Engure – Mersrags – Roja

Donnerstag, 27.06.2013 – Samstag, 29.06.2013

Und noch einmal Kontrastprogramm:

Nach den tollen Eindrücken in Riga segeln wir an der Westküste der Bucht von Riga Richtung Norden. Eigentlich nicht der direkte Weg nach Talinn, aber wir wollen gerne noch ein bisschen von der Küste und den drei Fischerorten Engure, Mersrags und Roja sehen. In unserem Törn- und in unserem Reiseführer werden sie als typische lettische Fischerdörfer beschreiben, wobei die Häfen nicht ganz so gut wegkommen. Außerdem ist für die nächsten Tage schlechteres und vor allem auch wieder etwas kühleres Wetter angesagt und der Wind soll auf N und am Sonntag auf NW drehen. NW – Wind passt ganz gut, wenn wir von Roja nach Kihnu in nordöstliche Richtung segeln wollen. Mal sehen, ob der Wind hält, was die Wettervorhersage verspricht.

Riga -Engure

Riga – Engure

Am Donnerstag kreuzen wir bei schönem NW – Wind von Riga nach Engure. Aus eigentlich 30 sm werden dadurch dann doch mal eben 45 sm und wir sind gut 9 Stunden unterwegs. Hier hat der Wetterbericht schon mal versagt, sollte doch heute Wind aus SE, später aus W wehen. Das kann ja heiter werden.

Spät laufen wir in den Hafen von Engure ein. Wir sind das einzige fremde Boot im Hafen. Es liegen dort wohl noch 5 oder 6 andere Segelboote und ein paar Fischer. Die Hafeneinfahrt ist nicht wirklich tief. Wir hatten mehrmals nur noch 2 Meter auf unserem Tiefenmesser. Wir waren ja schon vorgewarnt, dass der Hafen nicht mehr gut in Schuss ist. Trotzdem sind wir überrascht, wie verfallen alles ist. Der Hafen macht nicht den Eindruck, als wenn er für Gäste geöffnet wäre. Wir finden keinen Hafenmeister und auch kein Sanitärgebäude. Auch sonst läßt sich niemand sehen. Aber wir haben einen super Liegeplatz. Ein altes Hausboot, das lange Zeit das schwimmende Clubhaus des dortigen Segelclubs war, lag früher auf einem russischen Fluss und diente dort als Wohnhaus eines Feriencamps und ist jetzt als Anlegesteg hergerichtet. Wie es nach Engure kam und warum es dort blieb, ist nicht bekannt. Leider wird seit vielen Jahren an diesem hölzernen Hausboot nichts mehr in Stand gehalten, es scheint, dass es dem langsamen Verfall preisgegeben wurde. Am extra angebauten hölzernen Steg machen wir mit Heckmooring fest. Aber auch der Steg und der Übergang an Land sind ziemlich morsch, zum Teil sind die Planken gebrochen. Wir müssen genau hingucken, wo wir hintreten. Dennoch gefällt es uns in Engure gut. Im Hafen ist es ruhig, beim Abendessen hören wir die Vögel zwitschern.

So.....

So…..

....oder so

….oder so

Engure ist ein kleiner, gepflegter, sehr beschaulicher Ort, der am südlichen Ende des Engure Sees liegt. Einen eigentlichen Dorfkern gibt es nicht, die Häuser liegen großzügig verstreut in schönen, großen Gärten. Es hängen schöne Blumenampeln an den Straßenlaternen und die Leute dort sind freundlich und hilfsbereit. Im Supermarkt am Hafen und auf einem kleinen Markt in der Nähe der Kirche füllen wir unsere Vorräte wieder auf. Morgens kommen ein paar Fischer in den Hafen und lassen ihre Netze von einem kleinen rostigen Kran von den Booten heben. Dann ist wieder alles ruhig.

Mersrags

Engure - Mersrags

Engure – Mersrags

Als wir am Freitag aus dem Hafen auslaufen, sehen wir nördlich des Fahrwassers zum ersten Mal die berüchtigten Treibnetze. Erkennbar sind sie an ganz vielen Schwimmkörpern, die an der Wasseroberfläche zu sehen sind. Nachts ist man da wohl aufgeschmissen, denn Radarreflektoren haben die nicht. Kurz nachdem wir die Netze entdeckt haben, sehen wir auch einen Seehund. Neugierig streckt er den Kopf aus dem Wasser, aber als wir näher kommen, verschwindet er schnell. Auf ein Fotoshooting hatte er wohl keine Lust. Von Engure nach Mersrags sind es nur 12 sm, die wir bei NE – Wind in 2h und 26min hoch am Wind gesegelt sind. Mal eine ganz neue Erfahrung nach so kurzer Segelzeit schon am Ziel zu sein. Das nutzen wir, um unser Rigg und unsere Segel zu überprüfen, aber auch um Brot zu backen und mal wieder einen Eintopf zu kochen. Fast wären wir nicht in den Hafen eingelaufen, da er von See kommend einen ganz ungemütlichen Eindruck macht. Wir sehen nur Holzstapel und Kräne. Erst als wir im Hafen sind, entdecken wir, dass wir wieder einen ganz urigen Liegeplatz gefunden haben.

Mersrags ist ein kleiner Fischerhafen, aber hier wird auch Holz verladen. Das konnten wir bei der Einfahrt ja schon bestaunen. Hier ist vor ein paar Jahren im südlichen Teil des Hafens ein kleiner Yachthafen entstanden. Es gibt zwei Schwimmstege zum längsseits Gehen und einen weiteren Schwimmsteg mit Heckmoorings. Auch hier sind wir wieder die einzigen Gäste, aber im Hafen herrscht reges Treiben. Direkt neben dem Yachthafen gibt es eine Werft, die sehr schöne Holzboote aufarbeitet. Einige dieser Holzboote liegen hier im Wasser und haben eine schwedische Flagge. Wir dürfen uns die Werft ansehen.

Auf dem Gelände des Yachtclubs gibt es einen gemauerten Grill, Toiletten und Duschen. Auch eine Waschmaschine soll hier sein, aber da der Hafenmeister auch hier nicht anwesend ist, können wir die weder finden noch nutzen. Ein Werftmitarbeiter telefoniert für uns mit dem Hafenmeister, der um 18:00 Uhr kommen will, um uns die Waschmaschine zu zeigen. Jetzt ist es 19:00 Uhr und noch ist nichts passiert. Aber als wir um 20:00Uhr von unserem Dorfrundgang zurück sind, ist auch der Hafenmeister da. Der Hafenmeister führt uns stolz über das Gelände, zeigt uns Hotel, Sauna und …die Waschmaschine mit Trockner. Die Wäsche kann also doch noch gewaschen werden.

Roja

Mersrags - Roja

Mersrags – Roja

Nachdem wir unseren Hausfrauentag mit Waschen, Kochen, Backen und Putzen voll ausgelebt haben, scheint gegen Mittag wieder die Sonne und wir machen uns bei Westwind mit 4 Bft auf den Weg nach Roja. Wieder nur 15 sm, deshalb haben wir es auch nicht eilig. Aber auch heute hält der Wind nicht, was der Wetterbericht versprochen hat. Wir kreuzen mal wieder, legen 26 sm zurück und sind 6 Stunden unterwegs. Aber die Sonne scheint und schließlich segeln wir ja auch gerne.

Der Hafen von Roja überrascht uns ebenso, wie Mersrags. Auch hier ist alles im Aufbruch. In dem kleinen Fischerhafen wurde in der Ecke vor der Brücke ein kleiner Yachthafen mit 3 Stegen angelegt. Die Lage ist idyllisch mit Blick ins Schilf – wenn man in die richtige Richtung guckt!! Ein neues Clubhaus ist fertig und neue Sanitäranlagen sollen in zwei Wochen fertig sein. Hier treffen wir freundliche und ambitionierte Segler. Viele lettische Segler segeln Boote mit schwedischer oder amerikanischer Flagge. Hat wohl was mit den Bestimmungen für Boote unter lettischer Flagge zu tun.

Der richtige Blick aus dem Cockpit

Der richtige Blick aus dem Cockpit

Heute geht es weiter nach Kihnu, eine estnische Insel. Durch den Abstecher mit Hafenhopping an der Westküste der Bucht von Riga können wir uns noch mal ein ganz anderes Bild von Lettland machen. Nach der Erfahrung mit den lettischen Seglern auf Ruhnu auf jeden Fall eine positive Erfahrung.

Dieser Beitrag wurde unter 2013 - St. Petersburg veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.