Arranmore Island – Tory Island

Donnerstag, den 28.06.2018
NW 2-4 Bft – 35 sm – 7h 53min – Ø 4,4kn – gesamt: 1.326 sm

Arranmore Island – Tory Island

Wieder geht es ein Stück weiter nordwärts. Zwischen den Inseln ist überhaupt kein Wind, aber etwas weiter draußen sehen wir, dass sich das Wasser kräuselt 🙂 . Also ändern wir unsere Pläne, zwischen den vorgelagerten Inseln durchzusegeln und motoren ein Stückchen auf´s offene Wasser. Hier haben wir Wind aus Nordwest mit 3 – 4 Bft – prima zum Segeln, wenn wir auch den Wind auf die Nase haben 😉 .

In langen Kreuzschlägen segeln wir bis in die Bucht von Tory Island – Sonnenschein inklusive 🙂 . Dass wir Tory Island überhaupt erreichen können, haben wir dem tollen Sommerwetter hier zu verdanken. Der Atlantik ist spiegelglatt, kaum Dünung und keine Welle 🙂 .

Tory Island liegt ca.6 sm nordwestlich von Bloody Foreland. Normalerweise ist es hier so windig und damit verbunden der Seegang so heftig, dass es kaum möglich ist, den Tory Sound zu queren. Es kommt nicht selten vor, dass die Insel auch von der Fähre, die vom Festland kommt, nicht angelaufen werden kann. Genauso kann es passieren, dass die Fähre die Insel wegen einer plötzlichen Wetteränderung nicht mehr verlässt. Schlecht für die Gäste – gut für´s Hotel 😉 .

Eigentlich wollen wir an der Pier im kleinen Hafen anlegen – das ist lt. Törnguide möglich und auch ruhiger, da in der Ankerbucht vor dem Hafen oft sehr viel Schwell ist. Wir drehen eine Runde durch den eher winzigen Hafen und müssen dann doch ankern, da alle Plätze an der Pier von Fischern und der Fähre belegt sind. In gutem Abstand von der Hafeneinfahrt lassen wir den Anker fallen – Schwell haben wir heute hier nur von den Fähren, die in beachtlichem Tempo an uns vorbeifahren.

Kleiner Hafen und Ankerplatz vor dem Hafen

Blick vom Ankerplatz auf die Hafenmole

Plötzlich kommt vom Atlantik her eine dicke Nebelwand über die Insel geschwappt – die Hafeneinfahrt ist nicht mehr zu sehen, auch nicht die Insel 🙁 . Der Spuk dauert ca. 15 Minuten, dann scheint schon wieder die Sonne.

Nebelwand im Anmarsch

Tory Island verschwindet im Nebel

Mit dem Dinghi setzten wir spät noch zum Hafen über – wir wollen eine kurze Runde durch das West-Dorf drehen und uns schon mal ein bisschen umschauen. Morgen wollen wir über die Insel wandern und uns die Sehenswürdigkeiten, die Klippen mit den vielen Seevögeln und die Landschaft auf der Insel ansehen. Vielleicht treffen wir ja dann auch den König von Tory 😉 .

Tory hat tatsächlich einen König – Patsy Dan Mac Ruaíri ist Künstler, Musiker und König von Tory. So ganz erschließt sich uns noch nicht, warum es hier einen König gibt und wie er gewählt wird, aber vielleicht erfahren wir morgen mehr.

Heute laufen wir noch zum Pub am Ende des Dorfes und wollen dort in der untergehenden Sonne ein Guinness trinken – es bleibt beim Versuch. Draußen vor dem Haus steht auf leicht schrägem Untergrund ein Tisch verbunden mit Bänken auf jeder Seite. Ich sitze schon mit Blick zum Sonnenuntergang, als Peter es sich neben mir auch bequem machen will.

Auf dieser Bank wollen wir unser Guinness genießen – sieht doch ganz harmlos aus

Im Zeitlupentempo kippt die Bank mit Tisch, uns und zwei Pints Guinness um – und wir liegen wie Käfer auf dem Rücken in einer großen Pfütze aus Guinness. Erst wissen wir nicht, ob wir lachen oder fluchen sollen – wir entscheiden uns dann für´s Lachen 🙂 . Schade um das Bier, das sich nicht nur auf dem Boden, sondern auch auf uns verteilt hat. Zum Glück sind wir die einzigen Gäste, keiner hat diesen Slapstick beobachtet. Aber wir sind so eingesaut, dass wir nicht mal mehr in den Pub vom Hotel am Hafen gehen wollen bzw. können, um vielleicht doch noch ein Bierchen zu trinken. Wir schleichen uns von dannen, erleichtert, keinem auf dem Weg zu unserem Dinghi zu treffen.
An Bord ist erst mal Handwäsche angesagt – Guinness schmeckt ja gut, stinkt aber schrecklich.

Blutrot geht die Sonne unter – Bloody Forland und die anderen Berge leuchten im roten Dunst 🙂 .

Sonnenuntergang auf Tory Island

Bloody Foreland

Freitag, den 29.06.2018

Der Sonnenuntergang gestern war ja richtig toll, heute Morgen versinkt die Welt um uns herum im Nebel 🙁 . Wir bleiben erst mal an Bord, erst als es mittags etwas aufklart, starten wir zu unserer Inselwanderung.

Wanderung auf Tory Island

Immer wieder ziehen Nebelschwaden vom Norden über die Insel, die Klippen im Nordosten der Insel sind anfangs kaum zu sehen. Als sich der Nebel lichtet, sind wir sprachlos – so ausgefallene, atemberaubende, steile Klippen haben wir noch an keiner Stelle in Irland gesehen 🙂 . Schade, dass die Sonne sich nicht durch den Nebel kämpfen kann, aber eigentlich haben die Klippen in den Nebelschwaden auch etwas mystisches. Klippen in der Sonne haben wir ja schon jede Menge gesehen 😉 . Papageientaucher schwimmen in den Buchten, nur einige wenige sitzen vor ihren Höhlen, Möwen brüten auf den Felsen.

Höhle mit Durchblick

 

Abstieg zur Höhle – für uns besser nicht

Unterwegs

Wir wandern an der Küste zurück zum Hafen, stärken uns im Tory Harbouview Hotel mit Scones und Appel Pie 🙂  und ich wandere dann zum Leuchtturm auf der Westseite von Tory. Hier sieht die Insel ganz anders aus – eher flach und sehr steinig. Der Leuchtturm verschwindet immer wieder im Nebel, der alte Friedhof und die Klippen sind gut zu sehen.

Leuchtturm von Tory Island

Alter Friedhof

Oben auf den Klippen steht ein kleines Haus – es ist das Derek Hill Haus. Derek Hill war ein Künstler auf Tory Island, der auch andere Künstler inspiriert hat, hier zu malen. Die Gallerie, in der Werke von ihm und den anderen Künstlern ausgestellt sein sollen, haben wir im Ort gesehen, sie war leider geschlossen.

Haus am Berg …

… mit Wegweiser

Direkt am Hafen steht auch das Tau-Kreuz aus dem 12. Jahrhundert. Davon gibt´s in Irland nur zwei Stück. Traditionell beten die Fischer vor dem Kreuz, bevor sie auf See fahren. Manche tun dies auch heute noch.

Tau-Kreuz

Ebenfalls ganz in der Nähe des Hafens stehen die Reste eines alten Glockenturms aus dem 6. oder 7. Jahrhundert. Damals gehörte er zu einer Abtei. Irgendwie geht die Ruine des Glockenturms in den Gebäuden des Dorfes unter.

Die Reste einer alten Kirche liegen etwas außerhalb des Dorfes.

Noch gut als Kirche zu erkennen

West-Stadt auf Tory Island:

Zurück am Hafen sehen wir dann auch den König von Tory – unübersehbar sitzt er in seinem Auto mit dem Kennzeichen King of Tory 🙂 .

Des Königs Auto

Shaking Hands

Freundlich werden wir begrüßt, erstaunt und erfreut äußert sich der König von Tory darüber, dass wir mit dem Segelschiff von Deutschland hierher gesegelt sind und er lässt sich natürlich auch gerne fotografieren. Ich frage ihn dann auch, wie man König von Tory wird. Sein gälisch geprägtes Englisch verstehe ich nicht so ganz, kann mit aber zusammenreimen, dass es den König von Tory schon seit 1400 Jahren gibt, der Titel teilweise vererbt wird und der König auch von den Inselbewohnern gewählt wird. Er begüßt nicht nur die Gäste von der Fähre mit Handschlag, sondern vertritt auch die Interessen der Insel. Auf jeden Fall ein sehr freundlicher Mann 🙂 .

King of Tory

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