Samstag, den 23.06.2018
SW – W 1-3 Bft – 36 sm – 7h 36min – Ø 4,7kn – gesamt: 1.195 sm
Auch heute Morgen wird´s nichts mit einem Landgang – die Brandung ist einfach zu hoch. Mit nackten Füßen und kurzer Hose ist auch keine Alternative, denn mit Sand an den Füßen in Wandersocken und Wanderschuhen – da macht Wandern auch nicht wirklich Spaß 🙁 .
Der Wind lässt auch auf sich warten, dafür scheint die Sonne von einem strahlend blauen Himmel und es ist warm. Wir holen den Anker hoch und motoren an der steilen, beeindruckenden Küste – Archill Head – entlang.
Auch als wir den Kurs nach Norden ändern, will der Wind einfach nicht kommen. Nach 14 sm motoren liegt auf der linken Seite unseres Kurses die Insel Inishkea. In unserem Törnguide steht, dass sich ein Besuch lohne – es gibt dort die verrosteten Reste einer alten norwegischen Walfangstation, 1939 wurde die Insel aufgegeben. Na ja, das reizt jetzt nicht unbedingt, aber wir wollen nicht weiter motoren und als wir in die Bucht gucken können, sehen wir türkisgrünes Wasser vor einem tollen Sandstrand.
Schnell ist entschieden – hier bleiben wir und wenn es später doch noch windiger werden sollte, können wir ja immer noch weiter segeln.
Die Insel ist hügelig mit einer Landmarke oben auf dem Hügel. Rund um die Bucht stehen Ruinen eines ganzen Dorfes – drei oder vier Häuser sind wieder in Stand gesetzt. Einen kleinen Hafen mit Pier gibt´s auch, von der Walfangstation sehen wir nur noch ein großes rostiges Überbleibsel auf einer vorgelagerten Insel, die nur bei Ebbe zu Fuß zu erreichen ist.
Mit dem Dinghi machen wir uns auf den Weg, um uns die Insel näher anzusehen und vor allem, um auf den Hügel mit der Landmarke hoch zu laufen. An der Pier treffen wir auf einige Bewohner bzw. Urlauber. Wir erfahren, dass auf der Insel früher 120 Menschen gewohnt haben – hauptsächlich Fischer. Bei einem schweren Sturm verloren viele Fischer ihr Leben, die meisten Häuser wurden beschädigt. Bis dahin funktionierte das Dorfleben mit Schule und Polizei gut, 1939 wurden die Bewohner aber auf das Festland evakuiert. Heute haben einige Verwandte der ehemaligen Bewohner Ferienhäuser aus den alten Häusern gemacht und genießen die friedliche Atmosphäre auf der Insel.
Wir laufen den Hügel zur Landmarke hoch – zwischen Schafen, Kühen und alten Kartoffeläckern, die unter der Grasnarbe immer noch gut zu erkennen sind. Die Aussicht zum Festland und nach Archill Island ist klasse – wie immer ein bisschen diesig.
Als wir an Bord unsere Ruby Tuesday zurück sind, weht es mit drei Bft. Wir starten zügig, denn jetzt können wir endlich auch noch ein bisschen segeln. Die nächste Ankermöglichkeit ist ca. 20 sm entfernt – das ist auch jetzt um 17:30 Uhr noch gut zu schaffen – die Nächte sind ja lange hell 😉 .
Im Schutz einiger vorgelagerter Inseln und Felsen segeln wir entlang der eher hügeligen Küste der Halbinsel Bellmulet. Hin und wieder sehen wir Feuer auf den Hügeln, denken uns aber noch nichts dabei. An zwei Stellen ist die Innere Passage ganz schön eng mit viel Strom und Brandung an den nahen Felsen. Als Erris Head in Sicht kommt, sind wir wieder mal von den Felsformationen begeistert – unglaublich, was die Natur so alles geschaffen hat. Vor uns liegt die weite Bucht Broad Haven, ein Segler liegt schon in der Ankerbucht, ein zweiter kommt mit uns zusammen an. Es ist Platz genug für alle 🙂 .
Immer mehr Feuer brennen überall auf den Hügeln rund um Broad Haven – heute ist Johannisnacht und Sommersonnenwende. Eigentlich sieht das sehr schön aus, aber nicht alle Feuer brennen orange-rot. An einigen Stellen liegt dicker schwarzer Rauch in der Luft – es sieht aus, als wenn Gummi verbrannt würde, oder anderer Abfall 🙁 .
Auch die Sonne geht heute blutrot unter – das sehen wir hier nicht so oft. Das tolle Licht, das wir aus Schottland kennen, oder die beeindruckenden Sonnenuntergänge in Island und in der Ostsee gibt es hier scheinbar nur selten – und das liegt nicht daran, dass hier die Sonne nur selten scheint 😉 .
Ein schöner Tag geht spät zu Ende – wir bleiben noch lange im Cockpit sitzen, trinken unseren schottischen Whisky und freuen uns über den irischen Sommer – auch wenn der zu wenig Wind für uns hat 😉 .