Segeln im Mälaren

12.05.2014 – 18.05.2014
Rastaholm – Birka – Strängnäs – Härjarö – Mariefred – Gunnviksviken – Drottningholmsviken – Stockholm

Das Segeln im Mälaren beginnt mit einem spontanen Tagesausflug per Bus und Metro nach Stockholm. Etwas schwierig ist es, die nötigen Tickets für Bus und Metro zu kaufen. Im schwedischen ÖPNV geht alles mit Tages- Monats- oder Jahreskarten oder mit Prepaidkarten. Bargeld nehmen die Busfahrer nicht an. Ein Ticket mit sms zu kaufen scheitert an unseren supermodernen Handys. Dafür brauchen wir ein smartphone oder iphone. Der Hafen Rastaholm liegt „irgendwo im Nirgendwo“, Ticketshops gibt es nicht. An der Bushaltestelle treffen wir einen englisch sprechenden Italiener, der seit einem Jahr in Schweden lebt. Der informiert uns über alles, was wir wissen möchten und managt mit dem Busfahrer, dass wir erst beim Umsteigen am Ticketshop die passenden Tickets kaufen und trotzdem mitfahren dürfen. Super freundlich und hilfsbereit. Auch der Hafenmeister bietet uns an, ihn anzurufen, wenn der Bus uns nicht mitnimmt. Er würde uns dann bis Eckerö, der nächsten Stadt fahren, damit wir dort Tickets kaufen könnten.

Alles klappt und wir sind nach gut einer Stunde in Stockholm am Hauptbahnhof. Von dort ist es nicht mehr weit zum Vasamuseum. Der erste Eindruck von Stockholm ist ein bisschen unübersichtlich, aber das wird sich ändern.

Vasamuseum

Vasamuseum

Im Vasamuseum gibt`s nicht`s Neues zum Knäckebrot zu entdecken (schreibt sich ja auch mit W :-)), sondern hier erfahren wir alles über den Bau und Untergang des königlichen Flaggschiffs „Vasa“. Die „Vasa“ sank am 10.August 1628 auf ihrer Jungfernfahrt noch im Stockholmer Hafen. Nach 333 Jahren auf dem Meeresgrund in ca. 30 Metern Wassertiefe konnte die „Vasa“ 1961 geborgen werden. 17 Jahre wurden die Holzteile konserviert und dann wieder zusammengesetzt. Die restaurierte „Vasa“ mit ihren prachtvollen, geschnitzten Verzierungen und Skulpturen besteht zu 95 Prozent aus Originalteilen.

Königliches Flaggschif "Vasa"

Königliches Flaggschif „Vasa“

Steven der Vasa

Steven der „Vasa“

Es ist absolut beeindruckend, die „Vasa“ zu sehen und über ihren Bau zu lesen. Neben der restaurierten „Vasa“ sehen wir Ausstellungen zur Bergung und Erhaltung der „Vasa“, zum Leben an Bord, zur Symbolik der verschiedenen Figuren, Farben und Schnitzereien und zur Besatzung, die damals nicht gerettet werden konnte.

Die „Vasa“ sank vermutlich wegen ihrer Bauweise. Sie war 69 Meter lang, 11,7 Meter breit, die Aufbauten auf dem Heck waren 19,3 Meter hoch und der Tiefgang lag bei 4,8 Metern. Das Verhältnis von Unterwasserschiff zu Rumpf, Takelage und Beladung stimmte nicht. Obwohl voller Ballast geladen war und die Kanonen fest verzurrt waren – das war auch bei der Bergung noch so zu sehen – bekam die „Vasa“ bei einer leichten Bö Schlagseite. Durch die geöffneten Luken für die Kanonen lief Wasser in`s Schiff und die „Vasa“ sank.

Modell der Bergung - die Vasa in einem Stück und schwimmfähig

Modell der Bergung – die Vasa in einem Stück und schwimmfähig

Wir lassen uns viel Zeit im Museum und machen uns dann auf den Weg nach COOP in der Karlavägen ganz in der Nähe des Vasamuseums, unserem eigentlichen Grund, nach Stockholm zu fahren. Dort ist im COOP Markt eine Filiale der Schwedischen Post. Und dort liegt auch das Paket von Amazon mit unserer neuen Getreidemühle – die alte Mühle hatte ihren Geist aufgegeben – , das eigentlich der Hafenmeister vom Navishamnen in Stockholm annehmen sollte. Nur war der leider nicht da, als die Post kam. Dumm gelaufen, aber mit Trackingnummer, Personalausweis und Schiffs-ID hat uns der Postbeamte das Paket ausgehändigt, obwohl als Empfänger der Name des Hafenmeisters co SY Ruby Tuesday angegeben war. Jetzt kann ich unsere 30 Kilo Getreide doch noch zu Brot verarbeiten und muss nicht die Ratten im Hafen damit füttern 🙂

Rastaholm - Björkö - Strängnäs

Rastaholm – Björkö – Strängnäs

Am Dienstag geht es dann bei schönem Wetter und angenehmen Wind mit einem kurzen Stop auf der Insel Björkö nach Strängnäs. Das Segeln macht richtig Spaß, der Wind kommt mit 3 Bft aus NNW und der Himmel ist nur noch bedeckt. Irgendwann scheint dann tatsächlich die Sonne. Die Landschaft am Mälaren unterscheidet sich schon sehr von den Schären. Hier gibt es unzählige Inseln, Halbinseln und Buchten. Die Inseln sind hügelig und bewaldet, die Ufer von Schilf gesäumt. Es macht einen ziemlich verträumen Eindruck hier, das kann aber auch daran liegen, dass wir kaum andere Segler sehen. In der Hauptsaison mag es ganz anders aussehen.

Schloss im Mälaren

Schloss im Mälaren

Birka auf der Insel Björkö wurde um 760 von Wikingern bewohnt und war eine der wichtigsten Handelsstädte im Norden. Es gibt dort ein kleines Museum, das aber geschlossen ist und ein schönes Außengelände, auf dem ein Wikingerdorf, eine Schiffslegung und ein Labyrinth nachgebaut sind. Hoch über der Bucht, in der auch der Steg für die Segler ist, steht ein großes Kreuz. Wir laufen ein bisschen über die Insel, aber Wind und Wetter lassen uns schnell weitersegeln. Sonne und passenden Wind müssen wir nutzen!

Gästehafen auf Björkö

Gästehafen auf Björkö

Kreuz über der Bucht

Kreuz über der Bucht

Es geht auch hier zum großen Teil durchs Fahrwasser. Der Mälaren – der drittgrößte See Schwedens – ist an vielen Stellen flach, an anderen Stellen sind Felsen oder Steine. Zum Teil sind die Fahrwasser so eng, dass wir glauben, die Tonnen rechts und links gleichzeitig berühren zu können. An den Ufern sind versteckt die Sommerhäuser der Schweden, mal mit Anlegesteg, mal mit kleiner Bucht.

Enges Fahrwasser

Enges Fahrwasser

Sommerhäuser am Mälaren

Sommerhäuser am Mälaren

In Strängnäs liegen wir mal nicht alleine, sondern mit drei schwedischen Seglern am Gästesteiger.

Strängnäs

Strängnäs

Strängnäs ist ein nettes, kleines, geschichtsträchtiges Städtchen mit vielen alten, sehr gut erhaltenen Holzhäusern, einer Windmühle, einem riesigen Dom und einem Bischofssitz. Vor dem Dom steht ein Runenstein, aber man hat auch Runensteine beim Bau mit „vermauert“. In Strängnäs wurde 1523 Gustav Vasa zum neuen König gewählt.

Dom von Strängäs

Dom von Strängäs

Runenstein vor dem Dom .....

Runenstein vor dem Dom …..

... und im Dom verbaut

… und im Dom verbaut

In den alten Holzhäusern sind zum Teil Galerien, Kleinkunst, aber auch Wohnungen. In einem sehr großen Hof, dem Grassagarden, ist ein ganz gemütliches Cafe eingerichtet. Leider hat es heute geschlossen, sonst hätten wir dort gerne gesessen. So sitzen wir nach unserem Stadtrundgang im Cockpit und das, ohne zu frieren.

Strängnäs - Härjarö

Strängnäs – Härjarö

Eigentlich wollen wir am Mittwoch weiter Richtung Nord nach Enköping, einem kleinen Städtchen. Aber der Wind kommt aus Nord und so segeln wir erst mal Richtung Osten, um dann durch enge Fahrwasser, zwischen Schilf und Wald unter Motor ein Stück nach Nord zu kommen. Das Fahrwasser ist an einigen Stellen ziemlich flach – heute mal Abenteuerurlaub. Dann können wir wieder segeln, der Wind hat inzwischen auf Nordost gedreht. Wir wollen heute nach Härjarö, einem kleinen Gästehafen in einem Naturschutzgebiet – angeblich mit Strom, Dusche, Wasser und WC.

Fahrwasser durch Schilf und Wald

Fahrwasser durch Schilf und Wald

Der Hafen ist bis auf einige kleine Mootorböötchen leer und einen Stromkasten gibt es auch, aber keinen Strom. Der Hafen ist noch geschlossen, hier ist noch keine Saison. Der Hafen gehört zu einem Ferienressort mit Campingplatz, Ferienhäusern, Minigolfbahn, Kanuverleih etc.. Eine schöne Anlage mit einer Reception in einem alten Gutshaus. Aber alles leer, keiner zu Haus.

Am Hafen

Am Hafen

Hafen Häjarö

Hafen Häjarö

Wir bleiben trotzdem und hoffen, dass wir morgen nicht erfroren sind.

Abend in Härjarö

Abend in Härjarö

 

 

Härjarö - Mariefred

Härjarö – Mariefred

Erfroren sind wir nicht, aber es ist mit 6° ganz schön kalt im Schiff. Tiefsttemperatur nachts draußen waren nur 1,9° – so sagt zumindest unser Thermometer.

Heute geht es mit Kreuzkurs Richtung Süden nach Mariefred. Die Sonne kämpft sich immer mal wieder durch die Wolkendecke, ab und zu gibt es einen Schauer, dann ist der Wind mal wieder weg, kommt aber auch zurück, mal segeln wir, dann motoren wir und dann segeln wir wieder.

Unterwegs im Mälaren

Unterwegs im Mälaren

Unterwegs im Mälaren

Unterwegs im Mälaren

Mariefred liegt am Ende einer langen Bucht. Der Blick auf Marieholm mit Schloss Gripsholm vom Wasser ist schon sehr schön, das Schloss leuchtet rot in der Sonne, der Kirchturm von Mariefred leuchtet weiß. Kurt Tucholsky Leser kennen bestimmt den Roman „Schloss Gripsholm“, in dem Tucholsky über Mariefred, Schloss Gripsholm und seinen Urlaub dort eine nette Liebesgeschichte schreibt. Ich kenne den Roman jetzt auch – dank Amazon und Kindel per Internet runtergeladen und zur Einstimmung auf Mariefred gelesen.

Mariefred am Ender der Bucht

Mariefred am Ender der Bucht

Schloss Gripsholm

Schloss Gripsholm

Mariefred

Mariefred

Liegeplatz mit Blick auf Schloss

Liegeplatz mit Blick auf Schloss

Mariefred ist ein richtig schönes kleines Städtchen mit vielen Holzhäusern, einer netten Fußgängerzone, kleinen Gassen mit Cafe`s und Restaurants und einem Hafen mit Blick auf Schloss Gripsholm. Hier gibt es auch noch eine Schmalspureisenbahn, die im Sommer auch fährt. Ein Museumsverein kümmert sich engagiert um den alten Bahnhof mit den Lokschuppen und um die Züge. Obwohl die Schmalspurbahn erst am Samstag wieder fährt, nimmt uns ein Museumsvereinsmitglied mit in die Hallen und zeigt uns die alten Dampfloks, die Waggons und einen Postwaggon, der zurzeit restauriert wird. Auch auf dem Gelände dürfen wir uns umsehen. Ein Strahlen geht über Peters Gesicht bei so viel Technik.

Museumsbahnhof Mariefred

Museumsbahnhof Mariefred

Drehscheibe

Drehscheibe

Wir freuen uns über die Sonne, verbummmeln den Nachmittag dann im Städtchen, besuchen das Grab von Kurt Tucholsky, der hier 1935 begraben wurde. Morgen werden wir Schloss Gripsholm ansehen und dann werden wir hoffentlich zum ersten Mal ankern.

Nacht in Mariefred

Nacht in Mariefred

Es ist Sommer – plötzlich und unerwartet!! Wir frühstücken im Cockpit, brauchen keine dicken Jacken mehr und können im T-Shirt segeln! Bevor wir lossegeln, gucken wir uns noch Schloss Gripsholm an. Ein gewaltiges Bauwerk mit dicken Mauern, das 1540 von Gustav Vasa erbaut wurde, von Gustav III Ende des 18. Jahrhunderts umgebaut und zuletzt 1890 restauriert wurde. Im Schloss befindet sich die nationale Portraitsammlung mit über 4.000 Portraits. Einige Räume können besichtigt werden, die wenigsten befinden sich im Originalzustand, sondern wurden im Rahmen der Restaurierung 1890 so ausgestattet und eingerichtet, wie man damals meinte, dass sie 1540 gewesen sein könnten. Viele Möbelstücke sind mit Bezügen abgedeckt, so dass die Originalmuster nicht zu sehen sind. Beeindruckend ja, aber nicht wirklich toll. Außerdem ist es in den dicken Mauern richtig kalt und wir dürfen auch nicht fotografieren.

Innerer Burghof

Innerer Burghof

Russische Kanone

Russische Kanone

Schlosspark mit Blick auf den Hafen

Schlosspark mit Blick auf den Hafen

Mariefred - Gunnviksviken

Mariefred – Gunnviksviken

Spät verlassen wir den Hafen und segeln bei schönstem Sonnenschein und warmen Temperaturen zur Gunnviksviken, einer Ankerbucht ca. 6 sm nordwestlich von Mariefred. Eine lange Einfahrt führt in die Bucht, die von allen Seiten geschützt ist. Alleine sind wir hier nicht, aber das ist am Freitagabend bei diesem Wetter auch nicht zu erwarten. Trotzdem ist es ganz ruhig hier. Wir hören nur die Tiere – Schafe und Kühe – und ab und zu auch mal ein paar Enten und Vögel. Schön ist es hier, so gefällt uns das!

Klar zum Ankern

Klar zum Ankern

Blick aus dem Cockpit

Blick aus dem Cockpit

Gunnviksviken - Drottningsholmviken

Gunnviksviken – Drottningsholmviken

Gestern abend war das Wasser spiegelglatt, heute morgen weht ein schöner Wind in die Bucht. Kurz überlegen wir, in dieser schönen, ruhigen Bucht noch einen Tag zu bleiben, aber der schöne Wind aus Süd mit 3 -4 Bft lockt, um die 30 sm nach Stockholm zu segeln. Also geht es nach einem ausgiebigen Wochenendfrühstück mit Brötchen, Eiern und Orangensaft bei Sonnenschein und blauem Himmel los. Böig ist es heute, dadurch wird das Segeln manchmal etwas anstrengend. Wir haben Vollzeug gesetzt und das ist für die Böen zu viel. Aber es ist ein Genuss immer wieder mit mehr als 7 kn durch den Mälaren zu segeln.

Heute ist hier richtig viel los – es ist Sommer in Schweden und alles was wasserfest ist, ist unterwegs. Wir sehen kleine und große Motorboote, Dampfschiffe von 1900, die im Linienverkehr von Stockholm nach Schloss Drottningholm, Björkö und Mariefred fahren, Segelschiffe mit und ohne Mast, Rennboote, Wasserskiläufer und Wasserscooter. Und überall ist ausgelassene Stimmung! Wir entschließen uns, doch nicht bis nach Stockholm zu segeln, sondern gehen kurz vorher bei Schloss Drottningholm in einer Bucht vor Anker. Hier können wir dem Treiben aus dem Cockpit zusehen und den Blick auf`s Schloss genießen. Gegen 19:00 Uhr kehrt überall Ruhe ein und wir liegen nur noch mit zwei anderen Segelschiffen und drei Motorbooten hier für die Nacht.

Sommerhaus mit Wasserrutsche

Sommerhaus mit Wasserrutsche

Dampfschiff - nicht im Linienverkehr

Dampfschiff – nicht im Linienverkehr

Schloss Drottningholm

Schloss Drottningholm

Drottningsholmviken - Stockholm

Drottningsholmviken – Stockholm

Heute geht es dann endlich nach Stockholm. Das Wetter ist wieder schön und vor allem ist es richtig warm. Doch bevor es losgehen kann, missbraucht Peter unsere neue Bugleiter, um an den Windgenerator ranzukommen. Daran hat sich eine Schraube gelöst. Wenn das mit der Leiter nicht geklappt hätte, hätten wir das Gestell lösen und den Windgenerator legen müssen. So ist das schon einfacher.

Morgens in der Ankerbucht

Morgens in der Ankerbucht

Reparatur ...

Reparatur …

... am Windgenerator

… am Windgenerator

Mangels Wind bzw. wegen Wind aus Ost motoren wir durch die Vororte von Stockholm und finden, hier am Wasser lässt es sich bestimmt gut wohnen.

Wohnen am Wasser:

Skipiste in Stockholm

Skipiste in Stockholm

An zwei Brücken müssen wir je fast 45 Minuten warten, an der Schleuse geht es schnell, dann sind wir in Stockholm.

Kurz vor Stockholm

Kurz vor Stockholm

Skyline von Stockholm

Skyline von Stockholm

Wir haben uns für den Navishamnen entschieden, der nicht direkt im Zentrum liegt, wie der Vasahafen, sondern etwas weiter östlich bei Waldemarsudde im Grünen. Ein schöner kleiner Clubhafen mit Straßenbahn direkt vor der Tür. Jetzt sind wir auf Stockholm gespannt!

Navishamnen

Navishamnen

Segeln im Mälaren

Segeln im Mälaren

 

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