Calheta/Madeira – Santa Maria/Azoren

Montag, den 22.05.2023 – Donnerstag, den 25.05.2023
NNE-N-NE 3-5 Bft – 476sm – 79h 55min – Ø 6,0kn – gesamt 1.049sm

Madeira – Santa Maria/Azoren

Das Wetterfenster passt immer noch – für die vier Tage, die wir für die Überfahrt einplanen, soll der Wind überwiegend aus NNE-NE mit 4-5 Bft kommen. Die Wellen sind anfangs mit 2,90 Meter vorhergesagt, sollen dann aber bis auf 2 Meter abnehmen. Das wird ein schöner und wohl auch schneller Am-Wind-Kurs 🙂 . Wir müssen nur schnell genug sein, damit uns die Flaute, die sich von Madeira zu den Azoren ausbreitet, nicht einholt.

Die Stimmung ist gut, konzentriert und auch angespannt – man weiß immer erst am Ziel, dass alles geklappt hat. So checken wir noch mal unsere Ruby Tuesday durch, erledigen alle erforderlichen Handgriffe, bezahlen bei der immer noch unfreundlichen Dame in der Rezeption die Liegegebühren und legen ab – schön, dass es wieder ein Stück weitergeht.

Im Windschatten von Madeira ist der Wind unstet – mal mehr aus NW, dann aus N und auch mal aus NNE. Böig ist es, was sich am westlichen Kap von Madeira, an der Ponta do Pargo logischerweise noch verstärkt. Bis dahin kommen uns die Wellen entgegen, der Wind wechselt in Richtung und Stärke.

Nachdem wir Madeira ein gutes Stück achteraus haben, pendelt sich der Wind auf NNE und 5 Bft ein, Dünung und Wellen sind wie angesagt recht hoch und ruppig. Wir nehmen viel Wasser über und nicht nur einmal stechen wir mit dem Bug in die Wellen. Mit dem 2. Reff im Großsegel und auf 100 Prozent gereffter Genua segeln wir gut und schnell, die Bewegungen an Bord sind allerdings eher sportlich. Die Wellen schubsen uns hin und her, wenn wir uns nicht mit mindesten einer Hand festhalten.

Warm ist es und sonnig 🙂 . Die Sonne geht rot im Atlantik unter und der zunehmende Mond schenkt uns auf dieser Überfahrt ein bisschen Licht. Dadurch ist die Nacht nicht ganz so dunkel und man hat nicht das Gefühl mit mehr als 7kn in eine dunkle Wand zu segeln. Und der Sternenhimmel ist auch diesmal eine Wucht 🙂 .

Sonnenuntergang

Tiere sehen wir unterwegs nicht – keine Wale, keine fliegenden Fische und auch keine Vögel – bis auf einen blinden Passagier, der sich ein paar Stunden bei uns an Bord ausruht und dabei einige Hinterlassenschaften auf unserem Deck läßt.

Blinder Passagier auf der Rettungsinsel

Erst kurz vor Santa Maria queren Delfine unser Fahrwasser – immer wieder schön 🙂 . Nachts leuchten grüne Algen in unserer Bugwelle – auch das ist immer wieder faszinierend, vor allem, wenn sie auch in der Toilettenschüssel glitzern 😉

Sonnenaufgang

Ab Mitte der ersten Nacht beruhigen sich die Wellen ein bisschen – das macht das Segeln auf jeden Fall schon viel angenehmer. Nach dem Sonnenaufgang haben wir auch nur noch gute 4 Bft, manchmal 5 Bft  aus NNE, gegen Mittag reffen wir die Genua aus. Es wird fast gemütlich – unsere Ruby Tuesday segelt fast aufrecht, aus den konfusen Wellen ist eine hohe Dünung geworden – der Atem des Atlantiks 😉 . Die Dünung hebt uns an, läuft unter uns durch und setzt uns sanft wieder ab – so gefällt uns das 😉 . Erst am letzten Tag nimmt der Wind noch weiter ab, die Flaute kommt uns näher. Aber die Bedingungen sind immer noch so, dass wir bis vor den Hafen von Vila do Porto segeln können. Ohne besondere Vorkommnisse sind wir gut auf Santa Maria angekommen. Auch diesmal haben wir von unseren Kindern und Michaela regelmäßige Wetterinformationen erhalten – vielen Dank für die Unterstützung 🙂 .

Santa Maria in Sicht

Vila da Porto

Im Hafen wird die Mole verstärkt

Einfahrt in die Marina – auch hier wird gearbeitet

Wir machen an einem Kopfsteiger fest und melden uns beim Hafenmeister an – sehr freundlich und hilfsbereit und er spricht fließend deutsch! Der Hafen ist nicht voll, wir können uns eine freie Box aussuchen.

Durch den vielen Wind am Anfang der Überfahrt haben wir nach 24 Stunden ein Etmal von 150sm, das 2. Etmal ist 147sm und das 3. Etmal wegen des abnehmenden Windes nur noch 138sm – das ist nicht schlecht 😉 .

Auch wenn die Überfahrt insgesamt entspannt war, so war doch zumindest der erste Tag mit den hohen, konfusen Wellen und dem vielen Wasser, das wir übergenommen haben, für das Material belastend. In den letzten Jahren hatten wir solche Bedingungen nicht, da waren wir froh, wenn wir überhaupt Wind zum Segeln hatten, bzw. sind wir bei zu viel Wind und zu hoher Welle gar nicht erst ausgelaufen.

Unsere festeingebauten Fenster im Salon sind leider nicht ganz dicht – keine Rinnsale, aber doch einige Tropfen (steter Tropfen höhlt den Stein 😉 ) haben dafür gesorgt, dass unser Azoren Reiseführer und ein paar Prospekte von den Azoren teilweise nass geworden sind 🙁 . Mit ein paar Putztüchern konnten wir die Sintflut stoppen und den Rest der Bücher retten 😉 . Auch der Stopfen für die Lüftung in der Salonluke ist nicht ganz dicht – auch hier mussten Tücher her, um das Salzwasser aufzufangen. An noch ein, zwei anderen Stellen tropfte etwas Salzwasser aus Schraubverbindungen o.ä. – so ganz genau findet man trotz intensiver Suche ja leider nicht immer heraus, wo das Boot undicht ist. Auch im Vorschiff haben wir wieder Wasser – woher? Dem müssen wir morgen mal auf den Grund gehen. Eigentlich sind das alles Kleinigkeiten, gravierende Schäden ganz bestimmt nicht, aber trotzdem ärgerlich.

Wir blenden das jetzt erst mal aus, gönnen unserer Ruby Tuesday eine ausgiebige Süßwasserdusche und freuen uns auf die nächsten Wochen auf den Azoren 🙂 .

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