Shetlands

Shetlands
Donnerstag, 12.05.2016 – Montag, 16.05.2016

Die Shetlands sind eine Inselgruppe im Nordatlantik, der nordöstlichste Punkt von Schottland.

Auf den ersten Blick sehen sie genauso aus, wie die Orkneys, guckt man genauer hin, stellt man schnell fest, dass hier nicht mehr alle Häuser aus grauen Steinen gebaut sind, sondern dass es tatsächlich auch bunte Häuser gibt – hier macht sich der norwegische Einfluss bemerkbar  🙂 . Die Shetlands gehörten bis 1469 zu Norwegen, bis sie dann Schottland als Mitgift für eine Dänische Prinzessin geschenkt wurden.

Farbige Häuser in Scalloway

Farbige Häuser in Scalloway

Genauso wie auf Fair Isle fehlen auch hier die Bäume – die Hügel sind sanft geschwungen, es gibt viele Lochs und noch mehr Schafe und hier gibt es jede Menge Shetland Ponys. Die grasen überall auf den Wiesen.

Die meisten Berge sind braun bewachsen, es ist Heide, die erst später im Jahr blüht.Fährt man durch die Täler oder über die Berge, meint man, dass alles karg, öde und verlassen ist. Nach der nächsten Kurve sieht es plötzlich ganz anders aus. Saftig grüne Wiesen, kleine Siedlungen, ein Anlegesteg und Bäume und Büsche in den Gärten direkt an den Häusern. Und nach der nächsten Kurve ist man wieder alleine – braune Berge ringsum. Hin und wieder ein einzelnes Gehöft, viele alte Bruchsteinmauern und Reste von Häusern, die aus Bruchstein gebaut wurden. Manchmal stehen die Giebelwände nur noch alleine, manchmal alle Wände, nur das Dach fehlt. Wie einsam die Menschen hier gelebt haben – das muss man erst mal aushalten können. Abwechslungsreich ist die Landschaft hier – aber schön? Nicht wirklich. Wir brechen nicht in Begeisterung aus, so wie in Norwegen. Neben viel Landschaft gibt es natürlich auch hier eine spektakuläre Vogelwelt an den tollen Klippen. Auch hier kommen die Vogelbeobachter auf ihre Kosten.

Unterwegs

Unterwegs

Unterwegs

Unterwegs

Unterwegs

Unterwegs

Spannend ist die Geschichte Shetlands von 3000 v.Ch. bis heute. Überall auf den Inseln sind Reste aus längst vergangenen Zeiten gefunden worden.

Also auch hier wieder keine Zeit für Langeweile!

Donnerstag, 12.05.2016

Bevor wir größeres unternehmen, gucken wir uns erst mal Lerwick an, fragen in der Tourismusinfo, was wir uns auf den Shetlands unbedingt ansehen sollten und besorgen uns einen Busfahrplan. Schnell stellen wir fest, das auch hier die Busse eher selten fahren, sonntags nur ganz eingeschränkt. Gut, dass können wir ja bei unserer Planung berücksichtigen 😉 .

Lerwick ist die Hauptstadt der Shetlands. Rund um den Small Boat Harbour, in dem wir gut geschützt liegen, zieht sich die Altstadt von Lerwick mit engen Gassen und einer schönen Einkaufsstraße. Die Gassen verlaufen alle quer zur Hauptstraße und gehen ziemlich steil bergan. Zwischen den Häusern sind hinter dicken Bruchsteinmauern schöne private Gärten angelegt.

Direkt westlich vom Small Boat Harbour liegen die Lodberries, alte Handelshäuser an einer kleinen Bucht. Hier konnten früher die Handelsschiffe direkt an den Häusern zum Be- und Entladen anlegen.

Lodberries in Lerwick

Lodberries in Lerwick

Richtig gemütlich ist es in der Altstadt!

Auf unserem Rundgang sehen wir in einem Neubaugebiet in einem Garten zwei Shetland Ponys. Staunend bleiben wir am Gartenzaun stehen, da sieht uns die Eigentümerin und winkt uns in den Garten. Eines der Shetland Ponys hat am frühen Morgen ein Fohlen bekommen. Das liegt erst im Gras, dann stakst es mit seiner Mutter durch den Garten. Eigentlich leben die Shetland Ponys auf dem Land auf einer Weide, da es aber das erste Fohlen ist, wurden sie zur Unterstützung in den Garten geholt.

Shetland Ponys in Lerwick

Shetland Ponys in Lerwick

Was gibt´s da zu lachen...

Was gibt´s da zu lachen…

Im Hafen ist es voll geworden – alles Norweger, die in der Nacht oder am frühen Morgen angekommen sind. Hinter uns liegt die SY Smiling Swiss III, die wir schon in Edinburgh und Kirkwall getroffen haben – jetzt wieder mit einer anderen Crew. Es ist ein Ausbildungsschiff des Cruising Clubs der Schweiz und auch auf dem Weg nach Island. Wir werden uns bestimmt noch öfter begegnen 😉 .

Freitag, 13.05.2016

Wir starten zu unserem ersten Busausflug – es geht in den Süden von Mainland zum Sumburgh Head. Den haben wir ja schon vom Wasser aus gesehen, heute sehen wir uns dort den Leuchtturm mit dem Visitor Center an und den Jarlshof, eine prähistorische Siedlungstätte, in der von 2500 v.Chr. bis 1600 durchgehend gelebt und sehr unterschiedlich gebaut wurde.

Sehr gut erhaltene Reste von Rundhäusern aus der Bronze- und Eisenzeit, Brochs ebenfalls aus der jüngeren Eisenzeit und Radhäuser aus dem 2. und 3. Jahrhundert n.Chr., Langhäuser der Wikinger von 400 bis 800 n.Chr., eine Farm von 1200 und ein Gutshaus von 1580 liegen dicht beieinander. Alles war unter einer dicken Sandschicht begraben, bis vor ungefähr hundert Jahren diese durch einen starken Sturm abgetragen wurde und die Reste zum Vorschein kamen. Teile der alten Bauwerke sind vom Meer zerstört worden, die Küste ist zurückgewichen. Eine spannende Reise durch die Jahrtausende, gut erklärt und anschaulich auf Tafeln beschrieben, wie es damals so ausgesehen haben könnte.

Jarlshof

Rundhaus im Jarlshof

Zum Leuchtturm auf dem Sumburgh Head wandern wir entlang der Klippen mit den vielen Seevögeln. Es geht über Wiesen, eingezäunt mit den schönen alten Bruchsteinmauern.

Leuchtturm Sumburgh Head

Leuchtturm Sumburgh Head

Im Visitor Center ist die Geschichte des Leuchtturms, die Funktion des Nebelhorns und auch die Bedeutung des Leuchtturms als Radarstation im zweiten Weltkrieg sehr anschaulich dargestellt.

Leuchttrum Sumburgh Head

Leuchttrum Sumburgh Head

Nebelhorn am Leuchtturm

Nebelhorn am Leuchtturm

Besonders gut gefallen hat uns das kleine Cafe` neben dem Maschinenhaus – dort sitzen wir in einem Glaspavillon mit tollem Blick auf die Klippen. Wir müssen uns dringend aufwärmen, die Sonne scheint wohl, aber es stürmt eisig kalt aus Nord 🙁 .

Klippen am Sumburgh Head

Klippen am Sumburgh Head

Zurück im Hafen sehen wir die Norwegische Drei-Mast-Bark „Statsraad Lehmkuhl“ über die Toppen geflaggt. Als wir morgens im Bus saßen, lief die „Statsraad Lehmkuhl“ in den Hafen ein. Begleitet wurde sie von zwei Schleppern, ebenfalls geflaggt, die hohe Wasserfontänen spritzten. Ein sehr beeindruckendes Bild.

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„Statsraad Lehmkuhl“

Zum hundertsten Mal macht die „Statsraad Lehmkuhl“ heute in Lerwick fest. Deshalb die Beflaggung und der nette Empfang. Im Hafen liegen auch noch die „Loyal“ und die „Swanhilde“, alle vom gleichen Trägerverein, aber nicht so groß.

"Statdsraat Lehmkuhl"

„Statsraat Lehmkuhl“

"Loyal"

„Loyal“

Abends gehen wir noch in die Bar des Boating Clubs, eigentlich nur, um ein Bier zu trinken, ein bisschen mit Schottischen Seglern zu erzählen und vor allem, um der traditionellen Schottischen Folk-Musik, die heute dort gespielt wird, zuzuhören. Die Bar ist wegen Überfüllung fast geschlossen,  die Crews der Norwegischen Großsegler sind auch da – Musik und Stimmung sind richtig gut 🙂 .

Samstag, 14.05.2016

Mittags fahren wir mit dem Bus nach Scalloway, der ehemaligen Hauptstadt der Shetlands. Wir sind neugierig, wie der Hafen dort ist. Eigentlich wollten wir ja nach Scalloway, weil wir von dort besser zu den Färöern starten können.

Gut, dass wir nach Lerwick gesegelt sind! Der Naturhafen von Scalloway ist schön und gut geschützt, der Anlegesteg beim Boating Club ist sehr gut, es gibt Strom und Wasser, aber in Scalloway ist nicht wirklich viel los. Um etwas zu unternehmen, muss man immer erst mit dem Bus nach Lerwick fahren. Das ist ganz schön umständlich 🙁 . Für die lange Zeit, die wir auf den Shetlands sind, sind wir in Lerwick besser aufgehoben. Aber falls wir uns doch noch verlegen wollen, um besser zu den Färöern zu kommen, wissen wir ja jetzt, dass wir gut in Scalloway liegen können 😉 .

Boating Club Skalloway

Boating Club Scalloway

Alter Pier aus Zeit des Shetland Bus Unternehmens

Alter Pier aus der Zeit des Shetland Bus Unternehmens

In Scalloway

In Scalloway

Wir besuchen das Scalloway Museum, ein Museum, das wirklich gut gemacht und logisch aufgebaut ist. Hier wird die Geschichte von Scalloway von der Frühzeit bis heute dargestellt, es gibt eine Ausstellung über die Herstellung der Strickwaren und des Schottischen Tweeds und auch die Geschichte des „Shetland Bus“ wird beeindruckend erzählt.

Als Norwegen im zweiten Weltkrieg 1940 von Deutschland besetzt wurde, flohen viele Norweger mit Booten zu den Shetlands. Diese Boote wurden dann genutzt, um Widerstandskämpfer und Material nach Norwegen zu transportieren und auf dem Rückweg weitere Flüchtlinge zu den Shetlands zu bringen. Regelmäßig verkehrten die kleinen Boote zwischen Norwegen und den Shetlands – erst ziemlich unorganisiert, später mit Unterstützung der norwegischen royalen Exilregierung und der Royal Navy, die drei umgebaute U-Bootjäger zur Verfügung stellte.

Wieder einmal erfahren wir ein Stück Deutsche Geschichte, die uns so bisher nicht bekannt war. Zur Erinnerung an den „Shetland Bus“ steht am Hafen von Scalloway ein beeindruckendes Denkmal.

Shetland Bus Denkmal

Shetland Bus Denkmal

Aus dem warmen Museum gehen wir in die Reste des Castle von Scalloway. Der Wind pfeift durch die Gänge, da hilft auch kein Plastik vor den Fenstern. Echt ungemütlich. Da war es in den Wheelhäusern am Sumburgh Head aber wesentlich wärmer 😉 .

Scalloway Castle

Scalloway Castle

Sonntag, 15.05.2016

Den Vormittag verbringen wir mit irgendwie ziemlich komplizierten Gezeitenberechnungen, um zur richtigen Zeit in den nächsten Tagen durch den Yell Sound die Shetlands zu verlassen. Viel Strömung an ziemlich engen Stellen erfordert eine genaue Planung – ob´s gelingt werden wir sehen 😉 .

Zur Entspannung und weil wir so lange nicht im Museum waren ;-), besuchen wir nachmittags das Shetland Museum – wieder ein Museum, das modern und gut aufgebaut ist und über die Geschichte Shetlands von 3000 v. Ch. bis heute informiert. Über zwei Etagen erstreckt sich die Ausstellung. Es wird nicht nur die kulturelle Entwicklung sondern auch die Auswirkungen der Eiszeit und die geologische Beschaffenheit Shetlands dargestellt.

Für die nächsten Tage reicht´s denn nun mit Museen – jetzt müssen wir mal wieder in die Natur!

Montag, 16.05.2016

Da nicht alle Touren gut mit dem Bus machbar sind, haben wir für heute einen Leihwagen. Wir fahren in die nordwestliche Ecke des Mainlands nach Eshaness und machen dort eine Klippenwanderung. Die Klippen von Eshaness sind vor 360 Millionen Jahren durch eine Serie von Vulkanausbrüchen entstanden. Jetzt nagt der Atlantik an den Klippen und sorgt für immer neue und außergewöhnliche Felsformationen, Höhlen, eingestürzte Höhlen, Blow Holes und Einschnitte in das Land, die aussehen wie Amphietheater.

Eshaness

Eshaness

Eshaness

Eshaness

Wir sind begeistert! Ganz am Anfang des Wanderweges ist ein fast 200 Meter langer Einschnitt einer eingestürzten Höhle. Bis an den Rand wächst die Wiese, wenn man nicht genau hinguckt, kann man schnell auch mal eine Abbruchkante übersehen.

Eshaness

Eshaness

Eshaness

Eshaness

Mitten im Gelände, doch schon weit von der Klippenkante entfernt ist auch eine eingestürzte Höhle, die vom Meer durch eine Landbrücke getrennt ist. Wir sehen, wie das Wasser in die Höhle strömt, können das Meer aber nicht sehen. Gleich in der Nähe sind Überreste von drei Wassermühlen und noch ein Stück weiter sind auf einer Halbinsel im Loch of Houland die Reste eines 2000 Jahre alten Brochs.

Eingestürzte Höhle mitten auf dem Plateau

Eingestürzte Höhle mitten auf dem Plateau

Hier schwappt das Meer rein

Hier schwappt das Meer rein

Von Eshaness fahren wir bis ganz hoch in den Norden der Shetlands. Karge Hügel, braune Heide – irgendwie bedrückend. Zurück geht es durch grüne Täler, vorbei an kleinen Ansiedlungen aber auch über Hügel, die von brauner Heide bedeckt sind. Ziemlich abwechslungsreiche Landschaft.

Pub unterwegs

Pub unterwegs

Immer wieder schöne Aussichten auf`s Meer

Immer wieder schöne Aussichten auf`s Meer

Leider scheint nur heute morgen die Sonne, ab mittags zieht es sich immer mehr zu. Gelegentlich nieselt es auch mal. Wie gemütlich und warm ist es dann auf unserer Ruby Tuesday, als wir abends zurück sind 🙂 .

Ruby Tuesday in Lerwick

Ruby Tuesday in Lerwick

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