Endspurt zum Ijsselmeer

Freitag, den 17.08.2018 – Mittwoch, den 22.08.2018
W-SW-NW-NE-SE-S-SW-W-N 1-6 Bft – 509 sm – 110h 03min – Ø 4,6kn – gesamt: 2.469 sm

Scillys – Volendam

Wetterwelt hat uns Wind aus Südwest mit 4-5 Bft versprochen – eigentlich ein schöner Raumwindkurs mit genügend Wind, um voran zu kommen und trotzdem entspannt zu segeln 🙂 . Wie so häufig in diesem Jahr hat sich Wetterwelt auch diesmal wieder vertan – wir starten am Freitag Morgen gegen 09:30 Uhr von St. Agnes und haben tatsächlich nur 7-9 kn Wind aus West, also so gerade eben 3 Bft und die genau von hinten. Das ist nicht genug Wind, um unsere dicke Dame so richtig in Bewegung zu setzen 🙁 . Dazu kommt noch unser bewachsenes Unterwasserschiff, das uns sicherlich noch mal einen Knoten Fahrt kostet. So kreuzen wir mal mit drei Konten, mal mit 4 Knoten Fahrt vor dem Wind Richtung Osten. Da ist dann wohl Geduld gefragt 😉 . Die Sonne scheint, es ist warm und wir richten uns so langsam auf mindestens 5 Tage Segeln ein.

Nachts nimmt der Wind für eine kurze Zeit auf 4 Bft zu und pendelt sich dann auf 3-4 Bft aus SW ein. Den Motor lassen wir immer mal wieder eine oder zwei Stunden zum Laden der Batterien mitlaufen – bei so wenig Wind von hinten reicht die Ladung durch unseren Windgenerator leider nicht aus 🙁 . Viel Verkehr ist unterwegs nicht – gelegentlich sehen wir mal einen Segler oder einen Frachter – sieht man mal von unseren unterschwelligen Unzufriedenheit wegen der geringen Fahrt ab, ist es eigentlich eine ganz gemütliche Segelei 😉 . Jeder hat vier Stunden Wache und kann dann vier Stunden schlafen – rund um die Uhr 😉 . So viel Schlaf bekommen wir in 24 Stunden nicht, wenn wir zu Hause sind 😉 . Zwischen den Wachen haben wir immer auch noch eine gemeinsame Stunde für die Übergabe, um zu essen oder zu klönen 🙂  – so ganz streng sehen wir den 4-stündigen Wachwechsel nicht. Nur nachts geht er zügiger über die Bühne.

So vergeht denn auch der Samstag und die Nacht zum Sonntag 🙂 . Sonntag Morgen wird es dann endlich windiger – 6 Bft aus Südwest bringen uns dann doch ein bisschen schneller voran 🙂 . Wir sind inzwischen an der Südspitze der Isle of Wight angekommen und haben den Strom gegenan. Als der Strom mitsetzt, zieht unsere Ruby Tuesday mit sieben bis neun Knoten Fahrt durch den Englischen Kanal 🙂 . So haben wir uns das gewünscht! Zehn Stunden später nimmt der Wind langsam wieder ab, bis er 15 sm vor Dover nur noch mit 1-2kn weht 🙁 . Langsam nähern wir uns Dover und dem Verkehrstrennungsgebiet zwischen Dover und Calais.

Begegnung unterwegs – hier hatten wir noch schönen Wind

Es ist schon früher Montag Morgen, als wir ohne Wind unter Motor das Verkehrstrennungsgebiet queren und lustig weiter bis nach Dunquerke motoren 😉  – hier legen wir einen 1,5-stündigen Tankstop ein. Das Tanken dauert natürlich nicht so lange, aber wir stellen schon mal die Uhren in allen Systemen um und machen einfach ein bisschen Pause 🙂 .

Unter Motor geht´s dann auch weiter – bei Sonnenschein an der wunderschönen belgischen Küste entlang  🙂 .

Mitten in der Nacht zum Dienstag um fast zwei Uhr kommt der Wind zurück – ganz zaghaft nur mit 3 Bft aus Südwest, aber das reicht, um endlich den Motor auszumachen und wieder zu segeln. Als es hell wird, setzen wir nach langer Zeit mal wieder unseren Blister und brechen damit fast alle Gewschwindigkeitsrekorde 🙂 . Wir sind erst nur mit 5kn unterwegs, dann steigern wir uns so langsam auf 7-7,5kn und das bei so wenig Wind 🙂 .

Unser Blister wird mal wieder gelüftet

Unter Blister durch das Ankerfeld vor Scheveningen

 

Im Ankerfeld

Hier sind jede Menge Segler unterwegs – so viele Segler auf einem Haufen haben wir auf unserer ganzen Irlandumrundung nicht gesehen 😉 . Plötzlich sehen wir neben uns am Himmel ein Flugzeug, das auf eine uns entgegenkommende Yacht zuhält. Im Funk wird immer wieder die SY Anna gerufen, die sich aber nicht meldet. Mehrfach hält das Flugzeug auf die SY Anna zu – durch das Fernglas können wir erkennen, dass es die niederländische Küstenwache ist. Die SY Anna kommt aus Russland – so steht es auf dem Großsegel – vermutlich ist irgendetwas nicht so ganz in Ordnung. Für uns ist es das erste Mal, dass wir die fliegende Küstenwache gesehen haben – bisher wussten wir nicht, dass es die überhaupt gibt. Wie die Sache ausgeht, können wir nicht merh verfolgen – wir entfernen uns viel zu schnell voneinander.

Fliegende Küstenwache im Anflug auf SY Anna

Küstenwache

Erst vor Ijmuiden nehmen wir den Blister wieder runter und motoren durch zur Schleuse. Immer wieder schön ist der Anblick von Ijmuiden, wenn man nach einem Törn hierhin zurückkommt 😉 .

Stahlwerk von Ijmuiden

Strandhäuschen an der Hafeneinfahrt zur Seaport Marina Ijmuiden – doch wesentlich schöner, als das Stahlwerk

Hier werden Ölplattformen gebaut

Schleuse von Ijmuiden

Inzwischen ist es 20:00 Uhr und es wird langsam dämmrig.

Die Sonne geht glutrot unter und versöhnt uns mit der Fahrt durch den Nordzeekanal.

Sonnenuntergang im Nordzeekanal

 

Eine ganz besondere Stimmung

Um 22:00 Uhr passieren wir Amsterdam und werden kurz darauf durch die Oranje-Schleuse geschleust. Hier ist nur noch die mittlere Schleuse geöffnet, die kleine Schleuse für die Sportschifffahrt hat schon geschlossen. Fast unmittelbar nach dem Schleusen öffnet auch die Schellingwoude Bruck für uns und wir sind zurück im Ijsselmeer 🙂 .

Amsterdam

Jetzt wollen wir uns nur noch einen Ankerplatz suchen und schlafen, denn Morgen sind wir mit Michaela und Jörg in Monnikendam zum Frühstück verabredet. Bis dahin soll es heute nicht mehr gehen – das wird uns einfach zu spät. Es ist jetzt schon fast Mitternacht und so steuern wir die Bucht vor Uitdam an, in der wir im letzten Jahr oder im Jahr davor schon mal geankert haben. Eine gaaanz schlechte Idee – zuerst fällt uns auf, dass wir die unbeleuchteten grünen Tonnen nicht im Radar sehen, denken uns aber noch nicht viel dabei. Als wir uns der Bucht nähern, werden wir immer langsamer, obwohl wir kein Gas wegnehmen 🙁 . Die Elodea des Markermeers hat uns voll erwischt 🙁 . Mit der Taschenlampe sehen wir, dass wir uns in einem dichten Elodea-Feld festgefahren haben. Das hat uns gerade noch gefehlt 🙁 . Wir wissen wohl, dass das Markermeer seit mehreren Jahren mit den Wasserpflanzen zu kämpfen hat, aber wo genau die Pflanzen sind, ist uns bisher noch nicht bekannt gewesen. Jetzt haben wir zumindest einen Teil davon entdeckt 🙁 . Im Frühjahr, als wir gestartet sind, gab es noch keine Elodea und was im Sommer auf dem Markermeer passiert, bekommen wir nicht wirklich mit. Mit 2kn Fahrt schleichen wir zurück zum Hauptfahrwasser und versuchen, die Wasserpflanzen so gut wie möglich „abzuschütteln“. So ein Mist, wir wissen nicht, wie wir vom Hauptfahrwasser zum Paard van Marken kommen sollen, ohne uns wieder festzufahren. Fast sind wir so weit, dass wir im Fahrwasser weiter nach Leleystad fahren – da sehen wir im Rader einen Tonnenstrich Richtung Paard van Marken. Offensichtlich wurde der Tonnenstrich verlegt – wir tasten uns langsam daran entlang und kommen wider Erwarten relativ gut bis zur Einfahrt in das Fahrwasser nach Volendam, Marken und Monnikendam.

Direkt gegenüber der Abzweigung nach Volendam lassen wir vor dem Deich unseren Anker fallen – es ist inzwischen 03:35 Uhr – und fallen selbst nur noch in unsere Kojen 🙂 . Den Wecker stellen wir auf 08:00 Uhr – vier Stunden Schlaf müssen reichen, sonst sind wir nicht pünktlich zum Frühstück in Monnikendam 😉 .

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