Eigg – Loch Drumbuie

Mittwoch, den 19.07.2017
SE 4-8 Bft – 38 sm – 7h 31min – Ø 5,0kn – gesamt: 1.347 sm

Eigg – Loch Drumbuie

Hätten wir vorher gewusst, wie der Tag heute so wird – wir wären im Bett geblieben 🙁 . Stattdessen schellt schon um 06:00 Uhr der Wecker, weil wir mit den letzten zwei Stunden ablaufenden Wassers nach Tobermory segeln und gerne da sein wollen, bevor nachmittags der Wind zunimmt. Wir brauchen Diesel und Trinkwasser und auch mal wieder frisches Obst und Gemüse. Wetterwelt sagt uns gestern Abend Wind aus Südost mit 4-5 Bft voraus, nachmittags zunehmend auf 7 Bft – für den ersten Teil bis nach Ardnamurchan Point ein schöner Am-Wind-Kurs, dann bis Tobermory ein Kreuzkurs und dann liegen wir hoffentlich in Tobermory im Hafen, bevor es richtig windig wird. Also alles kein Problem.

Sonnenaufgang auf Eigg

Das Elend fängt an, als wir feststellen, dass wir Wasser in der Bilge haben – 10 cm hoch 🙁 . Zum Glück kein Salzwasser, das ist ja bei Wasser im Schiff immer der erste Test. Dumm ist nur, dass wir in der Bilge, die normalerweise trocken, höchstens mal feucht ist, reichlich Lebensmittel gelagert haben – gut eingepackt in Plastiktüten und auch nur Lebensmittel, die selbst in Plastik eingeschweißt sind, oder Dosen und Gläser. Mit einer Ausnahme – ich habe diesmal unsere Körner, die ich zum Brotbacken brauche, auch in der Bilge verstaut. Die haben die Wässerung leider nicht überlebt. Bis auf 9 Kilo haben heute die Fische Körner bekommen – und wir werden demnächst wohl englisches „Matschbrot“ essen müssen. Es sei denn, wir finden einen Bioladen und können unseren Körnervorrat noch mal aufstocken 😉 .

Durch die ganze Trockenlegungsaktion verpassen wir den Wetterbericht von Stornoway Coastguard um 07:10 Uhr. Da es hier wieder mal kein Internet gibt, können wir auch nicht den aktuellen Wetterbericht von Wetterwelt herunterladen 🙁 . Viel später als geplant segeln wir los – bei Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen und Wind aus Südost mit 4-5 Bft und 7-8 kn Fahrt . Tolles Segeln Richtung Ardnamurchan Point mit einem wieder mal beeindruckenden Panorama – hinter uns die Inseln Eigg, Rum und Canna, die Cullins von Skye blinken kurz zwischen Rum und Eigg durch, neben uns die Insel Muck und voraus der Leuchtturm von Ardnamurchan Point, westlichster Punkt auf der Halbinsel Ardnamurchan. Segelspaß pur mit Frühstück im Cockpit 🙂 .

Blick zurück auf Eigg, Rum und Skye

Ab geht die Post bei schönstem Segelwetter

Segeln entlang der Ardnamurchan Halbinsel

Schroffe Küste der Ardnamurchan Halbinsel mit dem Leuchtturm am Ardnamurchan Point

Als wir Ardnamurchan Point passiert haben, nimmt der Wind beständig zu. Von 5 Bft erst kurze Zeit auf 6 Bft und dann beständig auf 7 – 8 Bft. Nicht gerade ideal für einen Kreuzkurz. Wir reffen, was die Segel hergeben. Immer wieder drücken uns die Böen, die mehr als einmal Anfang 9 Bft sind, auf die Seite. Nicht schön und ein neues Erlebnis 🙁 . Bei solchen Bedingungen sind wir bisher noch nicht gesegelt und schon gar nicht gekreuzt. Zum Glück ist die Welle nicht hoch. Trotzdem spritzt immer wieder Wasser in´s Cockpit. Wenn der Wind dann mal auf Anfang 7 Bft zurückgeht, für kurze Zeit auch mal auf gut 6 Bft, haben wir das Gefühl, der Wind schläft ein. Man gewöhnt sich doch relativ schnell an den vielen Wind. Trotzdem sind wir froh, als wir in Tobermory einlaufen. Die Ernüchterung folgt schnell 🙁 . Der Hafen ist absolut überfüllt. Am Ponton ist nichts mehr frei, selbst die Tankstelle ist belegt. Alle Visitor-Moorings sind besetzt und selbst das Ankergebiet ist voll 🙁 . Und jetzt??

Gefrustet setzen wir die Genua und fahren wieder raus – immer noch 7 Bft. Nicht weit entfernt im Loch Sunart gibt´s die Ankerbucht Loch Drumbuie. Mit uns sind noch zwei Segler dorthin unterwegs. Zwei Seemeilen segeln wir, den Rest motoren wir gegenan. Alleine sind wir nicht hier 😉 , da waren vor uns wohl schon einige Segler in Tobermory erfolglos auf der Suche nach einem Liegeplatz. Aber hier ist nicht nur Platz genug, sonder es ist auch schön 🙂 . Ziemlich geschafft lassen wir den Anker auf 7 Metern Wassertiefe fallen und entspannen erst mal in der Sonne im Cockpit, bevor wir weiter die Bilge und die Lebensmittel trocknen.

Das ist heute so ein Tag, den man rot im Kalender anstreichen kann und den man nicht unbedingt häufiger braucht. Und zu allem Überfluss gibt´s auch hier wieder mal keinen Internet- und keinen Telefonempfang 🙁 . Für zwei oder drei Wochen Urlaubssegeln ist das ja eigentlich schon nicht akzeptabel, aber wenn man so lange unterwegs ist, wie wir, fühlt man sich doch schon etwas von der Welt abgeschnitten. Nachrichten, Zeitung oder eben auch Wetterbericht gibt´s eher selten 🙁 . Und dabei ist es egal, ob wir mit der schottischen Vodafon-SIM Karte oder mit unseren Aldi Karten versuchen, Kontakt mit der Welt aufzunehmen. Dieser „digitale Blackout“ ist für uns viel eher ein Grund, hier nicht nochmal hinzusegeln, als das unbeständige Wetter. Scheint die Sonne auf das beeindruckende Panorama hier, vergisst man ganz schnell, dass es auch immer mal wieder regnet 🙂 .

Passend zum heutigen Tage gibt´s dann auch den Talisker-Whisky „Storm“ von der Isle of Skye – eigentlich trinken wir ja nur gelegentlich einen kleinen Schluck Whisky, aber nach so viel Sturm muss es heute dann doch ein doppelter sein 😉 .

Bei unserem Ankermanöver bedenken wir irgendwie nicht, dass der Wind nachts von Südost auf West drehen soll. Wir sind einfach nur froh, endlich nicht mehr bei so viel Wind segeln zu müssen und einen Ankerplatz gefunden zu haben. Das rächt sich dann nachts gegen 23:00 Uhr. Wir sind sehr nah an´s Ufer herangefahren, jetzt drehen wir uns mit dem Wind und kommen viel zu nah an die flachen und trockenfallenden Stellen. Hilft alles nichts – wir müssen uns eine andere Stelle zum Ankern suchen. Ein Stück nördlich in der Bucht lassen wir den Anker auf 6 Metern Wassertiefe fallen – direkt über einer Flachstelle in der ansonsten tiefen Bucht. Der Anker hält beim Einfahren. Kurze Zeit später hören wir schrappende und kratzende Geräusche. Vermutlich liegt der Anker im Sand oder Mud, die Kette kratz aber über Stein oder Felsen. Kein gutes Gefühl. Wir beobachten unsere Ankerposition und den Ankeralarm, aber nichts passiert. Trotzdem halte ich bis um 04:00 Uhr Ankerwache, dann wird der Wind weniger und ich falle todmüde in´s Bett. Wie schon erwähnt – ein Tag, den man so nicht häufiger braucht.

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