Figueira da Foz und Coimbra

Donnerstag, den 09.06.2022 – Samstag, den 11.06.2022

Viel gesehen haben wir von Figueira da Foz noch nicht – das werden wir am Freitag nachholen. Jedes Jahr am 10. Juni wird der Portugal Tag gefeiert und erinnert an den Todestag des Nationaldichters Luís Vaz de Camões. Gefeiert wird mit Musik, Paraden und anderen Veranstaltungen – wir haben bisher nur aus dem Pavillion im nahen Park Jazz-Musiker beim Üben gehört 😉 .

Donnerstag, den 09.06.2022

Eigentlich kann man von Figueira de Foz auch sehr gut mit der Bahn oder dem Bus nach Coimbra fahren – wir nehmen heute mal unser Auto. Das muss ja auch bewegt werden 😉  und die Fahrtzeit halbiert sich. Ist bei den Temperaturen und dem Masken tragen nicht unangenehm.

Coimbra ist die älteste Universitätsstadt Portugals – die auf dem Stadthügel im ehemaligen Königspalast thronende Universität wurde 1290 gegründet, zusammen mit der Universität in Lissabon. Der Sitz der Universität wechselte in den nächsten Jahrhunderten zwischen Coimbar und Lissabon. Endgültig wurde der Universitätssitz 1537 nach Coimbra verlegt, erst 1911 gab es in Lissabon eine Neugründung der Universität. Studieren konnte man in Coimbra anfangs nur Medizin, Grammatik, Logik, bürgerliches und kanonisches Recht. Erst als Portugal für seine Eroberungen Navigatoren brauchte, wurden die Studiengänge um Arithmetik, Geometrie und Astronimie erweitert 😉 .

Coimbra – Wikipédia, a enciclopédia livre

Coimbra – oben auf dem Stadthügel thront die Universität

Die Uni ist noch in vollem Betrieb, besichigt werden kann allerdings der ehemalige Königspalast. Dort sind die Biblioteca Joanina , die Capela de São Miguel und der Festsaal Sala dos Capelos. Bevor wir die Besichtigung starten, müssen wir erst mal den Hügel erklimmen – enge Straßen, noch schmalere Gassen und viele Treppen geht´s hoch, bis wir oben auf dem Universitätshügel ankommen. Die Aussicht auf den Rio Mondego und die roten Dächer von Coimbra sind faszinierend.

Enge Gassen auf dem Weg zur Universität

Rio Mondego und die Dächer von Coimbra

Dass immer wieder auch Autos durch die schmalen Straßen fahren (dürfen), ist schon abenteuerlich. Mehr als einmal gehen wir in Hauseingänge, um den Autos aus dem Weg zu gehen. Auch das Einparken der Autos auf den steilen Straßen muss gekonnt sein 😉 .

Wir besorgen uns Tickets für die Besichtigung – im 20 – Minuten-Takt werden Besucher in die Biblioteca Joanina eingelassen. Es ist noch früh und daher auch noch nicht voll, dennoch kommt es vor allem in den Gängen des studentischen Karzers, der unter der Biblioteca Joanina liegt, zu Gedränge – jeder will mal in´s Gefängnis 😉 . Echt unangenehm ist auch, dass zwei geführte Gruppen zu den Besuchern dazustoßen und es dadurch auch in der Bibliothek eng wird – schade.

Innenhof des ehemaligen Königspalasts mit Uhrenturm und Via Latina – Säulengang, in dem lateinisch gesprochen wurde. Hier steht die Hitze und die Baustelle rundum macht den Anblick nicht gerade schöner. Aber was sein muss, muss sein!

Eingang zur Capela de São Miguel (mitte) und zur Biblioteca Joanina (links)

Biblioteca Joanina

Dennoch ist die Biblioteca Joanina absolut sehenswert – über drei Stockwerke erstreckt sich die Bibliothek, in der dritten Etage liegen die drei großen Räume, die mit Durchgängen miteinander verbunden und in üppigstem Barockstil eingerichtet sind. Bis zu 4 Meter hoch reichen die Bücherregale – bis zu 60.000 Bücher sind hier untergebracht. Um auch an die obersten Regal zu gelangen, sind in schmalen Vertiefungen Leitern versteckt, die bei Bedarf herausgezogen werden können. Riesige Tische stehen zum Studium der Bücher bereit. Die Räume sind in unterschiedlichen Farben gehalten – rot, grün und schwarz. Die Deckengemälde zeigen Szenen aus den verschiedenen Fakultäten. Alles ist ziemlich dunkel, vermutlich um die wertvollen Bücher zu schützen.

In Dublin haben wir im Tinity College die Bibliothek auch besichtigt – mindestens ebenso beeindruckend, aber nicht so verschwenderisch ausgestattet. Fotografieren dürfen wir hier nicht – sehr schade, denn mit Worten kann man die Biblioteca Joanina gar nicht beschreiben – die muss man gesehen haben. Im Internet gib´s Fotos von der Bibliothek und hier auch ein paar versehentlich entstandene – sozusagen aus der Hüfte geschossene 😉 .

Wir schlendern weiter zur Capela de São Miguel und zum Festsaal Sala dos Capelos – hier sind wir fast alleine. In aller Ruhe lassen wir die schönen Räume auf uns wirken. Die Kapelle und der große Festsaal werden auch heute noch genutzt.

Königliche Loge in der Capela de São Miguel

Orgelpfeifen

Sala dos Capelos – hier wurden die Doktorhüte verliehen

Chefsessel und Prüflingstisch

Ausgefallene Deckenverkleidung des Sala dos Capelos

Im Innenhof treffen wir einen Studenten in der traditionellen Studentenuniform der Universität Coimbra – ein schwarzer Umhang. Er wird von seinen Eltern fotografiert. Gerne nehmen sie das Angebot an, ein Foto von allen dreien gemeinsam zu machen. Dabei erfahren wir, dass der junge Mann aus England kommt und heute seinen letzen Tag hier hat – einen sehr wehmütigen Blick kann er nicht ganz verbergen. Wir haben auch Fotos von dem jungem Mann in der traditionellen Uniform, veröffentlichen diese hier aber nicht – wer möchte sich schon gerne ungefrag in irgendeinem Blog wiederfinden 😉 .

Innenhof des Königspalasts

Alter Vorlesungssaal der Fakultät für Chemie

Ganz in der Nähe der Universitätsgebäude ist die Neue Kathedrale, deren Baubeginn aber auch schon 1598 war 😉 . Der Jesuitenorden hat sie als Kollegiatskirche begonnen und nach seinem Verbot und Vertreibung wurde sie erst 1772 als Kathedrale vollendet.

Neue Kathedrale

Wenn es eine Neue Kathedrale gibt, gibt es auch eine Alte Kathedrale, die zwischen 1162 und 1184 entstand – die gucken wir uns aber nicht an, denn wir haben Hunger 😉 .

Alte Kathedrale

Alte Kathedrale

Ein paar Stufen tiefer können wir unter Bäumen und im Schatten auf einem kleinen Platz sitzen und mal wieder richtig lecker essen. Danach wollen wir die Stufen auch nicht wieder hochsteigen – also keine Besichtigung der Alten Kathedrale. Wer weiß, was wir verpasst haben 😉 .

Hier läßt es sich aushalten …

… und der Ausblick ist auch schön

Wir laufen durch die engen Gassen, teilweise sind gehäkelte Decken als Schattenspender oder auch nur zur Dekoration aufgespannt und sehen verschiedene „Republicas“, von Studenten selbst verwaltete Wohngemeinschaften, meistens in etwas vernachlässigten, dafür aber bemalten und mit Sprüchen versehenen Häusern.

Schattenspender oder Dekoration

Durch die engen Gassen der Altstadt mit den vielen schönen Geschäften, Cafés und Restaurants lassen wir uns zur Igreja de Santa Cruz, eine ehemalige Klosterkirche von 1131 treiben. Die besichtigen wir aber dann doch noch – einschließlich der Sakristei, des zwei-etagigen Kreuzganges, des Sanktuariums und der Orgelbühne. Im Chorraum sind die beiden ersten portugiesischen Könige in prunkvollen Gräbern bestattet. Wie immer architektonisch und handwerklich sehr faszinierend  🙂 .

Eingangsportal der Igreja de Santa Cruz mit Kirchencafé

Blick zur Orgel

Orgel

Kreuzgang

Nach den ganzen gelaufenen Kilometern und den vielen schönen Eindrücken gönnen wir uns noch einen Galáo auf der Café-Terrasse der Igreja de Santa Cruz – ein Teil der Kirche ist zu einem Café umgewandelt. Dann geht´s zurück nach Figueira da Foz.

Auf dem Rückweg machen wir noch eine kurzen Stop in Montemor-o-Velho. Schon von weitem sehen wir eine riesige Burganlage auf dem Stadthügel. Das sind die Reste einer im 12. Jahrhundert errichteten Festungsanlage. Erhalten sind von den damlas ehemals vier Klöstern und Krankenhäusern nur noch eine Kapelle und die Reste einer weiteren Kapelle. Die Burgmauer ist fast vollständig. Die ganze Anlage macht einen super gepflegten Eindruck. Offensichtlich finden hier hin und wieder auch größere Veranstaltungen statt – es gibt mehrere große Stromverteiler.

Burgmauer mit Zinnen

Ziemlich geschafft von den vielen tollen Eindrücken in Coimbra, aber auch von den für uns recht warmen Temperaturen sind wir abends zurück auf unserer Ruby Tuesday.

Freitag, den 10.06.2022 und Samstag den 11.06.2022

Die nächsten beiden Tage verbummeln wir in Figueira da Foz. Eigentlich würden wir ja auch gerne weiter nach Süden segeln, aber Wind und Welle stellen unsere Geduld dann doch auf eine größere Probe.

Am Freitag nimmt der Wind aus Nord über den Tag stetig zu, es ist aber bei weitem nicht stürmisch – einfach nur windig. Die viel größere Herausforderung sind die Wellen, die im Verhältnis zum Wind sehr hoch sind. Von 2,50 Meter mittags bis über 3 Meter abends nimmt die Wellenhöhe zu. Die 22 Regatta-Segelboote aus Frankreich trudeln im Laufe des Vormittags im Hafen bei noch moderaten Bedingungen ein. Eine Ragatta vom Segelclub Figueira da Foz am späten Mittag wird abgesagt, nachdem schon fast alle Boote ausgelaufen sind – wenn nicht mal die einheimischen Segler Wind und Welle richtig einschätzen können, wer dann 😉  ?

Alle Regatta-Segler sind gut angekommen

Auch ein Blick auf die Homepage von Estado das Barras überzeugt uns nicht, den sehr gut geschützten Hafen zu verlassen – im Gegenteil, Povoa de Varzim ist gesperrt, Figueira da Foz und einige andere Häfen sind nur bedingt geöffnet. Vielleicht tun wir uns ja auch nur schwer mit den Bedingungen an der westlichen Atlantikküste oder sind übervorsichtig, aber ein echtes Segelparadies ist das hier nicht 🙁 . Vermutlich segeln deshalb viele Langstreckensegler auf dem Weg in’s Mittelmeer oder zu den Kanaren die Küste in einem Rutsch ab – damit vermeiden sie das unangenehme Ansteuern der Häfen, verpassen aber auch einiges.

Also, es ist noch ein bisschen Geduld gefragt 😉 . Langweilig wird uns nicht, dafür haben wir noch genug Ausflugsziele im Landesinneren geplant, die wir ebenso gut von hier, wie von Nazaré, dem nächsten Hafen, erreichen können.

Aber auch Figueira de Foz hat schöne Seiten, blendet man mal den typischen Badeortcharakter mit hohen Appartementhäusern, Kirmes, Musikbeschallung und Neonblinklicht aus. Das ist nur die eine Seite, nämlich die westliche Seite von Figueira da Foz. Der östliche Teil von Figueira da Foz ist der ältere, ursprünglichere Teil. Dorhin zieht es uns eher – hier gibt´s viele kleine Läden, mit Inhabern, die eigentlich schon in Rente sein sollten, nette Cafés, Kopfsteinpflaster auf den Straßen, kleine Parks, schöne und weniger schöne Häuser und viele Bewohner, die dort auf den Straßen und in den Cafés unterwegs sind. Und genau in diese Richtung von Figueira de Foz gucken wir auch aus unserem Cockpit 🙂 .

Markthalle von Figueira da Foz

Atemberaubend ist der endlos lange Strand Praia da Claridade von Figueira da Foz. Er erstreckt sich von Figueira de Foz um die ganze Bucht bis nach Buarcos und ist nicht nur lang, sonder auch mit bis zu 500 Metern auch ziemlich tief. Da ist man schon etwas länger unterwegs, bis man das Wasser erreicht. Damit man nicht schon vollkommen geschafft am Strand ankommt, sind mehrere Holzwege bis fast zum Wasser angelegt 😉 . Bei den vielen Wellen heute kann man nicht baden, aber die Surfer haben bestimmt ihren Spaß.

Weit ist es bis zum Wasser …

… aber für Pause und Schatten unterwegs ist gesorgt

Baden verboten

Die Aussicht vom Cabo Mondego ist grandios – hier können wir die brechenden Wellen über der ganzen Bucht aus der Vogelperspektive sehen.  Tief unter uns liegt der Farol de Mondego – hinter uns erstreckt sich ein schönes Wandergebiet mit viel Wald und Hügeln. Falls wir morgen nicht weitersegeln, wäre das bestimmt auch einen Ausflug wert!

Farol de Mondego am Cabo Mondego

 

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