Der lange Weg durch den Englischen Kanal nach Irland

Donnerstag, den 03.05.2018 – Montag, den 07.05.2018

Mit dem Wind ist das ja so eine Sache – entweder ist er zu stark oder zu schwach oder er kommt aus der falschen Richtung 😉 . Auf unserer Passage von Urk bis nach Irland haben wir von allem etwas. So schnell, wie wir es uns gewünscht haben, erreichen wir Irland nicht. Zwei Sturmtiefs und dann Flaute mit wechselnden Winden, aber viel Sonnenschein, bescheren uns dann doch den einen oder anderen Zwischenstopp. 2012 konnten wir in 5 Tagen bei Wind aus N – NE von Urk bis zu den Scillys segeln – so hätten wir das jetzt auch gerne gehabt 🙂 . Wenn wir schon nicht durchsegeln können, dann beschränken wir die Stopps auf ein Minimum und versuchen, jedes halbwegs passende Strömungs- und Windfenster auszusegeln. Den Englischen Kanal mit den vielen schönen Orten vor allem in Cornwall kennen wir ja schon von vielen anderen Törns – jetzt wollen wir nach Irland 🙂 .

Unsere Strategie, bei Wind und mitlaufender Strömung zu segeln und bei entgegenkommender Strömung zu ankern, geht dann doch nicht so ganz auf. Die Distanzen, die wir bei wenig Wind in 6 Stunden mitlaufender Strömung zurücklegen können, sind nicht groß genug, um eine passende Ankerbucht zu erreichen. Also müssen wir immer mal wieder ein paar Stunden motoren, wenn der Wind einschläft 🙁 .

Eastbourne – Studland Bay
Donnerstag, den 03.05.2018 – Freitag, den 04.05.2018
SW-SE 3-1 Bft – 103 sm – 19h 39min – Ø 5,3kn – gesamt: 370 sm

Eastbourne – Studland Bay

Wir starten in Eastbourne gegen 12:00 Uhr und können bei sonnigem Wetter und 2-3 Bft prima hoch am Wind erst noch gegen die Strömung segeln. Als die Strömung kentert, halten wir unseren Kurs Richtung Westen ganz gut. Beachy Head und die weißen Kreideabrüche der Küste ziehen an uns vorüber.

Beachy Head – ganz links der Leuchtturm

Erst in der Nacht, als die Strömung wieder kentert, schläft der Wind ein und wir werden langsam wieder zurückgetrieben. Für einige Stunden bringt uns der Motor voran.

Abnehmender Vollmond

Wir fahren durch den Solent, wollen eigentlich in Newtown Creek an eine Mooring gehen. Aber als wir Newtown Creek erreichen, setzt die Strömung mit 3,5kn quer zur unbeleuchteten Einfahrt. Es ist gerade erst dämmrig, sehen können wir noch nicht viel – das ist uns ein bisschen zu unsicher 🙁 .

Weiter geht´s zur Studland Bay, einer großen Ankerbucht vor Poole Harbour. Mit 9,5kn – 10kn rauschen wir durch den Needle´s Chanel, leider immer noch nicht unter Segeln 🙁 . In der Studland Bay lassen wir gegen 08:15 Uhr den Anker fallen. Hier liegen schon einige Segler vor Anker – fast alle warten auf die passende Tide. Wir frühstücken erst mal, machen ein Nickerchen und genießen das warme, sonnige Wetter 🙂 .

Studland Bay bei Poole Harbour

Motorboote, Segelboote, Paddler, Kat-Segler – jede Menge Wassersportler kommen und gehen. Man merkt, dass das Wochenende naht 🙂 . Am späten Mittag setzt dann der Wind wieder ein, passend zur mitlaufenden Strömung. Wir machen uns für den nächsten Schlag Richtung Land´s End fertig, wohl wissend, dass wir auch jetzt mangels Wind nicht bis Land´s End durchsegeln werden.

Studland Bay – Salcombe, Starehol Bay
Freitag, den 04.05.2018 – Samstag, den 05.05.2018
SW-W-N-NE 3-1 Bft – 76 sm – 18h 47min – Ø 4,7kn – gesamt: 446 sm

Studland Bay – Starehol Bay

Wieder das gleiche Spiel – wir segeln bei wenig Wind und mitlaufender Strömung einen Kreuzkurs Richtung Westen. Der Wendewinkel ist durch die mitlaufende Strömung echt super 🙂 . Nachts schläft der Wind ein und wir müssen wieder mal motoren. Diesmal aber nicht wirklich lange, bis wir wieder segeln können. Langsam dreht der Wind auf N, so dass wir auch nicht mehr kreuzen müssen, sondern unseren Kurs halten können 🙂 . Bis zur Starehol Bay in der Einfahrt nach Salcombe segeln wir, dann machen wir wieder mal Pause – wenig Wind, Strömung gegenan.

Die Bucht liegt wunderschön, eingerahmt von Felsen und dem hohen Ufer mit Wasserfall.

In der Starehol Bay

Das sehen nicht nur wir so – hier steppt der Bär 😉 . Motorboote, Wasserskifahrer, Kajaks, Angler – jede Menge Betrieb. Die PS-starken Motorboote nehmen unsere Ruby Tuesday als Wendemarke und ziehen ihre Kreise um uns – natürlich werden wir kräftig durchgeschaukelt.

Sommer in England

Wasserskifahrer sorgen für viele Wellen

Oldtimer

Eigentlich wollen wir bis gegen 21:00 Uhr hier bleiben und dann mit dem vorhergesagten Wind aus NE mit 3-4 Bft weitersegeln. Als aber gegen späten Mittag der Wind zunimmt, die Strömung auch in die richtige Richtung setzt, kehren wir dem idyllischen Plätzchen mit kleinen Fehlern 😉  den Rücken und segeln eigentlich wider besseren Wissens weiter. Richtig segelbaren Wind soll es ja laut Wettervorhersage erst heute Abend geben – und trotzdem reizen die 3-4 Bft Wind, die jetzt in die Bucht stehen, zum Lossegeln.

Salcombe, Starehol Bay – Cork Harbour
Samstag, den 05.05.2018 – Montag, den 07.05.2018
NW-N-NE-NW-W-SW 1-5 Bft – 226 sm – 45h 11min – Ø 5,1kn – gesamt: 672 sm

Starehol Bay – Cork

Ein paar Stunden können wir auch tatsächlich segeln – die Strömung nimmt uns mit nach Westen. Dann schläft der Wind mal wieder ein und …. der Motor hilft uns weiter. Selbst gewähltes Elend – wir hätten ja auch dem Wetterbericht Glauben schenken können. Tröstlich ist nur, dass wir nicht Sturm gegenan haben und so doch in kleinen Schritten weiterkommen. Und schön ist, dass es zumindest tags warm und sonnig ist – der nächste Regen und die kalten Temperaturen kommen bestimmt und so genießen wir das noch schöne Wetter 🙂 .

Ein bisschen drängt auch die Zeit – ab Donnerstag trifft ein richtig tiefes Tief auf Irland mit Wind bis zu 12 Bft. Wir wären schon gerne so schnell wie möglich und unbedingt vor dem Tief an der Irischen Südküste, denn wenn das Tief erst mal da ist, dauert es, bis sich das Wetter wieder soweit beruhigt hat, dass wir wieder segeln können.

Wetterwelt hat mal wieder Recht – pünktlich um 20:30 Uhr springt der Wind an, als wenn ein Schalter umgelegt würde. Motor aus, Genua wieder raus und wir segeln bei Wind mit 3-5 Bft aus N – NE atemlos durch die Nacht 😉 .

Alles passt – die Strömung läuft mit uns, wir passieren Lizzard Point und Land´s End am frühen Sonntag Morgen bei mitlaufendem Strom, queren das Verkehrstrennungsgebiet zwischen Land´s End und den Scillys und gehen dann auf Kurs Cork Harbour, dem großen Naturhafen an der Irischen Südküste. Land´s End und auch die Scillys sehen wir nicht – Nebel ist aufgezogen 🙁 . Der hält sich auch fast den ganzen Sonntag, erst gegen Mittag wird aus Nebel Dunst. Ein bisschen weiter können wir jetzt sehen. Und wieder hat die Wettervorhersage Recht – gegen 14.30 Uhr dreht der Wind auf Nord und schläft für die nächsten 10 Stunden komplett ein. Erst um Mitternacht können wir wieder segeln bei 3 Bft aus SW- jetzt aber bis nach Cork in den Hafen 🙂 . Alles in allem also ein Schlag mit angenehmem Segeln und etwas weniger angenehmen Motoren 😉 .

Gegen 08.00 Uhr sehen wir die Irische Küste am Horizont – noch im Dunst, aber doch sichtbar. Ein schönes Gefühl – Land in Sicht, auch wenn der Schlag über die offene See doch eher klein war. Die Smartphones werden gecheckt, ob es schon Internet gibt – wer weiß, was in der internetfreien Zeit in der Welt alles so passiert ist, welche WhatsApp Nachrichten wir verpasst haben 😉 . Und wir merken mal wieder, wie abhängig wir doch vom Internet geworden sind. Ganz beschwingt und guter Laune frühstücken wir, verschicken die ersten Nachrichten, machen laute Musik im Cockpit – es ist einfach schön, anzukommen, auch wenn es noch ein paar Stunden dauert, bis wir im Hafen sind 🙂 .

Flaggenwechsel

Ansteuerung von Cork Harbour

Ansteuerung von Crosshaven im Cork Harbour

Jetzt sind wir also in Irland – unserem Ziel für dieses Jahr und hoffen, dass es uns Wind und Wetter nicht zu schwer machen, rund Irland zu segeln. Wir freuen uns auf Irland, die grüne Insel, die tolle Westküste, die Kerry-Gold-Kühe, die vielen Pubs und natürlich auf die Iren 🙂 .

 

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