Montag, 08.06.2015
SW 3-5 Bft – 67,9 sm – 12h 54min – Ø 5,3 kn – gesamt: 1.308,4 sm
Aller guten Dinge sind drei, dann sind die Sonnentage schon wieder vorbei 🙁 .
Geweckt werden wir heute wieder mit Pladderregen – einziger Vorteil des Regens ist, dass unsere Ruby Tuesday fast immer salzfrei ist 😉 . Umdrehen und weiterschlafen können wir heute auch nicht. Wir wollen weiter durch den Raftsund mit viel Strömung und wenn wir nicht zur rechten Zeit dort sind, segeln oder motoren wir wohl rückwärts.
Also raus aus der warmen Koje, schnelles Frühstück und dann hört es passend zum Foto-Shooting am Wasserfall im Trollfjord auch wieder auf zu regnen. Die steilen Felswände schimmern nass in der Sonne. Die Kulisse hier ist überwältigend.
Wir reißen uns los und motoren zum Raftsund. Erst geht es mit mitlaufendem Strom durch den Svartsundet, dann folgt der Raftsund. Da kommt uns in der Engstelle aber der Strom dann mit max. 2,6 kn entgegen. Zu spät sind wir nicht, Peter und ich haben beide unabhängig voneinander die gleichen Zeiten für mitlaufendes Wasser, höchste Stromgeschwindigkeit etc. ausgerechnet. Grundlage sind die Angaben im Den Norske Los, der Gezeitentafel und des RCC Norway. Entweder haben die sich alle vertan oder der Wind aus Nord der letzten Tage hat hier noch ein Nachspiel. Wie dem auch sei, wir haben eine starke Maschine und fahren eben gegen den Strom durch die Engstelle. Sobald sich der Sund wieder weitet, verringert sich der Gegenstrom auf 0,5 kn.
Im Raftsund:
Mit dem Raftsund verlassen wir auch die Lofoten und kommen nun in die Bergwelt der Vesterålen. Die Vesterålen sind anders als die Lofoten – hügeliger, sanfter, grüner, bewaldeter. Aber natürlich gibt es auch schroffe hohe Berge. Wieder phantastische Landschaft um uns herum. Wir können nur staunen. Alleine das Segeln durch dieses Panorama ist schon eine Wucht. Wäre natürlich schön, wenn wir auch die vielen Ankerplätze ausprobieren könnten – aber das kommt bestimmt noch.
Wir segeln heute wieder viel weiter, als wir eigentlich geplant haben. Häfen auf dem Weg sind Sorland, eher industriell geprägt und Risøyhamn. Risøyhamn sieht ganz nett aus – aber der Wind, die Berge, die Sonne, die ab und zu mal scheint, die vielen tollen Regenbögen nach den Schauern und der vielleicht doch noch schönere Hafen auf Bjarkøy locken dann doch, weiter zu segeln.
Gute Entscheidung! Ein weiterer wunderschöner Segeltag mit Aprilwetter im Juni geht um 21:00 Uhr in Nergardsvika auf Bjarkøy am Gästesteg in einem sehr gut gegen den angesagten Weststurm geschützten Molenhafen zu Ende.
Kurz nach uns läuft ein „Gummifenderboot“ der Küstenwache in den Hafen ein, legt sich vor uns an den Steg und die beiden jungen Männer winken uns vom Boot aus schon freundlich zu. Grinsend kommen die beiden zu uns und erklären, dass sie uns nur einige Informationen geben wollen. Hier befinden wir uns in einem militärischen Übungsgebiet – haben wir in keiner Karte und in keinem Törnführer gelesen – und gleich würde eine Missile gestartet, allerdings ohne Sprengkörper. Ein über uns kreisendes Militärflugzeug hätte die im besagten Gebiet patroulierende Küstenwache gebeten, dafür zu sorgen, dass wir nicht in die Flugbahn geraten. Also sind die beiden mit ihrem „Gummifenderboot“ vom Mutterschiff gestartet und wollen uns retten. Ist aber nicht mehr nötig, da wir vorher schon in den Hafen abbiegen. Da haben wir ja noch mal Glück gehabt! Heute ist der letzte Übungstag, in den nächsten Tagen ist nicht mit weiteren Raketen oder sonstigen Übungen zu rechnen.
Dann stellen die beiden noch ein paar Routinefrage – abgelesen von einem Smartphone und auch die Antworten werden in das Smartphone eingetippt. So wollen sie wissen, woher wir kommen, welches unsere nächsten Ziele sind, wie unser Funkrufzeichen lautet und ob wir schon auf dem Weg hierher von Zoll, Küstenwache oder Polizei kontrolliert worden seien. Sind wir nicht, aber auch die beiden wollen nicht wissen oder sehen, was wir so an Bord haben 😉 . Noch mal Glück gehabt!
Wir unterhalten uns noch länger mit den beiden – beides auch Segler. Der eine hat demnächst Urlaub und segelt mit seinen Eltern an der Norwegischen Südküste, der andere hat im Winter von Las Palmas nach Bergen ein Segelschiff überführt.
Wieder grinsend verabschieden sie sich, machen noch ein Foto von unserer Ruby Tuesday – wahrscheinlich sind wir jetzt mit Text und Bild registriert – und sind wieder auf dem Weg zum Mutterschiff.
Bei uns gibt´s nur noch heißen Rosenkohleintopf, dann ist der Tag endgültig zu Ende.