im Marinabüro.

Marina Ponta Delgada – Platz genug

Wir liegen an einem Ponton für Schiffe, die größer als 12 Meter sind – das passt bei unseren 11,98 Metern natürlich nicht 😉 . Die Liegeplätze werden für die Boote der ARC Europe 2023 freigehalten, die natürlich viel größer sind, als unsere mickerigen 11,98 Meter 😉 . Wie auch immer, wir müssen den Liegeplatz räumen und uns wird auf der westlichen Stegseite ein Ponton zugewiesen. Welche Seite, ist egal, nur dieser Ponton muss es sein. Dass auf der Seite mit den größeren Fingerstegen, die nur knapp 3/4 der Schiffslänge unserer Ruby Tuesday haben, nur noch ein sehr schmaler Platz neben einer 34er Dufour frei ist und auf der anderen Stegseite die Fingerstege nur halb so lang sind wie unser Boot, interessiert die Dame im Marinabüro nicht. Auch dass wesentlich kleinere Boote an dem 12 Meter + Steg liegen und dort die älteren Rechte haben, nehmen wir zähneknirschend hin. Wir würden vermutlich auch nicht freiwillig so einen Liegeplatz räumen.

Wir versuchen unser Glück in der sehr schmalen Box neben der 34er Dufour, aber das geht gar nicht. Die beiden Boote reiben, drücken und quetschen schon jetzt aneinander und an dem Steg – wie das bei Starkwind und richtigem Schwell werden soll, möchten wir uns nicht vorstellen. Wir überlegen schon, weiterzusegeln, denn ohne Not wollen wir unsere Ruby Tuesday nicht gefährden, aber alle Häfen auf den Azoren sind im Moment voll. Der angekündigte Starkwind sorgt dafür, dass kaum ein Boot seinen sicheren Liegeplatz verlässt.

Da kommt unsere Rettung 🙂 . Der Hafenmeister kommt auf seiner Runde, um den neuen Belegungsplan zu erstellen, auch bei uns vorbei. Peter schildert ihm unsere Sorgen und kann letztlich mit dem Hafenmeister und der Dame im Marinabüro erreichen, dass wir im alten Hafen den vermeintlich zu engen Liegeplatz, den wir schon heute Morgen gesehen haben, nehmen können. Der ist dann doch tatsächlich größer, als erwartet und wir denken und hoffen, dass wir hier gut liegen 🙂 . Im Moment ist hier erst mal kein Schwell, wie es bei viel Wind wird, werden wir dann sehen. Auf jeden Fall ist es hier viel gemütlicher und ruhiger, als in der großen, neuen Marina.

Blick aus der alten Marina – Kreuzfahrer im Anmarsch

Nach drei mal anlegen, festmachen, Strom legen, alles wieder retour und wieder ablegen und einer Nacht mit nicht so viel Schlaf, sind wir erst mal geschafft. Dennoch freuen wir uns auf São Miguel und machen nach einer kurzen Verschnaufpause einen Rundgang durch Ponta Delgada – gezwungener Maßen, unsere Internetkarte läuft heute ab und wir müssen sie wieder aufladen 😉 .

Portas da Cidade und die Igreja Matritz de São Sebastião auf dem Largo de Gonçalo Velho Cabral

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