Dirhami – Insel Naissar

Dienstag, 09.07.2013

43 sm, NW 4 Bft, später W 4 Bft, Ø 4,7 kn, 9h 13min, gesamt: 2.390 sm

Dirhami - Naissaar

Dirhami – Naissaar

Wir haben tatsächlich eine sehr unruhige Nacht. Durch den starken Schwell im Hafen ruck unsere „Ruby Tuesday“ immer wieder heftig in die Tampen ein. Wir haben noch weitere Tampen ausgebracht. Das hilft ein bisschen, aber nicht wirklich. Na ja, irgendwann ist die Nacht dann auch um und wir starten nach dem Frühstück Richtung Naissaar.

Naissaar ist eine kleine Insel nördlich von Tallin. Das Wetter ist gut, der Seegang konfus und der Wind anfangs genug, später ein bisschen zu wenig. Wir haben durch den Kurs und die leichte Winddrehung raumen Wind und da wären 5 Bft schon ganz schön.

Aber auch so kommen wir gut auf Naissaar an. Es ist entspanntes Segeln. Wir können die Südspitze von Naissaar anlegen und sehen nur in weiter Entfernung ein paar andere Segler.

Die Ansteuerung von Naissaar verläuft problemlos, da auch hier inzwischen – wie in fast allen anderen Häfen auch – viel getan wurde. Das Fahrwasser ist ausgetonnt und es gibt zwei Schwimmstege mit Heckmoorings in Hafen.

Hafen von Naissaar

Hafen von Naissaar

Hier kommt heute – wieder bei viel Seitenwind – unser neuer Mooringhaken zum Einsatz. Es klappt beim ersten Versuch. Trotzdem gefällt uns das System nicht richtig. Wir müssen nämlich den Haken beim Ablegen wieder mit einem Zugmechanismus lösen. Viel besser gefällt es uns, wenn wir einen Tampen durch die Mooringösen ziehen können. Das ging mit dem inzwischen abgebrochenen Happy-Duck-Haken. Was hilft`s alles. Wir sind fest und wollen jetzt ja auch nicht sofort wieder los. Vielleicht kommt der Wind ja von vorne, wenn wir ablegen.

Abends machen wir nur noch einen kleinen Rundgang durch den Hafen. Hier wird noch kräftig gebaut. Sanitär, Strom und Wasser werden erst Ende des Jahres fertig. Trotzdem wird der Hafen gut genutzt. Einige Esten aus Tallinn sind hier zum Schwimmen. Es gibt einen schönen Badestrand. Später kehrt dann Ruhe ein und wir liegen mit einem finnischen Schiff und zwei kleinen Motorbooten alleine im Hafen.

Hafenbucht von Naissaar

Hafenbucht von Naissaar

Bis dann noch die „Smiling Swiss“, eine Schweizer Hallberg Rassy 42 kommt. Ein Ausbildungsschiff auf Ostseetörn. Die legen sich mit viel Schwung direkt neben uns und liegen dann, trotz Mooring und Festmachern vorne, fast  längsseits an uns. Den Skipper mussten wir zweimal bitten, sein Schiff ein Stück zu verholen, da unsere Mooring das Gewicht von zwei Schiffen nicht halten kann. Ganz einsichtig war er nicht, hat dann aber doch für ein bisschen mehr Abstand gesorgt.

Auf Naissaar bleiben wir noch einen Tag. Der Wind kommt aus Süd und wir müssten nach Tallinn kreuzen, außerdem haben wir noch nichts von der Insel gesehen. Also machen wir uns zu einer Inselwanderung auf.

Wie jede estnische Insel hat auch Naissaar ihre eigene Vergangenheit. Hier haben die Sowjets im 2. Weltkrieg eine Seeminenproduktion unterhalten. Die alten Produktionshallen, die Schienen der Inseleisenbahn und die alten Wohnhäuser der Werksarbeiter sind noch zu sehen. Zum Teil sehr verfallen, die alten Wohnhäuser aber auch zum Teil als Museum oder als Ferienhäuser wieder hergerichtet. Überall können wir alte Seeminen sehen. Ganz beeindruckend ist das Inselmuseum. Es ist zugänglich ohne Aufsicht oder Kassierer und zeigt sehr anschaulich, von welchem Staat Naissair zu welcher Zeit regiert wurde und wie die Seeminenproduktion von Statten ging.

Seeminen auf Naissaar

Seeminen auf Naissaar

Inselmuseum

Inselmuseum

Naissaar hat aber auch noch eine andere Seite. Wunderschöner Sandstrand mit Badebuchten, viel alter Waldbestand mit Moosen, Flechten und Farnen und ganz vielen Findlingen am Strand und auf der Insel. Eine alte Kirche wird gerade renoviert, was etwas eigentümlich aussieht. Und es gibt einen alten Inselfriedhof, durch den wir durch ein großes Holztor kommen. Der Friedhof gleicht mehr einer Wiese, auf der ganz ungeordnet überall verrostete Eisenkreuze stehen. Er strahlt eine wirklich friedliche, fast idyllische Atmosphäre aus.

Naissaar

Naissaar

Fast renovierte Inselkirche

Fast renovierte Inselkirche

Alles ist großzügig im Wald über der Insel verteilt. Wir werden mal wieder von Mücken gejagt und kommen ziemlich zerstochen zurück zum Schiff.

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