Tunoe – Sejeroe

Sonntag, 13.04.2014
WSW 5-6 Bft, in Böen 7 Bft – 31 sm – 4h 56min – Ø 6,3 kn – gesamt: 179,7 sm

Tunoe - Sejeroe

Tunoe – Sejeroe

Wie unterschiedlich doch das Meer sein kann! An einem Tag gleiten wir lautlos durch spiegelglattes Wasser, an einem anderen Tag hüllt uns Nebel ein, wir sehen nichts, hören nur ab und an die Nebelsignale der anderen Schiffe. Sehen müssen für uns Radar und AIS.

Und dann gibt es Tage – so wie heute – an denen man die Kraft von Wasser und Wind zu spüren bekommt. Morgens hören wir schon beim Aufwachen das Gepfeife des Windes und das Klappern in den Wanten. Die Sonne scheint, aber es ist kalt. Bei angesagten 5 Bft, in Böen 7 Bft segeln wir nur unter Genua mit raumem Wind zu einer weiteren dänsichen Insel auf unserem Weg nach Rosklide.

Die Wellen empfinden wir nach der langen Winterpause und dem sehr gemütlichen Segeln des letzten Jahres und der letzten Tage als eher hoch und unangenehm. Da müssen die Seebeine erst mal wieder wachsen. Unter Deck klappert es in den Schränken, die Gläser rollen genauso wie unsere Ruby Tuesday. In den Regenschauern, die uns immer mal wieder treffen, weht es mit 7 Bft. Wir rauschen durch die Wellen und fangen langsam an, zu genießen.

Wenn da nicht das Anlegen bei dem vielen Wind in einem fremden Hafen wäre. Ist der Hafen tief genug? Ist dort genug Platz zum Manövrieren? Stimmen Hafenplan im Handbuch mit der Realität im Hafen überein? Fragen, die durch den Kopf gehen, die aber erst im Hafen beantwortet werden. Bevor wir in den Hafen einlaufen können, wettern wir erst mal noch einen Regenschauer mit heftigen Böen vor der Hafeneinfahrt ab. Mit auflandigem Wind und Welle nähern wir uns dann der Westmole, hinter der Mole nur noch Wind, keine Welle mehr und ein Hafen, der große genug ist, um entspannt anzulegen. Längsseits diesmal, an der Westmole, mit ablandigem Wind. Gut, dass wir hier sind!

Im Hafen von Sejeroe

Im Hafen von Sejeroe

 

Wir sitzen im Cockpit – in der Sonne – und hören dem Getöse der Wellen, die sich an der Hafenmole brechen, zu. Immer wieder spritzt die Gischt bis auf unser Schiff!

Gischt spritzt über die Hafenmole

Gischt spritzt über die Hafenmole

 

Der alte Hafen

Der alte Hafen

Wir machen noch einen Spaziergang zum nahen Dorf und machen es uns dann an Bord gemütlich – bis, ja bis wir einen routinemäßigen Blick in die Bilge unseres Vorschiffs werfen.

Ein bisschen Wasser sammelt sich dort ja immer – woher auch immer das kommen mag. Aber jetzt steht unser Blister in der Segellast in 30 cm hohem Wasser. Und nicht nur der Blister, auch die automatische Dinghipumpe, diverse Tampen, die Batterien von unserem Bugstrahlruder und das dazugehörige Ladegerät. Leichte Panik macht sich breit – undichte Borddurchlässe mit Wassereinbruch hatten wir ja schon im letzten Jahr am Kühlschrankkühler.

Eine kurze Geschmacksprobe gibt Klarheit – es ist Süßwasser. Also sind nicht die Borddurchlässe des neuen Bugstrahlruders undicht, die wir zuerst in Verdacht haben, sondern unser Wassertank hat seine 180 Liter Inhalt ins Vorschiff laufen lassen. Wer selber segelt, weiß, dass aus einem gemütlichen Schiff innerhalb von Sekunden eine Baustelle werden kann, auf der man kaum noch einen Fuß vor den anderen setzten kann. Polster, Matratzen, Bretter, Karten, Schuhe und diverse andere Kleinigkeiten müssen aus dem Vorschiff und werden großzügig im ganzen Schiff verteilt. Aus dem Blistersack läuft das Wasser, wie aus einem Wasserkran.

Chaos in unserer "Ruby Tuesday"

Chaos in unserer Ruby Tuesday

Noch mehr Chaos

Noch mehr Chaos

Wir pumpen das Vorschiff leer, legen alles so gut es geht trocken und gehen auf Fehlersuche. Schnell erkennen wir, dass sich der Wassertank, der vor Einbau des Bugstrahlruders einlaminiert war, jetzt aber anders befestigt ist, bewegen lässt. Durch die hohen Wellen und das Geschaukel heute ist die Verbindung zwischen Wassertank und Wasserleitung am Tank abgebrochen. 180 Liter Wasser fließen ungehindert in das Vorschiff. Ersatzteile für die Verbindung haben wir nicht an Bord, genauso wenig Holzkeile und Bretter, um den Wassertank zu fixieren.

Auf der Suche nach einem Bootsbauer treffen wir auch hier wieder auf einen sehr freundlichen und hilfsbereiten Hafenmeister. Er bestellt für uns die Ersatzteile, die am Dienstag geliefert werden sollen und Peter bekommt von ihm Holz und darf in seiner Werkstatt alles auf Maß sägen.

Und sonst? Im Hafen liegen wir alleine, es gibt hier auch einen Fischerhafen ohne Fischer und einen Fährhafen, in dem immer wieder die Fähre an- und ablegt. Am Fischerhafen besichtigen wir ein kleines Museum, „Det Sorte Hus“. Es ist das älteste Haus am Hafen, von 1850. Außen ist es schwarz geteert und innen ist eine schöne Ausstellung über den alten Hafen und die Fischerei im letzten und vorletzten Jahrhundert.

"Det Sorte Hus"

„Det Sorte Hus“

 

Der Hauptort der Insel – Sejerby – ist eher nüchtern, mit Häusern im Stil der 50er Jahre. Wir vermissen die dänische Gemütlichkeit, die wir von so vielen anderen dänischen Städtchen kennen.

Sejeby Kirke

Sejeby Kirke

Sejeby Kirke

Sejeby Kirke

Nicht nur die Reparaturen am Wassertank halten uns zwei Tage auf Sejeroe, sondern auch der Starkwind mit Regen aus Nord. Einen Tag hatten wir geplant. Eigentlich sollte es ein gemütlicher Tag werden, so mit Wanderungen zum Leuchtturm oder zur Südspitze der Insel, lesen etc.. Wie so oft, kommt es anders, als man denkt. Wir sind froh, dass wir den Wassertank reparieren können und von Sejeroe sehen wir auch noch ein bisschen.

Sejeroe ist eine kleine, stille Insel, die vom Tourismus noch nicht entdeckt ist. Sie ist nur 11 km lang und an der breitesten Stelle 2 km breit. Hügel und flache Stellen wechseln sich ab, der Hafen liegt unterhalb eine Steilküste. Hier leben die meisten der 500 Bewohner von Landwirtschaft. Während Peter an Bord die Stellung hält und auf die Ersatzteile, die die Fähre mitbringen soll wartet, wandere ich dann doch noch zum Leuchtturm an der Nordspitze von Sejeroe. Windig ist es immer noch, aber die Sonne scheint und der Himmel ist dunkelblau.

Sejeroe

Sejeroe

 

Sejeroe

Sejeroe

Landschaftlich ist die Insel wirklich sehr schön. Es gibt einige kleine Dörfer, schöne Buchten mit türkis grünem Wasser, Wald, Teiche und immer wieder schöne, in ockergelb gestrichene Häuser. Auch der Leuchtturm leuchtet auf einem Hügel in Ockergelb.

Leuchtturm von Sejeroe

Leuchtturm von Sejeroe

unterwegs

unterwegs

Kurz vor dem Leuchtturm sehe ich dann doch noch einige Ferienhäuser – in Gniben-Strand. Als ich zurück an Bord komme, hat Peter den Wassertank repariert. Es hat tatsächlich mit der Lieferung des Ersatzteiles auf eine einsame dänische Insel geklappt – ohne Verspätung!

Nordküste von Sejeroe

Nordküste von Sejeroe

 

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