Dienstag, den 04.06.2019
SE 2-5 Bft – 36 sm – 6h 28min – Ø 5,4kn – gesamt: 545 sm
Wir sind wieder unterwegs 🙂 . Wären wir noch länger in Roscoff geblieben, hätte unser Unterwasserschiff bestimmt Algenbärte angesetzt 😉 .
Das Paket mit den Ersatzteilen für die Lichtmaschinen ist dann doch erst am Montag in Roscoff angekommen – es hat mehr als drei Tage länger gedauert, da uns der Hafenmeister die Adresse des Hafens mit einer falschen Postleitzahl für Roscoff aufgeschrieben hatte 🙁 . Dumm gelaufen, aber wir sind froh, dass das Paket überhaupt noch angekommen ist – und es funktioniert jetzt alles wieder so, wie es sein soll. Die Regler der Lichtmaschinen waren die Übeltäter 🙁 . Vermutet hatten wir das ja, aber Gewissheit hat man ja erst, wenn sie ausgetauscht sind und alles wieder läuft. Hoffen wir, dass nicht noch mehr kaputt geht!
Heute morgen laufen wir dann bei schönem Wetter aus Roscoff aus. Wir segeln durch den Chenal de Batz zwischen dem Festland und der Île de Batz – das passt vom Wind und der Strömung gut. Ist auch bei Hochwasser noch ganz schön spannend – bei Niedrigwasser haben wir ja vor ein paar Tagen auf unserem Ausflug zur Île de Batz gesehen, was sich so alles unter dem Wasser versteckt 😉 . Am westlichen Ausgang des Chenal de Batz, als alle Hindernisse hinter uns liegen, nehmen wir Kurs auf L’Aber-Wrac’h. Es könnte richtig schönes Segeln sein, würde das Wetter nicht immer schlechter – erst wird die Sicht so schlecht, dass wir die Küste nicht mehr sehen, dann fängt es auch noch an zu schütten 🙁 . Wir verkriechen uns unter der Kuchenbude, um nicht ganz nass zu werden. Die Strömung nimmt uns gut mit, wir segeln meistens zwischen 6kn und 7kn und das bei nur 2-3 Bft. Gezeitensegeln ist schon schön – wenn die Strömung mitläuft und man dafür nicht mitten in der Nacht aufstehen muss 😉 . Irgendwann verziehen sich schlechte Sicht und Regen und die Sonne traut sich sogar zweitweise heraus 😉 . Zwei Seemeilen nördlich von L’Aber-Wrac’h steht auf der Île Viege der höchste Leuchtturm der Gegend – Europas – der Welt – je nach dem welches Buch man gerade befragt 😉 . Wie auch immer, der aus Granit gebaute und 82,5 Meter hohe Leuchtturm ist von weitem zu sehen und zwischen den ganzen Felsen rund um L’Aber-Wrac’h ziemlich beeindruckend.
Als wir die Mündung des Abers ansteuern, beginnt es schon wieder zu regnen – wir werden dann doch beide noch ziemlich nass. Abers gibt es nördlich von Brest drei – L’Aber-Wrac’h, L’Aber-Benoît und L’Aber-Îldut. Abers sind von den Gezeiten stark geprägte fjordähnliche Flussmündungen. Kurz hinter der Mündung liegt die Marina L’Aber-Wrac’h an dem kleinen, gleichnamigen Ort. Das Mündungsgebiet sieht trotz des Regens sehr schön aus, trotzdem fahren wir weiter flussaufwärts. Nach 9 Tagen Marina Roscoff haben wir jetzt keine Lust auf eine Marina, die zudem ziemlich voll ist. Hier machen alle Segler fest, die durch den Chenal du Four von oder nach Brest segeln.
Die Flusslandschaft ist bei Niedrigwasser eigenartig – rechts und links des Fahrwassers sind an vielen Stellen Austernbänke platziert. Mehrmals müssen wir uns den Weg zwischen Booten suchen, die in Flussmitte an Moorings liegen – immer haarscharf an den trockenfallenden Stellen des Flusses vorbei. Ohne Kartenplotter und Radar wäre es eine noch schwierigere Angelegenheit, als es so schon ist. Aber auch spannend – so etwas haben wir bis jetzt noch nicht gemacht 😉 . Die Wassertiefe immer gut im Blick fahren wir bis zu dem winzigen Ort Paluden – hier ist die schiffbare Strecke des Flusses dann auch zu Ende.
Unser Reeds – die englische Seglerbibel – weiß, dass es hier 20 weiße dumbbell-Moorings für Besucher gibt. Was genau das ist, wissen wir nicht, vermuten aber, dass es eine Reihe von Moorings ist, die mit dicken Tampen aneinander gebunden sind. An den Moorings muss man dann mit einer Vorleine und einer Achterleine festmachen 🙂 . Theoretisch wissen wir, wie wir das machen müssen – praktische Erfahrung sammeln wir dann heute 😉 .
Nach einer spannenden Fahrt flussaufwärts und einem ebenso spannenden Anlegemanöver an ebendiesen oben beschriebenen Moorings liegen wir in diesem fjordähnlichen Einschnitt.
Es ist absolut ruhig hier – wir hören nur die Vögel zwitschern 🙂 . Von den gut 5 Bft Wind, die wir bei der Ansteuerung der Flussmündung hatten, merken wir hier nichts mehr – es ist windstill und nachdem wir beim Anlegen so richtig nass geworden sind, scheint jetzt auch die Sonne 🙂 .
Das Landschaftsbild verändert sich ständig – es ist auflaufendes Wasser, das Wasser steigt und verdeckt nach und nach allen Modder, Steine und Äste. Die Boote, die trocken gefallen sind und auf der Seite liegen, richten sich wieder auf. Bei Hochwasser ist der Wasserstand so hoch, dass die Kronen der Bäume fast das Wasser berühren. Das ist sicherlich nicht immer so, denn wir haben wieder Springtide – dann ist das Hochwasser besonders hoch und das Niedrigwasser besonders niedrig. Und die Strömung besonders stark 🙂 .
Abends kommt der Hafenmeister und macht uns zu temporary members des Segelclubs – damit haben wir die Berechtigung, an der Mooring zu liegen und die Sanitäranlagen zu benutzen 😉 . Offensichtlich sehen es die Betreiber der Marina L’Aber-Wrac’h nicht so gerne, wenn die Segler weiter flussaufwärts fahren und nicht in die Marina gehen 😉 . Vom Hafenmeister bekommen wir in einem sprachlichen Mix aus Englisch, Deutsch und Französisch auch noch jede Menge Tipps, welche Häfen oder Ankerbuchten wir unbedingt anlaufen müssen 🙂 . Wir freuen uns darauf!