Drei Tage Sevilla

Montag, den 05.09.2022 – Mittwoch, den 07.09.2022

Nicht mit unserer Ruby Tuesday fahren wir nach Sevilla – was durchaus gehen würde, da man Sevilla über den Rio Guadalquivir vom Atlantik aus erreichen könnte – das ist uns mit 55sm hin und 55sm wieder zurück aber für die kurze Zeit zu weit – wir fahren mit dem Zug. In eineinhalb Stunden sind wir in Sevilla – doch sehr viel schneller als mit unserer Ruby Tuesday 🙂 .

Um 07:50 Uhr sitzen wir im Intercity, um 09:20 steigen wir am Bahnhof Santa Justa in Sevilla aus und direkt in den Bus ein, der uns zu unserer Unterkunft am Rande der Altstadt bringt. Das klappt alles sehr gut!

Plaza del Salvador mit der Iglesia El Salvador

Heute haben wir kein Programm, erst für Morgen früh haben wir Tickets für die Kathedrale und Mittwoch Morgen für den Königspalast Alcázar 🙂 . Die restliche Zeit werden wir sicherlich auch schon noch irgendwie ausfüllen 😉 .

Kleine Läden mit ausgefallenen Schaufenstern

Um das Faszit mal vorwegzunehmen: Sevilla ist eine tolle Stadt, die wir in vollen Zügen genosssen haben, wir haben viel gesehen und viel nicht gesehen 😉 . Aber es muss ja auch noch ein bisschen für das nächste mal übrig bleiben. Nicht nur die Besichtigungen und das Schlendern durch Sevilla haben uns so geschafft, es waren mal wieder die hohen Themperaturen. Ab dem frühen Mittag stieg das Thermometer am Dienstag und am Mittwoch bis auf 35°C – schlappe 10°C mehr als in Cádiz. Nur am Montag hatten wir nur knapp über 30°C – für eine Stadtbesichtigung schon ganz schön warm. Aber – selbst gewähltes Elend, wir hätten ja nicht dorthin fahren müssen 😉 . Und es war trotz der hohen Temperturen richtig toll!

Die Buchungen der Online-Tickets für Kathedrale, Alcázar und die Flamenco-Show am Montagabend funktionierten problemlos, ebenso wie die Buchung der Unterkunft über Booking.com und die Buchung der Zugtickets von Cádiz nach Sevilla über Omio – was würden wir nur ohne Smartphone machen 😉 . Ein bisschen Pech hatten wir mit der sehr kurzfristigen Buchung der Zugtickets von Sevilla zurück nach Cádiz – erst im Bus zum Bahnhof hab ich den Zug für eine Dreiviertelstunde später um 15:45 Uhr gebucht und dabei übersehen, dass ich keine Buchungsbestätigung in der APP bekommen habe. Wir haben vergeblich auf die email mit den Tickets gewartet – bis der Zug dann ohne uns gefahren ist 🙁 . Am Schalter von Renfe hab ich über eine Stunde gewartet, nur um die Auskunft zu bekommen, dass jetzt leider auch alle nachfolgenden Züge ausgebucht seien, bis auf den Zug um 19:45 Uhr. So haben wir insgesamt 4 Stunden am Bahnhof gewartet – es war uns zu heiß, noch mal ein Runde durch Sevilla zu drehen. Zum Glück haben wir immer unsere Kindle dabei, so verging die Zeit dann doch recht entspannt.

Lebendig und quirlig mit vielen Touristen, aber auch mit Bewohnern, die auf dem Weg zu oder von der Arbeit sind – so erleben wir Sevilla. Überall trifft man auf gut gefüllte Bars und auf den belebten Plätzen stecken die Sevillanos mit ihrer Lebenslust an – eine heitere Atmosphäre schwebt über der Stadt. Dazu tragen sicherlich auch die vielen Blumen und die Bäume an den kleinen Plätzen bei. Grüne und bunte Farbtupfer sieht man immer wieder in den engen Gassen der Stadtviertel. Sevilla ist eine alte Stadt, in der man den maurischen Einfluss überall spürt und sieht.

Belebter Platz mit vielen netten Geschäften

In der Altstadt

In der Altstadt

Schöner Patio – hier ist es kühl

Am Montag streifen wir durch Sevilla ohne festen Plan, aber dann doch nicht ziellos und tauchen in die tolle Atmosphäre dieser Stadt ein. Mit vielen Pausen in netten Cafés, Bars und Restaurants verfliegt der Tag. Spontan buchen wir für abends eine Flamenco-Vorstellung im Museo del Baile flamenco. Da erleben wir den Flamenco hautnah – die Vorstellung ist in einem kleinen Kellergewölbe des Museums, die Tänzerinnen nur Zentimeter vom Publikum entfernt. Nicht nur einmal ziehe ich meine Füße weit unter den Stuhl, damit die Falmenco-Tänzerin sie nicht doch noch erwischt 😉 . Fotos oder Videos dürfen wir nicht machen – schade, aber verständlich.

Palacio Arzobispal

Kellergewölbe für die Flamenco-Aufführung – klein, aber fein 😉

Bevor wir am Dienstag die Kathedrale mit der Giralda, dem ehemaligen Minarett besichtigen, machen wir einen Spaziergang durch das ehemalige Judenviertel Barrio Santa Cruz. Es bezaubert durch verwinkelte Gassen, verträumte Innenhöfe, farbige Hausfassaden mit Blumen und schönen Plätzen.

Im Hospital de los Venerables, einem ehemaligen Altersheim für Priester, bestaunen wir den großen Patio mit einem Brunnen, der wegen des Wasserdrucks auf einer tieferen Ebene angelegt ist. Die Kapelle des Hospitals erinnert in ihrer Farbenpracht und Ausgestaltung an die Sixtinische Kapelle in Rom. Beeindruckend ist auch die Gemäldesammlung des Hospitals – in einem sehr dunklen Raum scheinen die Gemälde richtig zu leuchten.

Patio mit tiefergelegtem Brunnen im Hospital de los Venerables

Kapelle des Hospitals de los Venerables

Gemäldesammlung des Hospitals de los Venerables

Die Kathedrale Santa María de la Sede ist nach dem Petersdom in Rom und der St. Paul’s Cathedral in London die drittgrößte Kathedrale der Welt. Schon von außen ein imposantes Bauwerk, das uns mal wieder über die Architektur und das handwerkliche Geschick staunen läßt, werden wir im Inneren von der Pracht in Gold fast erschlagen.

Haupttor der Kathedrale- das wird nur zu ganz besonderen Anlässen geöffnet

Kathedrale mit Giralda

 

Wie viele Kirchen in Andalusien wurde die Kathedrale im 15. Jahrhundert über dem Fundament einer Moschee errichtet. Heute noch erhalten sind der Orangenhof als ehemaliger Vorhof der Moschee, in dem die rituellen Waschungen stattfanden und die Giralda, das ehemalige Minarett und heutiger Glockenturm der Kathedrale.

Eingangstor …

… zum Orangenhof

Nicht auf Stufen, sondern wie für ein Minarett typisch, steigen wir auf einer immer schmaler werdenden Rampe die 94 Meter bis in die Spitze – und haben von dort einen phantastischen Blick über Sevilla 🙂 .

Auf geht’s – 94 Meter hoch bis in die Spitze

Glocken in der Giralda

Ausblick auf Sevilla und die Kathedrale

Obwohl die Kathedrale die drittgrößte der Welt ist, fehlt dem Innenraum wegen der Dreiteilung durch Chor und Altar die Weite und Größe. Präsent dagegen ist die gewaltige Macht und der unglaubliche Reichtum der christlichen Kirche – die vergoldete, meterhohe Rückwand des Altars mit Heiligenfiguren in Nischen, die nach oben immer größer werden, damit die Perspektive stimmt, Kapellen mit goldenen oder silbernen Altären, riesige Monstranzen, Madonnenfiguren, Kruzifixe aus Silber, Sarkophage, Reliquien und gigantische Gemälde – schon sehr beeindruckende Kunstschätze, aber auch irgendwie erschreckender Reichtum der Kirche.

Mittelschiff der Kathedrale

Chor

Altar

Schönes Licht in der Kathedrale

Nach einem leckeren Mittagessen im Barrio Santa Cruz machen wir uns gut gestärkt auf den Weg zur Plaza de España in Sevillas grüner Lunge, dem Parque María Luísa. Ein bisschen Schatten tut bei den inzwischen wieder hohen Temperaturen ganz gut.

Im Parque María Luísa

Voll in der Sonne liegt die Plaza de España mit dem halbkreisförmigen Gebäude mit zwei Türmen an jeder Seite und einem prächtigen Eingangsportal. Da sorgt auch der große Springbrunnen mitten auf dem Platz oder der Wasserlauf vor dem Gebäude nicht für die nötige Abkühlung 😉 . Vollkommen unbeeindruckt von der Hitze zeigen zwei Flamenco-Tänzerinnen im Schatten des Hauptportals, was sie können. Uns bricht schon beim Zuschauen der Schweiß aus 😉 .

Plaza de España

Wie ein Bilderbuch …

… gekachelte Bilder der spanischen Provinzen

 

Flamenco bei 35°C

Entlag des Flusses Guadalquivir laufen wir noch in der Sonne bis zum Torre del Orro – hier wurden früher die Waren, die auf dem Fluss transportiert wurden, gelöscht, dann geben wir auf und verzichten auf das ehemalige Zigeunerviertel und die Flamenco-Hochburg Triana auf der gegenüberliegenden Flusseite – vielleicht morgen 😉 .

Torre del Orro

Mittwoch haben wir schon recht zeitig die Tickets für die Besichtigung des Königspalastes Alcázar. Als wir morgens durch die Altstadt dorthin gehen, ist es noch kühl und leer, die meisten Geschäfte sind noch geschlossen, nur die Cafés sind gut besucht.

Morgens in der Altstadt

Ganz anders sieht es vor dem Eingang zum Alcázar aus – eine lange Warteschlange, die bis um die Ecke des Gebäudes reicht. Als sich die Türen öffnen, löst sich die Schlange zum Glück schnell auf. Aber auch in den Räumlichkeiten ist es voll, manchmal ist das Gedränge unangenehm. Und der Audioguide, den wir uns am Eingang per QR-Code auf unser Smartphone geladen haben, stimmt in der Reihenfolge nicht mit den Räumen überein, die wir auf festgelegter Runde besichtigen können – das könnte besser sein! Davon abgesehen, sind wir von den prachtvollen und farbigen Decken, Bögen und Stuckarbeiten des Palastes begeisert 🙂 .

Plaza de Leon – Eingang zum Alcázar

Der über 1.000 Jahre alte Palast wirkt auf den ersten Blick wie ein Märchen aus maurischer Zeit, aber nur der Innenhof Patio del Yeso und Teile der Außenmauer sind noch original erhalten. Die anderen Gebäude und Innenhöfe des Alcázar sind später im maurischen Stil errichtet worden und vermischen sich mit christlichen Symbolen. Diese Symbiose von maurischen und christlichen Elementen macht den in Andalusien so verbreiteten Mudéjar-Stil aus.

Patio del Yeso – der älteste Teil des Palastes

Palacio de la Justicia – im Mudéjar-Stil

Kommen wir aus dem Staunen schon nicht mehr heraus, als wir durch den Audienzsaal mit seiner beeindruckenden Decke und den vielen Gemälden gehen, in dem Christoph Kolumbus vom König empfangen wurde, so verschlägt uns der Eingang zum eigentlichen Palast Peters I. und der Palast selbst die Sprache.

Eingang in den Palast

Details des Portals

Das Portal ist reich verziert mit maurischen und christlichen Symbolen und kufischen Schriftzeichen. Kühl ist es im Patio de las Doncellas, dem Zentrum der Palastanlage. Ebenerdig dominieren die maurischen Verzierungen über den Bögen, die Veranda im oberen Geschoss ist von der italienischen Renaissance beeinflusst.

Patio de las Doncellas

In den Botschaftersaal gelangen wir durch drei Hufeisenbögen, die uns das Gefühl geben, in eine orientalische Märchenwelt einzutreten. Die Kuppel mit sternförmiger Dekoration, die Balkone, die in den Raum reingebaut sind und die zum größten Teil maurischen Verzierungen machen den Botschaftersaal zum prunkvollsten Saal des Palastes.

Eingang zum Botschaftersaal

Sternenkuppel

Auch die anderen Räume beeindrucken mit ihren wundervollen Verzierungen nicht nur der Decken und der Wände, auch die Böden sind immer einen Blick wert.

Sehr orientalische Verzierungen

Beeindruckende Decke …

Hof der Puppen – irgendwo in den Verzierungen sind Puppenköpfe versteckt

Tief beeindruckt von soviel Pracht schlendern wir durch die zum Alcázar gehörenden Gärten. Klein sind die auch nicht gerade, aber sehr schön 😉 . Dort gibt es nicht nur die verschiedensten Planzen, Blumen und Bäume, sondern auch an vielen Wegkreuzungen kleine oder größere Brunnen, bunt gekachelte Sitzbänke, zwei Pavillons, eine kleine Grotte und Pfauen auf der Wiese des englischen Gartens. Besonders gefällt uns der Mercur-Brunnen und die sich an den Palast anschließende Galerie mit den schönen Bögen.

Mercur-Brunnen

In den Gärten des Alcázar

Badegrotte

So viel Pracht – auch hier fragen wir uns immer mal wieder, genau wie bei den Reichtümern der Kirchen, ob das eine gerechte Verteilung ist? Betrachten wir ausschließlich Architektur, Kunst und Handwerk, die diese Bauten mit der unglaublich schönen Ausstattung ermöglichen, sind wir einfach nur begeistert!

Am frühen Nachmittag verlassen wir die Gärten des Alcázar, es ist schon wieder heiß, die Sonne knallt vom blauen Himmel. Da helfen auch die vielen Sonnensegel, die über die Gassen der Altstadt gespannt sind, nicht mehr. Wir beschließen, dass wir für’s erste genug von Sevilla gesehen haben und die ganzen Eindrücke erst mal sacken lassen müssen 🙂 . Wir möchten zurück zu unserer Ruby Tuesday und dort erst mal nur die Ruhe genießen!

 

 

 

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