Lissabon und noch einmal Sintra

Dienstag, den 28.06.2022 – Donnerstag, den 30.06.2022

Zwei Stationen mit dem Vorortzug vom Alcantara Doc – schon sind wir mitten in Lissabon 🙂 . Lissabon ist hügelig, die schönen Altstadt- Stadtteile Alfama und Bairro Alto ziehen sich über zwei gegenüberliegende Hügel, dazwischen liegt die Baixa, Lissabons Einkaufsviertel.

Einen ersten tollen Überblick über Lissabon verschaffen wir uns vom Arco da Rua Augusta am zentralen Platz Praça do Comércio.

Arco da Rua Augusta

Auf dem Arco da Rua Augusta

Mit den hellen Gebäuden und den prächtigen Arkadengängen, Cafés, Restaurants und dem großen Denkmal in der Mitte des Platzes ist das ein wunderschöner Platz – an der südlichen Seite öffnet sich der Platz zum Tejo, an der nördlichen Seite steht der Arco da Rua Augusta wie ein Triumphbogen, durch den man in das Zentrum der Baixa gelangt. Auf den Arco da Rua Augusta kommt man mit einem Aufzug und danach über eine schmale Wendeltreppe – die Aussicht ist fantastisch 🙂  und lohnt unbedingt jede einzelne Treppenstufe 😉 .

Praça do Comércio

 

Einkaufsstraße in der Baixa

Wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen 😉 :

Denkmal und Arco da Rua Augusta am Praça do Comércio

Arkaden am Praça do Comércio

Es gibt einige tolle Aussichtspunkte in Lissabon – auf jeden kommt man entweder zu Fuß, mit der nostalgischen Straßenbahn oder mit einem Aufzug.

Elevador de Santa Justa

Eingang zum Aufzug

Wir lassen uns durch Lissabon treiben – es gibt nicht DIE Sehenswürdigkeit, DIE Kirche oder DAS Kloster, das man unbedingt gesehen oder besichtigt haben muss – Lissabon ist die Sehenswürdigkeit schlechthin selbst 🙂 . Hell sind die meisten Gebäude, viele sehr schön mit Stuck verziert, großzügig sind viele Straßen, andere so eng, das man sich von Balkon zu Balkon die Hand reichen kann. Nicht alle Gebäude sind in gutem Zustand, an vielen Gebäuden wird gebaut, andere bräuchten dringend ein bisschen Zuwendung. Laut ist es hier – Straßenbahnen, Busse, Autos, Handwerker auf Baustellen, viele Touristen, Flugzeuge – alles ist dabei. Und trotzdem gefällt uns Lissabon ausgesprochen gut – eigentlich noch besser als Porto.

Dächer von Lissabon

Kleine Geschäfte in …

… Nebenstraßen der Fußgängerzone

Durch die Fußgängerzone in der Baixa schlendern wir zum Platz Rossio mit Obelisk, Brunnen und Nationaltheater. Schräg gegenüber vom Nationatheater probieren wir in einer kleinen, über 100 Jahre alten Schnapsschänke Ginjinha, einen Kirschlikör. Der Boden ist von verschüttetem Ginjinha klebrig, die kleine Schenke mit Marmor verkleidet – das Geschäft scheint gut zu laufen 😉 .

Kirchen gibt es in Lissabon natürlich auch – die wuchtige Kathedrale Sé, die Igreja e Mosteiro São Vicente de Fora, eine der schönsten Kirchen in Lissabon, das Panteão Nacional mit Sarkophagen diverser Staatsmänner und der Fado-Sängering Amãlia Rodrigues, die Igreja do Convento de São Domingos, in der nach einem Brand noch die geschwärzten Wände erhalten sind, die Igreja de São Roque mit barocken, vergoldeten Seitenkapellen und die Basílika da Estrela mit der großen Kuppel und den in die Sitzreihen hineingebauten Seitenkapellen – hier muss man Slalom laufen 😉 . Auf unseren Rundgängen durch die Stadtviertel betreten wir die eine oder andere Kirche und sind überrascht, dass es hier keine Säulen und nur ein Kirchenschiff ohne Seitenschiffe gibt.

Eine Fahrt mit einer der nostaglischen Straßenbahnen darf natürlich auch nicht fehlen – mit der No. 28E fahren wir quer durch Lissabon bergauf und bergab durch so enge Gassen, dass wir die Häuserwände mit der Hand berühren können und sich die Fußgänger in die Hauseingänge drücken müssen, bis zur Endstation am Cemitério dos Prazeres im Westen. Auch so sehen wir die verschiedenen Seiten von Lissabon 😉 .

Nostaglische Straßenbahn

Ganz schön eng

Der Cemitério dos Prazeres ist eine kleine Stadt für sich – hier stehen unter Bäumen ein Familienmausoleum neben dem anderen – alle reich verziert. Die Mausoleen sind begehbar, die Türen haben teilweise Glasfenster mit Gardinen. Neugierig, wie wir sind, gucken wir natürlich mal durch die Scheiben und öffnen auch eine nicht verschlossene Türe – in den Mausoleen gibt es an der schmalen Seite der Türe gegenüber einen kleinen Altar, rechts und links davon stehen die Särge auf Steinregalen, meist vier übereinander – mal wieder eine ganz andere Bestattungskultur und für uns doch ein wenig befremdlich, die Särge zu sehen.

Wie eine eigene kleine Stadt

Nicht nur die nostalgischen Straßenbahnen, die nicht nur für Touristen fahren, sondern auch von den Lissabonern als normales Verkehrsmittel genutzt werden, sind eine Fahrt wehrt – auch die beiden Standseilbahnen die in den Stadtteil Bairro Alto führen, sind sehr begehrte Transportmittel auf den Hügel 😉 .

Standseilbahn zum Bairro Alto

Fußgänger und Standseilbahn teilen sich die enge Straße

Stromabnehmer der Standseilbahn

Im engen Gassengeflecht des Bairro Alto kann man sich auch schon mal verlaufen, viele Bars und Fado Lokale gibt es hier, aber auch nette Restaurants. Hier leben sehr viele junge Leute, die Häuser sind leider eher renovierungsbedürftig, vieles erinnert an das Quartier Latin in Paris. Richtig lebendig wird es hierr vermutlich erst nachts, wenn die Bars für’s Nachtleben öffen!

Im Bairro Alto

Fado Lokal im Bairro Alto

Ein absolutes Highlight des Bummels durch die Bairra Alto ist der Aussichtspunkt Miradouro São Pedro de Alcântara. Von hier haben wir einen grandiosen Ausblick auf die Alfama und das Castelo São Jorge, aber auch in den unter uns liegenden Stadtteil Baixa – einfach fantastisch, was zuletzt aber auch an dem guten Wetter liegt 😉 .

Miradouro São Pedro de Alcântara

Zum Castelo São Jorge hoch oben in der Alfama steigen wir nicht durch die engen Gassen hoch – das lassen wir uns für den Rückweg bergab, sondern nehmen erst einen Aufzug in die dritte Etage eines Geschäfshauses und dann einen zweiten im Supermarkt Pingo Doce bis in die 7. Etage. Von dort ist es nicht mehr weit zum Eingang der Burg. Und auch von hier ist der Blick auf Lissabon toll – die Aussichtspunkte sind wirklich ein echtes Highlight 🙂 .

Castelo São Jorge

Castelo São Jorge

Aussicht vom Castelo São Jorge

Aussicht vom Castelo São Jorge auf den Elevador de Santa Justa und die Ruinen des Convento do Carmo

Zwischen den roten Kränen und den Häusern liegt das Alcantara Doc und unsere Ruby Tuesday

Blick in die Gärten der Alfama

Bergab geht es dann durch verwinkelte, enge Kopfsteinpflastergassen mit vielen kleinen Restaurants und alten Häusern – hier sind die Straßen und Balkone mit Girlanden und Lampions geschmückt, überall stehen Grills und Ausschänke. Im ganzen Juni werden in Lissabon lautstark mit traditioneller Musik und Gesang bis in das Morgengrauen hinein die Festas do Santo António gefeiert – uns reicht die Deko in der Alfama, am frühen Nachmittag schlafen sich die feierwütigen Nachtschwärmer für die nächste Nacht noch fit 😉 .

Enge Gassen in der Alfama

 

Wir genießen Lissabon in vollen Zügen, unterbrechen unsere Streifzüge immer mal wieder in Cafés oder kleinen Restaurants in den Nebenstaßen – lecker war’s! Aber dann ist es auch genug – Lissabon ist nicht nur schön, lebendig und sehenswert, Lissabon ist auch laut – wir freuen uns auf ein bisschen Ruhe – beim Segeln und beim Ankern vor Sesimbra und im Fluss Sado bei Sétubal 🙂 .

Pause bei den Streifzügen 😉

Aber bevor wir starten, mache ich dann doch noch einen Ausflug mit dem Zug nach Sintra – die öffentlichen Verkehrsmittel sind super gut und günstig 🙂 .

In Sintra besichtige ich die Quinta da Regaleira mit den verwunschenen, fast mysteriösen Gartenanlagen. Erbaut wurde die Quinta da Regaleira Anfang des 20. Jahrhunderts.

Quinta da Regaleira und Kapelle

Unter dem weitläufigen Garten, der terrassenförmig am Hügel angelegt ist, befinden sich geheimnisvolle Grotten, Tunnel und Höhlen, die alle begehbar sind – spannend. Einmalig ist der begehbare, aber wasserlose Brunnen Poço Iniciático. Auf einer Wendeltreppe um den Brunnenschacht gelangt man in das Höhlensystem und von dort weiter bis man den Ausgang daraus gefunden hat.

Eingang zum Poço Iniciático

Auf engen Treppen geht’s steil nach unten

Der Blick nach oben ist auch nicht schlecht 😉

Nicht nur der unterirdische Teil des Gartens ist schön 😉 . Über schmale Wege streife ich durch die Gartenanlage, vorbei am Portal dos Guardiães, dem Lago da Cascata, den ich auch schon auf dem Weg aus dem Höhlensystem gesehen habe und dem Torre da Regaleira geht es zu der Gruta do Labirintos am See.

Auf schmalen Wegen durch die Gartenanlage

Alte Treppe im Garten

Hier kann man ebenfalls durch Grotten streifen, man braucht eine Taschenlampe, so dunkel ist es. Über die Allee der Götter geht es zum Ausgang, vorher besichtige ich noch die untere Etage der Quinta da Regaleira. Das ist enttäuschend, denn es gibt hier keine Möblierung mehr zu bestaunen 🙁 .

Auf der Allee der Götter

Gruta do Labirintos

Mit dem Sintra Shuttle-Bus fahre ich zum Palácio de Monserrate, ein romantisches Palais im orientalischen Stil aus der zweiten Hälfe des 19. Jahrhunderts mit Stuckarbeiten, Ornamenten, Spitzbögen und zwei Rundbauten an den Enden des Palastes.

Palácio de Monserrate

Auch hier sind die Gärten sehenswert – der Weg zum Palast führt durch das Tal der Farne, durch den Mexikanischen Garten und durch den Rosengarten. Die Ruine einer kleinen Kapelle ist fast komplett von einem australischen Banyanbaum bewachsen.

Im Tal der Farne

Im Mexikanischen Garten

Ruine der kleinen Kapelle

Vom Fuße des kleinen Hügels an den Seen hat man einen tollen Blick auf das Palácio de Monserrate. Tatsächlich darf man die Wiese betreten und über die Wiese hoch zum Palast gehen.

Seerosen und Aufgang zum Palácio

Hier dürfenSchulkinder auf der Wiese spielen und picknicken – unglaublich 😉

Der Palácio de Monserrate fasziniert mit seiner indischen Ausstrahlung, enttäuscht jedoch auch, da die Räume bis auf die Bibliothek und die Küche im Keller fast leer sind – ich hätte da schon gerne die originale Möblierung, mindestens aber Nachbauten davon gesehen.

Massive Holztüre zur Bibliothek

In der Bibliothek

Trotz der fehlenden Innensausstattung in beiden Palästen war es ein schöner und lohnenswerter Ausflug nach Sintra! Jetzt können wir unsere Leinen im Alcantara Doc lösen und uns weiter auf den Weg Richtung Algave machen 🙂 .

 

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