3.423 sm später …

… liegt unsere Ruby Tuesday nach den drei Jahren unserer kleinen Ostatlantikrunde wieder in Urk auf ihrem alten Liegeplatz und bleibt im Winter wieder im Wasser 🙂 .

Madeira und Azoren

Als wir 2013 mit dem Langzeitsegeln begonnen haben, war unser Plan von Ost nach West und dann vielleicht auch noch ein bisschen nach Süd zu segeln. Wir hatten tolle Segeltörns mit perfektem Wetter nach St. Petersburg, Haparanda, zum Nordkapp, rund Island, rund Schottland und rund Irland – und sind in (unserem) Westen angekommen 😉 .

Den ersten Versuch, nach Süden zu segeln, starten wir 2019 – wir überqueren die Biscaya nicht, sondern segeln an der französischen und spanischen Küste bis nach Avilés, wo unsere Ruby Tuesday den Winter verbringt. Eigentlich wollen wir 2020 weiter an der spanischen Küste entlang, die galizischen Rías und die portugiesische Westküste erkunden und unsere Ruby Tuesday in der Algarve im Winterlager lassen. Corona verändert alles und wirft unsere Pläne über den Haufen. Wir segeln im Juli 2020 statt weiter Richtung Süden über die Biskaya zurück bis nach Amsterdam – die Kanalinseln dürfen wir leider wegen Corona nicht anlaufen 🙁  und verbringen die Saison auf dem Ijsselmeer und den holländischen Inseln. Auch nicht schlecht, aber nicht das, was wir uns so wünschen 😉 .

Den zweiten Versuch Richtung Süden starten wir dann im Juni 2021. Wieder geht es über die Biskaya bis nach Avilés – von dort setzen wir unseren Törn fort. Drei Monate bleiben wir in den Rías von Galicien – ein wunderschönes Segelrevier und klimatisch für uns genau richtig 😉 . Unsere Ruby Tuesday bleibt im Winter in San Adrián im Ría de Vigo.

Weiter geht es 2022 an der porugiesischen Westküste entlang bis in die Algarve. Die portugiesische Westküste empfinden wir als nicht so optimal zum Segeln – die Häfen liegen weit auseinander und können nicht zu jeder Zeit angelaufen werden. Der Atlantikschwell sorgt auch bei wenig Wind für gefährliche Bedingungen in den Einfahrten, so dass die Häfen geschlossen werden. Wind haben wir viel zu wenig, der portugiesische Norder setzt oft erst nachmittags ein. Noch viel unangenehmer, als die Hafen- und Windbedingungen sind die iberischen Orcas, die seit 2020 vermehrt Segelboote angreifen und die Ruderblätter zerstören. Mehrere Boote sind gesunken, viele Boote müssen abgeschleppt und repariert werden – entspanntes und genussvolles Segeln ist anders 🙁 . Wir sind froh, als wir die Algarve ohne Orcasichtung – oder -angriff erreichen. Hier ist es uns allerdings viel zu heiß 😉 . In Faro überwintert unsere Ruby Tuesday mal nicht im Wasser, sondern hoch und trocken bei Bruces Boatyard.

Und dann müssen wir in diesem Jahr entscheiden, wie wir zurück nach Holland segeln, denn weiter in die Karibik wollen wir nicht – wieder an der nicht so sympathischen portugiesischen Küste entlang, die Biskaya überqueren oder aussegeln – und das alles immer mit der Gefahr eines Orcaangriffs, oder über Porto Santo, Madeira und Azoren zurück in den Englischen Kanal – das wäre für mich ein schöner Abschluss unseres Ausflugs nach Süden 😉 . Wir haben beide keine Lust auf Hafenhopping und Orcas, würden aber doch gerne mal wieder längere Schläge segeln, die wir im letzten Jahr nicht hatten. Also bereiten wir uns auf die Rückkehr über Madeira und die Azoren vor.

Nachdem wir die Algarve und damit auch das Orcagebiet verlassen haben, genießen wir den 475sm-Törn nach Porto Santo, der kleinen vorgelagerten Insel von Madeira. Porto Santo gefällt uns sehr, auch Madeira genießen wir in vollen Zügen – ein Wanderparadies und landschaftlich wunderschön. Auch die 476sm zur südlichen Azoreninsel Santa Maria sind entspannt. Das Segeln zwischen den Azoreninseln ist nicht immer einfach, die Häfen sind oft voll und ankern geht nur an wenigen Stellen. Trotzdem faszinieren uns die Azoren – jede Insel ist anders, das Klima ist wie für uns gemacht, die Menschen sind unglaublich freundlich und hilfsbereit. Wir wären gerne länger dort geblieben, aber ein passendes Wetterfenster für die 1.280sm Richtung Englischen Kanal zu finden, ist nicht einfach, zumal eine Wettervorhersage für 10 Tage nicht möglich ist. Wir möchten Anfang August zurück am Ijsselmeer sein und starten mit einem nicht ganz optimalem Wetterfenster am 14.07.2023 nach Nordosten. Konstanter Wind aus SW wäre schön gewesen, wir haben meistens Wind aus NW oder N, mal weniger, aber auch ein paar Tage mal mehr. Auch aus W und SW bläst es drei Tage mal mehr und mal weniger. Eigentlich ist es eine angenehme Überfahrt, von den Tagen mit Starkwind, egal ob von vorne oder von hinten mal abgesehen. Dennoch haben wir festgestellt, dass wir uns auf solch langen Seestrecken, auf denen wir mit jedem Wetter rechnen müssen und jedem Wetter ausgeliefert sind, nicht wohlfühlen. Die Wellen sind teilweise so hoch – egal ob von hinten, von der Seite oder von vorne, dass es für uns unvorstellbar ist, wie wir bei einem Notfall in unsere Rettungsinsel einsteigen können. In der Theorie haben wir uns natürlich alle Szenarien ausgemalt – in der Praxis sieht es dann doch schon etwas anders aus. Um eine Erfahrung reicher kommen wir nach 10 Tagen auf den Isles of Scillys an – fast schon unser Heimatrevier 😉 . Aber auch hier spielt das Wetter verrückt – ein Tief jagt das nächste und wir segeln zwischen den Tiefs mit viel Wind und Welle, diesmal aber aus der richtigen Richtung 😉 , mit einem kurzen Stopp in Dünkirchen zurück in’s Ijsselmeer.

Damit schließt sich der Kreis unserer kleinen Ostatlantikrunde und unsere Wünsche, von Ost nach West und vielleicht ein bisschen nach Süd zu segeln, sind nach 11 Jahren Langzeitsegeln  in Erfüllung gegangen 🙂 . Natürlich werden wir auch weiter segeln, aber wir haben keine Pläne oder Ziele, die wir uns erfüllen wollen. Es war überall schön und wir würden sofort fast überall wieder hinsegeln – wir lassen es im nächsten Jahr auf uns zu kommen und Wind und Wetter entscheiden, wohin die Reise geht 🙂 . Wir lieben das Leben an Bord – aber auch zu Hause ist es schön. Deshalb werden wir wohl auch nicht mehr so lange unterwegs sein.

Unser Logbuch mit den Segel- und Reiseberichten mit unserer Ruby Tuesday werden wir hier beenden. Es ist eine schöne Erinnerung an unsere Segeltörns, die aber auch sehr zeitintensiv und mit viel Arbeit verbunden ist – Zeit, die wir manchmal gerne anders verbracht hätten. Und wiederholen wollen wir uns ja auch nicht 😉 .

Und wie immer ein paar Zahlen zum Schluss:

Unterwegs waren wir vom 11.04.2023 bis 04.08.2023 und haben 3.160 sm im Kielwasser. Von den 124 Tagen, die wir auf Porto Santo, Madeira, den Azoren und zurück nach Holland unterwegs waren, sind wir an 49 Tagen gesegelt, an 75 Tagen lagen wir vor Anker oder im Hafen. Nachtfahrten hatten wir in diesem Jahr 20. Im Ijsselmeer sind wir noch an 15 Tagen 263 sm ziemlich entspannt gesegelt.

 

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