Algarve zur falschen Zeit :-(

Erst glauben wir, dass es nur am Wochenende liegt, aber auch in der Woche ist es nur unwesentlich ruhiger. Von beiden Seiten der Bucht werden wir ab dem frühen Abend von unterschiedlicher Musik beschallt – laut und bis zum frühen Morgen. Das ganze wird auf der östlichen Seite nach Einbruch der Dunkelheit mit einer bunten Lightshow auf den Felsen begleitet. Hier werden Gäste einer Katamaran-Rundfahrt angelandet – zum Grillen, Baden, Relaxen und feiern.

So macht das Segeln Spaß 😉

Richtig Bewegung kommt im Minutentakt in die Ankerlieger durch Idioten, die mit ihren Jetski oder hochmotorisierten Schlauchbooten oder Motorbooten durch das Ankerfeld brettern. Besonders unangenehm ist das am Wochenende, in der Woche ist es nicht so extrem. Auch die vielen Ausflugsboote, die Touren zu den Benagil-Höhlen anbieten, kennen keine Geschwindigkeitsbegrenzung 😉 .

Ausflugsboot zu den Benagil-Höhlen – langsam geht’s nicht, Zeit ist Geld

Wir können mit den Bootsbewegungen ganz gut leben, auch die Musik stört uns eigentlich nur abends, wenn wir im Cockpit sitzen, schlafen können wir beide zum Glück immer überall und auch mit Musikuntermalung 😉 .

Viel unangenehmer sind Boote, die beim Ankern so nahe kommen, dass man sich die Hand geben kann – ist ja auch nicht ganz so einfach bei viel Strömung und auch noch Wind den Anker so zu werfen, dass nachher der Abstand zu allen anderen Ankerliegern gut und ausreichend ist. Da auch nicht jeder großzügig Kette gibt, kommen sich die Boote auch beim Schwojen manchmal unangenehm nahe. Wir versuchen solche Situationen immer zu vermeiden und legen uns eher etwas abseits an den Rand eines Ankerfeldes – auch wenn der Weg zum Anladen mit dem Dinghi dann etwas weiter ist. Sorgt aber für eine ruhige Nacht ;-).

Im Hafen zu liegen ist für uns keine Alternative, dort ist die Musik mindestens ebenso laut, dafür weht dort aber kein Windhauch und man liegt eben auch sehr eng zu den Boxennachbarn. In den nächsten Tagen müssen wir mal in den Hafen, um Wasser zu tanken, unsere Ruby Tuesday nach den vielen Ankertagen zu entsalzen und innen auch mal wieder richtig zu saugen – Lust haben wir nicht dazu, es ist dafür viel zu heiß.

Hochsommer in der Algarve – die Strände sind voll mit sonnenhungrigen Badeurlaubern. Ob unter dem Sonnenschirm, bratend in der gnadenlosen Sonne oder im Wasser – die Urlauber und Einheimischen haben Spaß. Der Tag am Strand wird generalstabsmäßig vorbereitet – Kühltasche, Sonnenschirm, Klappstuhl und für die Kinder genügend Wasserspielzeug.

Morgens um 08:00 Uhr ist es noch ruhig …

… und der Strand noch leer

Sei es allen, die das lieben, gegönnt – für uns ist das nichts. Gerne laufen wir mal ein bisschen am Strand entlang – aber einen ganzen Tag dort könnten wir nicht verbringen. Leider haben wir ziemlich schnell erkennen müssen, dass bei Temperaturen zwischen 35 Grad bis weit über 40 Grad, die wir hier im Moment haben, nicht viel anderes geht – wir hadern noch damit und versuchen uns mit den hohen Temperaturen zu arrangieren. Unsere Segelreisen waren bisher immer davon geprägt, dass wir viel gesegelt sind und auch Land und Leute kennengelernt haben – viele Besichtigungen, Wanderungen und Landausflüge mit dem Auto gehörten immer dazu.

Das haben wir bis jetzt auch in Portugal so gemacht – bis auf viel Segeln 😉 , die Strecke ist einfach zu kurz 😉 . Die Landausflüge in Portugals Norden, Porto und Lissabon waren einfach toll. Bis wir in die Algarve gekommen sind, waren die Temperaturen aber auch erträglich. Auch für die Algarve haben wir einige Landtouren auf dem Plan, die wir trotz der hohen Temperaturen gerne umsetzen wollen. Viele Segler bleiben den ganzen Tag an Bord – sieht man gut daran, dass die Dinghis hinten am Schiff hängen und gehen allenfalls abends zum Essen an Land. An Deck sieht man die wenigsten, unter Deck ist es vermutlich kühler. Aber auch das ist genausowenig unser Ding, wie den ganzen Tag am Strand zu liegen. Wir möchten die Algarve auch vom Land aus kennenlernen. Und sie hat viel zu bieten – nicht nur Felsen, Wasser, Strände und Badebuchten sondern auch Berge, schöne, alte Städte und Dörfer im Landesinneren und Salzwiesen im Hinterland 🙂 .

Nach den heißen Temperaturen bekommen wir einen weiteren Dämpfer, nachdem wir eine erste Erkundungsfahrt mit dem Dinghi machen. Wir fahren unter nicht ganz harmlosen Bedingungen auf die andere Seite der Bucht zur Marina – im Fahrwasser werden wir von Wellen der Ausflugsboote und Jetski durcheinandergeschüttelt – Rücksichtnahme kennt hier keiner. Unser Dinghi dürfen wir nicht in der Marina anbinden, ist seit diesem Jahr vor allem in der Hochsaison nicht mehr erlaubt. Können wir auf der einen Seite verstehen – die Marina möchte gerne ihre Liegeplätze vermieten und nicht nur die Dinghis der Yachties sehen. Man könnte aber auch gegen ein geringes Entgeld eine Anlegemöglichkeit für Dinghis anbieten.

Den nächsten Versuch unternehmen wir bei den Fischern von Ferrugado, dem wirklich sehr urigen Fischerdorf auf der östlichen Seite der Bucht. Am Slipway stehen zwei Männer – ob Fischer oder Stadtreinigung können wir nicht so genau erkennen – verschränken die Arme vor der Brust und plustern sich auf. Wir versuchen es erst gar nicht mit dem Anlegen und fahren zurück zu unserer Ruby Tuesday.

Ferragudo

Wir haben die Faxen dicke und würden am liebsten sofort wieder zurück in den Norden segeln. Eigentlich sind wir ja „Eisbären“ – wir wissen schon, warum wir bisher nicht weiter als bis Südengland und Isles of Scilly im Süden waren und die Ruhe und ungestörte Ankerbuchten im Norden vorziehen 😉 . Aber nachdem es uns, vor allem aber mir, in der Bretagne, Nordspanien und Galicien so gut gefallen hat und die Temperaten auch für uns gut auszuhalten waren, sind wir weiter Richtung Süden gezogen – natürlich auch, um im nächsten Jahr über Madeira und Azoren wieder Richtung Heimat zu segeln.

Vermutlich hätten wir besser daran getan, direkt von Lissabon aus nach Madeira zu segeln, statt weiter in die Algarve – aber wir haben auch schon Liegeplätze für August und den Winter und auch Flüge nach Hause für den August gebucht. Also – selbst gewähltes Elend – machen wir das Beste daraus und vielleicht ist im September, wenn wir für ein paar Wochen noch mal zu unserer Ruby Tuesday kommen, das Klima etwas angenehmer 🙂 .

Abendstimmung in Ferragudo – immer wieder schön 🙂

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