São Jacinto, Aveiro und Costa Nova

Montag, den 06.06.2022 – Dienstag, den 07.06.2022

Wir haben gut geschlafen – am Ankerplatz ist es doch viel schöner, als in einem Hafen. Schade, dass Ankern an der westlichen Atlantikküste von Portugal nicht an vielen Stellen möglich ist. Aber das wird sich in der Algave auch wieder ändern.

Morgens ist es noch bedeckt, so checken wir erst mal unsere Schraube, bevor wir auf Entdeckungstour gehen. Ohne geklärt zu haben, was wir uns eingefangen haben, macht Sightseeing sowieso keinen Spaß. Mit unserer Go-Pro am Pikhaken können wir Unterwasseraufnahmen von der Schraube machen. Und tatsächlich, da hat sich etwas verfangen. Sieht auf den Bildern aus wie Stacheldraht, scheint aber eher eine Wasserpflanze zu sein. Schon ungewöhnlich, dass die sich nicht beim Auskuppeln und Rückwärtsfahren wieder gelöst hat.

Die gehört da nicht hin

Ich habe inzwischen auch einen Neoanzug, Bleigewichte, Taucherbrille und Flossen, könnte also auch tauchen. Da ich aber immer noch richtig stark erkältet bin, assistiere ich Peter heute lieber nur 😉 . Aber beim nächsten mal – hoffentlich nicht so bald oder nur just for fun, probiere ich mein Equipment auf jeden Fall mal aus. Ich bereite unseren mobilen Power Dive Deks Snorkel und alles andere vor, Peter schmeißt sich in seinen Neoanzug. Das alles und das Aufräumen nachher dauert viel, viel länger, als der Tauchgang von Peter. Es hat sich eine ziemlich hartnäckige Wasserpflanze im Saildrive verbissen, zum Glück kein Stacheldraht. Die Wasserpflanze ist schnell entfernt, Peter wieder an Deck und eine kurze Probefahrt am Anker bestätigt, dass alles wieder rund läuft!

Mit unserem Dinghi fahren wir nachmittags dann doch mal nach São Jacinto – eine eigenartige kleine Stadt. Alles ist sehr sauber und gepflegt, aber viele Gebäude sind verfallen und werden nicht mehr bewohnt. Man bemüht sich sehr, die Promenade freundlich zu gestalten. Von den vielen Cafés und Restaurants hat nur ein Café geöffnet – aber das hat super leckeren Kuchen und Galão (Milchkaffee) 😉 . Im neueren Teil des Ortes steht eine sehr moderne Kirche – sehr ansprechend und nicht goldig überladen.

São Jacinto und Aveiro liegen in der Ría de Aveiro – einer großen Lagune mit einigen tiefen Fahrwassern, die aber auch an vielen Stellen trocken fällt. Salzgewinnung in der Lagune und Weiterverarbeitung waren früher die wirtschaftliche Basis von Aveiro, heute ist es die Metallverarbeitung, Nahrungsmittel- und Holzverarbeitung. Entsprechend sieht das Umfeld rund um die Ría de Aveiro aus. Überall sieht man Kräne und Industrie, große Frachtschiffe laufen die Häfen in der Lagune an – Natur können wir von unserem Liegeplatz eher weniger sehen.

Auch das traurige Bild eines Racers sehen wir von unserer Ruby Tuesday:

Nach einem Mastbruch liegt der Trimaran hier seit zwei Jahren …

Aber es kommt auch wie so häufig auf den Blickwinkel an, ob etwas als schön oder weniger schön empfunden wird – schauen wir aus dem Cockpit nach hinten raus, sehen wir die großen Hafenanlagen mit den Kränen, nach vorne blicken wir auf die recht kleine Militärbasis „Regimento Infanteria 10“, im Süden können wir Portugals höchsten Leuchtturm in der Hafeneinfahrt von Aveiro sehen und nach Norden blicken wir auf den kleinen Ort São Jacinto und die vielen Anglerboote an den Moorings. Doch gar nicht so schlecht 😉 .

Hafenanlagen von Aveiro

Militärbasis von São Jacinto

Farol de Barra mit 62 Metern Portugals größter Leuchtturm

Bucht von São Jacinto

Nach Aveiro fahren wir mit der Fähre ab São Jacinto und weiter mit dem Bus vom Fährhafen. Die Abfahrtszeiten von Fähre und Bus sind aufeinander abgestimmt, so dass wir nicht warten müssen. Unterwegs sehen wir in der Lagune auf den überschwemmten Salzwiesen Flamingos – leider nur im Vorbeifahren.

Es ist noch ziemlich früh, als wir in Aveiro aus dem Bus aussteigen – kaum Leute sind unterwegs. Aveiro ist eine stimmungsvolle, schöne kleine Stadt mit Stadtpalästen im Jugendstil, drei Kanälen, auf denen man in bunt gestrichenen Moliceiros, den Kähnen, mit denen früher Algen und Salz transportiert wurde, durch die Stadt gondeln kann, sehr engen Gassen und schönen Plätzen. Mit fünf anderen Gästen lassen wir uns in einem Moliceiro Interessantes über Aveiro und seine Vergangenheit erzählen. Danach streifen wir durch die netten Gassen – ein Galão darf natürlich nicht fehlen 😉 .

Aveiro

Kanäle – ein bisschen wir in Vendig

Das könnte auch in Amsterdam sein

Aveiro – Jugendstilstadt

Im Jugendstil-Museum

Aber auch eine sehr abenteuerliche Stromkabelverlegung

Der Weg bis zum Anlegesteg des Segelclubs, wo wir eigentlich mit unserer Ruby Tuesday festmachen wollten, ist nicht weit. Platz ist dort genug, die Hochspannungsleitung sieht auch hoch genug aus – aber ist vielleicht auch eine Täuschung. Jetzt ist es sowieso egal, wir liegen in der Bucht von São Jacinto gut und die Fahrt mit Fähre und Bus hierher ging gut und schnell.

Steg des Segelclubs Avela bei Aveiro

Salzwiesen in der Nähe des Segelclubs

Auf dem Rückweg zur Fähre fahren wir mit dem Bus noch nach Costa Nova, einem kleinen Badeort auf der Landzunge zwischen Lagune und Atlantik. Costa Nova ist bekannt für seine bunt-gestreifen Häuser in blau, gelb, rot und grün. Die ursprünglichen Holzhäuschen im „Streifenanzug“ stehen auf der Lagunenseite und sind alle längsgestreift – ein lustiges Bild 🙂 .

 

Auf der Atlantikseite wartet Costa Nova mit hohen Dünen und einem schönen Strand auf – fast leer ist es hier überall. Die Saison hat hier noch nicht begonnen.

Zurück in der Bucht von São Jacinto ist es mit der Ruhe erstmal für Stunden vorbei – eine Alarmanlage in einem Haus schrillt so vor sich hin, ohne dass sich irgendjemand verantwortlich fühlt, das Ding abzustellen. Wir können den Lärm bis zu unserer Ruby Tuesday sehr gut hören. Manchmal gelingt es, die Töne auszublenden, dann nerven sie wieder ganz gewaltig. Irgendwann gegen 21:00 Uhr ist endlich Ruhe – entweder sind die Batterien leer, oder jemand hat sich erbarmt und die Anlage abgestellt.

Morgen werden wir hoffentlich mit gutem Wind aus Nordwest wieder ein Stückchen weiter nach Süden segeln – entweder laufen wir Figueira de Foz an oder Nazaré – mal schauen wie es läuft 😉 .

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