São Miguel

Sonntag, den 04.06.2023 – Sonntag, 11.06.06.2023

Zwischen Vila do Porto und Ponta Delgada liegen Welten 😉 – klein, gemütlich und familiär geht´s in Vila do Porto zu, fast großstädtisch in Ponta Delgada. Hier kennt nicht mehr jeder jeden 😉 .

São Miguel ist die größte der Azoren-Inseln mit ca. 750m² Fläche und ca. 138.000 Einwohnern. In Ponta Delgada, der Hauptstadt von São Miguel, gibt es die große neue Marina und die eher kleine alte Marina, in der wir letztlich einen guten Liegeplatz gefunden haben. Ein paar kleine Fischerhäfen sind für Segelboote nicht wirklich passend anzulaufen.

Neue Marina

Alte Marina

In der neuen Marina geht es im Moment ziemlich betriebsam wegen der einlaufenden Boote der ARC Europe 2023 zu. Unter den Seglern in der großen Marina sagt man sich nicht mehr die Tageszeit – so wichtig nimmt sich hier jeder selbst oder alles andere drum herum 😉 . Wir finden das schade,  ist es zum einen doch ein Ausdruck der Höflichkeit, sich beim Begegnen zu grüßen, haben wir zum anderen aber auch die Gespräche mit anderen Seglern in Vila do Porto sehr genossen. Na ja, es lohnt sich nicht darüber zu ärgern – in der alten Marina sieht es schon anders aus. Die Fahrtensegler, die mit uns an dem gleichen Steg liegen, sind eine nette, freundliche, bunt zusammengewürfelte Truppe 😉 .

Am Wochenende bummeln wir durch Ponta Delgada – einer Stadt mit allen schönen und weniger schönen Facetten einer Großstadt. Sehr schön ist die Altstadt mit den vielen Kirchen, Plätzen und der kleinen Fußgängerzone mit netten Geschäften, Cafés und Restaurants – weniger schön, so wie in den meisten größeren Städten, ist der Bereich drumherum. Auf dem Weg zu einer Ananas-Plantage kommen wir durch Hochhaussiedlungen und sehr vernachlässigte Straßenzüge. Es gibt aber auch Vororte mit bevorzugter Wohnlage 😉  – hier findet man dann die eine oder andere Quinta der Ananas- und früher auch Orangenplantagenbesitzer.

In der Altstadt

Igreja de Colégio de Todos os Santos und Núcieo de Arte Sacra

Auf dem Weg zur Ananas-Plantage

Montag wird das Wetter ab mittags schlechter – das Sturmtief kündigt sich an. Wir sichern unsere Ruby Tuesday mit zusätzlichen dicken Tampen und binden an Deck alles fest, was weggeweht werden könnte. Am frühen Dienstag Morgen geht´s dann los. Es schüttet wie aus Eimern – wenn unsere Ruby Tuesday noch Reste einer Salzkruste hätte, ist diese jetzt auf jeden Fall weggespült 😉 . Erst noch aus NE, dann aus N stürmt es mit kräftigen Böen durch den Hafen. So richtig heftig wird´s am frühen Abend – da bäumt sich der Sturm noch mal kräftig auf. Dann wird es langsam weniger und in der Nacht ist es schon wieder entspannt. Unsere Ruby Tuesday hat den Sturm unbeschadet überstanden und auch an den anderen Schiffen an unserem Ponton ist nichts beschädigt worden 🙂 . Die ersten Segler sind schon wieder unterwegs Richtung portugiesischem Festland – da wird keine Stunde passenden Winds verschenkt 😉 .

Für die nächsten Tage ist wieder gutes Wetter vorhergesagt – wir mieten einen Leihwagen, um endlich auch mehr von São Miguel zu sehen.

Das angekündigte schöne Wetter startet erst mal mit Regen 🙁 . Statt einen Ausflug über die Insel zu machen, machen wir einen Ausflug in den Waschsalon 😉 . Als wir fertig sind, hat es sich auch ausgeregnet und die Sonne kämpft sich durch die Wolken. So richtig echt sieht das noch nicht aus, aber wir vertrauen weiter auf den Wetterbericht 😉 .

Vom Waschsalon in den Stadtpark Jadim António Borges:

Mittwochs ist in Portugal immer Leuchtturmtag – da sind überall in Portugal die Leuchttürme geöffnet und man kann im Rahmen einer Führung den Leuchtturm besteigen. Das haben wir schon auf Santa Maria gemacht und auch heute besichtigen wir einen Leuchtturm – den Farol da Ferraria. Obwohl auch dies militärisches Gebiet ist, dürfen wir heute auch von Innen Fotos machen 🙂 .

Farol da Ferraria

Gewichte für den Antrieb der Drehscheibe des Leuchtturms

Ganz in der Nähe, am Kap Ponta da Ferraria, führt eine steile, schmale Straße in Serpentinen zur schroffen, dunklen Lavaküste. Hier gibt es heiße Quellen – direkt im Atlantik und in der Therme „Termas de Ferraria“. Das Becken der Therme ist nicht wirklich ansprechend, aber im warmen Atlantikwasser ist ein schöner Schwimmbereich angelegt.

Schwimmen im warmen Atlantik

Beeindruckend sind aber auch die Lavaformationen und die Gebilde, die der unermüdlich anrauschende Atlantik darin geschaffen hat. Ein kleines Blowhole ist direkt am Schwimmbereich – gelegentlich spritzt eine Fontäne daraus hoch. Zwei Bögen in der Lavaküste sind sehenswert, faszinierend ist aber auch immer wieder, an welch kargen Stellen Pflanzen gedeihen.

Blowhole

Wir setzen unsere Runde um den Nordwesten von São Miguel fort – hier ist es ländlich, grün, hügelig – die Dörfer sind klein, die Häuser gruppieren sich um die Kirche. Die Straßen sind gesäumt von Hortensienhecken – immer wieder toll anzusehen 🙂 . Ganz idyllisch liegt Mosteiros tief unten direkt am Meer an der Lavaküste, faszinierend sind die Felsnasen und die Inseln Iléus dos Mosteiros. Miradouros gibt´s natürlich auch auf dieser Strecke – leider ist es immer noch nicht richtig klar und sonnig, so dass die Ausblicke ein bisschen getrübt sind 😉 .

Überall auf der Insel gibt’s bewachsene Krater

Ruine eines Aquadukts

Felsnasen von Mosteiros

Ein Ausflug zu den eigentlich malerischen Kraterseen Lagoa Verde und Lagoa Azul ist nicht wirklich von Erfolg gekrönt – die Wolkendecke will sich einfach nicht heben oder auflockern und bleibt am Kraterrand hängen. Die beiden Kraterseen, der eine grün leuchtend, der andere blau leuchtend verschwinden im Nebel 🙁 . Vom Aussichtspunkt Vista do Rei auf dem Kraterrand sehen wir so gut wie gar nichts von den beiden Seen und dem Dorf Sete Cidades – manchmal reißt der Nebel auf und wir können ahnen, wie schön der Ausblick bei Sonnenschein sein muss.

Kraterseen Lagoa Verde und Lagoa Azul

Die Kraterseen und das Dorf liegen in einer riesigen Caldeira, die Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden sein soll. Wandern kann man hier auf dem Kraterrand um die Caldeira oder vom Dorf Sete Cidades hoch auf den Kraterrand – weder die eine Wanderung noch die andere machen heute Sinn – es ist einfach nichts zu sehen.

Erst als wir an der gegenüberliegeden Seite des Aussichtspunktes Vista do Rei am Miradouro da Cumeeira ankommen, wird die Sicht besser und wir können den Lagoa Azul und den Lagoa Verde richtig sehen – auch bei bedecktem Himmel und Wolken am Kraterrand ein sehr schöner Anblick.

Blick auf die Kraterseen vom Miradouro da Cumeeira

An der Küste scheint dann die Sonne – nur die Caldeira und der Kraterrand hängen immer noch in den Wolken. Bei Ajuda de Bretanha kommen wir an einer restaurierten, sehr farbenfrohen Windmühle vorbei, in Capelas staunen wir über die zerklüftete Lavaküste und die starke Brandung.

Windmühle und Heilig-Geist-Kapelle

Der Höhenzug Serra de Àgua de Pau liegt zwischen Ribeira Grande an der Nordküste von São Miguel und Vila Franca do Campo an der Südküste – beides größere Städte. Dazwischen ist wieder Landschaft pur – Hügel in verschiedenen Grüntönen, Wald, Krater mit oder ohne Seen und Wasserfälle. Ein sehr schöner Wasserfall ist der Salto do Cabrito – hier kann man, wenn man sehr kaltes Wasser mag, auch in dem kleinen See am Fuße des Wasserfalls schwimmen.

Sehr schön, aber auch sehr kalt 😉

Wir möchten lieber in dem Badebecken des warmen Wasserfalls der Caldeira Velha schwimmen. Der Wasserfall ist von üppiger Vegetation umgeben, das Wasser ist eisenhaltig. Wie bei der Blauen Lagune in Island muss man auch hier Tickets für einen bestimmten Zeitraum vorbuchen, einfach so kommen und schwimmen geht nicht, dafür ist der Andrang zu groß. Wir haben natürlich keine Tickets – wir wussten es nicht und wir möchten uns zeitlich auch nicht binden – deshalb ziehen wir unverrichteter Dinge wieder ab. Vielleicht versuchen wir es Morgen oder Übermorgen früh um 09:00 Uhr noch mal, dann ist es vielleicht auch noch nicht so voll – aber nur vielleicht 😉 .

In der Serra de Àjua de Pau liegt auch der wunderschöne Kratersee Lagoa do Fogo auf 610 Metern. Still und verwunschen liegt er umrahmt von den Kraterwänden – kein Dorf, kein Bauernhof, nur ein kleiner Sandstrand ist am Ufer des Sees zu sehen. Ein Trampelpfad führt zum See hinunter, umrunden kann man den See wegen des hohen Wasserstandes jetzt nicht. Uns reicht der schöne Ausblick von einem der Aussichtspunkte – die Sonne kämpft sich ab und an durch die Wolken und der See leuchtet ebenso grün, wie der Lagoa Vela.

Lagoa do Fogo

Auf São Miguel wird nicht nur Ananas angebaut, sondern auch Tee. Die Teeplantage Chá Gorreana besichtigen wir und bekommen dabei eine persönliche Führung 🙂 . Hier wird grüner und schwarzer Tee hergestellt – hierbei kommen antik anmutende Maschinen zum Einsatz. Nicht alles, aber vieles ist noch Handarbeit. Eine Teeprobe gehört ebenso zur Besichtigung, wie ein Spaziergang über die Hügel, wo der Tee angebaut wird.

Teeplantage Chá Garreana

Teeanbau

Hier auf der Teeplantage kann ich auch endlich ein Foto von den gemalten Herzen von Yves Decoster machen. Yves Decoster ist ein belgischer Künster, der mit den Herzen die Insel schöner und „Liebe zur Natur und zu den Menschen“ transporieren will. Die kunterbunten Herzen findet man auf Hauswänden, Garagentoren, Gartenmauern und an vielen anderen Orten oft in Blumen oder Blütenranken integriert, als küssende Giraffen, Bienen, oder Fische, oder als Wal. Bisher habe ich sie immer nur im Vorbeifahren gesehen und halten ist auf den oft engen Straßen oder Schnellstraßen nicht so einfach möglich. Ein paar weitere Fotos gelingen mir noch, aber an vielen Herzen müssen wir einfach vorbeifahren.

 

Über die alte Küstenstraße fahren wir weiter in den Osten von São Miguel – hier ist es sehr viel weniger touristisch, als rund um Ponta Delgada und im Nordwesten. Verstreut liegen kleine, gepflegte Dörfer, die Landschaft ist hügelig, zur Inselmitte bergig. Aber wirklich hoch sind die Berge mit ca. 900 Metern nicht – allerdings hoch genug, so dass immer wieder Wolken daran hängen bleiben. An der Küste gibt es recht viele Aussichtspunkte – an einigen halten wir und bestaunen die Aussicht auf die Nord- und Ostküste. Der Leuchtturm Farol do Arnel ist nur über eine Straße mit 25 Prozent Gefälle zu erreichen – wir schauen lieber nur vom Klippenrand 😉 . Zu den meisten Aussichtspunkten gehören kleine Parks mit Picknicktischen und Grills – alles super gepflegt und sauber und sehr geschmackvoll angelegt.

Ostküste von São Miguel

Im Osten von São Miguel

Farol do Arnel

Im Bachtal des Ribeira dos Caldeirões ist zwischen mehreren Wasserfällen, alten Wassermühlen und Teichen ebenfalls ein sehr schöner Picknickplatz angelegt. Geht man die Schlucht des Ribeira dos Caldeirões ein Stückchen flussaufwärts, gelangt man zu weiteren Wasserfällen – hier kann man Canyoning betreiben oder einfach nur dabei zusehen 😉 .

Im Ribeira dos Caldeirões

Canyoning im Ribeira dos Caldeirões

Der vierte Tag mit dem Leihwagen steht ganz im Zeichen der heißen Quellen 🙂 . Wir haben uns für morgens um 09:00 Uhr dann doch Online-Tickets für die Caldeira Velha besorgt, nachdem wir vor zwei Tagen einfach so dort nicht reingekommen sind. Umgeben von üppiger Vegetation liegt ein herrlicher, lauwarmer Wasserfall, dessen eisenhaltiges Wasser in ein kleines Badebecken stürzt. Zwei weitere warme Badebecken gibt es etwas tiefer und dampfende und blubbernde schwefelhaltige Quellen gehören auch dazu. Es ist wirklich eine Wucht, in dem Becken mit dem Wasserfall zu baden und sich den Wasserfall auf den Rücken pladdern zu lassen. Das Wasser ist nicht sehr warm, aber auch nicht zu kalt. Umgeben ist das Badebecken von Palmen, Farnbäumen und bunten Felswänden – grandios 🙂 .

Früh morgens ist man noch alleine 🙂

In den beiden tiefergelegenen Badebecken ist das Wasser wesentlich wärmer, hier kann man sich auch inmitten üppiger Vegetation gut wieder aufwärmen. Der Aufenthalt ist auf 1,5 Stunden begrenzt, der Andrang ist groß. Es ist aber nicht voll in den Badebecken, man kann das Baden unter dem Wasserfall und in den Becken entspannt genießen. Ein toller Start in den Tag 🙂 .

Caldeira Velha – riecht nach Schwefel

Knospe vom Farnbaum

Das Tal von Furnas ist unser nächstes Ziel. Vom Miradouro Pico do Ferro haben wir eine grandiose Aussicht auf die weit verstreute Ortschaft Furnas, den Lagao de Furnas und die Caldeiras (heiße Quellen). Wir fahren zuerst zum See runter und laufen auf den Wegen zwischen den heißen Quellen entlang – ein leichter Duft von Schwefel liegt in der Luft.

Das Tal von Furnas – liegt auch in einem Krater

Lagoa de Furnas

Caldeira am Lagoa de Furnas

In künstlich angelegten Erdlöchern mit brodelndem Wasser wird das traditionelle Eintopfgericht Cozido gegart – gut verpackt unter einem Deckel und Sand. Der Eintopf enthält Kohl, Gemüse, Kartoffeln, Schweinefleisch, Rindfleisch und Würstchen und erhält durch die Mineralien im heißen Erdloch seinen typischen Geschmack. In Furnas steht er in den Restaurants auf der Speisekarte. Uns ist der Cozido zu fleischlastig, wir essen stattdessen die vegetarische Variante – Maiskolben, die ebenfalls in den heißen Quellen gegart werden. Sehr lecker  🙂 .

Erdloch mit brodelndem Wasser

Fertig gegarter Cozido – wird von den Restaurants gerade abgeholt

In Furnas gibt es mehrere sehr schöne Parks – wir besuchen den Park Terra Nostra, eine Parkanlage mit tausenden exotischen Bäumen und einem herrlichen Badebecken am Fuße eines Hügels. Das Wasser ist gelb, 38 Grad warm und lädt uns heute nicht mehr zum Baden ein – wir hatten unser Bad heute morgen schon 😉 .

Badepool im Park Terra Nostra

Aber wir genießen die Atmosphäre am Badebecken und schlendern lange durch den schönen Park. Auf verschiedenen Ebenen, durchzogen von Bächen, Seen, Grotten und Brücken ist der Park angelegt. Es gibt u. a. einen Bambuswald, eine Ginko-Allee und einen Kameliengarten, der jetzt allerdings nicht blüht.

Im Park Terra Nostra

Auch in Furnas gibt es Caldeiras – es dampft, faucht, zischt und blubbert in verschiedenen Becken. Hier werden die Maiskolben gegart und direkt verkauft. Dann ist es aber auch genug – die Luft riecht bzw. stinkt nach Schwefel.

Hier werden Maiskolben gegart

Voller vieler, neuer und schöner Eindrücke nach der 4-tägigen Autotour geben wir den Leihwagen wieder ab und lassen das Gesehene und Erlebte erst mal sacken.

Der östliche Teil von São Miguel mit den Nord- und Südküsten und Dörfern gefällt uns auf jeden Fall sehr viel besser, als der Rest der Insel. Das Wandern kommt auf São Miguel eindeutig zu kurz – es gibt viele schöne Wanderwege, die wir auf unseren Streifzügen über São Miguel sehen. Es juckt immer wieder in den Füßen, loszulaufen, aber dafür ist die Zeit zu kurz und die Sehenswürdigkeiten, die wir mit dem Auto ansteuern, sind zu viel.

Wir haben bei all unseren Ausflügen immer auch die Wetterentwicklung im Auge. Noch kommt der Wind aus Nord, aber am Montag soll er für einen Tag aus Südwest wehen – das ist die Gelegenheit, nach Terceira weiterzusegeln. Dienstag soll Flaute sein, die nächste Möglichkeit, die 90sm nach Terceira zu segeln, ergibt sich dann erst wieder Tage später – sofern wir der Wettervorhersage trauen können 😉 .

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