Montag, den 02.07.2018
N-NE 4 Bft – 67 sm – 12h 06min – Ø 5,5kn – gesamt: 1.445 sm
Heute sieht die Welt schon wieder ganz anders aus – sonnig, blauer Himmel mit einigen Wolken und warm 🙂 . Was bleibt, ist der starke Schwell in der Bucht von Portsalon 🙁 . Entspannt geschlafen haben wir nicht – was hilft ist ein gutes Frühstück mit leckerem Kaffee. Der lange Sandstrand leuchtet goldgelb und die weißen Ferienhäuser in Portsalon strahlen in der Sonne 🙂 .
Auch heute weht der Wind aus Nord und wir kreuzen erst mal aus Lough Swilly, bis wir unseren Kurs um Malin Head anlegen können. Die Wellen sind wieder ziemlich ruppig, das wird erst besser, als wir durch den Inishtrahull Sound, der zwischen der Insel Inishtrahull und Malin Head liegt, durch sind. Hier ist die Strömung stark und führt oft zu konfusem Wellenbild.
Nachdem wir den Sound hinter uns gelassen haben, wird es ruhiger und wir können gemütlich bis zum Lough Foyle segeln. Die Landschaft ändert sich im Lough Foyle – hier sieht es ein bisschen aus, wie im Allgäu. Bisher waren die Klippen eher sehr rau und schroff, die Berge steinig, jetzt haben wir fast gar keine Berge mehr, nur ein paar sanfte Hügel mit Wiesen in unterschiedlichen Grüntönen.
Mit der auflaufenden Strömung segeln wir in den River Foyle, an dessen Ende die Stadt Derry/Londonderry liegt. Rechts und links des ausgetonnten Fahrwassers ist es so flach, dass die Möwen im Wasser stehen können 😉 . Kurz vor Derry/Londonderry kommen wir am Industriehafen vorbei, dann geht´s noch unter einer Autobahnbrücke durch und schon öffnet sich der Blick auf die kleine Marina in Derry/Londonderry.
Schon als wir noch im River Foyle unterwegs waren, werden wir von Harbour Radio über Funk angesprochen, ob wir nach Derry/Londonderry in die Marina wollen, wie lange wir bleiben möchten und ob wir Strom brauchen. Am North Ponton seien genügend freie Liegeplätze, wir sollen uns einen aussuchen 🙂 .
Als wir in die Marina kommen, machen wir versehentlich am falschen Ponton fest – das ist der Ponton der einheimischen Segler und Motorbootfahrer. Zwei Motorbootfahrer kommen uns sofort beim Festmachen zur Hilfe – Hilfe, die wir eigentlich gar nicht brauchen, trotzdem nehmen wir sie natürlich an 🙂 . Wir werden mit Handschlag begrüßt und erfahren dass es bessere wäre, an den anderen Ponton zu wechseln, da gäbe es Duschen und Toiletten. Bevor wir wieder ablegen, bekommen wir von einem unserer Helfer noch die Karte für den Strom – da war der Hafenmeister aber schnell und wir freuen uns, dass wir unsere Batterien mal wieder richtig aufladen könne 🙂 .
Wir sind noch nicht ganz fest, da steht einer unserer freundlichen Helfer schon am Steg, um sich mit uns zu unterhalten. Auch das genießen wir immer wieder, wenn wir auf Iren treffen – so freundliche und hilfsbereite Menschen kennen wir nicht aus Deutschland oder Holland, eher aus den anderen nördlichen Ländern, die wir bisher besegelt haben 🙂 . Ein paar Tipps bekommen wir für unseren Aufenthalt in Derry/Londonderry, dann geht ein langer Tag zu Ende.
Nicht ganz klar ist für uns als Gäste, ob wir hier von Derry oder Londonderry sprechen und welche Gastlandflagge wir setzen sollen. Wir fragen Rayn, so heißt der nette Motorbootfahrer. Er selbst gehört gerne zu England, deshalb nennt er seine Stadt Londonderry. Wir als Gäste können eigentlich nichts falsch machen, egal, ob wir von Derry oder Londonderry sprechen 🙂 . Ob das die eher mit Irland verbundenen Iren auch so sehen? Nordirland hat keine eigene Flagge, nur von 1953 – 1973 wurde hier als offizielle Flagge die „Red Hand Flag of Ulster“ verwendet. Da diese Flagge mit den Unionisten in Verbindung gebracht wird, ist es wenig wahrscheinlich, dass sie wieder eingeführt wird. Irische Nationalisten und Republikaner verwenden die Flagge Irlands. Sie betrachten Nordirland nicht als separate politische Einheit und sehen daher keinen Grund für eine eigene Flagge. Und jetzt?
Wie wir´s machen, machen wir es vermutlich falsch 🙁 . Dass wir nicht die Irische Gastlandflagge setzen, ist für uns erst mal selbstverständlich – hier ist Nordirland und nicht die Republik Irland. Eine „Red Hand Flag of Ulster“ haben wir nicht und ist ja auch nicht die offizielle Flagge. Auf die Füße treten wollen wir auch niemandem – wir setzen den Union Jack, nicht den Red Ensign, den wir in England setzen würden. Vielleicht nehmen wir die Gastlandflagge einfach wieder runter, aber das ist auch unhöflich 🙁 . Was für ein Dilemma – hoffentlich geraten wir nicht wegen so einer blöden Gastlandflagge in den Nordirlandkonflikt oder erhitzen hier die Gemüter 😉 .
Ganz im Gegensatz zu der letzten schaukeligen Nacht an der Mooring, liegen wir hier am Ponton ganz ruhig und schlafen trotz der ungelösten Frage der richtigen Gastlandflagge ganz entspannt 🙂 .