Wandertag oberhalb der Südküste

Dienstag, den 09.05.2023

Bevor ich zu einer Levadawanderung starte, gibt es erst noch ein bisschen Besichtigungsprogramm – wir fahren in´s Hinterland von Ostmadeira nach Santo da Serra. Es ist ein schönes Fleckchen mit herrlichen grünen, leicht hügeligen Wiesen, Feldern und Wäldern. Hier haben, wie fast überall auf Madeira, reiche Briten im 19. Jahrhundert Landhäuser gebaut – einige davon bröckeln so langsam vor sich hin, andere sind super saniert. Wir wollen zur Quinta do Santo da Serra, ein Anwesen, das auch einmal einem reichen Engländer gehörte. Zunächst wurde auf dem Grundstück Landwirtschaft betrieben, dann wurde eine herrschaftliche Quinta gebaut und ein botanischer Garten angelegt. 1916 wurde das Anwesen von der Gemeinde gekauft und in einen öffentlichen Park mit riesigen alten Bäumen, Spielplatz, Picknick-Platz, weitläufigen Wiesen, einem Wald und einem Tiergehege umgewandelt. Und ein Aussichtsplatz darf natürlich auch nicht fehlen – früher war hier ein Ausguck, um die Schiffe frühzeitig zu sehen, die Madeira ansteuerten.

Früher Aussichtsturm – jetzt Picknickplatz mit Aussicht

Wir sind fast alleine in dem riesigen Park – schön ist es hier. Die Aussicht ist nicht ganz so toll, es ist ziemlich diesig. Bei gutem Wetter kann man von hier die Ponta de São Lorenço sehen, jetzt ist sie nur ein Schatten im Dunst.

Trübe Aussichten

Wir fahren weiter nach Camacha – wie immer über steile und enge Straßen. Eigentlich wollen wir in Camacha das Zentrum der Korbflechter besuchen und vielleicht auch Korbflechtern bei der Arbeit zusehen – aber der ganze Komplex rund um das Café Relógio ist geschlossen – und das wohl auch schon länger. Viel mehr gibt es hier auch nicht zu sehen, wir trinken noch einen Galão, dann starte ich zur Lewadawanderung und Peter fährt erst mal zurück zu unserer Ruby Tuesday. Er wird mich später in Funchal wieder einsammeln 🙂 .

Zentrum der Korbflechter

Die Levadawanderung „Rundweg bei Camacha“ führt durch das nördliche Hügelland von Camacha. Levadawanderungen sind eigentlich keine Rundwege, man kann wohl hin und zurück den gleichen Weg nehmen. Möchte man das nicht, sondern auf unterschiedlichen Wegen, vielleicht auch an zwei verschiedenen Levadas laufen, muss man mindestens einen Höhenunterschied überwinden, meistens aber auch ein gutes Stück über Land- oder mindestens über Asphaltstraße zurücklegen. Das ist auch auf dieser Wanderung so – allerdings ist der Asphaltanteil für meine Geschmack ein bisschen zu groß. Trotzdem ist es eine schöne Tour – so ganz anders als die Levadawanderungen im Norden von Madeira. Der Blick zur Küste ist offener, immer wieder laufe ich an Gehöften oder kleinen Siedlungen vorbei. Die Vegetation ist lieblicher – viele Hortensien, Lilien und andere Blumen säumen den Weg. Manchmal ist das Farnkraut so dicht, dass man den Weg kaum findet.

Los geht´s steil bergab durch eine enge Dorfstraße

Levada mit Wasserrohr

Viele Blumen unterwegs:

Die An- und Abstiege sind teilweise recht steil – nicht so ganz meine Sache, zumindest bergrauf könnte meine Kondition besser sein 😉 . Am End- bzw. Anfangspunkt der Wanderung bleibt noch so viel Zeit, dass ich eine zweite Levadawanderung von „Camacha nach Monte“ anschließe.

Bis kurz vor Ende dieses Wanderwegs ist das ein sehr bequem und leicht zu laufender Weg.

Entspanntes Wandern

Baumfarn am Wegesrand

Große Teile des Waldes sind vor Jahren verbrannt

Kurz vor Monte aber geht es richtig steil bergab und auf der anderen Seite des Tals ebenso steil wieder bergauf. Ich komme an der Seilbahn, die von Funchal nach Monte hochführt, aus – ein paar Schritte noch, und ich bin unterhalb der Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Monte. Die letzten Kilometer der Wanderung haben mich echt geschafft – aber zwei Levadawanderungen an einem Tag sind vielleicht auch etwas viel 😉 .

Unterhalb der Kirche Nossa Senhora do Monte starten die Korbschlittenfahrten zurück nach Funchal – viel Zeit zum Überlegen, ob ich mitfahren möchte oder nicht, bleibt mir nicht, denn die Korbschlittenfahrer möchten auch gerne Feierabend machen. Es sind nur noch ein paar Gespanne am Start – also los geht´s.

Noch warten einige Korbschlotten fahrer auf Kundschaft

Das ist vielleicht nicht die beste Entscheidung – mir ist das alles viel zu schnell. Der Korbschlitten schlittert um die Kurven, mal fahren wir leicht seitlich, überqueren Gitterroste in der Straße, mal geht´s schnell bergrunter. Die Fahrer bremsen oder geben Gas, je nach Straßengefälle. Entspannen und genießen kann ich nicht wirklich – ich bin froh, als wir ohne Zwischenfall an der Endstation ankommen. Ob wirklich schon mal ein Schlitten im Graben gelandet ist oder gegen ein Hauswand gekracht ist – ich weiß es nicht und will es auch gar nicht wissen. Das war auf jeden Fall zu viel Abenteuer für mich 😉 .

Stau unterwegs

Die Korbschlitten werden auf den LKW geladen und wieder nach Monte hochgefahren

Den restlichen Weg nach Funchal laufe ich dann mit weichen Knien – kann aber auch daran liegen, dass es wieder mal steil bergab geht 😉 .

Von Monte habe ich heute nichts gesehen – das werde ich morgen mit Peter zusammen nachholen!

Wanderung Rund Camacha, weiter nach Monte und Korbschlittenfahrt nach Funchal – 28 km – 7h 45min

 

 

 

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