Sonntag, den 11.06.2017
S 4-6 Bft – 39 sm – 6h 53min – Ø 5,7kn – gesamt: 906 sm
So schlimm, wie Stornoway Coastguard und Wetterwelt das Wetter für´s Wochenende vorhergesagt haben, wird es zum Glück nicht. Wir liegen gut geschützt im Loch Maaruig, nur gelegentlich verirrt sich mal eine Fallböe den Berg runter. Das macht aber nichts, denn nur mit Wind lädt unser Windgenerator auch unsere Batterien 😉 .
Am Samstag verzieht sich der Regen nachmittags dann auch – die Wanderschuhe stehen schon bereit 😉 . Das ist das schöne am schottischen Wetter – es bleibt meistens nicht lange schlecht. Dafür aber auch auch nicht mehrere Tage hintereinander ausschließlich sonnig 😉 .
Mit dem Dinghi fahre ich zum Steg der Fischer und wandere dann über eine schmale Straße bergauf Richtung Osten. Weiter geht es über eine Hochebene, vorbei an vielen Seen. Rechts und links ragen die Berge schroff in den Himmel. Je weiter ich nach Osten komme, um so besser wird das Wetter. Am Ende der Hochebene öffnet sich der Blick zur Einfahrt in das Loch Seaforth und bis zum Festland – kaum Wellen, nicht viel Wind – eigentlich ein schöner Segeltag 🙂
Ich laufe noch bis zum Dorf Reinigidale, ganz am Ende der Straße. Auf einer Infotafel wird kurz die Geschichte des Dorfes erzählt. Die Bevölkerung reduzierte sich bis 1980 auf 10 Einwohner und eigentlich wollte man das Dorf aufgeben. Es war bis dahin nur zu Fuß über die Berge oder mit dem Boot zu erreichen. Eine Straße gab es nicht. Die wurde dann 1989 gebaut und damit war Reinigidale das letzte Dorf auf den Hebriden, das mit einer Straße versorgt wurde. Inzwischen wohnen hier wieder 20 Leute. Und es gibt ein Hostel und damit auch immer wieder Besucher.
Auch den Rückweg zu unserer Bucht wandere ich in der Sonne. Gerade, als ich im Dinghi sitze und zu unserer Ruby Tuesday zurückfahren will, beginnt es zu regnen – Glück gehabt!
Die Wettervorhersage für heute ist wieder nicht so gut – Regen und viel Wind. Beides stimmt auch noch gegen 06:00 Uhr, als unser Wecker schellt. Wir drehen uns rum und schlafen erst mal weiter 🙂 . Irgendwann wird es draußen dann doch ruhiger – kaum noch Böen und der Regen ist der Sonne gewichen.
Um die nordgehende Tide noch mitzubekommen, müssen wir uns jetzt dann doch ein bisschen beeilen. Frühstück gibt´s erst mal nicht, nur den Kaffee und den Tee koche ich noch. Als wir aus Loch Seaforth raus sind, setzten wir nur die Genua und segeln ziemlich flott Richtung Sound of Shiant. Der liegt zwischen den Hebriden und den Shiant Inseln. Dort strömt es heftig – wir haben Wind und Strom aus der gleichen Richtung und surfen mit 8,5kn – 9,5kn durch den Sound. Segelspaß pur : -) , der sich aber ganz schnell verflüchtigen kann, wenn hier Wind gegen Strom steht. Dann gibt´s laut Karte heftige Overfalls 🙁 . Haben wir heute aber ja nicht.
Der Wind nimmt noch ein bisschen zu – meistens um die 6 Bft. Aber auch das macht nichts, da wir den Wind heute nicht von vorne, sondern von hinten haben. Nördlich der Shiant Inseln wollen wir uns einen Ankerplatz suchen – jetzt wird aus Segelspaß so ganz langsam Ankerfrust 🙁 .
Bisher konnten wir uns auf die Karten und den Törnführer immer ganz gut verlassen – wir konnten dort ankern, wo wir uns den Platz ausgesucht hatten. Das ist heute ganz anders. Den ersten Versuch unternehmen wir im Loch Odhaim. Am Ende der Bucht soll eine Ankermöglichkeit sein – wäre sie auch, wenn dort nicht unzählige Moorings von Fischerbooten wären. An der anderen möglichen Ankerstelle liegt leider eine Fischfarm. Und sonst ist es entweder zu flach oder zu tief zum Ankern. Schade – aber da kann man halt nichts machen.
Wir setzten wieder die Genua und segeln weiter bis Loch Erisort. In der ersten Bucht, direkt am Anfang des Lochs, weht es mit 20kn entgegen. Trotzdem fahren wir langsam zum Scheitel der Bucht, brechen die ganze Aktion dann aber ab, als statt der 12 Meter Wassertiefe, die dort laut Karte sein sollen, nur noch 5 Meter Wassertiefe sind. Und das trotz Hochwassers. Wer weiß, was da auf Grund gegangen ist. Vielleicht eine Fischfarm? Eigentlich sollte die hier in der Bucht sein.
Etwas tiefer im Loch Erisort gibt es weitere Ankerplätze, aber auch hier weht es mit mehr als 20kn. Trotzdem fahren wir weiter. Am nächsten Ankerplatz liegen Reste einer verrotteten Fischfarm, Moorings der Fischfarm, die fast unter Wasser sind und Festmacher, die einfach so an der Wasseroberfläche rumschwimmen. Bevor wir uns noch einen Tampen in die Schraube fahren, drehen wir rum und segeln weiter nach Stornoway. Das sind eh nur noch 3sm nach Norden und wäre unser nächstes Ziel gewesen. Dann geht´s eben heute schon in den Hafen – in der Hoffnung, dass hier auch Platz ist. Leer ist der Hafen bestimmt nicht, denn in den letzten Tagen hatten wir ziemlich viel Wind. Ein bisschen oder eher ziemlich genervt sind wir heute schon von den vielen Fischfarmen. Die liegen hier gerne an den potentiellen Ankerstellen, meist auf 10m Wassertiefe. Na ja, es ist so wie es ist.
Stornoway liegt in einer großen, gut geschützten Bucht. Von dem vielen Wind ist hier nichts mehr zu spüren. Wir haben Niedrigwasser, als wir in den Hafen einlaufen. Das Fahrwasser zu den Boxen ist nicht wirklich breit. In der ersten Boxengasse gibt´s tatsächlich noch eine freie Box. Die nehmen wir. Ein Hafenmitarbeiter steht schon zur Stelle und nimmt uns die Tampen ab. Hier sind nicht nur die Farben des Wassers und die tollen Sandstrände wie im Mittelmeer, auch der Service ist sehr angenehm ; -) . Fehlen nur noch die mediterranen Temperaturen 😉 .
Stornoway ist wohl die letzte Station für uns auf den äußeren Hebriden. Nördlich von Stornoway gibt´s keine Häfen mehr und auch keine Ankerbuchten. Wir wollen hier ein paar Tage beliben und noch mal einen Wagen leihen, um uns Lewis und North- und South Harris anzuschauen 🙂 .