Färöer

Färöer
Sonntag, 22.05.2016 – Mittwoch, 25.05.2016

Wieder haben wir eine Etappe unter eher moderaten Bedingungen geschafft – nicht zu viel Wind und Welle, aber trotzdem anstrengend, da wir die meiste Zeit einen Am-Wind-Kurs oder Halb-Wind -Kurs gesegelt sind. Und wieder bleiben wir auch auf den Färöern im ersten Hafen, in dem wir festgemacht haben. Wir wollen Land und Leute kennenlernen und das geht am Besten von der Hauptstadt der Färöer, Torshaven.

Torshavn

Torshavn

18 kleine, grüne Inseln gehören zu den Färöern. Føroya – die Schafsinseln liegen auf halbem Weg zwischen Norwegen und Island im Nordatlantik und gehören zu Dänemark, haben aber eine eigene Flagge und ein eigenes Parlament. Hier wird Färöisch gesprochen. Im Westen der Inseln sind steile, schroffe Klippen mit vielen Höhlen und tiefen Einschnitten. Hier formt die Gewalt des Atlantiks die Küstenlinie.

Klippen im Nordwesten der Färöer

Klippen im Nordwesten der Färöer

Im Osten laufen die Inseln eher flach aus. Oft liegen die Färöer im Nebel, es regnet wohl auch sehr häufig. Und windig und kalt ist es sowieso. Die Durchschnittstemperatur im Sommer liegt bei 11°, es kann aber auch mal bis zu 20°C warm werden 😉 .

Wir erleben die Färöer bei allerbestem Wetter 🙂 . Nebelwölkchen sehen wir nur bei der Ankunft, dann scheint die Sonne, der Himmel ist meistens tiefblau, gelegentlich ziehen ein paar Wolken auf, die sich meistens aber auch schnell wieder verziehen. Und es ist mal nicht windig 🙂 .

Die Färöer gefallen uns ausgesprochen gut – so langsam kommt richtige Begeisterung auf. Viel erinnern sie in ihrer Schroffheit und saftig grünen Farbe an die Lofoten. Anders als auf den Orkneys und Shetlands gibt es hier skandinavisch farbenfrohe Dörfer. Einzelne Gehöfte findet man nicht. Bäume allerdings auch nicht 😉 . Nur in Torshavn und den kleinen Dörfern gibt es Bäume, Sträucher und viele Blumen. Torshavn hat sogar einen sehr schönen Stadtpark!

Kunst im Stadtpark

Kunst im Stadtpark

Bunte Häuser auf den n

Bunte Häuser auf den Färöern

Die Berge sind von schwarzen Felsbändern, die sich stockwerkartig auftürmen, durchzogen. Diese Felsbänder sind Kanten von gewaltigen Basaltschichten, die unterseeische Vulkane vor Millionen von Jahren aufgebaut haben. Jedes Band zeugt von einem oder mehreren Ausbrüchen. Zwischen den Felsbändern ist Wiese und Weideland für die Schafe.

Grüne Färöer

Grüne Färöer

Besiedelt wurden die Färöer um 650 n.Chr. von irischen Mönchen, ab dem 9. Jahrhundert kamen die Wikinger, um die erste Jahrtausendwende wurde auf den Färöern das Christentum eingeführt. Siedlungsreste aus der Steinzeit wie auf den Orkneys und Shetlands findet man hier nicht, so eine alte Kultur gibt´s hier nicht – dafür aber eine sagenhafte Natur!

Die Inseln und die Dörfer sind mit Bus und Fähren gut zu erreichen, wenn man auch nicht bis in die entlegensten Ecken kommt. Aber auch hier müssen die Ausflüge gut geplant sein, damit der Bus nicht vor der Nase wegfährt 😉 .

Sonntag, 22.05.2016

Wir haben uns ja gestern schon in der Tourismus-Info mit einem Färöer-Reiseführer und einem Busfahrplan versorgt und abends dann schnell festgestellt, dass sonntags die Busse nur sehr eingeschränkt fahren. Trotzdem können wir heute direkt einen Ganztagsausflug mit Bus und Fähre zur Insel Mykines machen – ganz im Westen der Färöer. Lt. Reiseführer ist Mykines ein unbedingtes „Muss“ – wegen der spektakulären Schönheit der Insel, der grandiosen Klippen und der einmaligen Vogelwelt, nur sollte man den Ausflug dorthin an den Anfang der Reise legen, da wegen plötzlich einsetzender Wetteränderung auch schon mal der Fährverkehr eingestellt wird. Dann muss man für ein oder zwei Tage auf der Insel bleiben. Na ja, die Zahnbürste haben wir nicht im Gepäck, wir hoffen mal, dass das Wetter hält 😉 .

In Sørvagur steigen wir auf die Fähre und mit 17kn geht es aus dem Fjord Richtung Mykines, vorbei an Tindurholmen, einer bizarren Insel. Wir staunen nur noch über die Schönheit, die die Natur hier geschaffen hat.

Tindurholmen

Tindurholmen

Ganz tricky ist dann die Hafeneinfahrt nach Mykines. Eng, mit viel Schwell, Felsen an beiden Seiten und mitten in der Einfahrt. Wir hoffen nur, dass der Kapitän weiß, was er tut.

Hafeneinfahrt nach Mykines

Hafeneinfahrt nach Mykines

Auf Mykines schlendern wir zuerst durch das idyllische Dörfchen mit den vielen alten schwarz geteerten Holzhäusern mit Grasdächern und roten Fensterrahmen, durch enge Gassen und zur Badestelle am Fluss. Muss wohl doch gelegentlich mal heiß werden hier 😉 . Es gibt hier auch eine Schule, sehr modern mit whitboard, statt Tafel, aber mit alten, wirklich alten Schulbänken.

Dann machen wir uns auf den Weg zum Holmen mit dem Leuchtturm. Der Weg führt durch das Brutgebiet der Puffins! Ja, jetzt sehen wir endlich Puffins nicht mehr nur auf dem Wasser!

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Es ist unglaublich – die Puffins sind fast zum Greifen nahe, wir können bis auf zwei oder drei Meter an die Puffins ran, ohne dass sie weg fliegen. Puffins in der Luft, Puffins auf dem Wasser, Puffins im Landeanflug oder beim Start, Puffins vor ihren Erdhöhlen, in denen sie brüten – Puffins überall! Endlich! Wir können uns gar nicht an diesen lustigen Kerlchen sattsehen.

Der Weg zum Leuchtturm, der anfangs noch breit und eben war, wird langsam steil, eng und ist nicht mehr ganz so einfach zu gehen.

Leuchtturm auf dem Holmen

Leuchtturm auf dem Holmen

Kein Premium Wanderweg ;-)

Kein Premium Wanderweg 😉

Teilweise ist er zu den Klippen mit Stahlseilen abgesichert. Um auf den Holmen zu kommen, geht`s über eine 35 Meter breite Schlucht – zum Glück nicht über eine Hängebrücke, sondern über eine sehr stabile, gut gesicherte Brücke.

Über diese Brücke muss er gehn ...

Über diese Brücke muss er gehn …

.... um über diese Schlucht zu kommen.

…. um über diese Schlucht zu kommen.

Immer wieder genießen wir den tollen Blick auf die umliegenden Inseln, die Klippen, die Puffins und Basstölpel und auch auf die Weite des Atlantiks.

Die kleinen schwarzen Punkte auf dem Wasser sind Puffins :-)

Die kleinen schwarzen Punkte auf dem Wasser sind Puffins 🙂

Das Wetter hält, die Fähre holt uns um 17.00 Uhr wieder ab, wir müssen nicht auf Mykines übernachten!

Mykines

Mykines

Und auch die Rückfahrt mit der Fähre ist noch mal richtig klasse! Der Kapitän fährt mit uns dicht an Tindurholmen vorbei, dann durch ein schmales Fahrwasser zwischen zwei Felsnadeln – bis zu 12kn Strömung kann hier sein. Aber mit 1.400 PS hat der Kapitän da nur ein müdes Lächeln für übrig 😉 .

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So ein Highlight direkt am Anfang des Aufenthaltes auf den Färöern – ob das noch zu toppen ist?

Montag, 22.05.2016

Bisher haben wir von Torshavn noch nicht so viel gesehen – das holen wir heute nach.

Torshaven ist die Hauptstadt der Färöer und mit nur ca. 20.000 Einwohnern eine der kleinsten Hauptstädte der Welt. Ihren Ursprung hatte Torshavn auf der kleinen Halbinsel Tinganes, an deren äußersten Spitze sich die einstige Thingstätte der ersten norwegischen Siedler befand. Noch heute stehen auf Tinganes Häuser aus dem 17. Jahrhundert, die z.T. als Regierungsgebäude genutzt werden. Der Premierminister hat hier auch sein Büro.

Havna Kirche auf Tinganes

Havna Kirche auf Tinganes

Osterglocken auf dem Grasdach in der Altstadt

Osterglocken auf dem Grasdach in der Altstadt

Durch die kleine Altstadt auf Tinganes mit den verwinkelten, engen Gassen kommt man zum neueren Teil von Torshavn. Hier liegen alte Holzhäuser und sehr moderne Bauten dicht beieinander. Eine nette, quirlige, farbenfrohe Hauptstadt!

Für Museumsbesuche ist heute das Wetter einfach viel zu gut. Um ein bisschen Kultur zu schnuppern, fahren wir mit dem Bus nach Kirkjuböur im Süden der Insel Streymoy. In Kirkjuböur war im Mittelalter das kirchliche und kulturelle Zentrum der Färöer. Es war Bischofssitz, bis man das Bistum in der Reformationszeit aufhob. Heute kann man dort noch die alte St. Olafskirche von 1111, die Ruinen des St. Magnusdoms und das Roykstovan, eines der ältesten Holzhäuser der Welt sehen.

Kirkuboer mit St. Magnusdom, Roykestovan und St. Olav Kirche

Kirkjuböer mit St. Magnusdom, Roykstovan und St. Olavskirche

Überraschend schlicht und modern ist die St. Olafskirche von innen gestaltet.

Die Ruinen vom St. Magnusdom werden zurzeit restauriert und sind zum Teil eingerüstet. Trotzdem können wir uns ein Bild von der ursprünglichen Größe des Doms machen – scheint ein bisschen überdimensioniert zu sein für so ein kleines Dorf. Na ja, war halt Bischofssitz 😉 .

Roykstovan

Roykstovan

In Kirkjuböer

In Kirkjuböer

Zurück nach Torshavn fahren wir nicht mit dem Bus, sondern wir wandern über die Berge auf einem alten Pfad. Von diesen alten Pfaden, die mit Steinpyramiden gekennzeichnet sind, gibt es einige auf den Färöern. Das sind Verbindungswege zwischen den einzelnen Dörfern aus Zeiten, als es noch keine Straßen gab.

Alter Pfad nach Torshavn

Alter Pfad nach Torshavn

Die Aussicht auf die Inseln Mykines, Koltur, Hestur, Vaga und Sandoy ist klasse, der Weg führt allerdings nicht durch wirklich schöne Landschaft. Wir laufen durch Geröllfelder auf einer der Felskanten. Es ist fast wie eine Mondlandschaft.

Schöne Aussicht

Schöne Aussicht

Erst als wir die Steigung hinter uns haben, öffnet sich eine Hochtal mit Wiesen und kleinen Seen.

Hochtal zwischen Kirkjuböer und Torshavn

Hochtal zwischen Kirkjuböer und Torshavn

Ist schon beeindruckend, dass früher die Menschen diese Wege nicht nur aus Lust am Wandern gegangen sind, sondern um Handel zu treiben, zur Kirche, zu Nachbarn oder zur Hochzeit. Am Ende des Hochtals liegt dann Torshavn am Fuße des Berges. Auch das ist ein schöner Blick – wir freuen uns wieder mal, das wir tatsächlich etwas sehen und nicht alles im Nebel oder Regen verschwindet 🙂 .

Torshavn

Torshavn

Dienstag, 24.05.2016

Heute geht´s mit dem Bus nach Vestmanna, einer schon recht großen Stadt auf den Färöern. Hier war früher der Fährhafen nach Vagar. Seitdem es einen Tunnel zwischen den Insel gibt, ist es hier ruhig geworden. Bunte Häuser liegen am Berghang, der große Fährhafen hat einen Schwimmsteg, an dem aber nur zwei Motorboote liegen.

Mit dem kleinen, aber stark motorisierten Schiff „Silja Star“ machen wir heute mal Sightseeing vom Wasser. Von Vestmanna geht´s entlang der Küste – ziemlich nah am felsigen Ufer- zu den Vogelkliffen Vestmannabjørgini nördlich von Vestmanna.

Hier sind die Höhlen, Felsnadeln und tiefen Buchten

Hier sind die Höhlen, Felsnadeln und tiefen Buchten

Vorbei an Höhlen, hohen Klippen, schroffen Wänden und riesigen Felssäulen fährt die „Silja Star“. Dann fahren wir in eine Brandungshöhle rein, weiter geht´s in tiefe Buchten mit Felswänden, die mehrere hundert Meter hoch sind. Hinter Felswänden schleichen wir uns durch, durch ein Felstor geht´s weiter, um Felsen herum – alles gefühlt immer Zentimeterarbeit. Kaum zu glauben, dass da ein Schiff durchpasst. Es ist absolut beeindruckend. Oft bleibt uns die Luft weg – so spannend ist es. Auch hier hoffen wir wieder mal, dass der Kapitän weiß, was er tut 😉 .

Der Kapitän zeigt uns auf den steilen Felsen Drahtseile, an denen sich früher Vogeleiersammler hochgezogen haben. Heute lohnt es nicht mehr, da nicht mehr genügend Vögel dort brüten. 24 Schafe gibt es dort allerdings immer noch, die Wiesen oben auf den steilen Klippen sind besonders gut. Nur können die Schafe nicht von Land aus dort hin gelangen, sondern müssen im Frühjahr mit Booten dorthin transportiert werden. Dann werden sie mit Seilen die Klippen hochgezogen und im Herbst wieder runtergelassen. Für die Schafe bestimmt nicht so sehr bequem 🙁 .

Mittwoch, 25.05.2016

Und wieder sind wir mit dem Bus unterwegs. Wir wollen uns Nordoygjar – die Nordinseln – anschauen. Im Nordosten der Färöer liegt die aus sechs Inseln bestehende Gruppe der Nordinseln. Drei davon sind mit Straßendämmen verbunden, die anderen sind nur mit Schiff oder Hubschrauber zu erreichen. Wir haben uns für heute den kleinen Ort Vidareidi auf der nördlichsten Insel Vidoy ausgesucht.

Zuerst geht´s über Streymoy, der Hauptinsel der Färöer, dann fahren wir über eine kleine Brücke, die Streymoy und Esturoy verbindet. Das ist die einzige Brücke über den Nordatlantik 😉 .

Brücke über den Nordatlantik

Brücke über den Nordatlantik

Die Landschaft ist richtig schön – hohe Berge mit den charakteristischen Felsbändern, immer wieder durchzogen von kleineren oder größeren Bächen, bunte Dörfer hinter jeder Kurve. In Klaksvik müssen wir in einen kleineren Bus umsteigen, da die großen Busse nicht durch die nächsten beiden Tunnel passen. Die sind unbeleuchtet und einspurig, haben aber an mehreren Stellen Ausweichbuchten für entgegenkommende Fahrzeuge. Spannend!

Sehr moderne Kirche in Klaksvik

Sehr moderne Kirche in Klaksvik

Vidareidi ist ein idyllisches kleines Dorf mit einem tollen Blick auf die benachbarten Inseln im Westen und im Osten. Es liegt in einer Hochebene, umgeben von hohen Bergen.

Vidareidi

Vidareidi

Wir steigen ein Stück den Enniberg rauf, der mit seinen 754 Metern zu den höchsten Kaps der Welt gehört. Der Gipfel liegt unter Wolken, aber auch so ist uns der Aufstieg zu gefährlich. Der Weg, mehr ein Ziegenpfad, führt über steile Abhänge, die direkt im Meer enden. Wir drehen um und genießen noch ein bisschen die Stille in diesem schönen Dorf.

Wanderweg zum Enniberg

Wanderweg zum Enniberg

... nicht für uns

… nicht für uns

Die Färöer gefallen uns richtig gut – schroffe, steile Klippen, grüne schräge Hänge – einfach eine gigantische Landschaft. Wir freuen uns darauf, wenn wir Ende August wieder hier sind und dann vielleicht ein bisschen zwischen den Inseln segeln können.

Im August sind wir wieder hier

Ende August sind wir wieder hier

Was uns überhaupt nicht gefällt, ist der Walfang auf den Färöern. Ganz Schulen von Grindwalen werden in die Buchten getrieben, getötet und jeder Färinger bekommt ein Stück von dem Walfleisch ab. Wir haben bisher zum Glück nur Bilder von diesem Gemetzel gesehen – blutrotes Wasser in der Bucht, tote Wale am Strand und Färinger von ganz klein bis groß beim Abschlachten. Grausam – zumindest für uns. Die Färinger berufen sich auf uralte Traditionen 🙁 .

 

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