Skerjehamn – Runde

Dienstag, 26.05.2015 – Mittwoch 27.05.2015
W 3 Bft, SW 4-5 Bft – 115,9 sm – 20h 34min – Ø 5,6 kn – gesamt: 730,5 sm

Skerjehamn - Runde

Skerjehamn – Runde

 

Die Wettervorhersage für heute ist günstig: Morgens gar kein Wind, aber ab mittags dann Wind erst aus West um 3 Bft, später aus Südwest, im Innenfahrwasser dann nur noch 2-3 Bft. Aber auf offener See soll der Wind mit 4-5 Bft aus Südwest wehen.

Gemütlich beginnen wir den Tag und freuen uns über die schöne Umgebung, in der wir liegen. Erst gegen 13:00 Uhr, als der Wind so langsam wach wird und von Nord auf West dreht, machen wir uns fertig. Ein Blick zurück auf diesen schönen Hafen und schon sind wir auf dem Weg weiter Richtung Norden. Wir setzen Segel und segeln mit halbem Wind und 6 kn durch das Innenfahrwasser zum Sognefjord. Ist das ein Genuss. Die Sonne scheint, weit im Landesinneren sehen wir schneebedeckte Berge. Die Berge hier im Innenfahrwasser sind ziemlich schroff, nicht bewachsen. Schön ist das nicht unbedingt, aber auf jeden Fall sehr beeindruckend.

Unterwegs

Unterwegs

Um den Sognefjord zu überqueren, machen wir zwei Kreuzschläge und gehen dann in das Innenfahrwasser Ytre Steinsund. Segelspaß pur in einmaliger Landschaft. Am Ende des Ytre Steinsundes verlassen wir das Innenfahrwasser und gehen raus auf die Nordsee. Wir wollen segeln!! Die Durchfahrt durch die Berge, vorgelagerten Klippen und Unterwasserfelsen ist spannend, funktioniert aber ohne Probleme. Ein mulmiges Gefühl hab ich trotzdem. Dann sind wir im freien Wasser und ab geht die Post. Teilweise mit mehr als 8 kn rauschen wir mit halben und dann raumem Wind Richtung Norden.

Eigentlich wollen wir die Nacht durchsegeln und in der Höhe von Maløy wieder in des Innenfahrwasser gehen. Von dort wollen wir die Insel Silda anlaufen, um auf passendes Wetter zu warten, um das westliche Kap Norwegens zu umrunden: Stattlandet. Es gibt einige Stellen an der norwegischen Küste, die zur Nordsee offen sind, d. h. es gibt kein schützendes Innenfahrwasser. Stattlandet ist so ein Gebiet und nördlich von Ålesund ist die Hustadtvika ungeschützt den Wellen des Nordatlantiks ausgesetzt. In jedem Törnführer können wir lesen, dass diese Gebiete unter den norwegischen Seglern und Sportbootfahrern ähnlich gefürchtet sind, wie die Biscaya. Auch die Berufsschifffahrt hat bei Starkwind oder Sturm aus West wohl ziemliche Probleme. Seit Jahren planen die Norweger, einen Tunnel für die Schifffahrt an der schmalsten Stelle des Stattlandet zu bauen. Ich glaube jetzt ist es beschlossene Sache. Nun denn, jetzt gibt es keinen Tunnel und wir versuchen aus unseren diversen Törnführern rauszulesen, welche Bedingungen denn nun als gefährlich gelten. Dazu äußert sich keiner konkret, aber bei Wind aus West kleiner oder gleich 4 Bft soll man gefahrlos das Kap umrunden können. Oder man meidet das Seegebiet vor dem Kap und umrundet in größerem Abstand. Auch dazu finden wir keine Angabe, was denn ein größerer Abstand ist.

Ein Blick in die Karte läßt uns dann auch noch feststellen, dass es weder einen recommandet track noch ein betonntes Fahrwasser oder zumindest Gefahrentonnen um das Kap gibt. Aber ein Sektorenfeuer ist vorhanden. Nur wenige Meter neben dem weißen Sektor des Sektorenfeuers ist ein Unterwasserfelsen von 1 Meter – nicht gekennzeichnet. Irgendwie past das alles nicht so zusammen – auf der einen Seite fast schon Panik vor den unangenehmen bis gefährlichen Verhältnissen rund um Stattlandest und auf der anderen Seite weder konkrete Informationen noch eine entsprechende Betonnung.

Da wir viel zu schnell unterwegs sind und das Innenfahrwasser bei Maløy nachts anlaufen würden – auch wenn es nicht mehr dunkel wird, ist die Nacht doch noch ziemlich grau – bleiben wir draußen auf See, umrunden Stattlandet in einem Abstand von etwas mehr als 6 sm und laufen morgens gegen 9:30 Uhr in den Hafen von Runde, der westlichsten Vogelinsel Norwegens, ein. Und … die Sonne scheint!

Ansteuerung Hafen von Runde

Ansteuerung Hafen von Runde

Langsam tauen wir wieder auf. Die Nacht war die kälteste Nacht bisher. Selbst unter Deck in unserer Schlafkammer haben wir nicht mehr als 10°. Da hilft schon fast keine Wärmeflasche mehr 🙁 . Schnell machen wir „klar Schiff“, dann ein bisschen „Leistungsschlaf“ und um 14:00 Uhr sind wir, bewaffnet mit Fernglas, Fotoapparaten und Wanderschuhen, bereit, den ersten Berg in Norwegen zu besteigen.

Auf Runde brüten jede Menge Vögel – Basstölpel, Dreizehenmöwen, diverse andere Möwen, Seeschwalben, aber vor allem die niedlichen Puffins. Um zum Vogelfelsen zu kommen, laufen wir erst mal unterhalb der Berge auf der Straße am Strand entlang zum Dorf.

Da wollen wir rauf

Da wollen wir rauf

Dort geht es dann ziemlich steil bergauf. Wie immer, erst mal ein normaler Weg und dann nur noch ein Pfad. Immer häufiger ist der Pfad schlammig, so das wir uns unseren Weg suchen müssen. Gut, dass wir feste Wanderschuhe anhaben. Mehr als einmal versinken wir im Schlamm oder in Wasserlachen.

Ganz schön schlammig - kein wirklich fester Untergrund

Ganz schön schlammig – kein wirklich fester Untergrund

Aber die Aussicht auf die umliegenden Berge, die Inseln und die Nordsee ist einfach grandios. Wir überqueren das Hochplateau, das ein Hochmoor ist – deshalb auch überall die feuchten und matschigen Wege, und steigen auf einem Grad zum Gipfel des Vogelfelsens hoch.

Hochplateau

Hochplateau

Hier weht uns der Westwind fast aus den Socken. Die Vögel brüten am Felsen, viele fliegen im Hangaufwind.

Plötzlich gleitet lautlos ein Steinadler heran. Auch Steinadler gibt es hier jede Menge. Wir sehen sie auf unserer Wanderung noch mehrmals. Was wir leider nicht sehen, sind die Puffins. Wo auch immer sie brüten – diesen Platz haben wir nicht gefunden. Und klettern um die ganze Insel, sogar mit Extrarunde, weil wir uns auf dem letzten Stück dann noch verlaufen. Nirgendwo Puffins.

Grandiose Landschaft:

Nach fast 6 Stunden Wandern kommen wir schlagkaputt wieder auf unserer Ruby Tuesday an. Gleichzeitig beginnt es zu regnen. Das kann uns jetzt nicht mehr stören – wir sind im Trockenen und Warmem! Für den Anfang ist das heute doch schon ganz schön ambitioniert. Ein bisschen weniger hätte auch gereicht. Mal sehen, ob wir morgen die Segel noch hochbekommen 😉

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