Unterwegs im Ría de Muros

Donnerstag, den 02.09.2021 – Sonntag, den 05.09.2021

Bevor wir die Marina Muros endgültig verlassen, machen wir den längst überfälligen Stadtrundgang 😉 . Irgendwie ist uns die Marina doch an’s Herz gewachsen, nicht zuletzt wegen Pedro, der immer ein Auge auf alles hat und der netten französischen Bootsnachbarn, mit denen wir uns nur mit Hand und Fuß verständigen können. Die beiden kommen aus der Bretagne und lassen ihr Segelboot für den Winter in Muros.

Zum Hafen gehört auch der Delfin Manfredo, der immer wieder zwischen den Booten unterwegs ist, mal drumherum schwimmt, mal unten drunter durchtaucht. Verspielt, aber trotzdem scheu und immer wieder gern gesehen!

Manfredo zwischen den Segelbooten

Muros ist ein typisches galicisches Fischerdorf mit engen Gassen, kleinen, gemütlichen Plätzen mit Bars und Restaurants und teilweise gut erhaltenen, aber auch ziemlich verfallenen Häusern mit verglasten Balkonen. Wie in Santiago de Compostela auch, gibt es hier viele Arkaden, die dem Dorf einen gemütlichen Charakter verleihen. Viel los ist hier nicht mehr – Ende August waren die Ferien in Frankreich zu Ende, ab Anfang September geht auch in Spanien die Schule wieder los. Es ist richtig ruhig hier – auch abends hört man nichts mehr aus dem Dorf. Das war noch anders, als wir Mitte August hier angekommen sind.

Besonders interessant ist die größte Gezeitenmühle Galiciens, Pozo do Cachón, die am nördlichen Rand von Muros liegt. Über vier Holzstege kann man ein Flussbett überqueren, um zur ehemaligen Gezeitenmühle zu kommen. Alternativ führen von den schmalen Seiten des Gebäudes auch zwei Steinbrücken zum Ufer. Die Mühle ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Betrieb gewesen, war nach Schließung vor einigen Jahren ein Thalassotherapiezentrum und ist jetzt ein Museum. Im inneren der Mühle kann man über Glasböden laufen und die Fluttore sehen, Erklärungen zur Technik der Gezeitenmühle sind allerdings nur in spanisch. Trotzdem sehr interessant!

Gezeitenmühle Pozo do Cachón

…und von hinen

Exponate aus der Gegend

Gläserner Laufboden mit Blick auf die Fluttore

Außenbereich an der Mühle

Beim Besuch der Mühle sehen wir auch Frauen, die mit Neoprenanzug, Schwimmring, Plastiktasche und Forke im hüfthohen Wasser unterwegs sind und Muscheln suchen. Keine leichte Aufgabe, aber die Frauen sind entspannt und haben offensichtlich Spaß an der Arbeit.

Muschelsucherinnen bei der Arbeit

… und auf dem Weg nach Hause

Wir versuchen mit zwei Muschelsucherinnen in’s Gespräch zu kommen, aber es scheitert mal wieder an unseren fehlenden Spanischkenntnissen und am fehlenden Englisch der Spanierinnen. Auch hier erklären uns die beiden Frauen mit Händen und Füßen, wofür sie die einzelnen Gegenstände nutzen. Schade, dass wir sie nicht besser verstehen – wir sollten endlich spanisch lernen 😉

Seitdem wir im Ría de Muros sind, sind wir in den Rías Baixas – dazu gehören noch die Rías Arousa, Pontevedra und Vigo – und dann kommt auch schon die portugiesische Grenze 😉 .

Den Rías Arousa, Pontevedra und Vigo sind die Inseln Sálvora, Ons und Cies vorgelagert, die zum Parque Nacional Marítimo Terrestre De Las Islas Atlántica De Galicia gehören und unter Naturschutz stehen und die Rías vor Schwell, Wellen und Sturm schützen. Auch diese Inseln möchten wir gerne besuchen, benötigen dafür eine Befahrens- und Ankergenehmigung. Die Befahrensgenehmigung haben wir für dieses Jahr schon, die Ankergenehmigung können wir kurzfristig über’s Internet beantragen, wenn das Wetter einen Besuch zulässt 🙂 .

Die Rías Baixas sind vom Klima her milder als die nördlicheren Rías und somit auch touristisch beliebter. Weite Sandstrände wechseln sich mit felsigen Steilküsten ab. Durch viel Regen im Herbst und Winter ist die Vegetation grün – viele Waldgebiete mit Eukalyptusbäumen, Kiefern aber auch Eichen gibt es hier. Durchbrochen wird der Waldbestand von Feldern auf denen Mais, Obst, Gemüse und Wein angebaut wird – der Wein meistens auf Pergolen – und kleinen Ansiedlungen oder Dörfern. Überall gibt es alte Kapellen, barocke Kirchen und auch Herrenhäuser – eine sehr abwechslungsreiche Landschaft, die wir in den nächsten Wochen auf dem Wasser, aber auch zu Fuß erkunden wollen.

Donnerstag, den 02.09.2021

Muros – Praia de Aguieira/Portoson

Muros – Praia de Aguieira/Portoson
SW 3 Bft – 5sm – 1h 39min – Ø 2,8kn – gesamt 1.233sm

Als wir am frühen Nachmittag die Leinen in der Marina Muros lösen, ist es noch bedeckt, aber immerhin haben wir so gerade eben drei Bft aus SW. Wir segeln gemütlich auf die andere Seite des Ría de Muros und lassen den Anker in einer kleinen Bucht zwischen Portoson und Portosin hinter einer Landzunge fallen. Hier ankert mit uns nur ein französisches Schiff, abends kommt noch ein Finne dazu.

Die Bucht schützt uns vor Winden aus allen Richtungen, außer aus Ost. Die Windvorhersage verspricht uns eigentlich keinen Wind aus N, S, und wieder N 😉 . Nur Ost ist tatsächlich nicht dabei. Egal, wir finden hier mal wieder ein kleines Paradies, liegen geschützt und haben einen tollen Ausblick auf den Ría de Muros – es sieht fast so aus, als wenn wir auf einem Bergsee liegen 😉 .

Ankerbucht Praia de Aguieira

Blick Richtung Portosin

Auf der Landzunge, die mit einer steinernen Bogenbrücke mit dem Festland verbunden ist, steht eine große Villa – ein toller Anblick. Rund um den Sandstrand liegen noch ein paar vereinzelte Häuser, die nächsten Orte sind Portoson und Portosin. Im Hintergrund liegen die galicischen Berge – grün mit einzelnen versprenkelten Dörfern. Das Wasser ist dunkelblau, als abends die Sonne noch rauskommt, schimmert es am Strand in türkis-grün 🙂 . Hinter dem Strand sind Dünen, mit Strandhafer bewachsen – einfach nur schön.

Strömung und ein bisschen Wind aus wechselnden Richtungen schieben uns mal in die eine Richtung, dann wieder in die andere – so haben wir immer wieder einen anderen Ausblick aus dem Cockpit – wir genießen es 🙂 .

Praia de Aguieira

Am Freitag Nachmittag bringt Peter mich mit dem Dinghi zum Strand – ich möchte mir die Landzunge ein bisschen näher ansehen und einen Strandspaziergang machen. Dabei stoße ich durch Zufall auf eine Karte mit einem Rundwanderweg am Strand entlang nach Portoson und zurück durch die Berge – drei Stunden soll das dauern. Eigentlich ist es noch zu warm, aber ein großer Teil des Weges geht durch Wald oder über schattige Wege. Der Weg nach Portoson ist schon sehr schön mit Blick auf den Ría de Muros, aber noch mehr begeistert mich der Weg durch die Berge. Immer wieder sehe ich Pergolen mit Wein bewachsen, alte Mühlen und natürlich die Hórreos, diesmal tatsächlich einen gefüllten Hórreo. Ich komme durch kleine Dörfer, die Bauern sind auf dem Feld bei der Arbeit.

Und natürlich liegt auch auf dieser Rundwanderung wieder eine Kirche am Weg – Santa Maria de Nebra. Vier Dorfbewohnerinnen machen sich gerade mit Besen und langen Staubwedeln im inneren zu schaffen, bitten mich aber trotzdem freundlich zur Besichtigung herein 🙂 .

Santa Maria de Nebra

Mit dem Handy rufe ich mein Dinghi-Taxi an den Strand – Peter lässt mich nicht im Stich und sammelt mich ein 🙂 .

Den Abend lassen wir gemütlich im Cockpit ausklingen – die Ruhe ist schon fast laut 😉 .

Samstag, den 04.09.2021

Praia de Aguieira – Praia de San Francisco/Louro
NW-SW 3-4 Bft – 7sm – 1h 39min – Ø 3,6kn – gesamt 1.240sm

Praia de Aguieira – Praia de San Francisco/Louro

Nachts wird es schon empfindlich kühl – heute morgen sind draußen nur 12°C – brrr. Das ändert sich aber schnell, als die Sonne aufgeht und an Kraft gewinnt. Mit kurzer Hose und Fleecejacke frühstücken wir draußen – mal schauen, wie lange das noch geht.

Wind ist heute wieder nicht vorhergesagt, wir vertrödeln den Vormittag, wollen später zum Praia de San Francisco auf der nördlichen Seite des Ría de Muros rüber, um dort zu ankern. Das hatten wir uns ja für den Rückweg aus dem Ría de Muros aufgespart 😉 . Mittags setzt dann doch Wind aus NW ein – wir gehen Ankerauf und kreuzen in die gegenüberliegende Bucht.

Der Wind, der heute ja eigentlich gar nicht wehen sollte, dreht immer weiter auf SW und nimmt bis auf 4 Bft zu – da ist die Enseada de San Francisco nicht die ideale Bucht zum Ankern 😉 . Wir verkriechen uns ganz in die südwestliche Ecke der Bucht im Schutz des Monte de Louro und lassen unseren Anker vor dem kleine Sandstrand Praia de Fogareiro fallen. Schwell und Welle haben wir hier nicht, aber der Wind reicht aus, um unseren Windgenerator zu bedienen 🙂 . Aus dem Cockpit können wir dem Treiben am Strand von San Francisco zusehen.

Kurz haben wir überlegt, gleich in den Ría de Arouso zur Isla de Sálvora zu segeln, aber zum einen fehlt uns dafür noch die Ankergenehmigung und zum anderen möchten wir gerne noch eine Wanderung zum Praia Maiore de Louro und den Lagunen dort und zum Laxe des Rodas, den alten Steinritzungen nördlich von San Francisco machen – die beiden Touren kann man gut verbinden und wenn wir früh morgens starten, wird uns die Sonne auch nicht allzu sehr grillen ;-).

Sonntag, den 05.09.2021

Sonnenaufgang – wir sind früh wach

Praia de Fogareiro im Morgenlicht

Mit dem frühen Start klappt es nicht – seit dem sehr frühen Morgen, so gegen 04:00 Uhr vielleicht, machen junge Leute auf dem Strand Praia de Fogareiro Party mit lauter Musik. Das stört uns weniger, aber dem Gesang und Gegröhle nach zu urteilen, ist auch nicht unerheblich viel Alkohol geflossen. Die Party endet gegen 09:00 Uhr mit einem Bad im Atlantik. Dann ist Ruhe, die Jugendlichen machen sich auf den Weg in`’s Bett und wir setzen mit dem Dinghi zum Strand über. Natürlich hätten wir auch eher anlanden können, aber wir haben ein bisschen Angst um unser Dinghi. Im alkoholisierten Zustand kommt vielleicht doch mal einer auf die Idee, unsere Dinghi auszuleihen, es einfach nur in’s Wasser zu schubsen oder auch die Luft rauszulassen. Alles nicht so gut für uns, denn wir brauchen unser Dinghi, um zum Boot zurückzukommen.

Es ist dann schon fast 10:00 Uhr, sonnig und sehr warm, als wir den Weg zu den Petroglyphen Laxes das Rodas nehmen. Das sind prähistorische Steinritzungen, die man in den Hügeln oberhalb von Louro gefunden hat. Nach meiner Wander-App führt uns der Kreuzweg von Louro auf den Wanderweg zu den Petroglyphen. Ein schöner Weg, sehr sonnig, sehr bergauf 😉 , führt uns von der Kapelle in die richtige Richtung bis der Kreuzweg endet und nur noch ein schmaler Kletterpfad weitergeht. Auch der endet nach kurzer Zeit an einem Abgrund – wir sehen auf der anderen Seite den richtigen Wanderweg, aber keine Möglichkeit, da rüber zu kommen.

Also drehen wir um und nehmen den „richtigen“ Weg. Inzwischen ist es schon fast halb zwölf und noch sonniger und jetzt auch heiß. Nur gut, dass der Weg jetzt durch Wald und meistens Halbschatten führt. Dumm nur, dass wir alle Höhenmeter, die wir schon angestiegen sind, noch mal ansteigen müssen.

Blick auf die Ankerbucht

Das geht im Wald aber viel leichter, als auf dem sonnigen Kreuzweg und schon bald stehen wir auf einer gemähten Wiese mit den Petroglyphen. Gut, dass die Wiese gemäht ist und ein großes Schild auf die Petroglyphen hinweist, sonst hätten wir sie vielleicht nur nach langem Suchen gefunden. Es gibt nämlich reichlich große Steine auf dieser Wiese, in den diese Steinritzungen sein könnten, aber nur einen sehr großen Stein, in dem sie auch tatsächlich sind 😉 .

Petroglyphen das Rodas

Wann genau sie enstanden sind und welche Bedeutung sie haben, kann nur vermutet werden. Das Hinweisschild gibt dazu Auskunft, diesmal auch in Englisch, ist aber so verwittert, dass man es kaum lesen kann 🙁 . Es könnte sich um einen Kalender handeln, um eine heilige Stätte oder auch um Hinweise, dass hier jemand gelebt hat, oder, oder, oder … Ähnliche Steinritzungen haben wir schon mal gesehen – irgendwo auf unseren Segelreisen im Norden.

Über eine kleine Straße geht es weiter bis nach Taxes, einem schönen Dorf . Unterwegs nehmen wir Brandgeruch wahr und befürchten, dass es vor uns brennt. Als wir um die Kurve kommen, sehen wir auch schon ein Feuerwehrauto und viel verbrannte Fläche mit noch kleinen Glutnestern. Die Feuerwehrleute sind im Gelände unterwegs und löschen, was noch zu löschen ist.

Wir laufen auf einem Waldweg wieder leicht bergab Richtung Praia de Maior de Louro, einem langen Sandstrand mit hohen, großflächigen Dünen und einer großen Lagune – unserem nächsten Ziel. Unterwegs sehen wir an einem kleinen Bach eine alte Mühle nach der anderen in einem Abstand von vielleicht 50 Metern – alle nicht mehr in Betrieb, aber als Mühle noch zu erkennen.

Und dann geht’s wieder in die Sonne – der Weg bis zu diesem traumhaft schönen Strand ist lang und steinig 😉 . Die Dünen scheinen kein Ende zu nehmen und die Sonne knallt gnadenlos von einem tiefblauen Himmel.

Strand und Lagune von Luoro

Ein Stück laufen wir am Wasser entlang, die Brandung ist für den wenigen Wind heftig. Den Füßen tut die Abkühlung gut 😉 .

 

Dann geh’ts wieder zurück, diesmal aber oberhalb der Dünen am Fuße des Monte de Luoro. Auf einem Waldweg gelangen wir zurück zu unserer Bucht – unser Dinghi ist noch da, es ist lebhafter Badebetrieb und auch wir kühlen uns erst mal ab – aber erst, als wir auf unserer Ruby Tuesday zurück sind. Eigentlich war das eine schöne Rundwanderung, aber heute ist es dafür viel zu heiß gewesen.

Morgen verlassen wir dann den Ría de Muros und segeln zur Isla de Sálvaro – eine der vier Inseln des Parque Nacional Marítimo Terrestre De Las Islas Atlántica De Galicia, die unter Naturschutz stehen. Die Ankergenehmigung haben wir – da kein Betrieb mehr ist, war das kein Problem. Außerdem gehört die Isla de Sálvora auch nicht zu den stark besuchten Inseln – das sieht bei den Inseln Ons und Cies zumindest in der Hauptsaison schon anders aus. Wir haben von mehreren Seglern gehört, dass sie auf die Genehmigung warten mussten.

 

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