Mittwoch, 13.08.2014
SW 4 – 5 Bft – 34,0 sm – 7h 10min – Ø 4,5 kn – gesamt: 2.466 sm
Nach 10 Tagen Segeln im sehr geschützten Gebiet der Höga Kusten geht es heute mal wieder „raus auf`s Meer“. Die angesagten 3 – 4 Bft aus Südwest entpuppen sich schnell als 4 -5 Bft mit ziemlich konfusen Wellen. Hoch sind die Wellen noch von dem vielen Wind der letzten Tage, aber die Richtung passt überhaupt nicht. Wenn wir auf Backbord-Bug hoch am Wind segeln, kommen die Wellen genau von vorne und wir fahren manchmal gegen eine Wand aus Wasser oder knallen nach der Welle heftig in das Wellental. Auf Steuerbord-Bug kommen die Wellen fast aus raumer Richtung. Gaaanz unangenehm mit dichten Segeln und Schiebewelle. Wir werden ständig von den Wellen ausgebremst und stampfen uns fast fest.
Peter verkrümelt sich unter Deck auf die Salonbänke und wechselt vor jeder Wende die Seite, um nicht unter den Tisch zu rutschen. Ich komme endlich mal dazu ausgiebig zu lesen. Außer Wenden passiert ja nicht viel. Regelmäßig ein Blick in alle Richtungen – keiner da. Ganz anders ist das Segeln in den Schären oder in der Höga Kusten. Da können wir unsere Ruby Tuesday nicht laufen lassen, sondern sind immer mit höchster Aufmerksamkeit am Steuerrad. Da hat auch der Autopilot Pause, denn es macht einfach richtig viel Spaß, selbst durch die mal engen, mal breiteren Fahrwasser zu steuern. Und die Segelstellung muss auch immer wieder angepasst werden – wenn der Wind nicht gerade von vorne kommt und der Motor läuft. Im Gegensatz zur „freien Ostsee“ sind in den Schären und der Höga Kusten kaum Wellen, die das Segeln anstrengend machen oder unsere Ruby Tuesday ausbremsen. Das ist schon so richtiges Genusssegeln in einfach atemberaubend schöner Landschaft. Trotzdem macht das Segeln in freien Gewässern auch jede Menge Spaß. Da genießen wir die Weite des Wassers, die fehlenden Steine und die Freiheit, nach Kurs zu segeln und nicht an die Fahrwasser gebunden zu sein. Kommen dann aber viel Wind und Wellen und machen das Segeln auf der Ostsee anstrengend, ist es im Schutz der Schären immer noch entspannt. Landschaftlich abwechslungsreicher sind auf jeden Fall die Schären und die Höga Kusten. Jetzt freuen wir uns auf den nächsten Schärengarten – nördlich von Stockholm geht es wieder los.
Eigentlich wollen wir heute nach Skepshamn, einem Fischerhafen in einer kleinen Bucht, die nach Südwesten geschützt ist. Unterwegs habe ich schon Bedenken, dass die Welle, die aus Südost läuft, ungebremst in die Bucht rauscht. Kurz vor der Bucht sehen wir brechende Wellen. Da probieren wir erst gar nicht, für die Nacht ein Plätzchen zu finden. Etwas nördlich, also genau dort, wo wir gerade sind, öffnet sich eine lange schmale Bucht, die nur nach Osten offen ist.
Wir fahren weit in die Bucht rein – müssen wir auch, damit wir eine Wassertiefe finden, die nicht zu tief zum Ankern ist, und lassen auf 7 Metern den Anker fallen. Hier ist es ruhig, keine Wellen, und überraschenderweise sehr schön.
In keinem Törnführer habe ich etwas über diese Bucht, die Yttre Tynderösundet heißt, gefunden, um so mehr sind wir erfreut über diesen schönen Ankerplatz. Rechts und links an den Ufern stehen schön Sommerhäuschen, am Ende der Bucht ist eine Brücke. Dahinter erstreckt sich eine Lagune, der Inre Tynderösundet. Mit unserer Ruby Tuesday können wir nicht in diese Lagune – weder durch die 1,90 Meter hohe Brücke zwischen den Sunden, noch außen herum um die Insel Astön. An deren Westseite führt ein Fahrwasser in die Lagune, das ist aber nur 1,90 Meter tief. Für uns leider nicht tief genug. Wir liegen auch hier gut, der Wind nimmt noch zu und immer wieder fegen Böen durch den Sund. Der Anker hält, egal, wie stark die Böen sind – ist fast so wie in der Werbung für`s Haarspray: Morgens Berlin in der Sonne, mittags Hamburg im Wind , abends München im Regen – 3 Wetter Taft – die Frisur hält