Eine Woche Porto Santo

Mittwoch, den 19.04.2022 – Sonntag, den 23.04.2023

Wir bleiben an der Mooring liegen, gelegentlich wird ein Platz in der Marina frei, aber das bekommen wir immer zu spät mit, da wir viel unterwegs sind. An der Mooring liegen wir gut – es bläst uns immer ein frischer Wind um die Nase. An zwei Tagen, an denen der Wind und die Dünung aus SW kommen und etwas Bewegung im Vorhafen ist, schaukeln wir nicht nur sachte vor uns hin 😉 .

Im Vorhafen an der Mooring

Egal, ob man im Vorhafen ankert oder an einer Mooring festmacht, kostet die Liegegebühr pro Nacht 6,76 € für uns. Dafür dürfen wir kostenlos die neuen Duschen benutzen, unseren Abfall entsorgen und unser Dinghi am Steg fest machen 🙂 .  Auch die Preise für das Liegen in der Marina sind sehr moderat – 24,95 € pro Nacht, 134,50 € für einen Monat. Ab der sechsten Nacht rechnet sich das auf jeden Fall 🙂 .

Viele Segler liegen hier schon recht lange und warten auf ein Wetterfenster, um weiter zu segeln. Entweder zu den Kanaren, zum Festland, oder zu den Azoren. Manche Segler sind auch einfach hier hängen geblieben – vermutlich weil es hier schön und günstig ist.

Leider liegt die Marina ca. 1,5 km vom Hauptort der Insel – Vila Baleira – entfernt. Das sind keine besonders schönen Kilometer, an einer Straße, in der Sonne ohne Schatten – also kein Genuss, sich zum Ort zu bewegen. Da haben wir schon manchen neidvollen Blick auf die Segler geworfen, die ihr Elekro-Mini-Bord-Rad aus dem Schiff holen und nach Vila Baleira sausen 😉 . Bisher haben wir auf keinem Törn Bordfahrräder vermisst, aber selbst wenn wir sie gerne an Bord hätten, wir haben einfach keinen Platz dafür. Aber hier würden wir sie schon gerne nutzen – hilft nichts, wir laufen die Strecke hin und auch wieder zurück.

Man könnte auch über den Strand nach Vila Baleira laufen – könnte wohl nasse Schuhe geben 😉

Porto Santo ist die kleine Schwester oder auch die Badeinsel von Madeira – hier gibt es auf der Südseite einen ca. 9 km langen goldgelben Sandstrand, geformt wie eine Sichel, mit dem Hauptort Vila Baleira in der Mitte. Obwohl Porto Santo vulkanischen Ursprungs ist, gibt es am Strand eine schöne Dünenlandschaft.

Eingerahmt wird der Strand im Osten von der Felseninsel Ilhéu de Cima, im Westen von der Ilhéu de Baixo. Das Wasser schimmert in der Sonne türkis-grün-blau – einfach wunderschön.

Alter Anlegesteg, jetzt nicht mehr in Betrieb – die Jugend nutzt ihn zum Turmspringen

Sandstrand, soweit dasAuge reicht

Das Hinterland ist hügelig, es gibt auch einige Berge mit schönen Wanderwegen. Die Landschaft ist wegen der fast das ganze Jahr anhaltenden Trockenheit gelb-braun verbrannt und sehr karg. Nur im Winter regnet es gelegentlich ein bisschen, was aber nicht aussreicht, Landwirtschaft im größeren Umfang zu betreiben. Im Norden und Osten von Porto Santo kann man auf den kargen Hügeln und in den Ebenen aufgegebene terrassenartige landwirtschaftliche Flächen, die mit den so typischen Mauern eingefasst und abgestützt sind, sehen. Trotz der Trockenheit findet man immer wieder an Stellen, an denen man es nicht erwartet, schöne Blumen.

Vertrocknete landwirtschaftliche Flächen mit Mauerresten

„Toblerone-Berg“ auf Porto Santo – Pico Castelo

Wunderschön und wirklich beeindruckend sind die Felswände, Steilküsten und die durch Erosion tief in die Hügel eingeschnittenen Schluchten – sie strahlen in allen Rot-, Ocker- und Gelbtönen.

Ein beeindruckendes Fabenspiel

So schön und beeindruckend das Farbenspiel ist, um so erschreckender sind die Spuren, die die Erosion hinterläßt – Wanderwege an den Klippen, die es fast schon nicht mehr gibt, weil das Gestein weggespült bzw. weggeweht wird. Oder Wanderwege in den Hügeln, die vom Regenwasser im Winter tief ausgehöhlt werden. Alles bedingt auch durch die Abholzung der Wälder in längst vergangenen Zeiten. Aber es wird aufgeforstet und das auch ganz erfolgreich – sicherlich eine sehr mühselige Arbeit, aber man kann sehen, wo schon wieder Wald wächst 🙂 .

Es ist warm, aber nicht heiß – dafür sorgt auch der beständige leichte Wind. Die Berge sind nicht hoch genug, als dass sich die Wolken daran stauen und abregnen – die ziehen dann nach Madeira weiter 😉 .

Wir verbringen schöne und ausgefüllte Tage auf Porto Santo, bummeln durch die schöne Altstadt von Vila Baleira, machen mit einem offenen Touristenbus eine Inselrundfahrt und nehmen uns einen Leihwagen, um die Insel in unserem Tempo zu erkunden. Ein paar kürzere Wanderungen mache ich auch – fantastisch sind die Ausblicke über die Insel und auf die Gesteinsformationen mit der Brandung an den Steilküsten 🙂 . Natürlich kommt das leibliche Wohl auch nicht zu kurz – hier kann man wunderbar Fisch essen 🙂 .

Mittwoch, den 19.04.2023

Nachdem wir am Mittwoch Morgen einklariert haben – am Dienstag war das Hafenbüro schon geschlossen – laufen wir den langen, schnurgeraden Weg nach Vila Baleira und lassen uns durch die nette Altstadt mit den vielen kleinen Parks, alten Häusern, engen Gassen und vielen Cafés und Restaurants treiben. Obwohl noch keine Hauptsaison ist, ist hier schon jede Menge Leben. Jeden Morgen spuckt die Fähre, die von Madeira herüber kommt, Tagesgäste und Urlauber aus – die genießen so wie wir auch das schöne Wetter und die nette Atmosphäre hier.

Altes Rathaus mit Drachenbäumen seitlich des Portals

Die modernere Seite von Porto Santo – das neue Rathaus und das Kultur- und Veranstaltungszentrum

Den Nachmittag verbringen wir in der Strandbar „Pé na Água“ bei Sangria – so läßt es sich aushalten, da kommen schon richtig Urlaubsgefühle auf 😉 .

„Pé na Água“

Donnerstag, den 20.04.2023

Genauso gerne wie ich segle, wandere ich auch 🙂 . Also geht´s heute recht früh zu einer kleinen Wanderung los, damit ich nicht allzuviel von der Mittagshitze abbekomme. Direkt am Hafen starte ich zu einer schönen Rundwanderung. Es geht unterhalb der steilen Felsen entlang auf einem schmalen, manchmal nicht mehr vorhandenen Klippenweg.

Wanderweg östlich des Hafens

Gleich am Anfang warnt ein großes Schild vor Steinschlag und weist darauf hin, dass man hier nur auf eigene Gefahr herlaufen darf – so viel Portugiesisch verstehe ich tatsächlich, hindert mich aber nicht, weiter zu laufen 😉 .

Felsen an der Ostküste von Porto Santo

Tunnel mit Durchblick – ob der wirklich nur für die Wanderer gebaut wurde?

Bis zu einem kurzen Tunnel ist der Weg schmal und manchmal etwas anspruchsvoller mit tollen Aussichten. Hinter dem Tunnel eröffnet sich dann der Blick auf die beeindruckenden Felsformationen mit der Brandung auf der Ostseite von Porto Santo. Ab hier ist der Weg breit, der Ausblick auf die Klippen ist klasse und tatsächlich komme ich an Dünen, die bis auf den Weg reichen, vorbei – unglaublich 😉 .

Brandung an der Ostküste mit der Insel Ilhéu de Cima im Hintergrund

Dünen zwischen den Felsen

Gesteinsformationen am Wegesrand

In der Bucht Porto dos Frades liegt gut getarnt eine alte Kalkfabrik mit Ofen. Von hier aus geht es leider über die Landstraße hoch zum Aussichtspunkt Miradouro Portales, von wo man einen fantastischen Blick auf den darunterliegenden Hafen und über den langen Sandstrand bis nach Ponta da Calheta, dem westlichen Ende von Porto Santo, hat.

Hafen von Porto Santo

9 km Sandstrand bis nach Calheta

Von den drei für Porto Santo typischen Windmühlen steht nur noch das Fundament – der Rest ist gerade auf Madeira und wird dort restauriert.

Eigentlich sollten hier die drei Windmühlen stehen

Vom Aussichtspunkt führt der Wanderweg recht steil über zum Teil ziemlich ausgewaschene Wege runter zum Hafen. Eine schöne erste Wanderung – nicht zu lang, nicht zu kurz und auch nicht anspruchsvoll 🙂 .

Ausgewaschener Wanderweg

Wanderung entlang der Sandsteinformationen der Serra Fora

Unser Touribus für die Inselrundfahrt

Am Nachmitag machen wir eine Inselrundfahrt mit einem offenen Touribus zu einigen Highlights der Insel. Am Ponta Calheta stoppen wir – hier können wir ganz wunderbar die ausgeprägte Dünenlandschaft von Porto Santo bestaunen. Der nächste (Foto)Stop ist an der imposanten Steilküste im Norden der Insel bei Fonte de Areia – zur inzwischen versiegten Quelle laufen wir erst am nächsen Tag runter. Dann fährt uns der Bus über abenteuerlich steile Straßen, die nicht mehr asphaltiert sind hoch zum Pico Castelo, dem „Toblerone-Berg“. Auch von hier haben wir einen tollen Ausblick über Porto Santo. Der letzte Stopp ist am Miradouro Portales, an dem ich heute morgen schon auf meiner kleinen Wanderung vorbeigekommen bin – die Aussicht ist immer noch sehr schön 😉 .

Busrundfahrt

Freitag, den 21.04.2023

Für zwei Tage haben wir uns ein Auto gemietet. Bis auf den Tag unserer Ankunft auf Porto Santo, an dem es etwas bedeckt war, hatten wir bisher nur Sonnenschein. Heute regnet es hier tatsächlich – unglaublich 😉 . Erst gegen Mittag reißt der Himmel auf und die Sonne scheint wieder.

Das nicht so gute Wetter hält uns aber nicht davon ab, zum Aussichtspunkt Miradouro das Flores am westlichen Ende von Porto Santo zu fahren. Die Zufahrt ist abenteuerlich, der Weg besteht aus hart gefahrenem Sand, nicht aus Schotter und schon gar nicht aus Asphalt. Aber der kleine Fiat 500 macht seine Sache gut – wir kommen rauf und auch wieder runter.

Vom Aussichtspunkt hat man einen tollen Ausblick auf die Insel Ilhéu de Baixo, die unter Naturschutz steht und in der Vergangenheit mal zu Porto Santo gehörte, bevor sie von der fortschreitenden Erosion abgespalten wurde.

Insel Ilhéu de Baixo

Felsformationen unterhalb des Aussichtspunktes

Aussichtspunkte sind einfach toll – wir fahren zum nächsten Aussichtspunkt Miradouro do Furado Norte mit Blick auf die Insel Ilhéu de Ferro. Mindestens genauso schön wie der Blick vom Aussichspunkt ist der Weg dorthin durch das Gebiet Morenos. Hier kann man sehr deutlich die Bemühungen des Wiederaufforstens sehen – eine große Fläche geschützt gegen den Wind hinter Zäunen aus Bambusrohr.

Insel Ilhéu de Ferro

Das eigentliche Highlight ist aber ein Stück Küstenfelsen aus rissigen vulkanischen Gängen auf dem Weg zum Aussichtspunkt. Erst mal sieht man nur rot und staunt 😉 . Diese Gesteinsgänge bezeugen die verschiedenen Phasen des magmatischen Aufstiegs der unterschiedlichen Etappen der vulkanischen Aktivitäten auf Porto Santo (so steht es auf der Hinweistafel – wir glauben das dann mal 😉 ). Wie auch immer – es sieht grandios aus!

Zum Gebiet Morenos gehört auch eine kleine Taverne mit Picknickplätzen, Grills und terrassenartig angelegenten Blumenbeeten – eine sehr schöne Anlage, die heute aber geschlossen ist. Wir setzen uns und genießen mit schönem Ausblick unser Mittagsbrot :-).

Eine kleine Wanderung passt auch heute noch – rund um den Pico de Ana Ferreira mit seinen unregelmäßigen, prismatischen Basaltformationen, die durch langsame Erstarrung von Magma tief im Inneren des Vulkanschlots entstanden sind, führt der Weg. Los geht es bei den Organ Pipes.

 

Den Aufstieg zum Aussichtspunkt Pedreira verpasse ich wohl, ich versuche über einen schmalen Pfad zum Gipfel zu kommen, das gebe ich aber auf, nachdem es nur noch auf allen vieren vorwärts geht. Die Aussicht über den Golfplatz ganz in frischen Grün und die umliegenden sonnenverbrannten gelben Felder ist auch so schon kontrastreich genug.

Unser nächstes Ziel ist die Quelle Fonte de Areia. Wir laufen den steilen Weg zwischen tollen Felsformationen zur Quelle, stoßen aber bald auf einen LKW und Arbeiter, die viel Bambus- und anderen Grünschnitt, der rechts und links des Weges aufgeschichtet ist, aufladen. Hier wurde wohl lange Zeit alles vernachlässigt, auch das eigentlich schöne Gelände mit Picknickfläche und Grills, auf dem das Quellhaus steht. Wir haben schon an vielen Stellen auf Porto Santo gesehen, dass für den Tourismus aufgerüstet wird – vermutlich wird auch hier wieder alles „schön“ gemacht. Die Tourismusbranche ist ein aufstrebender Wirtschaftszweig auf Porto Santo. Wie auch immer, eigentlich ist es auch so ein schöner und etwas verwunschener Ort.

Das etwas verwahrloste Gelände mit dem Quellhaus

Ein schöner Ort – Quelle Fonte de Areia

Zum Abschluss des Tages gehen wir in Camacha, einem kleinen Dorf in den Hügeln, sehr gut essen. Das Restaurant „Grill Torres“ ist urig, gemütlich, ein bisschen schräg, aber das Essen und der Wein von Porto Santo sind vorzüglich 🙂 .

Freitag, den 21.04.2023, Autotour in blau, Wanderung in rot

Samstag, den 22.04.2023

Auch heute sind wir mit dem Leihwagen unterwegs. Porto Salemas, natürliche Badepools, in denen man bei Niedrigwasser schwimmen kann, wollen wir uns ansehen und auch Baden gehen – das Schwimmzeug ist eingepackt 😉 . Was wir nicht wissen, ist, dass wir, um in die Bucht zu kommen, erst mal einen sehr steilen, schottrigen Sandweg runterlaufen müssen. Der Weg wird gerade neu angelegt, ein Bagger ist noch bei der Arbeit.

Hier wird der Weg neu angelegt

Bagger bei der Arbeit

Da wollen wir runter – Badepools Porto Salema

Der Blick von oben in die Bucht ist grandios! Mit dem Baden wird es aber nichts, die Brandung ist dafür heue viel zu stark. Die Wellen brechen sich an den Klippen und schwappen mit Macht in den Pool. Dennoch ist das Schauspiel faszinierend, immer höher steigt das Wasser, immer heftiger bricht sich die Brandung an den Klippen.

Badepools mit natürlichem Badeschaum 😉

Nachdem wir den steilen Weg auch wieder hochgelaufen sind, fahren wir weiter zum Wanderparkplatz, an dem der Wanderweg zum Pico Branco e Terra Cha startet.

Auch dies ist wieder eine eher kleine, aber dafür um so faszinierendere Wanderung mit Ausblicken über Porto Santo und die Steilküste – davon kann man eigentlich nicht genug bekommen 😉 .

Los geht´s

Erst geht es parall zum Berghang, durch prismatische Felsformationen, durch die der Weg selbst gehauen wurde und die deshalb auch „Gebrochener Fels“ genannt werden.

Parallel zum Hang …

… durch den „Gebrochenen Fels“

Dann geht es im Zick-Zack recht steil auf den Pico Branco – der Weg ist durch einen Holzzaun sehr gut gesichert. Ein Stück zurück und es folgt ein Abzweig zum Terra Cha – auch hier wieder mit einem tollen Ausblick auf die östliche Steilküste von Porto Santo.

Blick auf den Pico do Fancho – höchster Berg von Porto Santo

Ostküste

Nordküste

In der Strandbar „Pé na Áuga“ essen wir heute „Fishrice with Shrimps“ – super lecker.

Samsag, den 22.04.2023, Autotour in blau, Wanderung in rot

Von Porto Santo haben wir eine ganze Menge gesehen, die Wanderungen waren schön, wenn auch nicht besonders lang. Es gibt noch zwei längere Wanderungen, aber die Landschaft ähnelt sich doch sehr – ein Tag Pause an Bord ist auch nicht schlecht. Die vielen Fotos müssen gesichtet und sortiert werden und der Blog wartet auch darauf, geschrieben zu werden 😉  .

Am Montag wollen wir weiter nach Madeira – viel Wind ist nicht, aber wir haben ja Zeit 🙂 .

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