Hilfsbereite Menschen in Turku

Mittwoch, 25.06.2014 – Donnerstag, 26.06.2014

Die beiden zusätzlichen Anzeigegeräte sind schnell eingebaut und verkabelt. Und funktionieren sofort.

Teamwork beim Bohren der zusätzlichen Löcher

Teamwork beim Bohren der zusätzlichen Löcher

Kein Platz mehr für noch mehr Instrumente

Kein Platz mehr für noch mehr Instrumente

Alles auf einen Blick

Alles auf einen Blick

Schwieriger gestaltet sich die Montage des Bedienteils für den Autopiloten. Der von MarinePod gelieferte „Befestigungsknubbel“ für den Steuerstand ist leider nicht vollständig, es fehlt eine Unterlegscheibe und eine Mutter. Ohne die Mutter kann das von Peter gebaute Befestigungsteil für den Autopiloten nicht am „Knubbel“ fixiert werden.

Während Peter weiter an dem Befestigungsteil arbeitet, mache ich mich auf den Weg zu Fahrradgeschäften, in der Hoffnung, dort so eine große Mutter zu bekommen, wie wir sie brauchen. Das erste Fahrradgeschäft existiert nicht mehr, aber im zweiten Geschäft gibt es neben dem Verkauf auch eine richtige Werkstatt. Der Verkäufer ist sehr freundlich, versteht mein Problem und durchsucht seine diversen Kästen, wird aber leider nicht fündig. Auf die Frage, wer mir vielleicht weiterhelfen könne, sucht er mir aus dem Internet eine Adresse mit Wegbeschreibung für Fußgänger heraus. 14 Minuten Fußmarsch, leider erfolglos. Weder der Eisenwarenladen noch die Firma „Würth“ haben Muttern in dieser Größe für ein englisches Gewinde. Der Mitarbeiter der Firma „Würth“ druckt mir eine weitere Adresse aus und versucht für mich von seinem privaten Telefon aus in Erfahrung zu bringen, ob die Mutter dort erhältlich ist. Leider geht niemand an`s Telefon. Ich laufe noch einige Kilometer zum nächsten Fahrradladen, wieder erfolglos und komme unverrichteter Dinge zurück zu unserer Ruby Tuesday.

Peter hat inzwischen weitere Kabel auf Funktion getestet und ist davon überzeugt, dass nur der Windgeber und nicht auch noch das Kabel im Mast defekt ist. Letztlich bekommen wir Sicherheit aber nur, wenn wir einen neuen Windgeber montieren. Funktioniert er nicht, ist das Kabel im Mast auch betroffen. Also muss ein neuer Windgeber her. Lieferung von Deutschland 8 – 10 Tage, vielleicht gibt es auch einen in Helsinki bei Marine Oy, einem B&G Händler. Das können wir aber erst morgen klären, heute ist es zu spät.

Aber Peter baut das Befestigungsteil für den Autopiloten noch so um, dass es auch ohne Mutter hält. Jetzt muss es nur noch gespachtelt und gestrichen werden. Auch das machen wir erst morgen, für heute ist Feierabend.

Um zu prüfen, ob der Windgeber tatsächlich defekt ist, oder vielleicht doch das Kabel, baut Peter aus diversen Kabeln eine Hilfskonstruktion, zieht mich in den Mast, damit ich dort oben den Windgeber abbauen kann und lässt mich freundlicherweise auch wieder runter. Dann haben wir Gewissheit – der Windgeber hat einen Schaden, womit aber immer noch nicht geklärt ist, ob das Kabel im Mast funktioniert. Uns fehlen die Messinstrumente, um oben im Masttop am einen Kabelende und unter Deck am anderen Kabelende gleichzeitig zu messen. Und nicht nur die Messinstrumente fehlen – ich glaube nicht, dass ich in 18 Metern Höhe ein ruhiges Händchen hätte, um dort Messungen vorzunehmen 🙂

Kurz bevor wir bei Marine Oy in Helsinki anrufen, um zu klären, ob dort ein passender Windgeber vorrätig ist, kommt Toni, der Hafenmeister zu unserer Ruby Tuesday. Ich hatte gestern schon nach ihm gefragt, da er mir bei unserem ersten Aufenthalt hier vor einer Woche erzählte, dass er bei allen mögliche Reparaturen Hilfe vermitteln könne. Da war er aber noch auf See, um zu arbeiten. Er hört sich unser Problem an, telefoniert mit Marine Oy in Helsinki, macht diverse Fotos von dem Windgeber, schickt sie nach Helsinki, ruft noch mal an, kommt wieder zu uns, da er in Helsinki nicht den richtigen Mann erreicht und bittet noch um etwas Geduld. Toni kommt noch einige male, um Details zu klären, weitere Fotos zu machen und erzählt nebenbei, dass er sich über die inkompetente Mitarbeiterin bei Marine Oy bei deren Chef beschwert habe. Um 15:00 Uhr ist dann geklärt, dass Toni einen Händler in der Nähe von Turku gefunden hat, der uns aus einem Demopaket den von uns benötigten Windgeber verkauft, ihn nach Turku bringt und auch noch im Masttop einbaut. Marine Oy in Helsinki wird diesem Händler einen neuen Windgeber zuschicken, damit das Demopaket wieder komplett ist. So viel Hilfsbereitschaft macht uns sprachlos!

Bevor der junge Mann in den Mast gezogen wird, prüfen wir unter Deck, ob der neue Windgeber funktioniert. Das tut er und damit ist auch klar, dass das Kabel für den Windgeber nicht defekt ist. Glück im Unglück – es hätte doch wesentlich schlimmer kommen können.

Um 17:00 Uhr ist alles erledigt – wir haben einen neuen Windgeber im Masttop und wieder eine Windanzeige!!!

Montage des neuen Windgebers

Montage des neuen Windgebers

Toni, der Hafenmeister und Peter warten darauf, den jungen Mann wieder vom Mast herunter zu lassen

Toni, der Hafenmeister und Peter warten darauf, den jungen Mann wieder vom Mast herunter zu lassen

Jetzt fehlt uns noch weiße, wasserfeste Farbe oder Lack, für das inzwischen gespachtelte Bedienteil für den Autopiloten. Ich frage Toni, ob es in Turku ein Farbengeschäft gibt. Er markiert mir drei Adressen im Stadtplan und ruft direkt bei dem ersten Geschäft wegen der Öffnungszeiten an. Ist schon geschlossen, aber der Chef ist noch da und würde auf mich warten. Ich will schon loslaufen, da erklärt Toni, dass der Chef sowieso Richtung Hafen müsse und die Farbe vorbei bringen würde. Zwanzig Minuten später haben wir weißen Lack und können das Befestigungsteil auch fertig bearbeiten. Unglaublich!!!

Wir wünschen uns sehr, dass alle Segler, die in Deutschland Hilfe benötigen, ähnlich gute Erfahrungen machen. Wirklich glauben tun wir das allerdings nicht.

 

 

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