Zurück in Póvoa de Varzim

Montag, den 30.05.2022 – Freitag, den 03.06.2022

Nach unserer sehr schönen Enkelkinderpause in Deutschland sind wir wieder zurück auf unserer Ruby Tuesday 🙂 . Ganz so unkompliziert, wie wir uns die Rückreise gewünscht haben, verlief sie dann aber nicht. Morgens werden wir von einer email der Lufthansa geweckt, dass unser Flug von Düsseldorf nach Frankfurt gestrichen und dafür auf einen späteren Flug umbgebucht wurde. Auch unser Flug von Frankfurt nach Porto wurde auf eine spätere Zeit – 21:00 Uhr Abflug in Frankfurt – umgebucht. Um diese Zeit wollten wir eigentlich schon im Cockpit unserer Ruby Tuesday sitzen und den Tag gemütlich bei einem Bier oder Wein ausklingen lassen 😉 .

Nach mindestens einer halben Stunde Wartezeit konnte ich dann mit der netten Damen des Lufthansa-Service-Büros einen ICE von Düsseldorf nach Frankfurt buchen und unseren ursprünglichen Flug ab Frankfurt auf 15:30 Uhr zurückbuchen. Macht ja irgendwie auch mehr Sinn von Düsseldorf mit dem Zug nach Frankfurt zu fahren, als dorthin zu fliegen 😉 .

Nach 1,5 Stunden Verspätung, fünfmaligem Wechsel des Gates und Einsatz einer Ersatzmaschine, weil die ursprüngliche Maschine wegen eines technischen Defekts nicht fliegen konnte, heben wir dann endlich nach Porto ab 🙂 . Der Rest der Anreise verläuft problemlos, die Metro kommt regelmäßig und der Rest des Weges zum Hafen ist schnell zurückgelegt – vor allem, weil es beginnt zu regnen. Wie gut, dass die Kuchenbude auf unserer Ruby Tuesday geschlossen ist – so können wir unseren Sundowner im Trockenen im Cockpit genießen 🙂 .

Auf unserer Ruby Tuesday ist alles ok, sie hat unsere 14-tägige Abwesenheit schadlos überstanden. Nur viel gelber Sand ist an Deck – ob die Sahara wieder gestaubt hat? Na ja, das lässt sich abschrubben – morgen oder übermorgen, wenn es aufhört zu regnen.

Dienstag regnet es fast den ganzen Tag, wir verbringen die Zeit mit sehr ausgiebigem Lesen – endlich mal wieder 😉 . Am Mittwoch sieht es auch nicht viel besser aus, aber es gibt einige Regenlöcher, in denen sich sogar die Sonne raustraut. Ich schrubbe das Deck ab und fülle gleich auch noch unsere Wassertanks auf. Dann wird´s Zeit, für einen kleinen Spaziergang.

Mich zieht es zur Mole, denn in den letzten Tagen hat es nicht nur geregnet, sondern es war auch windig. Die Wellen sind überraschend hoch – in der Hafeneinfahrt brechen sich die Wellen über die ganze Einfahrtsbreite. Dennoch ist der Hafen nicht gesperrt – er hat nach dem Ampelsystem die Farbe gelb, was heißt, dass man den Hafen zwei Stunden vor bis zwei Stunden nach Hochwasser anlaufen kann. Ich würde bei den brechenden Wellen den Hafen weder anlaufen noch verlassen. Nachdenklich stimmt mich allerdings schon die Einschätzung, die zu der Einordnung nach dem Ampelsystem führt. Wie auch immer, die hoch spritzende Brandung, die sich auch immer wieder über die Hafenmole ergießt und in den Hafen schwappt ist schon sehr beeindruckend – wenn man auf dem Trockenen steht und sich das Schauspiel aus der Entfernung ansehen kann.

Hier geht´s hoch her

Baden ist heute verboten

Der Wind weht immer noch kräftig aus Süd und das wird bis Samstag Nachmittag auch so bleiben – Zeit, noch mal ein paar Ausflüge zu machen.

Mit Metro und Bus fahre ich am Donnerstag – diesmal alleine, Peter bleibt lieber an Bord – noch mal nach Porto in das kleine Fischerdorf Afurada, direkt an der Douro Marina gelegen, das wir noch nicht gesehen haben.

Touristenrummel oder touristische Highlights sucht man in Afurada vergebens, dafür gibt´s hier viele Fischrestaurants, wo der Fisch vom Grill auf der Straße direkt auf den Teller der Gäste kommt, die Menschen leben vor ihren Häusern auf dem Bürgersteig – fast vor jedem Haus stehen zwei Stühle und ein kleiner Tisch – die Nachbarn kennen sich, die Wäsche flattert im Wind – ein sehr authentischer Ort 🙂 . Hier lebt man noch die traditionelle Rollenverteilung – die Männer sind als Fischer auf dem Wasser unterwegs, die Frauen kümmern sich um Haus, Hof und Familie – vermutlich nicht alle, aber doch einige 😉 .

In Afurada

In Afurada

Am Fischerhafen treffe ich in einem Waschhaus auf drei Dorfbewohnerinnen, die dort ihre Wäsche waschen – mit Seife, Wurzelbürste und viel Wasser aus den Waschtrögen. Eine der Wäscherinnen singt bei der Arbeit – sie hat ein sehr schöne Stimme, die durch die Akustik des Waschhauses noch unterstrichen wird. Für mich als Zuschauerin ein einmaliges Erlebnis – auch wenn es sehr beeindruckend ist, möchte ich meine Waschmaschine allerdings nicht gegen die Stimmung und Arbeit im Waschhaus tauschen 😉 .

Sehr modernes Waschhaus in Afurada

Getrocknet wird die Wäsche auf Trockengestellen, die vor dem Waschhaus aufgestellt sind. Eine sehr abenteuerliche Konstruktion!

Nach einem kurzen Blick in die Douro Marina laufe ich am Rio Douro zurück nach Porto – ein sehr schöner Holzweg direkt am oder über dem Douro mit tollen Ausblicken auf Porto. In Porto versuche ich noch mal, den Palácio de Bolsa, die ehemalige Börse, zu besichtigen – das gelingt auch heute nicht 🙁 . War der Palácio de Bolsa beim letzten mal wegen einer geschlossen Veranstaltung nicht zugänglich, geht es heute nur im Rahmen einer Führung – die beginnt in Englisch aber erst in einer Stunde. Das ist mir zu spät, ich mache mich dann doch lieber auf den Weg zurück zu Peter und zu unserer Ruby Tuesday.

Porto noch mal aus einem anderen Blickwinkel

Viana do Castelo, das angeblich schönste Städtchen Nordportugals sehe ich mir am Donnerstag an. Eigentlich wollten wir auf unserem Törn von Baiona nach Póvoa de Varzim im Hafen von Viana do Castelo festmachen, aber wegen der sehr unterschiedlichen Wassertiefenangaben im Hafenbecken in unseren Segelkarten haben wir das dann doch besser gelassen. Mit dem Bus geht´s dann heute direkt zum Bahnhof von Viana do Castelo und von dort über einige (hundert) Treppenstufen hoch auf den Monte da Santa Luzia zur Wallfahrtskirche Santa Luzia. Die Kirche hat schon sehr viel Ähnlichkeit mit der Sacre Coeur in Paris 🙂 .

Kirche Santa Luzia

Mindestens so beeindruckend wir die Kirche ist aber der Ausblick auf die Hafenanlagen von Viana do Castelo und die Landschaft drumherum. Viel weniger anstrengend als der Aufstieg ist dann der Abstieg zurück nach Viana do Castelo 😉 .

Die Altstadt ist wirklich ausgesprochen schön – enge Gassen mit vielen kleinen Geschäften, das alte Rathaus mit lila Blumen vor den Fenstern und die Misericórdia (Armenhaus) mit Kirche auf dem Plaça de Republica sind schon sehr beeindruckend.

Plaça de Republica mit dem alten Rathaus und der Misericórdia

Ganz ausgefallene Kirche der Misericórdia

Mindestens ebenso beeindruckend ist das ehemalige Hospitalschiff Gil Eannes, das man im Fischerhafen besichtigen kann – ich bin alleine auf dem riesigen Schiff 😉 .

Hospitalschiff Gil Eannes

Die Gil Eannes wurde 1955 in Viana de Castelo gebaut und diente als Krankenhaus- und Versorgunsschiff für die Kabeljaufischer in Norwegen und Neufundland. An Bord waren zwei Ärzte und ein Priester, die Krankenhausaustattung mit OP, Aufzug zum OP-Bereich, Röntgenraum, Krankenbetten und anderem medizinischem Zubehör war damals besser, als in manchem Landkrankenhaus.

Auf der Brücke

Aufzug zum PO

Damit die Haare nicht zu lang werden

Bewaffnet mit einem Audioguide streife ich durch das Schiff und höre staunend den vielen Erklärungen zu. Im Gegensatz zum Fischerdorf Afurada gab es hier keine klassische Rollenverteilung – hier waren keine Frauen an Bord. Die Wäsche wurde von zwei „Wasch- und Bügelmännern“ gemacht, die Kranken wurden von Pflegern gesund gepflegt 🙂 . Wie bei so vielen Besichtigungen gilt auch hier wieder – sehr beeindruckend, aber tauschen möchte ich lieber nicht 🙂 .

Zurück in Póvoa de Varzim bereiten wir uns so langsam darauf vor, ein Stückchen weiter nach Süden zu segeln. Samstag Nachmittag, vielleicht auch erst Sonntag Früh geht´s weiter nach Aveiro – wir freuen uns doch sehr, mal wieder auf´s Wasser zu kommen 🙂 .

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