Ría de Arousa

Ría de Arousa
Dienstag, den 07.09.2021 – Sonntag, den 12.09.2021

Der Ría de Arousa ist der größte der Rías Baixas. Auf der nördlichen Seite wird er von bewaldeten Hügeln oder auch Bergen eingerahmt, auf der südliche Seite ist er eher flach. Und es gibt einige sehr schöne Inseln im Ría de Arousa – die Isla de Arousa, die Isla de Cortegada, auch eine der Inseln des Parque Nacional Marítimo Terrestre De Las Islas Atlántica De Galicia und die Halbinsel O Grove. An den Ufern liegen viele, auch größere Dörfer und Städte – das sieht man besonders abends, wenn es dunkel ist – die Ufer sind bis auf wenige Unterbrechungen beleuchtet.

Obwohl der Ría de Arousa groß ist, kann man nicht einfach so darin segeln – auf der einen Seite ist es teilweise sehr flach, viele Felsen unter oder über Wasser versperren den Weg und es gibt jede Menge Fisch- bzw. Muschelfarmen – quadratische Gestelle, an denen Muscheln gezüchtet werden, durch die man allerdings vorsichtig durchsegeln kann. Ein paar Seezeichen gibt es im Ría de Arousa auch – das ist eher selten hier, man sollte sie also wohl doch ernst nehmen 😉 .

Dienstag, den 07.09.2021
SW 4-5 Bft – 8sm – 1h 39min – Ø 5,0kn – gesamt 1.278sm

Isla de Sálvora – Praia de Secada

Mit 4-5 Bft aus SW segeln wir unter Genua in den Ría de Arousa. Wir sind noch nicht ganz im Ría, da kommt ganz langsam Seenebel auf. Erst verschwindet mehr und mehr das nördliche Ufer – das südliche Ufer können wir noch eine ganze Zeit sehen, bis es sich auch im Nebel versteckt. Rund um uns ist es neblig weiß, über uns können wir den blauen Himmel erahnen. Ganz langsam kommt uns aus dem Nebel ein großer Frachter entgegen – das AIS Signal und auch das Radar-Echo sehen wir schon eine ganze Zeit. Die kleine Insel Isla de Rua können wir auch nur erahnen.

Frachter im Nebel

Isla de Rua

Genauso langsam wie der Nebel gekommen ist, löst er sich auch wieder auf – das ist auch ganz gut so, denn wir kommen unserem Ankerplatz, den wir für die nächsten Tage ausgesucht haben, immer näher und sehen jede Menge Radarechos auf unserem Plotter – Echos von den Muschelgestellen.

Für mindestens zwei Tage hat der Wetterbericht viel Wind aus SW vorhergesagt – damit fallen alle Ankerplätze, die nach Süden offen sind, weg. Wir lassen unseren Anker vor dem Praia de Secada auf der Isla de Arousa fallen – damit sind wir dann das sechste Segelboot, das diese Ankerbucht für gut und geschützt befindet 😉 .

Die Ankerbucht ist aber nicht nur geschützt bei Wind aus SW, sondern sie ist auch etwas ganz besonderes. Auch hier glaubt man, man wäre in den skandinavischen Schären. Am Scheitel der Bucht ist ein schöner Sandstrand, die Landzungen sind allerdings ähnlich wie auf der Isla de Sálvora, aus glattgeschliffenen Felsen mit dicken Findlingen darauf. Auf der nördlichen Landzunge steht der kleine Leuchtturm Faro Punta Cabalo, der abends seine weißen Blitze über die Bucht schickt.

Faro Punta Cabalo im Abendlicht

Für die sechs Segelboote ist die Bucht groß genug, wir kommen uns nicht zu nahe 😉 . Sehr nahe kommen uns allerdings die kleinen Fischerboote, die ihre Netze, versehen mit vielen kleinen Schwimmkörpern, zwischen den Segelbooten im Halbkreis auslegen und dann langsam wieder einholen. Aber die Jungs verstehen ihr Handwerk, kein Netz bleibt irgendwo hängen. Manchmal haben wir etwas Angst um unseren Ankerball – der schwimmt schön gelb leuchtend über unserem Anker und wird von den Fischern sehr argwöhnisch beäugt. Sollte da etwa schon die Konkurrenz ihr Territorium abgesteckt haben? Gut dass wir auf unseren Ankerball ein Ankersymbol gemalt und unseren Schiffsnamen geschrieben haben – so gibt’s dann doch keine Missverständnisse 😉 .

Die Sonne scheint immer noch – Zeit für einen schönen Spaziergang über die „Spanischen Schären“ und zum Ort Arousa 🙂 .

Unterwegs nach Arousa

Ruby Tuesday vor Anker am Praia de Secada

Mittwoch regnet es dann fast den ganzen Tag – mal mehr, mal weniger. Wir bleiben hier  🙂 .

Ausblicke:

Donnerstag, den 09.09.2021
S 3-4 Bft – 6sm – 1h 31min – Ø 3,8kn – gesamt 1.284sm

Praia de Secada – Vilagarcia de Arousa

Auch für heute ist wieder Regen vorhergesagt, der Wind weht immer noch aus SW. Aber so ganz stimmt der Wetterbericht dann doch nicht – ab 09:00 Uhr reißt der Himmel auf und die Sonne kämpft sich durch. Da es in der Bucht vor allem morgens vor dem Hellwerden sehr unruhig durch die vielen ziemlich schnell fahrenden Fischer ist – die verursachen durch die Raserei heftigen Wellenschlag gegen das Heck und kommen uns im Dunkeln auch mit großer Geschwindigkeit immer sehr nahe – wollen wir nicht noch ein Nacht hier bleiben. Wir segeln wieder nur mit Genua gemütlich bei 4 Bft aus S nach Vilagarcia de Arousa – einer kleinen Marina fast am Ende des Ría de Arousa. Für die nächsten Tage ist kein Wind vorhergesagt – die Gelegenheit, unser Auto aus Muros zu holen und auf dem Rückweg auch noch ein bisschen vom Land anzugucken 🙂 . Außerdem gibt’s hier einen Segelmacher, der unsere Sprayhood reparieren kann. Am Reißverschluss, Verbindung zur Kuchenbude, ist die Naht ein Stückchen aufgegangen. Das können wir nicht so professionell reparieren, dass es auch nächsten Winter im Sturm hält.

Wir schaffen es, in der Marina anzulegen, ohne nass zu werden. Gerade als alle Leinen fest sind und unsere Ruby Tuesday aufgeklart ist, fängt es wieder an zu schütten. Mit einer kurzen Unterbrechung, in der ich zum Hafenmeister gehe, ohne nass zu werden, regnet es bis zum frühen Nachmittag.

Regen in Vilagarcia

Als sich die Sonne zurückmeldet, nutzen wir die Gelegenheit, einen Rundgang durch Vilagarcia zu machen. Die Stadt macht einen unfreundlichen Eindruck, wenn man in die Marina einläuft – ein großer, Industriehafen mit Ladekränen und mehreren runden Tanks liegt vor der Marina, die Häuser direkt an der Promenade wirken auch nicht sehr einladend 🙁 .

Marina Vilagarcia – wieder im Sonnenschein

Im Tourismusbüro besorgen wir uns einige Informationen zu Vilagarcia de Arousa und spazieren dann zur Innenstadt mit Fußgängerzone. Auch hier vermissen wir das typische Flair der galicischen Dörfer – nun ja, wir sind jetzt ja auch in einer etwas größeren Stadt. Wenn man allerdings lang genug sucht, findet man doch auch hier noch einige schöne Stellen 🙂 .

Moderne Einkaufsstraßen in Vilagarcia

Park in der Innenstadt

Etwas außerhalb der Innenstadt

Freitag, den 10.09.2021

Der Segelmacher hat gestern Abend noch die Kuchenbude abgeholt und wird sie heute in’s Marina-Office zurückbringen – echter Service auf allen Seiten und sehr nettes Personal hier 🙂 .

Wir erreichen gerade eben im Trockenen den Bahnhof, als wir im Zug nach Santiago de Compostela sitzen, beginnt es zu regnen – nicht gerade das beste Wetter für einen Landausflug mit dem Auto. Beim Umsteigen vom Zug in den Bus nach Muros ist es trocken – nicht für lange. Auch in Muros schüttet es, als wir aus dem Bus steigen. So grau in grau wirkt die eigentlich sehr schöne Landschaft mit den netten Dörfern doch nicht mehr so einladend 🙁 .

Von Muros fahren wir im Regen auf die andere Seite des Ría de Muros nach Porto do Son. Langsam wird es heller und über dem Atlantik scheint schon die Sonne – so war es für heute ja auch vorhergesagt, man glaubt’s aber erst, wenn die Sonne auch tatsächlich scheint 😉 .

Etwas südlich von Port do Son, einem kleinen, ursprünglichen Fischerort, liegt auf einem großen Felsplateau das Castro de Baroña, eine prähistorische Ansiedlung, die zwischen dem 1. Jahrhundert vor und dem 1. Jahrhundert nach Christus entstanden ist. 22 gemauerte Grundrisse sind noch zu erkennen, die Mauern zur Verteidigung sind ebenfalls gut erhalten.

Castro de Baroña

Blick vom Castro de Baroña

Wir streifen durch das Gelände und spekulieren mal wieder, wie viel von den Mauerresten tatsächlich original sind oder wieder rekonstruiert wurden.

Mindestens ebenso beeindruckend wie das Castro de Baroña ist ein Stückchen weiter eine Mittelalterliche Brücke über den kleinen Fluss Siera. Die Brücke liegt im Wald, es ist bis auf das Plätschern des Flusses ganz ruhig – ein idyllisches Plätzchen 🙂 .

Mittelalterliche Brücke …

… mit einem idyllischen Plätzchen

Hält immer noch 😉

Immer dabei – unser Handwerkszeug

Auf dem Weg zum Naturschutzgebiet Corrubedo machen wir am Leuchtturm Faro de Corrubedo halt. Leuchttürme haben genauso wie Kirchen irgendwie ein ziemliche Anziehungskraft – egal, wie oft man sie sieht 😉 . Auffällig am Faro de Corrubedo ist die Architektur des Gebäudes am Fuße des Leuchtturms – es ist zur Landseite eckig, zur Seeseite rund gebaut, um den heftigen Stürmen stand halten zu können.

Ein echtes Highlight ist das Naturschutzgebiet Corrubedo mit den Lagunen von Carregal und Vixán und der Wanderdüne von Corrubedo. Die Küste wird von weitläufigen Stränden gesäumt, gelegentlich von steil aufragenden Granitklippen unterbrochen.

Zum Landesinneren schließt sich ein Dünengelände an, das durch Anpflanzungen befestigt wurde und danach in ein weites Tal übergeht, das wiederum an eine Wanderdüne grenzt. Die Wanderdüne ist im Vergleich zu den Wanderdünen, die wir in Leba und in der Kuhrischen Nehrung in Nida gesehen haben, winzig – sie erstreckt sich in einer Länge von ca. einem Kilometer und erreicht eine Höhe von ca. 20 Metern. Durch das Spiel der wechselnden Südwest- und Nordostwinde wird sie rythmisch auf einer bestimmten Fläche hin und herbewegt, ohne dabei tatsächlich ihre Lage wesentlich zu verändern.

Wanderdüne ganz hinten rechts oben im Bild

Inzwischen ist es richtig warm, die Sonne knallt vom Himmel, so dass wir nur einen kürzeren Spaziergang durch das Naturschutzgebiet machen und dann auch zurück nach Vilagarcia de Arousa fahren. Hier nutzen wir den Liegeplatz im Hafen und dichten im Ankerkasten den Ablauf wieder richtig ein. Wir haben ja immer mal wieder Wasser im Vorschiff – mal mehr, mal weniger, mal salzig, mal süß und haben trotz intensiver Suche bisher den Grund dafür nicht gefunden. Beim letzten Ankern haben wir festgestellt, dass das Wasser vermutlich an dem nicht dichten Ablauf in’s Schiffsinnere vorbeiläuft.

Abends kommen Anna und Phillip vom Katamaran Kiss vorbei – auch TO-Segler. Die beiden ankern vor dem Hafen in der Bucht. Wir verbringen einen schönen Abend im Cockpit – interessant, was die beiden so vorhaben, aber auch eine andere Welt für uns 😉 .

Samstag, den 11.09.2021
WSW 3 Bft – 11sm – 3h 24min – Ø 3,0kn – gesamt 1.295sm

Vilagarcia – Enseada do Caramiñal

Es ist aber dann doch nicht nur diese Stelle, die undicht war – an einem VA-Abdeckblech mit 6 Schrauben hat die Silikondichtung ebenfalls nicht mehr richtig dicht gehalten, wie auch an Schrauben, mit denen zwei Leisten angeschraubt sind. Noch ist es nicht heiß, wir dichten alle undichten Stellen ab und hoffen, dass beim nächsten Wassertest, der dann aber wieder am Ankerplatz stattfinden wird, wirklich alles dicht ist und wir nichts mehr übersehen haben.

Schade, eigentlich wollen wir heute noch den Pazo de Rubians, ein altes Herrenhaus mit einem sehr schönen Garten, vielen Kamelien, Weinanbau und Weinverkostung besichtigen – das muss warten, jetzt ist es uns dafür zu heiß und zu spät. Vielleicht klappt es ja, wenn wir unser Auto aus Vilagarcia abholen.

Wir verabschieden uns von den netten Marineros und kreuzen bei einem lauen Lüftchen aus SW zwischen den Marinefarmen Richtung Westen.

Eisenbahmbrücke ganz am Ende des Ría de Arousa

Cabo Cruz

Wo genau wir ankern wollen, haben wir noch nicht entschieden, letztlich fällt der Anker aber nicht in der Bucht Enseada de Boiro nördlich vom Cabo Cruz, die wir dann ansteuern wollen – das ist uns bei dem Wind aus West doch zu offen, sondern in der Bucht Enseada do Caramiñal. Ob das die bessere Entscheidung ist, wissen wir nicht wirklich – hier ist ziemlich viel Betrieb. Es ist Wochenende und die Jetskis sind ebenso unterwegs, wie die kleinen Fischerboote und Segelboote – alle eher schnell, laut und nah 😉 . Und irgendwie liegen wir in der Einflugschneise vom Hafen – obwohl wir gar nicht direkt vor dem Hafen liegen.

A Proba do Caramiñal ist jetzt auch nicht gerade ein kleines Fischerdorf – ganz im Gegenteil, es ist eher schon eine größere Stadt. Die Skyline rund um die Bucht reizt uns nicht zu einem Besuch. Da wir nichts einkaufen müssen, bleiben wir einfach an Bord – mit Blick auf die Muschelfarmen – wir ankern zwischen Küste und Muschelfarm 😉 .

Ein bisschen Natur gibt es auch hier 😉

Recht spät abends kommt noch die belgische SY Sylvia und ankert in unserer Nähe, ein anderes Segelboot macht sich an einer der Muschelfarmen fest – die anderen Ankerlieger liegen mehr oder weniger direkt vor dem Hafen.

Sonntag, den 12.09.2021
WSW 2-3 Bft – 7sm – 2h 14min – Ø 3,1kn – gesamt 1.302sm

Enseada do Caramiñal – Isla de Coroso – Praia de Coroso

So recht wissen wir nicht wohin wir heute segeln könnten – oder vielleicht eher schleichen 😉 , nur hierbleiben wollen wir nicht unbedingt. Ein bisschen Richtung Ausgang des Rías wäre schon ganz gut, aber alles was rund um die Isla de Arousa und die Halbinsel O Grove an Buchten ist, ist ziemlich flach und viele Muschelfarmen liegen im Weg.

Bevor wir unseren Anker hochholen, kommt der Belgier mit seinen beiden Kindern im Dinghi vorbei um „hallo“ zu sagen – ein sehr nettes Gespräch ergibt sich. Die Familie ist auf dem Weg zu den Kanaren, um von dort mit der ARC 2021 in die Karibik zu segeln. Was sie danach machen, wissen sie wie so viele Segler, die wir unterwegs getroffen haben, noch nicht. In den Pazifik wollen sie erst mal nicht, weil unklar ist, in welche Länder sie einreisen dürfen. Die Freiheit des Segelns – durch Corona ganz schön eingeschränkt 🙁 . Das haben wir ja im letzten Jahr auch erfahren und entsprechend reagiert.

Wir kreuzen Richtung Ribeira und lassen unseren Anker östlich der kleinen Felseninsel Isla de Coroso fallen – eine kleine Bucht umgeben von großen Findlingen und ein schmaler Sandstrand am Scheitel der Bucht. Es ist eng, aber passt – das wäre so ein Platz, wie wir ihn gerne zum Ankern haben – wenig Bebauung – viel Natur. Aber es steht ein ziemlicher Schwell in die kleine Bucht – Wind und Schwell haben nicht die gleiche Richtung, wir liegen quer zu den Wellen. Das ist alles andere als gemütlich und so holen wir unseren Anker nach einigen Überlegungen wieder hoch. Es bleibt dann nur noch die große Bucht von Ribeira vor dem eigentlich schönen Sandstrand Praia de Coroso.

Hier liegen wir wesentlich ruhiger – die Dünung staut sich nicht, da die Bucht groß ist. Die Skyline ist ähnlich wie in A Proba do Caramiñal – eine eher große Stadt.

Morgen werden wir den Ría de Arousa verlassen – so richtig gefallen hat es uns hier nicht. Vielleicht haben wir aber auch die wirklich schönen Ankerbuchten nicht gefunden. Auch die vielen Muschelfarmen sind optisch nicht wirklich eine Bereicherung für den Ría de Arousa – aber wenn wir Muscheln essen möchten, müssen sie auch gezüchtet und geerntet werden 😉 . Und es ist schließlich auch die Lebensgrundlage vieler Fischer hier aus der Gegend – trotzdem müssen wir sie nicht schön finden 😉 .

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