Nykøbing Mors – Haugesund
Dienstag, 19.05.2015 – Donnerstag, 21.05.2015
SW-S- 1-5 Bft – 243,6 sm – 45h 04min – Ø 5,4 kn – gesamt: 507,7 sm
Tatsächlich kommt Hans am Dienstagnachmittag um 15:00 Uhr und bringt uns das Ersatzteil für die Heizung. Vorher ruft er schon um 12:00 Uhr an, um uns zu beruhigen, die Post sei wohl schon da gewesen, allerdings ohne unser Paket. Aber gegen 14:00 Uhr komme die Post zur zweiten Runde. Bestimmt sei das Paket dann dabei. Er hat Recht.
Ganz erleichtert, dass wir nun nicht mehr frieren müssen, bauen wir alles zusammen und mit ziemlichen Verrenkungen wieder an die Heizung an. Gut ummantelt mit zweifacher Lage von Glasfasergewebe, alles fein zusammengeknotet, ist die Heizung wieder startklar.
Die Ernüchterung kommt schnell. Wir starten die Heizung zum Probelauf und trauen unseren Augen nicht. Abgase qualmen schon wieder aus wohl undichten Stellen am Abgasschlauch bzw. aus der Verbindung zwischen Abgasschlauch und Schalldämpfer. Scheint echte Wertarbeit zu sein. Im Moment können wir das Problem nicht lösen. Es muss alles wieder abgebaut werden und wahrscheinlich mit „Ofenkit“, einer hitzebeständigen Paste – die wir natürlich nicht an Bord haben – abgedichtet werden.
Wir wollen auch unbedingt los, denn das Wetterfenster passt jetzt und die Vorhersage sieht nicht gut aus. Viel Wind aus Nord soll kommen. Also packen wir alles zusammen, sind froh, dass wir die gute alte Wärmeflasche an Bord haben, die uns zumindest unser Bett ein bisschen wärmen kann und legen um 17:45 Uhr ab. Die ersten drei Stunden müssen wir noch gegenan motoren, dann aber können wir segeln. Schon fast im Dunkeln segeln wir in den Thyborønkanal ein, um Mitternacht verlassen wir bei Thyborøn den Limfjord und sind nach zwei Jahren Ostsee wieder in der Nordsee. Der Wind weht immer noch aus SW mit 4-5 Bft. Ein bisschen komisch ist es schon, wenn man in stockdunkler Nacht die schützenden Hafenmolen hinter sich läßt und nur fühlen kann, wie viel Seegang ist, wie hoch die Wellen sind. Sehen können wir nichts. Es fühlt sich aber alles ganz o.k. an, der Seegang soll lt. Vorhersage auch nur zwischen 1 -2 Metern sein. Alles halb so wild, denn Wind und Welle kommen nicht von vorne sondern raum.
Die Nacht ist kalt, eisig kalt. Die Wärmeflasche brauchen wir nicht nur im Bett, sondern auch im Cockpit unter der Jacke läßt sie die Kälte ertragen. Wir segeln ohne besondere Vorkommnisse über das Skaggerak auf direktem Kurs nach Norwegen. Unterwegs sehen wir einige Frachter und auch ein paar Fischer, alle sind weit entfernt. Das bleibt auch am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag so. Mittwoch nimmt der Wind schon weiter ab und dreht immer mehr auf SSE, in der Nacht zum Donnerstag müssen wir dann den Motor anwerfen, um weiterzukommen. Donnerstagmorgen sehen wir die norwegische Küste – Berge, z.T. noch mit Schnee.
Und jetzt kommt auch der Wind zurück – erst aus SE, dann über S auf SW und W drehend. Wir können wieder segeln!
Wir wollen eigentlich die Insel Utisra anlaufen. Bekannt ist Utsira aus den Wettervorhersage des DWD. Es ist eine kleine Insel mit zwei Häfen, einer im Süden, einer im Norden. An Infrastruktur gibt es nicht viel. Es leben auch nur ca. 200 Menschen dort – also nicht überlaufen, schöne Natur, genau richtig für uns. Wenn das Wochenende nicht nahen würde, würden wir unseren ersten Landfall in Norwegen auf Utsira machen. Aber wir haben für unsere Reise entlang der norwegischen Küste ja doch noch einiges zu organisieren und die Heizung muss ja auch noch zu Ende repariert werden – also siegt die Vernunft und wir nehmen Kurs auf Haugesund, einer Stadt im Kamøysund. Hier sollten wir wohl alles, was wir brauchen, bekommen.
Vorbei an Kvitsøy, einer vorgelagerten Insel, auf der wir schon zwei mal waren, segeln wir in den Kamøysund bis wir gegen 15:00 Uhr Haugesund erreichen. An „langer Leine“ machen wir unsere Ruby Tuesday am Kai im Stadtkanal fest – hier sind schon ca. 60 cm Tidenhub.
Um die Heizung kümmern wir uns erst mal nicht, wir haben hier Strom und so kann unser Heizlüfter erst mal für Wärme sorgen. Wir machen uns auf den Weg in das Städtchen, um eine norwegische Gasflasche, eine Internetkarte, das „Ofenkit“, den Havneguiden 4 und den Norske gjestehavner zu besorgen. Hört sich nicht kompliziert an, ist aber ein nachmittags und freitags füllendes Programm.
Zuerst aber statten wir der Norwegischen Redningsselskapet (so was wie die deutsche DGzR) auf dem Rettungskreuzer einen Besuch ab.
Dort an Bord werden wir herzlich willkommen geheißen, dürfen uns umschauen und werden dann Mitglied für ein Jahr in der NSSR. Die Mitgliedschaft ist nicht teuer, wir unterstützen die NSSR und die hilft uns, wenn wir mal Hilfe brauchen – was hoffentlich nicht der Fall sein wird. Unsere Mitgliedskarte und diverse andere Unterlagen erhalten wir in Ålesund auf dem dortigen Rettungskreuzer.
Weiter geht´s in den nächsten Buchladen. Auch dort geht es schnell, der Havneguiden 4 wechselt den Besitzer und wir haben ein super Handbuch mit Beschreibungen der Häfen, Naturhäfen und Ankerplätzen. Alles mit Tiefenangaben, die ja nicht ganz unwichtig sind. Die fehlen zum großen Teil in den anderen Hafenhandbüchern, die wir gekauft haben. Die Erledigung der restlichen Dinge auf unserer To-Do-Liste gestaltet sich etwas schwieriger. Erst im dritten Anlauf in einer Shell-Tankstelle bekommen wir ein Starterpaket mit einer norwegischen SIM-Karte fürs Internet. Da sind wir aber schon einige Kilometer gelaufen – auch, um eine Gasflasche zu kaufen. Später stellt sich heraus, dass wir im Kiosk in Haugesund das Starterpaket ebenfalls hätten kaufen können – nur wusste das die nette junge Bedienung nicht. Dumm gelaufen!
Haugesund:
Tja und noch schwieriger ist es, eine für uns passende norwegische Gasflasche zu kaufen. Wir haben nur die blauen Campingaz-Flaschen an Bord, für größere Flaschen (5kg oder 11kg) ist leider kein Platz im Gasfach und auch sonst an keiner anderen Stelle. Die Campingaz-Flaschen werden in Norwegen aber nicht getauscht und auch nicht befüllt, da sie mit Butan gefüllt sind. Das läßt sich bei den niedrigen Temperaturen hier oben nicht gut verwenden, deshalb haben die Norweger alle Propan-Gas. Wir suche nun also eine kleine Propangasflasche, die in unser Gasfach passt. Gesucht haben wir ziemlich lange und sind dabei Kilometer um Kilometer immer wieder woanders hingeschickt worden. An den Tankstellen gibt es nur leere kleine Flaschen – 5kg oder 11kg Flaschen sind kein Problem. Außerdem brauchen wir für die norwegischen Flaschen auch noch einen passenden Regler. Den bekommen wir in einem Blumencenter ziemlich außerhalb von Haugesund. Zurück in Haugesund finden wir in einer Seitenstraße einen Eisenwarenladen – und dort gibt es denn auch eine gefüllte kleine norwegische Gasflasche für uns.
Jetzt muss nur noch die norwegische Flasche an unser Gassystem angeschlossen werden. Geht nicht, da der Schlauch des Reglers ein Linksgewinde hat, unsere Gasanschluss an Bord aber ein Rechtsgewinde. Es fehlt ein passender Adapter, um den Gasschlauch unseres Gasanschlusses und den Gasschlauch des Reglers miteinander zu verbinden. Wir finden heraus, dass wir einen „Doppelnippel 1/4″ x 1/4″ lks“ brauchen. Ganz wichtig, der Doppelnippel muss linksdrehend sein.
Samstagmorgen machen wir dann mal einen Ausflug ins Einkaufszentrum außerhalb von Haugesund. Dorthin fahren wir mit dem Bus – laufen wäre einfach zu weit.
Das Einkaufszentrum liegt in einem großen Gewerbegebiet mit zahlreichen unterschiedlichen Geschäften. In einem Baumarkt und einem anderen Laden werden wir tatsächlich fündig, allerdings gibt es hier in Norwegen wohl nur rechtsdrehende Doppelnippel. Die helfen uns allerdings nicht weiter. So haben wir jetzt eine passende Gasflasche, einen richtigen Regler, aber keinen „Doppelnippel lks“. Zurück an Bord bestellen wir bei Amazon den richtigen „Doppelnippel“ und hoffen, dass unsere Lieben zu Hause mal wieder ein Päckchen für uns packen und nach Norwegen schicken. Müssen nur noch überlegen, wo wir in 5 -12 Tagen wohl so sein könnten. Vielleicht in Ålesund, da müssen wir ja noch zum Rettungskreuzer 🙂 .
Gespannt sind wir auch darauf, wie und wo wir die leeren Gasflaschen dann tauschen können. An jeder Tankstelle – so schreibt zumindest unser Törnführer. Bisher haben wir allerdings andere Erfahrungen gemacht. Warten wir´s ab.
Den Norske gjestehavner bekommen wir leider in keinem Kiosk – egal ob groß oder klein. Vielleicht hilft uns ja auch hier das Internet weiter.
Und unsere Heizung reparieren wir natürlich auch noch. Freitagmorgen als erstes bauen wir wieder alles ab, dichten die undichten Stellen mit „Ofenkit“ ab, packen alles wieder ein, bauen alles ein und – es qualmt weiterhin. Also noch mehr „Ofenkit“, die Schlauschellen noch ein bisschen fester anziehen, dann ist es endlich gut.
Trotz der ganzen Rennerei sehen wir aber auch ein bisschen von Haugesund. Bleibt ja auch nicht aus, bei den vielen Wegen, die wir gelaufen und gefahren sind.
Schöner Wohnen am Wasser:
Samstagnachmittag schlendern wir dann mal gemütlich an der Hafenpromenade entlang – die Sonne scheint, die ersten Norweger sehen wir in kurzer Hose. Von den Brücken, die über den Sund gehen, haben wir einen schönen Ausblick.
Ob mit oder ohne To-Do-Liste – wir wären auf jeden Fall hier geblieben. Der Wind hat Samstag auf Nordwest gedreht und bläst ganz schön heftig mit 6-7 Bft. Die Wellen sind entsprechend hoch. Der norwegische Wetterbericht bringt mehrere Sturmwarnungen. Morgen dreht der Wind wieder auf Südwest, dann geht es für uns weiter Richtung Norden.