Porto

Freitag, den 13.05.2022 und Samstag, den 14.05.2022

Zwei Tage Porto – einerseits viel zu wenig Zeit, um diese schöne Stadt anzusehen, andererseits lang genung, um gerne dem Trubel wieder zu entfliehen und die Ruhe auf unserer Ruby Tuesday zu genießen 😉 .

Póvoa de Varzim ist mit einer Metro perfekt an Porto angebunden, wir übernachten nicht in Porto, sondern fahren morgens mit der Metro los. Im Halbstundentakt bringt uns die Metro innerhalb einer Stunde direkt in´s Zentrum.

Porto liegt am Hang auf beiden Seiten des Douro, verbunden mit der mächtigen Stahlskelettbrücke Ponte Dom Luís I, durch die Altstadt schlängeln sich enge, steile Gassen und es wird wieder warm – also brauchen wir einen Plan, um nicht vollkommen planlos bergrauf und bergrunter durch Porto zu streifen 😉 .

Porto

Am Freitag bleiben wir erstmal in der Oberstadt – da ist es nicht ganz so hügelig. Bevor es überhaupt mit Sightseeing losgeht, suchen wir eine Toilette – eine Stunde Fahrt mit der Metro ist lang 😉 . Im öffentlichen Raum gibt´s in Porto kaum Toiletten, also setzen wir uns erst mal in ein schönes, kleines Café, das hauptsächlich von Portugiesen aufgesucht wird. Nach Galão (Milchkaffee) und Pastel de Nata (Blätterteigtörtchen mit Puddig) und natürlich dem Toilettenbesuch 😉  machen wir uns auf den Weg, einige der vielen Sehenswürdigkeiten anzuschauen – alles geht sowieso nicht und irgendwann sieht auch eine Kirche wie die andere aus.

Im Café

Spiegelungen im Café

Auf dem Weg zur Buchhandlung Livraria Lello kommen wir durch das Studentenviertel von Porto – zumindest erst mal durch eine enge Gasse mit ganz witziger Dekoration hoch oben zwischen den Häusern, vielen geschlossenen Kneipen und dem unverkennbaren Duft nach verschüttetem Bier – hier wird´s erst abends lebendig.

Witzige Deko im Studentenviertel

Dafür ist vor der Buchhandlung schon eine ziemlich lange Menschenschlange – alle wollen die altehrwürdige Ausstattung mit gewundener Treppe, meterhohen Regalen und dem farbigen Oberlicht sehen und dafür auch noch Eintritt zahlen 😉 . Die Buchhandlung Lello  ist nicht nur wegen der ausgefallenen Einrichtung so sehenswert, sondern auch, weil sie als Kulisse für Szenen in einem Harry-Potter-Film diente.

Alle wollen in die Buchhandlung Lello

Wir verzichten auf´s Schlange stehen und schlendern weiter zu den beiden Kirchen Igreja do Carmo und Igreja das Carmelitas, die nebeneinader gebaut wurden und nur durch ein sehr schmales Wohnhaus getrennt sind. Die Außenwand der Igreja do Carmo ist mit einer beeindruckenden Azulejowand verkleidet.

Igreja do Carmo

Im Inneren der beiden Kirchen strahlen uns üppigstes Barock und goldverzierte Altarschnitzereien entgegen. Wir folgen einem Rundgang durch die beiden Kirchen und dem schmalen Haus und sind schon beeindruckt von der goldbeladenen Ausstattung der Kirchen und den nicht weniger wertvollen Exponaten in der Sakristei, den Katakomben und den anderen Ausstellungsräumen.

Altar in der Igreja do Carmo

Was darin wohl versteckt ist?

Wenn wir unterwegs sind, gehen wir immer wieder gerne zu Aussichtspunkten, um einen schönen Überblick über die Stadt oder die Gegend zu haben. Das machen wir auch heute – wir verlassen den mehr oder weniger touristischen Teil Portos und schlendern von Grün zu Grün durch den Jardim de Cordoaria zum Jardim do Palãcio de Cristal. Im Jardim de Cordoaria fallen die Platanen mit nach unten mächtig ausgebauchten Stämmen auf. Eine ganze Allee gibt´s davon. Warum die Bäume so gewachsen sind, ist nicht klar. Man vermutet eine Infektion in ganz jungem Wachstum.

Platanenallee mit ganz besonderen Platanen

Auf dem Weg zum Jardim do Palãcio de Cristal kommen wir am örtlichen Krankenhaus vorbei – das ist ja grundsätzlich nichts Besonderes. Aber wir werden vor dem Krankenhaus auf dem Bürgersteig von einem Krankenwagen, der rückwärts auf dem Bürgersteig fährt, angefahren. Wir stehen mit dem Rücken zu seiner Fahrtrichtung und haben nichts gehört, erst als wir einen Schlag in den Rücken bekommen, mir das Handy, auf dem wir gerade nach dem Weg gucken, aus der Hand und die Sonnenbrille vom Kopf fliegen, merken wir, dass hier etwas nicht so ganz richtig läuft. Zum Glück ist nicht viel passiert – Peter hat eine Schramme am Ellenbogen, beide fühlen wir uns etwas derangiert. Der Fahrer steigt nicht mal aus seinem Wagen aus, sondern entschuldigt sich nur aus dem offenen Wagenfenster, als wir dort schimpfend und protestierend anklopfen. Na ja, wäre mehr passiert, wären wir ja an der richtigen Stelle gewesen – Krankenwagen und Krankenhaus nicht weit entfernt 😉 .

Aber wir haben vom Park eine schöne Aussicht auf Porto und genießen diese von einem schattigen Plätzchen.

Durchblicke auf Porto

Wir schauen uns heute noch den Torre dos Clérigos und die Kirche mit ihrem eiförmigen Deckengewölbe an. Den Turm besteige ich alleine, Peter mag lieber einen Eisbecher 😉 , aber das mittäglich Orgelkonzert hören wir voher noch zusammen – zumindest einen Teil davon. So ganz überzeugend ist es nicht.

Torre dos Clérigos

Ovale bzw. eiförmige Kuppel der Igreja dos Clérigos

Blick vom Torre dos Clérigos

Faszinierend sind die vielen engen Straßen, die Häuser mit den schmiedeeisernen Balkonbrüstungen und die ganz unterschiedlich gestalteten Fassaden mit den Azujelos. Nicht alles ist gut erhalten, oft sehen wir auch ziemlich vernachläsigte Gebäude, oder es steht nur noch die Fassade und von innen ist das Haus ausgehölt und wird von Stützen gehalten – ein doch etwas maroder Charme Portos.

 

Nach einem schönen Frühstück im gleichen Café wie gestern, der Confeítaria do Bolhão, kommen wir am zweiten Tag auf unseren Streifzügen durch Porto in den Stadtteil Fontainhas, etwas östlich vom alten Stadtkern und der Ponte Dom Luís I. Der Ausblick auf die Stadt und die Brücke sind beeindruckend, ganz anders ist das Bild, was sich uns an den steilen Hängen unterhalb des Straße bietet. Kleine, nicht immer wirklich gepflegte Häuser sind eng an den Steilhang gebaut. Die Straßen sind sicherlich nicht mit Autos zu befahren, so eng sind sie. In der Luft hängt ein Hauch von Hasch, die Cafés sehen eher alternativ aus 😉 . Bevorzugte Wohnlage ist das hier nicht – hier wohnt wohl eher die alternative Szene!

Enge Bebauung …

… und Schrebergärten am Steilhang

Auf unserem Plan für heute 😉  steht das Altstadtviertel mit der Kathedrale und dem Palácio da Bolsa, die Ponte Dom Luís I und das südliche Douro-Ufer mit den vielen Portweinkellereien. Ganz tricky suchen wir uns die Wege zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten, um nicht ständig rauf und runter zu laufen 😉 .

Kathedrale von Porto

Trotzdem kommen wir irgendwann in´s Schwitzen. Bei 27°C im Schatten und gefühlt 40°C in der Sonne geht fast nicht´s mehr – wir flüchten uns in die Lagerhallen der Portweinkellerei Augusto´s und lassen uns dort alles über Herstellung und Lagerung von Portwein erzählen. Natürlich darf eine Weinprobe nicht fehlen – sehr lecker!

Rabelo mit Weinfässern

Den Palácio da Bolsa können wir leider nicht von innen besichtigen – heute ist dort eine geschlossene Veranstaltung – morgen erst wieder. Stattdessen machen wir eine Fahrt mit der historischen Straßenbahn nach Foz do Douro, dem noblen Stadtviertel von Porto, immer am Ufer des Douro entlang.

Historische Straßenbahn …

… fährt immer noch gut

Die Straßenbahn hat eine eigene Fahrspur, oft so eng an den Häusern und Cafés entlang, dass man den Gästen dort das Handy im Vorbeifahren vom Tisch nehmen kann. Ob das zum Sitzen wirklich gemütlich ist, wagen wir mal zu bezweifeln 😉 .

In Foz do Douro ist die Endstation der Straßenbahn – direkt an dem Park Jardim do Passeio Alegre. Eine echte Sehenswürdigkeit ist hier die öffentliche Bedürfnisanstalt – hier gibt´s sie wenigstens 😉 .

 

Obwohl wir ja eher zurückhaltend sind, was ausdrückliche Highlights für Touristen angeht, haben wir uns hier doch zu einem Essen im „Portugal Experience“ verleiten lassen. Hungrig wie wir sind, kommen wir an diesem Restaurant vorbei, schauen rein und staunen über die Aufmachung. Eine riesige Halle mit Galerie rundum, deckenhohen Bücherregalen und alles in roten Farben gehalten.

Portugal Experience

Hier gibt´s nur ein Gericht – Bacalhau-Bällchen mit Käse der Serra da Estrela und für den der will, auch ein Glas Portwein. Wir wollen, bestelllen und bekommen für viel Geld ziemlich wenig zu essen. Aber es ist wirklich lecker, nur satt werden wir davon nicht. Wir sitzen oben auf die Galerie, nippen an unserem Portwein und betrachten das Treiben rundum.

Gestern haben wir im Jardim de Cordoaria in einem kleinen Restaurant auch eine Spezialität von Porto probiert – Francesinha, ein Sandwich mit viel Käse drin, Schinken, Fleisch, mit Käse überbacken und viel würzige Sauce dazu – war auch sehr lecker! Da haben wir auf jeden Fall sehr viel ruhiger im Grünen gesessen.

Mit der Metro fahren wir über die Ponte Dom Luís I über den Douro zurück in die Altstadt zum Bahnhof São Bente – die Bahnhofshalle ist fast vollständig mit Azulejos verkleidet, die in blau-weiß Szenen aus der Geschichte Portugals zeigen, vom Weinanbau, aber auch auf farbigen Azulejos die Geschichte des Transporwesens, die mit dem Bau der Eisenbahn endet.

Bahnhof São Bente

Bahnhofshalle

Farbige und blau-weiße Azulejos

Heute morgen haben wir nicht die Metro genommen, sondern sind zu Fuß über die Brücke gegangen. Ganz schön hoch über dem Douro – da muss man schon schwindelfrei sein, wenn man sich nah an´s Geländer begibt, um auch wirklich alles richtig zu sehen. Die Rabelos liegen vor den Portweinkellern, auf den Promenaden zu beiden Seiten des Flusses ist richtig viel los und der Blick über Porto mit der Kathedrale, dem Torre dos Clérigos und den vielen roten Dächern ist sehr schön. Porto gefällt uns sehr gut – trotz oder gerade wegen des morbiden Charmes 🙂 .

In den nächsten Tagen bleiben wir auf unserer Ruby Tuesday, um uns ein bisschen zu erholen, unsere To-Do-Liste abzuarbeiten und um unsere Ruby Tuesday aus dem unruhigen südlichen Hafenbecken in das doch ruhigere und geschütztere nördliche Hafenbecken zu verlegen.

Das südliche Hafenbecken, hinter dem Betonwellenbrecher ist das nördliche Hafenbecken

Hier liegen wir wirklich richtig ruhig – das können wir bei viel Wind aus Süd testen 😉 . Der Schwell und die Wellen vor dem Betonwellenbrecher und in der Einfahrt sind nicht wenig, die Brandung spritz an den Hafenmolen heftig.

Das Wetter ist eher unbeständig – mit dem Südwind ist auch der Regen gekommen. Es schüttet manchmal, dann scheint auch wieder die Sonne – also eher durchwachsen. Seit wir Anfang Apri gestartet sind, haben wir jetzt zum ersten mal wieder unsere Kuchenbude zum Schutz gegen Wind und Regen aufgebaut.

Wir bereiten uns und unsere Ruby Tuesday auf unsere Enkelkinderpause vor, denn Mittwoch geht´s für ein paar Tage nach Hause 🙂 .

 

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