Torshavn – Djupivogur/Island

Donnerstag, den 26.05.2016 – Samstag, den 28.05.2016
SW-SSW 3-6 Bft – 301sm – 49h 31min – Ø 6,1kn – gesamt: 1.392sm

Torshavn - Djupivogur

Torshavn – Djupivogur

Schon seit Tagen, eigentlich seit wir auf den Färöern angekommen sind, beobachten wir die Wetterentwicklung, um auf keinen Fall ein passendes Wetterfenster für die Überfahrt nach Island zu verpassen. Jetzt sieht es so aus, als wenn wir noch vor der nächsten Flaute nach Island segeln können. Für die nächsten drei Tage soll der Wind auf unserer Route aus SW mit 3-4 Bft wehen, Wellen erst 1 Meter, dann bis 1,7 Metern danach wieder abnehmend. Vor Island nur noch 1 Meter Welle und 3 Bft. Hört sich fast zu gut an und wir bereiten alles für die Abfahrt vor. Den Dieseltank füllen wir noch mal, dann geht´s um 15.30 Uhr los. 15.30 Uhr deshalb, weil wir die passende Strömung Richtung Norden mitbekommen wollen. Das klappt auch ganz gut. Nur ist der Wind noch so gering, dass wir immer wieder motoren müssen 🙁 . Entschädigt werden durch wunderschöne Landschaft, grandiose Berge und ganz zum Schluss, als die Färöer schon fast hinter uns liegen, mit einem fantastischen Panorama der schroffen und steilen Nordwestküste.

Färöer

Färöer

Nordwestküste der Färöer

Nordwestküste der Färöer

Um 21.00 Uhr liegen die Färöer achteraus, der Wind weht mit 3 Bft aus Südwest. Wir segeln auf einem Am-Wind-Kurs, noch nicht unangenehm, da auch die Wellen noch moderat sind. Trotzdem sind wir ganz schön angespannt. Solche Seestrecken ohne Land weit und breit sind auch für uns Neuland. Das Wetter ist unberechenbar und ist man einmal unterwegs, kann man schlechtem Wetter auch nur sehr bedingt ausweichen. Und der Nordatlantik ist rau, ganz anders als wir Norwegen im letzten Jahr kennengelernt haben, ganz anders auch, als Segeln im Englischen Kanal. Da ist es vor allem voll – voller Frachter, Tanker und Fischer. Aber, wie sagt man so schön: Selbstgewähltes Elend, wir müssen ja nicht, aber wir wollen! Wir wollen rund Island segeln. Und deshalb müssen wir erst mal nach Island kommen.

Ich übernehme die erste Wache, Peter legt sich in die Koje und unsere Ruby Tuesday segelt uns nach Island. Schon kurze Zeit später nimmt der Wind auf 4 Bft zu, dann auf 5 Bft. Ist nicht zu viel Wind, aber mit dem Wind werden auch die Wellen höher. War so mal wieder nicht vorhergesagt 🙁 . Das macht das Segeln auf diesem Kurs einfach anstrengend. Jede Bewegung strengt an, egal, ob wir aus dem Cockpit in den Salon wollen, zur Toilette oder in die Koje. 5 Bft auf einem raumen Kurs, nur mit gesetzter Genua ist im Vergleich dazu ein Spaziergang. Da stören dann auch die Wellen nicht mehr. Na ja, diesen Kurs hatten wir auf dieser Reise bisher leider noch nicht. Kommt ja vielleicht noch:-) .

Wir wechseln uns mit unseren Wachen wie immer alle vier Stunden ab. Es ist auch auf diesem Stück wieder nichts los – wir sehen kein Schiff, keine Ölplattform, nichts. Dunkel wird es nicht mehr, nur noch ein bisschen grau. Die Sonne scheint mal nicht, immer wieder umkreisen uns Möwen – haarscharf an unseren Segeln vorbei, genauso haarscharf gleiten sie über die Wellenkämme. Routine ist eingekehrt, zügig kommen wir Island näher.

Wir haben noch 100sm vor uns, da bricht unser Babystag. Das Babystag ist unterhalb der Befestigung am Mast ausgefranst und liegt jetzt an Deck. Wir nehmen den Druck aus den Segeln, verkleinern die Segelfläche und ich bin erst mal geschockt. Wir brauchen noch ca. 23 Stunden, bis wir in Höfn im Hafen sind. Hält unser Mast das aus – ich bin ganz schön beunruhigt. Jede Welle, die etwas höher oder ruppiger ist, lässt mich zusammenfahren. Peter sieht das ganze zum Glück etwas gelassener als ich. Erklären können wir uns nicht, warum das Babystag gebrochen ist. Das stehende Gut wurde vor 3 Jahren erneuert, gesegelt sind wir seitdem ca. 12.000sm – da dürfte eigentlich kein Materialschaden auftreten. Sichtbar war sowieso keine Beschädigung am Rigg – das checken wir regelmäßig. Vielleicht erkennen wir mehr, wenn wir das Terminal vom Mast holen. Das geht aber erst, wenn wir im Hafen sind.

Und dann ist Land in Sicht – Island. Am Horizont sehen wir die ersten Schneebedeckten Berge und Gletscher. Was für ein Panorama 🙂 .

Island in Sicht

Island in Sicht

Wir melden uns bei der Coastguard und teilen unser ETA in Höfen mit. Das wollen die gerne wissen, da wir in Island – genauso wie auf den Färöern – einklarieren müssen und der Zoll an Bord kommt, um zu prüfen, ob wir nicht zu viel Alkohol und Zigaretten einführen. Als wir in Torshafen auf den Färöern ankamen, stand der Zollbeamte schon am Steg. Hat leider nicht unsere Leinen angenommen, war aber direkt an Bord, als wir fest waren 😉 .

Der Hafen von Höfn ist nicht leicht anzulaufen. Die Einfahrt ist flach, versandet auch schon mal und die Strömung kann ziemlich stark sein. Als wir berechnen können, dass wir bei entgegenkommender Strömung in Höfen ankommen, entscheiden wir, nicht Höfn anzulaufen, sondern Djupivogur, den nächsten Fischerhafen im nächsten Fjord. Die Coastguard informieren wir über Funk. Wir müssen unseren Kurs um 50° ändern – und jetzt haben wir ihn endlich, den raumen Kurs 🙂 . Allerdings nimmt jetzt auch der Wind auf 6 Bft zu und die Welle ist auch nicht gerade klein. Wäre das schön, wenn wir jetzt ein sicheres Rigg hätten. Dann hätten wir richtig Spaß! So hoffe ich, dass alles gut geht und bin echt froh, als wir nach 49 Stunden in Djupivogur einlaufen.

Island

Island

Island

Island

Djupivagur

Ansteuerung Djupivogur

Djupivagur

Djupivogur

Gästeliegeplätze gibt´s hier nicht – wie überall in Island. Aber der Hafenmeister sieht uns und winkt uns längsseits an einen Fischer. Er nimmt die Leinen an, versorgt uns mit Strom und dann ist auch schon die Polizei da, um uns einzuklarieren. Der nette Polizist darf auch die Zollformalitäten wahrnehmen –  und wir dürfen jetzt drei Monate in Island bleiben 🙂 .

Fischerhafen Djupivagur

Fischerhafen Djupivogur

Erleichtert, dass wir trotz allem gut angekommen sind, müssen wir uns jetzt doch erst mal sortieren. Morgen werden wir uns den Schaden genauer ansehen und dann überlegen, wie wir an ein neues Babystag kommen.

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