1.487 sm später …

… wartet unsere Ruby Tuesday in Nordspanien auf das nächste Frühjahr, um dann mit uns weiter Richtung Süden zu segeln.

Urk – Avilés

Bretagne

Als wir mit dem Langzeit-Segeln vor 7 Jahren begonnen haben, war ganz klar, wir segeln von Ost nach West und dann vielleicht nach Süden. St. Petersburg, Haparanda, Nordkapp, Island, Schottland und Irland waren die logische Reihenfolge unserer Törns und liegen in unserem Kielwasser. Also müsste jetzt eigentlich der Süden folgen 😉 .

In den ersten beiden Jahren in der Ostsee hatten wir durchaus sehr warmes Wetter, aber in den letzten Jahren waren es doch eher Eisbärentörns, wenn auch mit viel Sonne 🙂 . So richtig konnten wir uns bei der Törnplanung für dieses Jahr aber dann doch nicht vorstellen, nicht im Norden zu segeln, sondern doch mal den Bug nach Süden zu richten.

Skeptisch waren wir, ob es nicht zu heiß und vor allem viel zu voll ist. Ein richtiges Ziel hatten wir nicht, als wir Mitte Mai gestartet sind – wir haben alles offen gelassen – frei nach dem Motto, wenn es uns im Süden nicht gefällt, drehen wir um und segeln nach Wales – das kennen wir nämlich auch noch nicht 😉 . Wie gut, dass wir uns nach anfänglichen Eingewöhnungsschwierigkeiten doch in Frankreich und Spanien sehr wohl gefühlt haben, denn im Norden war in diesem Jahre meistens Schiet-Wetter 🙁 .

In den vergangenen Jahren sind wir nie mit irgendwelchen Erwartungen zu unseren Törns gestartet und waren immer wieder positiv von den Ländern und vor allem vom guten Wetter überrascht. In diesem Jahr war das etwas anders – wir sind einfach davon ausgegangen, dass es sonnig und warm ist, wenn wir nach Süden segeln. Das war zumindest bis Mitte Juni nicht ganz so – wir hatten ziemlich durchwachsenes Wetter mit einigen trüben Tagen 🙁 . Warm wurde es auch nur langsam – allerdings konnten wir von Beginn unseres Törns an in Jeans und Fleece-Shirt segeln – die dicke Segelgarderobe, Mütze und Schal haben wir nicht gebraucht – ein ganz neues Feeling 🙂 . Ab Juli wurde es zunehmend wärmer, so dass wir erst auf unserer Rückfahrt nach Deutschland wieder eine lange Jeans und feste Schuhe angezogen haben – an Segeln in T-Shirt, Shorts und barfuß kann man sich glatt gewöhnen 😉 . Trotz der paar Regentage in der Bretagne und auch in Spanien, hatten wir einen tollen, sonnigen Segelsommer – den Regen und das schlechte Wetter haben wir zum Glück hinter uns gelassen 🙂 . Selbst die Spanier meinten, für Nordspanien sei der Sommer trocken und sonnig gewesen. Normalerweise regnet es in Nordspanien ziemlich viel. Die Temperaturen waren für uns Eisbären gut auszuhalten – war es mal zu warm oder heiß, konnten wir uns immer gut am Ankerplatz im Atlantik abkühlen 🙂 .

Sehr gewöhnungsbedürftig waren für uns die Ankerbedingungen – kannten wir von unseren bisherigen Törns nur schöne, kuschelige und geschützte Buchten 🙂 , mussten wir uns in der Bretagne beim Ankern mit dem Atlantik-Schwell anfreunden 🙁 . Richtige Ankerbuchten gibt’s nicht – aber viele schöne Ankerplätze mit Landabdeckung. Noch schwieriger ist die Ankersituation in Nordspanien 🙁 . Selbst bei Windstille schwappt die Atlantikdünung in die Buchten. Ruhig gelegen haben wir nur in der Ria de la Santoña – an den anderen Ankerplätzen vor den Fischerhäfen haben wir die Bewegung des Schiffes in Kauf genommen 😉 .

Die Nordbretagne ist landschaftlich eher rauh mit schroffen Felsen, die Südbretagne hat überwiegend eine sanfte, geschwungene Küstenlinie mit vielen Sandstränden und reichlich größeren Marinas, die wir aber bis auf wenige Ausnahmen nicht angelaufen sind. Wirklich beeindruckend, so wie die Berge in Norwegen oder Island, ist das sicherlich nicht 🙁 . Unglaublich üppig und schön ist aber die Blumenpracht der Bretagne. Sie hat uns immer wieder in Erstaunen und Begeisterung versetzt. Hortensien und Stockrosen in Kombination mit den typischen bretonischen Häusern war dann auf andere Weise doch sehr schön anzusehen 🙂 . Bergiger wurde die Küste erst ab der französisch-spanischen Grenze, als wir die Ausläufer der Pyrenäen im Hinterland sehen konnten – das war wieder mehr nach unserem Geschmack 😉 . Und so bergig ist die nordspanische Küste im Baskenland, in Kantabrien und Asturien auch geblieben – ein schönes Panorama. Wirklich richtig toll waren die Picos de Europa – nicht nur vom Wasser aus anzusehen, sondern auch zum Wandern 🙂 .

Der zweite Teil unseres Törns verlief unter dem Motto Sail and Drive – nach unserer Enkelkinderpause bis Anfang Juli sind wir mit unserem Auto nach Frankreich zurück gefahren. Abwechselnd sind wir mal zuerst mit unserer Ruby Tuesday vorgesegelt und haben dann Tage später unser Auto nachgeholt oder sind mit dem Auto vorgefahren, um dann später dorthin zu segeln. Immer haben wir das Nachholen des Autos mit schönen Landtouren verbunden. So haben wir sehr viel mehr von Frankreich und Spanien gesehen und kennengelernt, als wenn wir uns mal einen Leihwagen genommen hätten 🙂 . Das hat aber auch nur funktioniert, weil wir keine Seemeilen absegeln mussten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. 1.487 Seemeilen sind so wenig, wie wir bisher auf keinem der Törns in den letzten sechs Jahren gesegelt sind. Im Vordergrund stand in diesem Jahr eher, mal zu schauen, wie weit wir kommen und dann im nächsten Jahr ähnlich gemütlich weiterzusegeln. Nicht zurück zum Heimathafen segeln zu wollen oder zu müssen, entspannt so eine Törn doch ganz erheblich. Sail and Drive könnten wir uns auch für den nächsten Segelsommer gut vorstellen, denn da werden wir vermutlich noch weniger Seemeilen hinter uns lassen 🙂 .

Mit Auto, Zug und Bus durch Frankreich und Spanien

In Avilés haben wir für unsere Ruby Tuesday eine kleine Marina tief in einem Fjord gefunden. Atlantikschwell kommt dort nicht mehr rein, Sturm oder starken Wind soll es in Avilés nur an ein paar Tagen im Winter geben. Der Hafenmeister ist sehr engagiert, wird regelmäßig kontrollieren, ob unsere Ruby Tuesday noch gut vertäut ist und wird uns immer wieder mit Fotos versorgen. Die ersten beiden Bilder haben wir schon bekommen 😉 .

Im nächsten Jahr geht es dann an der Nordspanischen Küste weiter Richtung Galicien – dort freuen wir uns schon sehr auf die schönen Rias und dann weiter Richtung Portugal. Wie weit – das überlassen wir Wind, Wetter und den vielen geplanten Landtouren 🙂 .

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