Schäre Nuokot – Haapasaari – Kronstadt – St. Petersburg

Mittwoch, 24.07.2013 – Donnerstag 25.07.2013

111 sm, NNE 3 – 4 Bft, später N 3 – 4 Bft, später NE 3 – 4 Bft, Ø 4,5 kn, 21h 40min, gesamt: 2.691 sm

Nuokot - Haapasaari

Nuokot – Haapasaari

Heute soll es dann endlich nach St. Petersburg losgehen. Unser Visum ist seit heute gültig, das Wetter ist gut und der Wind kommt aus NNE. Später soll der Wind auf NE drehen. Zuerst müssen wir aber mal nach Haapasaari, um für St. Petersburg auszuklarieren. Wir segeln gemütlich dorthin. Es sind nur 13 sm, aber dafür brauchen wir bei fast achterlichem Wind gut 4 Stunden. Da wir nicht vor 15:00 Uhr in Haapasaari starten wollen, genießen wir die langsame Fahrt durch die Schären. Ein leichtes Kribbeln macht sich langsam im Magen bemerkbar. Da wir das erste Mal ausklarieren und auch noch nicht in St. Petersburg waren, wissen wir nicht so genau, was auf uns zukommen wird.

Wir machen in Haapasaari am Zollsteiger fest und sind innerhalb von 10 Minuten ohne Probleme ausklariert. Wir haben drei Crewlisten abgegeben und unsere Reisepässe mit Visum gezeigt, haben zwei Crewlisten mit Stempeln – eine für St. Petersburg zum Einklarieren und eine für uns – zurückbekommen, ein fröhliches „Gute Reise“ und das war`s dann auch schon.

Ausklarieren in Haapasaari

Ausklarieren in Haapasaari

Haapasaari - Kronstadt

Haapasaari – Kronstadt

Wir starten um 14:00 Uhr bei bedecktem Himmel, segeln aus den Schären raus und sehen schon von Weitem unseren nächsten Wegpunkt, die Insel Sommers. Die ist schon in russischen Hoheitsgewässern. Kurz nachdem wir die finnisch-russische Grenze passiert haben, melden wir uns auf Kanal 16 bei der Russian Border Control und teilen mit, dass wir die Grenze passiert haben und nun auf dem Weg nach St. Petersburg sind. Die Russian Border Control hat uns freundlich begrüßt und uns gefragt, ob wir denn wüssten, dass wir in Kronstadt auch einklarieren müssten. Nach dem wir das bejaht haben, wünschen sie uns eine gute Fahrt. Das war das einzige mal, dass wir Kontakt zur Border Control oder zum Militär hatten.

Finnisch-Russische Grenztonne

Finnisch-Russische Grenztonne

Russische Gastlandflagge

Russische Gastlandflagge

Auch als Sportboot müssen wir uns in Russland an die vorgeschriebenen Fahrwasser halten. Wir segeln bei schönstem NNE Wind, der später noch auf N dreht, hoch am Wind, später am Wind am Rande des Fahrwassers. Verkehr ist keiner, uns kommen nur zwei Schiffe entgegen. Das ändert sich, als wir die Insel Seska gegen 22:00 Uhr passiert haben. Plötzlich befinden wir uns in der Rush-Hour auf dem Fahrwasser. Von hinten wechseln sich Frachter und Fähren ab, vorne kommen uns genauso viele Schiffe entgegen. Wir hören schon, seitdem wir im Fahrwasser sind, Kanal 74 St. Petersburg Traffic und parallel Kanal 16. Irgendwann werden wir auf Kanal 16 von St. Petersburg Traffic mit unserem Schiffsnamen angerufen und gebeten auf Kanal 10 zu wechseln und uns bei Tonne 13 zu melden. Durch unser AIS konnte St. Petersburg Traffic unser Schiff identifizieren und uns auch für uns hörbar und verständlich ansprechen. Wir melden uns bei Tonne 13, müssen wieder den Kanal wechseln und so geht das weiter, bis wir in Kronstadt sind. Wir wurden wie die „großen“ von St. Petersburg Traffic kontrolliert und geleitet. Sehr angenehm und völlig problemlos.

Bevor wir uns entschieden hatten, nach St. Petersburg zu segeln, haben wir versucht möglichst viele und eindeutige Informationen zum ganzen formellen Kram und auch zum Funkverkehr zu erhalten. Es gibt keinen Törnführer, der auch St. Petersburg beschreibt. Die Infos der Kreuzerabteilung sind veraltet, sie beziehen sich auf Sommer 2010. Wir haben von einem schwedischen Segler online den Cruising Guide Baltic Sea, Russia der Englischen Cruising Association bekommen. Der war aktuell und absolut hilfreich. Außerdem haben wir in Tallinn einen holländischen Segler getroffen, der uns auch noch mit Informationen zum Einklarieren und Ausfüllen der Formulare in Kronstadt versorgt hat. So gewappnet fühlten wir uns so gut wie möglich vorbereitet. Trotzdem bleibt ein angespanntes Gefühl, ob alles klappen wird.

Wir kommen morgens um 05:30 Uhr (UTC + 3) in Kronstadt an und werden von einer sehr freundlichen Damen der Einwanderungsbehörde begrüßt. Sie gibt uns diverse Formulare, die wir an Bord ausfüllen sollen und bittet uns, mit den ausgefüllten Formularen in ihr Büro zu kommen. Dort hilft sie uns dann noch bei offenen Fragen, bekommt von uns auch wieder drei Crewlisten, das Flaggenzertifikat und je eine Kopie der Reisepässe und gibt uns nach kurzer Zeit zwei gestempelte Crewlisten für uns und den Zoll sowie eine Art Aufenthaltsgenehmigung zurück. Leider keinen Stempel in den Pass. Der Zoll beginnt mit seinem Dienst erst um 08:00 Uhr, so dass wir noch zwei Stunden schlafen. Da der Zollbeamte kein Englisch spricht, bringt er gleich einen Dolmetscher mit an Bord. Im Cockpit werden Pass mit Visum, Peter`s Sportbootführerschein und das Flaggenzertifikat als Eigentumsnachweis des Schiffes kontrolliert. Dann muss Peter mit in`s Büro kommen und dort noch die General Declaration und die Passenger Declaration ausfüllen. Zweimal im Original, nicht mit Durchschrift. Das war`s, wir sind einklariert und dürfen weiter nach St. Petersburg in den Krestovskij Hafen. Aber auch nur dort hin, sollten wir uns sonst irgendwie auf dem Wasser bewegen, müssen wir umgehend mit der Einwanderung telefonieren.

Kronstadt - St.Petersburg

Kronstadt – St.Petersburg

Wieder nehmen wir Kontakt zu St. Petersburg Traffic auf und werden per Funk zu unserem Liegeplatz begleitet. Das dauert allerdings noch mal 3 Stunden, so dass wir gegen 13:00 Uhr tatsächlich in St. Petersburg angekommen sind. So richtig können wir es noch nicht fassen, dass wir wirklich hier sind.

Hydrofoil Schnellfähren im Fahrwasser

Hydrofoil Schnellfähren im Fahrwasser

Mit „Sympathy for the devil“ von den Rolling Stones

…..Hope you guess my name
But what’s puzzling you
Is the nature of my game
I stuck around St. Petersburg
When I saw it was a time for a change
Killed the czar and his ministers
Anastasia screamed in vain…..

und einem Glas Sekt stimmen wir uns auf St. Petersburg ein.

Liegeplatz im Krestovkij Yacht Club in St. Petersburg

Liegeplatz im Krestovkij Yacht Club in St. Petersburg

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