Nazaré und Ausflüge in’s Landesinnere

Montag, den 12.06.2022 – Donnerstag, 16.06.2022

Nazaré ist nicht nur ein typischer Badeort, sondern ist vor allem im Winter ein Sufzentrum und Supersurfspot für Big-Wave-Surfer aus der ganzen Welt. Ab Oktober bis Februar gibt sich hier die Elite der Surfer ein Stell-dich-ein. Jetzt sehen wir davon nichts – weder von den hohen Wellen, noch von Surfern – und das nicht nur, weil es neblig ist  😉 . Der Seenebel hat Nazaré fest im Griff, wir können aus unserem Cockpit gerade die nächste Stegreihe sehen.

Im Schatten der massiven Sítio-Landzunge, auf deren Hochplateua der alte Stadtteil Sítio liegt und mit dem Leuchtturm und der Festung Forte de São Miguel Arcanjo auf der Spitze zieht sich Nazaré mit seinen weißen Häusern an einer weitläufigen Sandbucht einen Hügel hinauf. Als sich der Nebel ein wenig lichtet, laufen wir am Strand entlang in’s Zentrum von Nazaré. Die Strandpromendade ist gesäumt von vielen Souvenierläden, Cafés und Restaurants.

Ältere Frauen trocknen am Sandstrand in der Sonne auf Trockengestellen Fisch – nicht nur Stockfisch, sondern auch Makrele und verkaufen den Fisch direkt an der Promenade. Alte bunte Fischerboote, die nicht mehr in Betrieb sind, stehen ebenfalls auf dem Sand.

Trockenfisch von Nazaré

Ausgediente Fischerbote – eine schöne Ausstellung

Nach Sítio auf dem Hochplateau fahren wir mit der Standseilbahn – nicht nur wir sind in der Kabine, es gibt auch Transportboxen für Katzen und Hunde 😉 .

Mit der Standseilbahn nach Sitio

Die Aussicht von Sítio auf die Bucht von Nazaré ist grandios – das sehen wir aber erst einen Tag später 😉 .

Heute im Nebel wirkt alles ein bisschen gespenstisch. Die Felsüberhänge, die wir schon bei der Einfahrt gesehen haben, lassen sich trotz des Nebels gut erkennen.

Wie lange das noch hält?

Immer noch brechen die Wellen so stark am Strand, dass Baden nicht möglich ist. Und der Lärm, den die Brandung macht, können wir sehr gut bis hier oben hin hören – wenn auch nicht sehen.

Weg zum Leuchtturm und zum Fort

Wir schlendern die schmale Straße zum Leuchtturm und zum Forte de São Miguel Arcanjo runter und können von hier einen ersten Blick auf den Praia do Norte werfen – dort laufen die hohen Wellen aus und hier trifft sich auch die Surf-Elite nach dem Ritt auf der Welle.

In den Räumen des Forts gibt es Informationen zum Entstehen der Big Waves, einige Fotos und Videos, aber am interessantesten ist die Hall of Fame der Surfer – hier stehen die Boards mit Autogrammen oder Widmungen der Profis versehen, die die riesigen Wellen gesurft sind und immer wieder neue Rekorde aufgestellt haben.

Ausstellung im Gewölbe des Forts

Wahnsinn – fast 30 Meter hohe Wellen surfen – dafür muss man schon ein bisschen verrückt sein 😉 . Die hohen Wellen entstehen vor Nazaré durch einen Unterwassercanyon, der immer schmaler und flacher wird und hier auf die Küste trifft, durch hohe Dünung, Strömung und Wind. Der Canyon ist bis zu 5.000 Meter tief und ca. 250km lang.

Von der Plattform mit dem Leuchtturm hätten wir bestimmt einen tollen Blick auf die Bucht von Nazaré und den Nordstrand, aber es ist immer noch neblig. Im Winter, wenn die Surfsaison beginnt, drängeln sich hier Schaulustige und Fotografen, um DAS Foto von DER Welle mit DEM Sufer oder DER Surferin zu schießen – heute sind nur wenige Besucher hier oben.

Abends fahren wir mit dem Überlandbus nach Figueira da Foz, um unser Auto zu holen. Nach gut zwei Stunden sind wir wieder in Nazaré und können von hier noch zu einigen Ausflügen in’s Landesinnere starten, die wir in Figueira nicht mehr gemacht haben – passende Wetterfenster zum Segeln muss man nutzen 😉 .

Für die nächsten Tage ist nicht viel Wind vorhergesagt – wir verpassen nichts, wenn wir Klöster, Burgen oder Wallfahrtsorte besichtigen 🙂 .

Von Batalha nach Fatima und Ourém

In Batalha liegt die größte Klosteranlage Portugals – eine Kirche mit Nebengebäuden im gotisch-manuelinischen Stil, an dem mehr als eineinhalb Jahrhunderte gebaut wurde. 1385 gelobte der damalige König João I. ein Kloster zu bauen, wenn er die Schlacht gegen das eigentlich überlegene kastilische Heer gewinnt – er gewann, das Kloster wurde gebaut und Batalha, die Schlacht, genannt.

Batalha

Das Hauptportal ist schon eine Wucht – 100 Figuren von Aposteln, Engeln, Heiligen, Königen und Propheten verzieren das Portal. Das Kirchenschiff ist sehr schmal, wuchtige Säulen tragen das 80 Meter lange und 32,5 Meter hohe Dach. In der Gründungskapelle liegen König João I. und seine Frau in einem Doppelsarkophag unter einer kunstvoll gemeißelten Sternenkuppel, in den Nieschen liegen die Söhne, unter ihnen auch Heinrich der Seefahrer, in Sarkophagen.

Hauptportal

Sehr schmales und hohes Kirchenschiff

Wunderschön ist der Kreuzgang mit einem Brunnen in einer Ecke und viel Grün im inneren Bereich. Immer wieder faszinierend ist die Arbeit der Steinmetze – so fein und kunstvoll, wir können uns kaum vorstellen, wie man so etwas herstellen kann.

Kreuzgang

Brunnen im Kreuzgang

Batalha und Kreuzgang

Im Kapitelsaal stehen zwei Soldaten im Kampfanzug mit Maschinengewehren bewaffnet am Denkmal für den unbekannten Soldaten Wache – ein für uns eher ungewöhnliches Ensemble für eine Kirche, aber trotzdem ergreifend. Eine handwerkliche Leistung ist die Decke des Kapitelsaals, die ohne Mittelsäule errichtet wurde – angeblich während der Bauzeit aber auch zwei mal eingestürzt ist.

Kapitelsaal mit Denkmal für den unbekannten Soldaten

Unvollendet blieben sieben Kapellen in einem achteckigen, symmetrischen Anbau hinter der Kirche – Kuppel und Dach fehlen. Dennoch ist der unvollendete Bau faszinierend in der Ausgestaltung des Eingangsportals, des Balkons und der Kapellen, die niemals Kapellen wurden, sondern als Mausoleum genutzt wurden. Auch hier gibt es einen Doppelsarkophag – vom Auftraggeber der acht Kapellen, D. Duarte und seiner Frau D. Leonor.

Eingang zu den unvollendeten Kapellen

Hier fehlt das Dach

Auf dem großen Platz neben der Kirche gibt es einige Cafés – wir lassen die Kirche bei einem Galão erst mal noch auf uns wirken. Unser Blick fällt immer wieder auf dieses imposante Bauwerk – einfach genial, was damals geschaffen wurde 🙂 .

Schon sehr beeindruckend

Das Kloster und die Kirche wurden 1388 dem Dominikanerorden von König João I überschrieben, heute ist Batalha „nur“ noch Weltkulturerbe.

Ganz anders, aber nicht weniger faszinierend, ist der Marienwallfahrtsort Fatima angelegt. Fatima ist nach Lourdes der wichtigste katholische Wallfahrtsort und für Portugal die heiligste Stadt. Der Wallfahrtsort geht zurück auf das Wunder von Fatima – am 13.Mai 1917 hüteten drei Hirtenkinder eine Schafherde, als ihnen mittags in gleißendem Licht Maria, die Mutter Gottes erschienen sein soll und drei Weissagungen machte. Alle Weissagungen sollen in Erfüllung gegangen sein.

Fatima

Zwischen der Basilika Igreja Matriz de Fátima und der Igreja da Santíssima Trinidade, der viertgrößten Kirche der Welt liegt ein 400 Meter x 160 Meter großer Platz für bis zu 200.00 Pilger – in der gnadenlos brennenden Sonne. Die Igreja Matriz de Fátima erinnert mit ihren halbrunden Anbauten mit Arkaden an den Petersdom in Rom, die Igreja da Santíssima Trinidade ist ein schlichter, sehr moderner Rundbau mit 12 seitlichen Eingängen und einem Hauptportal.

Igreja Matriz de Fátima

Igreja da Santíssima Trinidade

 

Vor der modernen Kirche steht ein ebenso modernes schlichtes Stahlkreuz, vor der Basilika ist ein gigantischer Altar aufgebaut.

Vor der Erscheinungskapelle sammeln sich die Gläubigen zur Messe und zünden Kerzen an. Eine besonders Gläubige oder mit besonders vielen Sünden rutscht auf Knien in der prallen Sonne den Weg von der einen Kirche zur anderen entlang.

 

Souveniershops gibt’s hier nicht – uns gefällt diese sehr moderne Anlage ausgesprochen gut.

Auf dem Weg nach Tomar, wo der Templerorden zu Hause war und das Templerkloster Castelo dos Templário e Convento de Cristo steht, machen wir in Ourém halt, um dort das Castelo, eine recht große Burganlage zu besichtigen – die hat aber geschlossen. So setzen wir uns in den kleinen Park des mittelalterlichen Dorfes am Fuße des Burgberges, genießen die Aussicht über’s Land und versuchen mit den hier um 10° C höheren Temperaturen klarzukommen – das gelingt nur bedingt 😉 . Unseren Ausflug nach Tomar verschieben wir dann auch lieber auf einen anderen Tag – früh morgens, wenn es noch nicht sooo heiß ist 😉 .

Castelo von Ourém

Mittelalterliches Dorf Ourém:

Tomar, Obidós und Alcobaça

Heute läßt uns das Wetter ein bisschen im Stich – es ist bedeckt, dafür aber auch eher kühl, als heiß. Eigentlich doch gerade richtig, um zu unserer zweiten Besichtigungstour in’s Landesinnere zu starten. Gerne nehmen wir die vorhergesagten 22°C – viel lieber als vorgestern die 37°C 😉 .

Wir sind schon früh in Tomar an der mächtigen Klosterburg der Tempelritter  – Castelo dos Templários e Convento de Cristo – eine mächtige Festungsanlage mit einer Klosterkirche und mindestens 6 Kreuzgängen verschiedenster Stilrichtungen.

Castelo dos Templários e Convento de Cristo

Beeindruckend sind die Festungsmauern mit den Kreuzsymbolen, aber auch der schöne Klostergarten. Die Klosterkirche besteht aus der ursprünglichen Templerkirche im byzantinischen Stil, errichtet als Rotunde mit einem 16-eckigen Grundriss und aus der später angebauten gotischen Christusritterkirche. Da war der Templerorden schon aufgelöst, in Portugal fand er jedoch seine Fortsetzung in den Christusrittern.

Ursprüngliche Templerkirche

Byzantinischer Stil

Angebaute Christusritterkirche

Wir streifen durch die verschiedenen Kreuzgänge – einer schöner, als der andere und bestaunen das bekannteste manuelinische Fenster Portugals – wir kennen es jetzt auch 😉 .

Interessant sind die Details – schaut man lange genug hin, endeckt man immer wieder Neues. Gebundene Kränze, Wappen, Ketten oder Seile und auch ein Gürtel mit Gürtelschnalle erkennen wir.

Manuelinisches Fenster

Durch die langen Gänge mit den Schlafkammern der Mönche kommen wir zur Klosterküche, dem Speisesaal mit zwei endlos langen Tischen und der unterirdischen Zisterne, die von einer ca. 6 km langen Wasserleitung gefüllt wurde. Latrinen sehen wir hier zum ersten mal auch.

Gänge zu den Schlafkammern

Speisesaal

Auch die Mönche müssen mal …

Kreuzgänge haben wir für heute erst mal genug gesehen – ein bisschen erschlägt uns die Größe und Weitläufigkeit des Klosters schon. Zur Abwechslung und Auflockerung fahren wir nach Óbidos, einem kleinen stimmungsvollen Städchen mit kopfsteingepflasterten, malerischen Gassen, weiß gekalkten und blumengschmückten Häusern.

Der kleine Ort ist vollständig von einer noch erhaltenen Stadtmauer mit Stadttoren umgeben. Von dem Haupttor Porta da Vila führt die Hauptstraße zum Castelo. Hier ist schon eine ganze Meng Betrieb, die Touristen schieben sich durch die enge Straße. Biegt man in eine der kleinen Straßen rechts oder links der Hauptstraße, ist man fast alleine.

Auf der Stadtmauer kann man den ganzen Ort umrunden

In Obidos gibt’s eine ganz besondere Buchkultur – in elf Buchhandlungen kann man Bücher kaufen, zwei Buchhandlungen sind an ganz speziellen Orten untergebracht. Eine Buchhandlung verkauft die Bücher in einem Bioladen aus aufgestapelten Apfelsinenkartons, die andere Buchhandlung bietet die Bücher in der ehemaligen Kirche Igreja de São Tiago an – auf dem Taufbecken, auf dem Altar oder in den Seitenkapellen.

Buch- und Bioladen

Buchhandel in der Kirche

Wir genießen die Stimmung in dem kleinen Ort bei einem Galão und einer Cola – ein bisschen Sitzen tut doch auch ganz gut!

Kloster in Alcobaça

Und noch ein Kloster steht auf unserer Besichtigungstour – das Kloster in Alcobaça. Das interessiert uns wegen der riesigen Klosterküche, in der mehr als 1.000 Mönche bekocht wurden. Die Küche ist mit ihren 18 Metern Höhe absolut beeindruckend! Sie hat einen riesigen Rauchfang, unter dem auch Ochsen gebraten wurden und große Arbeitstische. Durch die Küche floss ein kleiner Bach, der in einem kleinen Bassin endete – genial 🙂 .

Rauchfang und Arbeitstisch in der Klosterküche

In der Klosterküche

Spüle 😉

Wasserspeier in der Klosterküche

Aber auch die anderen Räume der sehr großen Klosteranlage sind sehenswert. Im Kreuzgang steht ein griechisches Brunnenhaus, im Querschiff der Kirche stehen sich die zwei mit gotischer Steinmetzkunst versehenen Sarkophage von Pedro I. und seiner Geliebten Inês gegenüber – auf Wunsch von Pedro I. Fuß an Fuß, damit sich die beiden Geliebten beim jüngsten Gericht gleich in die Augen sehen können. Die Klosterkirche selbst ist eher nüchtern, das Kirchenschiff ist 106 Meter lang, die Säulen, die das Dach tragen, sind 20 Meter hoch. Heute ist in der Kirche eine Messe mit sehr schönem Gesang und anschließender Prozession – wir gehen nicht mit, sondern machen uns auf den Weg nach Hause zu unserer Ruby Tuesday.

Drei Klöster in zwei Tagen, viele Eindrücke, schöne Städtchen – das reicht jetzt erst mal für die nächsten Tage 😉 . Erst in Lissabon werden wir wieder auf Besichtigungstour gehen!

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