Visby und Gotland

Samstag, 07.09.2013 und Sonntag, 08.09.2013

Gästehafen von Visby

Gästehafen von Visby

Visby und Gotland wollen wir uns auf jeden Fall näher anschauen. Für Sonntag haben wir ein Auto gemietet, um über Gotland zu fahren, aber heute wollen wir Visby zu Fuß erlaufen.

Visby liegt am Berg, es gibt eine Altstadt innerhalb der noch fast vollständig erhaltenen Stadtmauer, viele Kopfsteinpflastergassen, über die es bergauf und bergab geht, diverse Kirchenruinen aus dem Mittelalter, einen gut erhaltenen Dom, viele alte, kleine Holzhäuser, große Speicherhäuser, Unmengen von Rosen, Einkaufsstraßen innerhalb und außerhalb der Stadtmauer und Plätze und enge Gassen mit netten Cafès und Restaurants. Das ganze Städtchen macht einen sehr lebendigen, mittelalterlichen Eindruck. Visby wird auch die „Stadt der Rosen und Ruinen“ genannt.

Stadt der Rosen ....

Stadt der Rosen ….

Stadt der Rosen...

Stadt der Rosen…

...und der Ruinen

…und der Ruinen

... und der Ruinen

… und der Ruinen

...und der Ruinen

…und der Ruinen

Die Blütezeit hatte Visby als Hansestadt zur Hansezeit. 1288 kam es zum Bürgerkrieg zwischen den Einwohnern der Stadt Visby und den ebenfalls Handel treibenden Bauern Gotlands. Die Bauern verloren den Krieg, da Visby von mächtigen Verbündeten der Hanse unterstützt wurde. 1361 griff der dänische König Valdemar Atterdag Gotland an. Das gotländische Bauernheer wurde vor den Stadttoren von Visby hingemetzelt, ohne dass die Stadtbevölkerung zur Hilfe kam. Nach diesem Angriff kam das schwedischen Gotland für 300 Jahre unter dänische Herrschaft. 1525 wurde Gotland von den Lübeckern angegriffen. Seitdem sind die Kirchen der Stadt Ruinen, nur der Dom wurde wieder aufgebaut. Schwedisch ist Gotland wieder seit 1645.

In den gut erhaltenen Ruinen finden im Sommer Konzerte, Theateraufführungen oder andere Events statt. Heute hat Visby das schwedische Königspaar vor der St. Karins Ruine empfangen und gefeiert.

Die Geschichte Visbys und Gotlands sind sehr gut im Gotlands Fornsal, einem Museum dargestellt. Wir streifen mehrere Stunden durch das Museum, ohne wirklich alles gesehen zu haben. Eigentlich interessierte uns hauptsächlich die Ausstellung der teils übermannshohen Bildsteine. Diese Bildsteine sind bisher nur auf Gotland gefunden worden. Die ältesten sind aus dem 5. Jahrhundert, die jüngsten aus dem 11./12. Jahrhundert. Auf den Bildsteinen werden Szenen aus der Mythologie, aber auch Gegenstände wie Segelschiffe, Tiere oder Menschen dargestellt. Schriftzeichen gibt es nicht auf den Bildsteinen, im Gegensatz zu den auch dort ausgestellten Runensteinen.

Mit den Erkenntnissen aus dem Museum schlendern wir durch Visbys Gassen mit den schönen alten Häusern und Rosen, zur Stadtmauer, zum Galgetberg, zu den Ruinen und zum Dom. Dort wird leider gerade die Türe verschlossen, so dass wir den Dom nicht mehr von innen sehen können. Der Dom wurde Anfang des 13. Jahrhunderts als Gotteshaus der deutschen Gotlandfahrer gebaut. Jedes ankommende deutsche Segelschiff musste einen Beitrag zum Bau des Domes leisten. Vielleicht besichtigen wir den Dom morgen noch von innen.

Alte Holzhäuser

Alte Holzhäuser

Dom von Visby

Dom von Visby

Mit unserem Leihwagen wollen wir uns Gotland und Farö, die kleine vorgelagerte Insel im Norden von Gotland ansehen. Gotland ist nicht nur für seine Bildsteine bekannt, sondern auch für die Rauka. Das sind Kalksteinsäulen, die auf Gotland  und auf  Farö zu finden sind. Sie entstanden nach der letzten Eiszeit durch Erosion und Auswaschungen des unterschiedlich harten Kalk- und Mergelgesteins im Küstenbereich. 

Lickershamn

Lickershamn

Bei Lickershamn, einem kleinen Fischerhafen, wandern wir an der Steilküste zur „Jungfrun“, Gotlands höchstem Rauk. Der Weg entlang der Steilküste ist schon beeindrucken, die „Jungfrun“ fasziniert uns noch mehr. Schon auf dem Weg nach Lickershamn können wir die ersten Rauka im Wald neben der Straße sehen.

Rauka vor Lickershamn

Rauka vor Lickershamn

Rauka "Jungrun"

Rauka „Jungrun“

Rauka "Jungrun"

Rauka „Jungrun“

Wir fahren weiter über Gotland, eigentlich durch ziemlich unspektakuläre Landschaft. Viel Wald, wenig Wiese, noch weniger Häuser. Immer mal wieder ein kleines Dorf, aber jedes mit eigener Kirche. Gotland soll mehr als 90 Kirchen haben! Nach zehn Kirchen haben wir aufgehört zu zählen 🙂

Alte Grablegung in Schiffsform

Alte Grablegung in Schiffsform

In Farösund setzen wir mit der Fähre nach Farö über. Farö liegt im Norden von Gotland und ist wesenlich kleiner als Gotland. Es leben auf Farö ca. 560 Menschen. Es gibt einen größeren Ort, Farö. Farö ist auch bekannt geworden durch Ingmar Bergmann. Er hat hier mehrere Filme gedreht, viele Jahre gelebt und ist hier auch gestorben.

Schwedische Straßenschilder auf Farö

Schwedische Straßenschilder auf Farö

Die Landschaft spricht uns hier schon viel mehr an. Es ist alles sehr viel karger, herber und spröder. Und hier gibt es Unmengen von Rauka-Feldern. Auf dem Weg zum „Gamle Hamn“ kommen wir an Feldern mit winzig kleinen Scheunen vorbei. Und wir sehen Schafe, die ein ganz lockiges Fell haben. Die Schafe laufen auch schon mal über die Straßen.

Der „Gamle Hamn“ war im Mittelalter mal ein „echter Hafen“, der wegen Versandung aufgegeben wurde. Jetzt ist er ein Binnensee. Hier können wir den Rauk “Der Hund“ inmitten eines Raukafeldes am Ufer sehen. Aber auch andere Tiere oder Gesichter können wir in den Rauka erkennen.

"Der Hund"

„Der Hund“

Ein Gesicht

Ein Gesicht

Weiter geht es entlang der längsten Raukaküste zwischen Lauterhorn und Langhammars, der Digerhuvud. Wirklich sehr beeindruckend. Mindestens genauso gut gefällt uns das kleine Fischerdorf Helgumannen. Die Anordnung der Häuser und Boote spricht einfach schon für sich. Später sehen wir ein ähnliches Fischerdorf mit Holzgestellen zum Trocknen der Netze südlich von Visby, in Gnisvärds.

Fischerdorf Helgunamannen

Fischerdorf Helgunamannen

Wir fahren noch ein bisschen über Farö, vorbei am Englischen Friedhof für Choleraopfer, der noch gar nicht so alt ist (1845) und setzen mit der Fähre wieder über nach Gotland.

Scheunen auf Farö

Scheunen auf Farö

Asterix läßt grüßen ...

Asterix läßt grüßen …

Windmühlen gibt es auf Gotland und Farö fast so viele wie Kirchen

Windmühlen gibt es auf Gotland und Farö fast so viele wie Kirchen

Unser nächstes Ziel ist ein Aussichtsparkplatz mit Blick auf den Tagebau einer Zementfabrik. Zementherstellung wird auf Gotland in großem Umfang betrieben. Der Anblick des offenen Abbaugebietes erinnert stark an den Braunkohletagebau am Niederrhein.

Zement Ragebau bei Slive

Zement Ragebau bei Slite

Als Highlight für den heutigen Tag haben wir uns die Högklint zum Sonnenuntergang aufgehoben. 48 Meter hoch ragt die Kalkklippe auf, wir haben einen tollen Blick auf Visby, auf`s Meer und entlang der Steilküste. Höhlen gibt es hier und stark überhängende Kanten. Nur die Sonne spielt jetzt, wo es darauf ankommt, nicht mit. Den ganzen Tag war keine Wolke am Himmel, aber jetzt versteckt sich die Sonne hinter einem Wolkenband. Das tut der Stimmung dort aber keinen wirklichen Abbruch.

Sonnenuntergang am Högklint

Sonnenuntergang am Högklint

Sonnenuntergang am Högklint

Sonnenuntergang am Högklint

Farö hat uns landschaftlich auf jeden Fall sehr viel mehr angesprochen als Gotland. Schön sind beide Inseln, Visby strahlt eine mediterrane Atmosphäre aus, erinnert aber durch die Kopfsteinpflastergassen, kleinen Häuser und Stockrosen auch an Aerösköping in Dänemark. Auf jeden Fall hat sich der eher ungeplante Abstecher hierhin mehr als gelohnt.

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