Roja – Insel Kihnu

Sonntag, 30.06.2013

58 sm, E – NE 3- 4 Bft, N 1 Bft, W 4 Bft, Ø 5,9 kn, 10h 00min, gesamt: 2.188 sm

Roja-Kihnu

Roja – Kihnu

Heute Morgen schlafen wir lange, frühstücken noch länger und machen uns dann doch auf den Weg nach Kihnu. Der Wetterbericht sagt wenig Wind aus SW voraus, später drehend auf E. Irgendwann merken wir, dass im doch recht geschützten Hafen eine leicht Brise weht. Wir legen ab und freuen uns auf einen Blisterkurs. Wollten wir ja ab sofort regelmäßig einsetzen. Als wir aus dem Hafen sind, weht der Wind mit 4 Bft aus E. Klasse, hoch am Wind nehmen wir auch gerne und 4 Bft natürlich viel lieber, als die angesagten 2 Bft. Wir setzen die Segel und ab geht die Post. Irgendwann dreht der Wind auf NE, später dann auf N. Da muss dann mangels Wind für 1,5 Std. mal der Motor helfen, doch dann dreht der Wind weiter auf W und bläst wieder mit 4 Bft. Die letzen zwei Stunden können wir dann wieder segeln. Um 21:15 Uhr machen wir auf Kihnu fest. Von weitem sieht es aus, als wenn der Hafen voll wäre. Nach unserem alten Hafenhandbuch soll es dort auch gar nicht viele Liegeplätze geben. Aber auch Kihnu hat im Laufe der letzten Jahre ausgebaut und wir haben Platz genug. Es sind 5 Schiffe im Hafen und spät kommen dann noch zwei weitere.

Kihnu

Kihnu

Kihnu

Kihnu

Kihnu ist eine kleine estnische Insel mit vier noch kleineren Dörfern und ca. 600 Einwohnern. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, alles geht sehr geruhsam und beschaulich zu. Die Frauen tragen zum Teil auch im Alltag noch ihre traditionelle Tracht. Die besteht aus einem gewebten Rock in verschiedenen Rottönen, was im Sommer bestimmt ganz schön warm ist und einer weißen Bluse. Außerdem gibt es auf der Insel einen Leuchtturm, eine orthodoxe Kirche, die gerade renoviert wird und ein kleines, sehr liebevoll eingerichtetes Heimatmuseum, in dem die Inselgeschichte und das Leben auf der Insel gut nachzuvollziehen sind. Und ganz viele wunderschöne Ufer mit Schilf bewachsen und riesigen Findlingen im Wasser.

Nachdem es am Montagmorgen heftig geregnet hat, hört es dann am Mittag auf und wir können uns Räder ausleihen und eine Inselrundfahrt machen. Das Leben erscheint uns hier doch ganz anders, wir sehen kaum Bewohner der Insel, fast gar keine Kinder, viele ältere Frauen, die ihren Garten oder die Obstbeete bestellen. Die Lebensmittelläden sind mit Konserven und haltbaren Lebensmitteln gut bestückt, aber es gibt kaum frisches Obst oder Gemüse. Ob die Inselbewohner alles selbst anbauen oder mit der Fähre nach Pärnu fahren, um einzukaufen??

Es sind nur wenige Straßen auf der Insel asphaltiert, die meisten Straßen sind aus Schotter oder festgefahrenem Waldboden. Aber Blitzer gibt es hier!!

Blitzer auf Kihnu

Blitzer auf Kihnu

Schön sind die offenen Grundstücke und die großen Gärten. Die Grundstücke werden nicht eingezäunt, man erkennt die Grundstücksgrenze am nicht mehr gemähten Rasen oder an Büschen. Die Häuser liegen aber auch alle sehr weit auseinander.

Wir fahren zum Heimatmuseum und treffen dort auf eine sehr aufgeschlossen Frau in Tracht, die uns die Tickets für das Museum verkauft. Im Museum trifft sich eine Handarbeitsgruppe, die Socken oder Handschuhe in traditionellen Mustern strickt.

Unterwegs zum Leuchtturm kommt uns eine junge Frau mit wehendem Trachtenrock auf einem Motorrad mit Beiwagen entgegen und grüßt ganz freundlich zurück.

Im Leuchtturm sitzt auch eine junge Frau und verkauft Tickets für die Turmbesteigung und traditionell gefertigte verschiedene Waren. Sie verzieht kaum ein Gesicht, als wir eintreten. Wir überlegen, wie schrecklich es wohl sein muss, den ganzen sonnigen Tag im dunklen Leuchtturm zu sitzen. Vielleicht ist sie aber auch froh, Arbeit zu haben. Kommt alles doch immer auf den Blickwinkel an.

Leuchtturm auf Kihnu

Leuchtturm auf Kihnu

Wir sind von Kihnu nicht so begeistert, wie von Ruhnu. Die Insel erinnert mit ihrer Ausstrahlung ein bisschen an eine Museumsinsel, aber nicht an eine Insel, auf der gelebt wird.

Das ändert auch nicht der Besuch im Cafe „Rock City“, benannt nach dem letzten Schiff des Inselbewohners Kihnu Jönn.

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