Die ersten Eindrücke von Madeira

Donnerstag, den 27.04.2023

Um dem Strom der Wanderer zur Ponta de São Lorenço zu entgehen, mache ich mich schon sehr früh auf den Weg zum Einstieg in den Wanderweg – das ist von der Marina nicht weit, nur ein kleines Stück an der Straße entlang.

Islas Desertas im Morgenlicht

Es ist noch dunkel, als ich losgehe, aber hell genug, als ich am Wanderweg ankommen. Es stehen schon reichlich Autos auf den Parkplätzen – das hätte ich so nicht erwartet. Wanderer sehe ich nicht, aber auf einem Berg mit Aussichtspunkt stehen jede Menge Leute mit Fotoapparaten bewaffnet, die auf den Sonnenaufgang warten – die waren noch früher unterwegs 😉  .

Frühaufsteher – alles für das perfekte Foto 🙂

Ich mache mich auf den Weg über diese wildromantische Landzunge, die so gar nicht an die Wälder, Blumen, Schluchten mit Wasserfällen und lieblichen Tälern erinnert, sondern eher an das karge Porto Santo. Ganz alleine bin ich dann doch nicht – weit vor mir sind noch drei Wanderer zu dieser frühen Zeit unterwegs.

Sonnenaufgang in der Baia d´Abra

Baía d´Abra

Obwohl die Ponta de São Lorenço unglaublich karg ist, scheinbar nur aus Felsen oder rotem Sand besteht, wachsen hier die verschiedensten Blumen – irgendwie finden sie am Wegesrand ein kleines Fleckchen zum Überleben. Auch die sanfteren Hügel sind grün bewachsen – vermutlich färbt sich die Wiese im Sommer eher gelb-braun.

Der Wanderweg ist gut ausgebaut und an fast allen Stellen mit Seilen gesichert- es geht mal rauf, dann wieder runter und wieder rauf – nur das letzte Stück bis zum Gipfel ist ziemlich steil. Der Ausblick auf die schroffe Nordküste ist ebenso faszinierend, wie der Blick auf die Baía d´Abra und die im morgendlichen Dunst liegenden Inseln Ilhas Desertas.

Gleich am ersten Aussichtspunkt auf die Nordküste staune ich nur noch – die aufgehende Sonne färbt die Steilküste in einen warmen Rotton. Eine Bucht ist von einer korallen- bis dunkelroten vulkanischen Felswand umrahmt, durch die sich schwarze Basaltstränge ziehen – das alles vom Sonnenaufgang ganz besonders beleuchtet.

Vom Wanderweg hat man einen fantastischen Blick hinunter auf das von Felsen umgebene vollkommene Halbrund der Baía d´Abra mit dem tiefblauen Wasser. Die Landzunge ist so schmal, dass man immer wieder gleichzeitig einen Blick auf beide Seiten hat – eine schöner, als die andere. Ganz besonders beeindruckend ist ein schmaler Grad, über den der Wanderweg führt und an dem es zu beiden Seiten senkrecht nach unten geht. Kurz bevor es zum Endspurt auf den Gipfel geht, liegt in einer sanften, flachen Mulde unter Plamen die Casa do Sardinha – wie eine kleine Oase, nur leider noch geschlossen.

Sonnenaufgang

Das letzte Stück zum Gipfel hat es noch mal so richtig in sich – ein steiler, schmaler Weg, ziemlich ausgetreten, an beiden Seiten mit Drahtseilen, die nicht immer wirklich fest montiert sind, gesichert. Aber der Ausblick, egal in welche Richtung ist einfach nur grandios 🙂 .

Auf dem kleinen Gipfelplateau sind schon fünf andere Wanderer – damit ist der Gipfel schon fast wegen Überfüllung geschlossen 😉 . Und die nächsten Wanderer sind im Anmarsch – auf dem Rückweg kommen mir jetzt doch immer mehr Wanderer entgegen.

Eine der Wandergruppen, die mir entgegenkommen

Blick auf die Ponta de São Lorenço aus der anderen Richtung

Das war eine tolle erste Wanderung mit fantastischen Ausblicken und als Highlight der Sonnenaufgang mit den schönen Farben noch obendrauf. Von den Temperaturen war es so früh am Morgen noch vollkommen ok, später ist es sicherlich recht heiß, denn Schatten gibt es auf der Ponta de São Lorenço nicht.

Ponta de São Lorenço

 

Mittags fahren wir mit dem Bus nach Funchal – eine abenteuerliche Fahrt „über die Dörfer mit Halt an jeder Milchkanne“ 😉 . Der Bus fährt nicht über die großen, ausgebauten Straßen mit den vielen Tunneln, sondern nimmt die alten Landstraßen, die steil, eng und kurvig sind. Frei nach dem Motto „wer bremst, ist feige“ ist der Busfahrer sehr sportlich unterwegs und schnibbelt immer wieder gerne die eine oder andere Kurve – vermutlich fährt er heute nicht zum ersten mal und weiß, was er tut 😉 .

Funchal

Im Vergleich zum ruhigen und beschaulichen Quinta do Lorde tobt in Funchal das Leben. Wir bummeln durch die Markthalle mit ihren prächtigen Blumen im Innenhof, den kunstvoll aufgeschichteten Obstsorten an den Verkaufsständen und den Blumenverkäuferinnen in ihren Trachten.

Innenhof der Markthalle

Vitamine …

… Kräuter

Natürlich gucken wir uns auch die Marina an, doch so ganz überzeugt sie uns nicht. Die Marina liegt unterhalb der Hauptstraße, ist ziemlich voll und es wird gerade an einer Erweiterung oder Verbesserung der Anlage gebaut – die Baustelle ist mit Metallwänden von der Marina abgeschirmt, aber schön ist es hier nicht. Zwei Kreuzfahrtschiffe liegen im großen Hafen – jeden Tag immer wieder andere 😉  . Der Vorteil der Marina in Funchal ist, dass man hier sehr zentral vor einer schönen Altstadt liegt mit Busanbindungen in alle Gegenden von Madeira – das nutzen wir vielleicht noch, wenn wir auf ein Wetterfenster zur Überfahrt zu den Azoren warten.

Marina in Funchal

Wir lassen uns durch Funchal treiben – trinken im Parque de Santa Catarina im Schatten oberhalb des Hafens Zitronenlimonade, bummeln über die Avenida Arriaga und sehen den Blumenfrauen zu, die auf den Gehwegen Blumenteppiche stecken.

Blumenteppich – schon fertig

Hier wird noch gearbeitet

Auf Madeira ist gerade das Blumen-Festival – entsprechend ist die Altsadt mit Blumen geschmückt. Junge Frauen in prächtigen Kleidern tanzen auf den Wegen und lassen sich gerne fotografieren. Am Sonntag ist der große Umzug des Blumen-Festivals.

Blumen-Festival in Funchal

Durch die engen Gassen der Altstadt laufen wir noch ein Stück bis zur Bushaltestelle und freuen uns auf einen ruhigen Abend an Bord unserer Ruby Tuesday. Das war ein ziemliches Kontrastprogramm heute und so viel Trubel ist ganz schön anstrengend 😉 .

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