Montag, den 07.08.2017 – Mittwoch, den 09.08.2017
Montag, den 07.08.2017
Das Wetter ist heute viel besser, als erwartet und vorhergesagt. Schon morgens scheint die Sonne und wir können im T-Shirt im Cockpit frühstücken. Es ist schon richtig viel los hier – wir haben wohl ein bisschen zu lange geschlafen 😉 . Aus beiden Richtungen kommen Schiffe aus den Schleusen in das Crinan Bassin. Die einen verlassen den Crinan Canal, die anderen haben erst noch das Vergnügen, diese schönste Abkürzung Englands zu befahren 🙂 .
Der Crinan Canal wurde von 1793-1801 erbaut, 1816 wurden noch einige Verbesserungen vorgenommen und 1930 wurden die Seeschleusen vergrößert. Ursprünglich diente der Crinan Canal dazu, den Handelsschiffen die Umfahrung des nicht ganz ungefährlichen Mull of Kintyre zu ersparen. Der Crinan Canal schlängelt sich durch die Halbinsel Kintyre und ist nur 9 Seemeilen lang. Auf diesen 9 Seemeilen gibt´s 15 Schleusen und 7 Brücken. An beiden Enden des Crinan Canals liegen die Seeschleusen und ziemlich in der Mitte des Crinan Canals müssen 5 Schleusen und dann noch mal 4 Schleusen hintereinander durchfahren werden. Nur die Seeschleusen und die Schleuse Nr. 14 werden vom Kanalpersonal bedient. Berufsschifffahrt ist hier nicht mehr unterwegs, dafür aber in der Hochsaison oder zur West Highland Week jede Menge Freizeitskipper.
Zum Wassertanken müssen wir uns noch mal verlegen, da unser Schlauch zu kurz ist. Dann ist die Mittagspause des Kanalpersonals auch schon beendet und wir können in die Schleuse Nr. 14 einfahren. Hier ist noch voller Service – die Schleusentore werden geöffnet (automatisch), die Tampen werden angenommen (von einer netten jungen Frau), die Schleusentore werden auch wieder geschlossen (wieder automatisch) und dann fließt auf Knopfdruck das Wasser in die Schleuse. Und genauso automatisch öffnen sich die Schleusentore auch wieder und die nette junge Frau gibt uns unsere Tampen zurück an Bord 🙂 . Echt super Service 🙂 . Aber das wird sich ja bald ändern 😉 .
Als wir aus der Schleuse rausfahren, haben wir auch schon das engste und auch schönste Stück des Crinan Canals vor uns. Tief genug ist es immer und natürlich auch breit genug, aber manchmal rücken die Felswände auf der einen Seite und die Pflanzen auf der anderen Seite schon ganz schön nahe. Zum Glück kommt uns hier kein Schiff entgegen 😉 .
Wir dürfen nicht schneller als 4 kn fahren, aber selbst das ist uns zu schnell. Zu schnell würde die schöne Landschaft dann an uns vorbeiziehen.
Ganz langsam passieren wir kleine Buchten mit Seerosen, ein Hausboot liegt in der nächsten Bucht. Dann kommt auch schon die erste Brücke – die wird hier von Hand geöffnet. Der Brückenwärter hat uns schon gesehen, bevor wir vor der Brücke sind. So ist die Brücke schon fast geöffnet, als wir dort ankommen.
Ein Stückchen weiter kommt uns ein Segler entgegen. Wie auf den Single Track Roads gibt´s auch hier im Carinan Canal Ausbuchtungen, an denen man aneinander vorbeifahren kann 🙂 . Es ist ein ganz langsames, entspanntes Fahren auf dem Crinan Canal, keine Hektik, kein Stress – es geht hier recht gemütlich zu.
Nach 1,55 sm halten wir an einem kleinen Steg – Bird Hide und machen erst mal Mittagspause 😉 .
Hier gibt es eine kleine Hütte, die direkt vor dem Naturschutzgebiet Moin Mohr liegt. Eine phantastische Landschaft breitet sich da hinter dem Kanal aus.
Um Vögel zu beobachten sind wir viel zu ungeduldig – wir sehen einen Reiher und ein paar Enten, mehr aber auch nicht. Und noch ein paar Kühe – aber die zählen ja eher nicht zu den Vögeln 😉 .
Ein bisschen später fahren wir weiter und sind schon nach einigen Minuten an der ersten Schleusentreppe in Dunardry.
Vor der ersten Schleusen machen wir unsere Ruby Tuesday erst mal an einem Ponton fest. Wir wollen uns die Schleusentreppe ansehen und uns informieren, wie die Schleusen zu bedienen sind. Denn jetzt geht´s an´s Arbeiten. Ab hier müssen wir 12 Schleusen selbst bedienen 🙂 – das ist das Highlight, wenn man durch den Crinan Canal fährt 🙂 . Ein junge Dame vom Kanalpersonal erklärt uns ausführlich, was in welcher Reihenfolge zu machen ist. Sie meint dann noch, dass es schon sportlich wäre, mit nur zwei Leuten auf einem Schiff zu schleusen – entspannter wäre es, wenn noch ein zweites Schiff mit in die Schleusen einfahren würde, dann könne man sich das Öffnen und Schließen der Tore teilen. Es ist aber kein anderes Schiff hinter uns – also bleibt´s sportlich 🙂 . Ein paar Tipps gibt uns die junge Dame noch, damit wir das alles auch gut zu zweit hinbekommen. Peter soll an Land bleiben, die Schleusentore bedienen und die Tampen von mir annehmen. Das ist nicht ganz so einfach, denn wir müssen aufwärts schleusen und Peter steht fast 3 Meter über mir. Da hilft nur ein Bootshaken, über den die Schlaufen der Tampen gelegt werden und den ich Peter dann mit den Tampen entgegenstrecke. Schon etwas ungewohnt, alleine an Bord und nur zwei Hände frei, wo eigentlich vier gebraucht werden 😉 . Dennoch ist das der angenehmere Job 🙂 .
Peter hat da schon den anstrengenderen Teil übernommen 🙂 . Grundsätzlich sind hier die Schleusentore geschlossen, wenn man zu einer Schleuse kommt. Also müssen zuerst zwei Tore nacheinander geöffnet werden – mit Muskelkraft 😉 . Dann darf ich in die Schleuse einfahren und wenn alles vertäut ist, schließt Peter die beiden Tore wieder. Erst eins, dann läuft er um des Schleusenbecken rum und schließt dann das zweite. Dann geht´s wieder zu den vorderen Schleusentoren – hier wird jetzt gekurbelt, damit Wasser in die Schleuse einlaufen kann. Ist die Schleuse voll, wird ein Tor nach dem anderen geöffnet, ich darf rausfahren und ein Tor nach dem anderen wird wieder geschlossen. Währenddessen dümple ich vor der nächsten Schleuse und warte, dass Peter erst das eine, dann das andere Tor öffnet ….siehe oben!
Zwischendurch gibt´s dann auch noch „betreutes Schleusen“:
Drei von den fünf Schleusenbecken haben wir geschafft, dann war Feierabend. Bis 17:00 Uhr ist das Kanalpersonal bei den Schleusen, dann ist Schluss und es darf nicht mehr weitergeschleust werden.
Zwischen den Schleusen kann man an Pontons festmachen – wir liegen jetzt direkt vor dem Schleusenwärterhäuschen mit Dusche und Toilette – und sind ganz alleine hier. Die Hochsaison ist offensichtlich vorbei 🙂 .
Es ist wunderschön hier – der Blick aus dem Cockpit geht über die drei Schleusenbecken runter zum Kanal, rechts stehen ein paar weiße kleine Häuser, links sind bewaldete Berge.
Abendstimmung in Dunardry:
Dienstag, den 08.08.2017
Wir sind schon früh unterwegs – wollen die nächsten beiden Schleusenbecken hochschleusen, bevor die ersten Schiffe vom Crinan Bassin kommen 🙂 .
Die Abläufe haben wir ganz schnell optimiert, damit Peter nicht alleine die ganze Arbeit hat. Bevor wir losfahren, öffnet jeder ein Tor, dann fahre ich in die Schleuse, steige die Leiter hoch und jeder schließt wieder ein Tor. Schnell geht´s wieder an Bord und wenn unsere Ruby Tuesday oben angekommen ist, kann ich bequem aussteigen, ein Tor öffnen und bevor ich zur nächsten Schleuse fahre, auch dort ein Tor öffnen. Vor dem Schleusen schließen wir noch die Tore der beiden Schleusen, dann kann´s los gehen.
Hinter der zweiten Schleuse ist ein kleiner Ponton, an dem wir noch mal festmachen, bevor wir zur nächsten Schleusentreppe weiterfahren. Ich wandere ein paar Stunden über die bewaldeten Berge, im großen Bogen bis zur nächsten Schleusentreppe und wieder zurück nach Dunardry. Das schönste an der Wanderung ist der Rundumblick vom Aussichtspunkt 🙂 .
Die Wege sind befahrbar und mir kommt als erstes ein LKW mit
Baumstämmen entgegen, dann überholt mich ein Fahrzeug der Waldverwaltung und zu guter Letzt kommt mir die Royal Mail, das Postauto noch entgegen. Das alles mitten im Wald auf halber Höhe zum Aussichtspunkt 🙁 .
Vor der nächsten Schleuse treffen wir eine Oceanis 393, die gerne mit uns schleusen möchten. Prima – halbe Arbeit für Peter und ich muss nur fahren, schade, weil wir doch unser gerades optimiertes Schleusenmanöver nun nicht mehr anwenden können 🙂 .
Die Schleusen sind ziemlich klein und zwei 39 ft Schiffe passen da so eben rein. Wir machen auf der Steuerbordseite fest, die Oceanis auf der Backbordseite schräg hinter uns. Nebeneinander passen wir nicht – so breit ist die Schleusenkammer nicht.
Jetzt teilen sich Peter und die Frau von der Oceanis das Schieben der Tore – die beiden haben Glück, aus zwei der viel Schleusen kommen Schiffe entgegen, so dass die Tore unserer Schleuse geöffnet bleiben dürfen und wir direkt in die geöffneten Schleusen einfahren können.
Auch an der vierten Schleuse sind die Tore schon geöffnet, nur muss hier noch von der Brückenwärterin die Brücke geöffnet werden. Die freundliche Dame schließt nach dem Schleusen nicht nur die Brücke, sondern auch die Tore 🙂 . Eine Stunde brauchen wir für die 4 Schleusen – das ist echt gut. Prima Teamarbeit 🙂 .
Ein Stückchen fahren wir noch weiter – der Ponton hier in Cairnbaarn, wo die zweite Schleusentreppe ist, liegt an einer Werft. Direkt gegenüber ist ein Hotel mit Restaurant und über die Brücke fahren ziemlich viele Autos. Das ist uns zu unruhig, so dass wir noch ein Stück weiter fahren. Die schönsten Stellen des Crinan Canals sind wirklich vom Crinan Bassin bis nach Dunardry, danach wird der Crinan Canal breiter und ist nicht mehr so idyllisch.
Für die Nacht machen wir an einem Ponton in der Nähe von Lochgilphead fest. Wieder liegen wir ganz alleine hier und haben einen schönen Blick über den Crinan Canal bis hin zu den Bergen am Horizont. Abends machen wir noch einen Spaziergang durch Lochgilphead – von weitem sieht der Ort freundlich aus mit seinen weißen Häusern am Scheitel des Loch Gilps. Je näher wir kommen, um so heruntergekommener sind die Häuser dann doch. Viele stehen leer, viele Geschäfte sind aufgegeben. Der ganze Ort erinnert aus der Nähe sehr an die Orte an der Englischen Ostküste – eher ärmlich 🙁 .
Mittwoch, den 09.08.2017
Vor der nächsten Brücke treffen wir die Oceanis wieder – die Eigner müssen erst noch mit ihrem Hund raus 😉 .
Die Brücke wird für uns geöffnet und vor den letzten drei Schleusen, die wir selbst bedienen müssen, bevor wir im Ardrishaig Bassin am Ende des Crinan Canals ankommen, machen wir wieder mal an einem Ponton fest, um die Tore der ersten Schleuse zu öffnen. Auch über diese Schleuse ist eine Brücke, die von einem Brückenwärter bedient wird. Wir sind noch nicht ganz fest, da ist auch schon die Oceanis am Ponton – der Hund musste heute wohl mal schnell machen 😉 . Die beiden schleusen wieder mit uns zusammen – diesmal aber nur eine Schleuse 🙁 . Nachdem ich aus der Schleuse rausgefahren bin, schließt der Brückenwärter das rechte Schleusentor, ohne auf die Oceanis zu achten. Er trifft die Steuerbordwant mit dem Schleusentor – was für ein Knall. Am Ponton nach der Schleuse machen wir fest, nehmen den geschockten Skipper an und begucken uns den Schaden. An beiden Salingen sitzt das Want nicht mehr richtig 🙁 . Der Brückenwärter informiert das Kanalbüro und nach kurzer Zeit kommen zwei Mitarbeiter um das weitere Vorgehen zu klären.
Wir schleusen währenddessen die beiden letzten Schleusen alleine und machen im Ardrishaig Bassin fest. Nach einem kurzen Rundgang durch den kleine Ort entscheiden wir, dass wir das schöne Segelwetter nutzen wollen, um noch bis zur Insel Arran weiter zu segeln. So schön wie im Crinan Basin ist es hier nicht – also lieber weitersegeln 🙂 .
In der Seeschleuse, die jetzt wieder mit Service und vollautomatischer Bedienung ist, treffen wir die Oceanis dann doch noch mal – sie fährt hinter uns in die Schleuse ein. Die beiden Eigner erzählen, dass die Versicherung der Kanalgesellschaft einen möglichen Schaden übernehmen wird. Sie müssen jetzt erst mal zu einem Rigger nach Largs fahren, der das Rigg kontrolliert. Welch ein unschöner Abschluss des Urlaubstörns 🙁 .