Albufeira – Porto Santo

Samstag, den 15.04.2023 – Dienstag, den 18.04.2023
NNW-W-SW-NNW-N-NNE-NE-N 3-6 Bft – 475sm – 79h – Ø 6,0kn – gesamt 507sm

Albufeira – Porto Santo

Die Wetter- und Windvorhersage für unseren Törn nach Porto Santo passt immer noch gut – Wind aus NW – NE, meistens 5 Bft, teilweise auch 6 Bft und Wellen um 2,50 Meter, max. 2,90 Meter. Das sollte ein entspannter Schlag nach Porto Santo werden 🙂 . Unsere Ruby Tuesday und wir sind gut auf den Törn nach Porto Santo vorbereitet.

Um 09:00 Uhr geht´s los, wir stoppen kurz am Gästeponton, um im Marina-Büro auszuchecken, dann sind wir auch schon unterwegs.

Auf geht´s nach Porto Santo

Die Sonne scheint, es ist warm und in der Landabdeckung der Algarve bläst der Wind sehr moderat mit 4 Bft aus NNW. Wellen haben wir – noch – nicht 😉 . Nur unter Genua segeln wir Porto Santo entgegen.

Angespannt sind wir wegen der Situation mit den iberischen Orcas, die immer noch Segelboote angreifen und deren Ruderblätter anknabbern. Warum die Orcas das machen, weiß immer noch keiner, keiner kann sagen, wie man sich im Falle eines Angriffs richtig verhält und wie man die Orcas vielleicht vertreiben kann. Die Empfehlungen gehen von „Segel runter, Motor und alle elektronischen Geräte aus und Abwarten“ über „rückwärtsfahren“, „laute Geräusche machen“ bis hin zu „Unterwasserböller zünden“ oder „Sand in die Blaslöcher der Orcas streuen“. Alles soll schon mal geholfen haben, die Orcas zu vertreiben, bei allen versuchten Möglichkeiten sind aber auch schon Segelboote beschädigt worden.

Wir haben uns für eine andere Lösung entschieden – wir schleppen einen sogenannten WalPal hinterher, der für uns nicht hörbare Töne abgibt, die den Orcas unangenehm sind und sie deshalb auf Abstand halten sollen. Auch diese Mothode ist nicht unumstritten, mal erfolgreich, mal aber auch nicht. Wir hoffen jedenfalls, dass wir unbeschadet aus der Orca-Zone rauskommen. Aus diversen APPs, WhatsApp-Gruppen und Facebook wissen wir, dass die letzten Angriffe vor zwei Tagen in der Straße von Gibraltar stattgefunden haben – also erst mal weit entfernt. Die Orcas können allerdings auch bis zu 100sm an einem Tag zurücklegen – da hilft die momentan weite Entfernung auch nicht weiter. Vermutlich ist es einfach Glück, ob man von den Orcas attakiert wird oder nicht – zur falschen Zeit am falschen Ort oder besser zur richtigen Zeit am richtigen Ort – nur wer weiß, wo der ist 😉 .

Wir haben Glück und kommen ohne Orca-Sichtungen oder Orca-Angriffe nach Port Santo 🙂 .

Gegen Mittag schläft der Wind erst ein und dreht dann auf SW – das kommt in keiner Windvorhersage vor. Wir motoren vielleicht 10 Minuten, dann dreht der Wind auf W-NW zurück, nimmt wieder auf 3 Bft zu und wir setzen unser Großsegel. So kommen wir gut voran. Am frühen Nachmittag haben wir schon 6 Bft aus NW, die Wellen werden höher, wir kommen langsam aus der Landabdeckung. Wir binden das erste Reff in´s Großsegel und sofort auch das 2. Reff. Auch die Genua ist inzwischen gut gerefft. Trotzdem sausen wir mit oft mehr als 8kn durch die Wellen, die uns leider von der Seite treffen. Das ist nun alles weniger entspannt, als wir morgens noch angenommen haben. Nachdem mehrere größere Wellen für mehr Lage gesorgt haben, als uns noch gefällt, holen wir das Großsegel runter und segeln mit der Genua mit halbem Wind in die Nacht. Sofort ist Ruhe im Boot, die Genua zieht unsere Ruby Tuesday, das Großsegel kann uns nicht mehr auf die Seite drücken und weder Wind noch Welle sorgen für zu viel Lage 🙂 .

Die Nacht ist dunkel, richtig schwarz, wir haben fast Neumond. Ein bisschen hat man schon das Gefühl, man segelt vor eine dunkle Wand. Wir sehen nichts – das müssen das Radargerät und unser AIS für uns übernehmen. Segeln bei Vollmond ist auf jeden Fall sehr viel schöner – das Mondlicht bricht sich dann in den Wellen und ein bisschen mehr kann man schon sehen. Unübertroffen ist bei Neumond und klarem Himmel auf jeden Fall der Sternenhimmel – den genießen wir drei Nächte lang!

Fast gleichzeitig gehen Mond und Sonne auf

Langsam dreht der Wind auf N, dann auf NNE und fällt raumer ein. Erst mit 6 Bft, ab dem frühen Morgen des zweiten Tages dann mit 5 Bft. Das Segeln wird entspannt 🙂 . Der Start ist das einzig aufregende an unserem Törn nach Porto Santo – die nächsten Tagen vergehen ohne besondere Ereignisse und fließen ineinander über.

Unseren letzten längeren Törn mit Nachtfahrten haben wir 2021 über die Biscaya gemacht – danach sind wir nur Tagesetappen gesegelt. Wir waren schon neugierig, wie das lange Segeln nach so langer Zeit funktionieren wird. Bis auf den etwas ruppigen Anfang, an dem wir beide lieber Müsli mit Joghurt gegessen haben, statt den vorbereiteten Auflauf 😉 , haben wir schnell in unseren Rhytmus gefunden. Alle vier Stunden wechseln wir die Wache – unsere Ruby Tuesday segelt ja mit Hilfe des Autopiloten alleine – zwischen dem Wachwechsel gibt´s etwas zu essen. Wer Freiwache hat schläft – das funktioniert bei uns rund um die Uhr 🙂 , der andere passt auf, liest, hört Hörbuch oder hängt seinen Gedanken nach.

Unsere Ruby Tuesday macht ihre Sache gut, unaufhaltsam segelt sie und segelt und segelt … Nach den ersten 24 Stunden haben wir ein Etmal von 148sm – nicht schlecht für unsere alte Lady. Nachdem sich der Wind ab dem Nachmittag des zweiten Tages zwischen 4-5 Bft aus NNE-NE eingependelt hat, haben wir ein 2. Etmal von 140sm und ein 3. Etmal von 147sm – eine recht schnelle Überfahrt 🙂 .

14 Tage hatten wir Sonnenschein, aber als wir uns Port Santo nähern, ist tatsächlich der Himmel bedeckt. Die Sonne kämpft, kommt aber nicht wirklich durch die Wolken. Ganz im Dunst können wir am Horizont Porto Santo sehen, aber es dauert dann doch noch bis zum Nachmittag, bis wir im Vorhafen an einer Mooring festmachen – die Stege in der Marina sind alle besetzt.

Porto Santo im Dunst

Porto Santo

Diese Farben der Felsen haben wir auch in Island gesehen

Beide Inseln sind ja auch vulkanischen Ursprungs

Wir freuen uns über den schönen Törn von Albufeira nach Porto Santo und dass alles so gut geklappt hat. Von unseren Kindern und von Michaela sind wir zwei mal täglich mit den aktuellen Wettervorhersagen versorgt worden – sie stimmen bis zum letzten Tag gut mit dem Wetterbericht von Wetterwelt und Windy von vor vier Tagen überein 🙂 . Vielen Dank für den support von unsere Crew an Land!! Es war schön, von der Familie und den Freunden Nachrichten zu bekommen und auch Lebenszeichen von uns nach Hause zu schicken – irgendwie fühlt man sich nicht ganz so alleine mitten auf dem Wasser 😉  .
Denn alleine waren wir schon – wir haben nur ein paar Frachter im AIS gesehen und ab der dritten Nacht einen Segler in 2sm Abstand neben uns.

Die nächsten Tage werden wir auf Port Santo bleiben und die Insel erkunden, bevor wir dann nach Madeira weitersegeln 🙂 .

Marina Porto Santo am nächsten Morgen im Sonnenschein

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