Donnerstag, 10.07.2014
NE – SW 3-4 Bft – 118,0 sm – 23h 56min – Ø 4,5 kn – gesamt: 1.905 sm
Der Wind hat in der Nacht tatsächlich gedreht, nur nicht bis auf Ost, sondern nur bis Nordost. Das ist für uns nicht ganz so gut, da unser Kurs heute nach Nordost geht – zur Schäre Makalla. Wir motoren erst mal ein Stück durch das Schärenfahrwasser – es geht erst Richtung Nord, dann nach Ost und dann wieder nach Nord. Als wir die Leuchtturminsel Tankar querab haben, können wir die Segel setzen und kreuzen gemütlich – da nur mäßiger Wind weht – Richtung Nordost. Wir begegnen unterwegs keinem Schiff, haben die Ostsee hier für uns ganz alleine.
Gegen 17:00 Uhr wollen wir nach 11 Stunden Kreuzen in dem kleinen Schärenhafen Makalla festmachen.Die Wassertiefe im Hafen ist in der Seekarte und dem Törnführer mit 2,5 m angegeben. Das sollte wohl reichen. Drei Mooringtonnen liegen vor einem Steg aus. Kurz bevor ich um die Mooringtonne drehen will, sitzen für fest – auf einem Felsen – bei 1,9 Meter Wassertiefe. Wir haben Mühe, von dem Felsen wieder runter zu kommen, nur mit Hilfe des Bugstrahlruders können wir uns von dem Felsen drehen und sind dann wieder frei. Damit haben wir nun überhaupt nicht gerechnet. Zwei Fischer kommen zum Hafen gelaufen und winken uns zum Steg. Wir wollen nicht mehr – wer weiß, wie tief das Wasser dort ist. Statt dessen versuchen wir vor dem Hafen zu ankern. Auch das klappt nicht, der Anker hält nicht. Der Untergrund besteht aus purem Fels. Dumm gelaufen – Makalla sieht richtig idyllisch aus – mit einigen roten Fischerhäuschen, einer roten Kirche, viel Natur und vielen Steinen. Hier wären wir schon gerne geblieben.
Hilft alles nichts, wir müssen weiter . Dumm nur, dass der Wind immer noch aus Nordost weht, der nächste Hafen Raahe 28 sm Luftlinie entfernt ist und auch dort das Fahrwasser zum Hafen nur mit 2,1 Metern Wassertiefe angegeben ist. Danach kommt lange nichts – die Küste hier ist bis weit in`s Wasser flach. Der nächste mögliche Stopp wäre Marjaniemi – 49 sm Luftlinie. Mindestens 1/3 mehr, da wir kreuzen müssen. Und der Wind lässt nach. Egal, Peter legt sich erst mal hin, ich übernehme die erste Wache und komme so ungeplant zu meiner ersten Nachtfahrt in diesem Jahr. In einer Nacht, die nicht dunkel wird!!! Um 23:45 Uhr verschwindet die Sonne am Horizont und der Vollmond steht am Himmel. Es ist taghell. Um 03:45 Uhr steigt die Sonne wieder aus dem Meer. Ich werde überhaupt nicht richtig müde – außerdem ist es schön, nachts zu fahren, eine Sonnenbrille zu tragen und ohne Licht ein Buch zu lesen.
Irgendwann schläft der Wind ein, dreht von Nord auf Ost, zurück auf Nord, dann auf Südwest, wieder zurück auf Nord. Für zwei Stunden muss uns der Motor helfen, dann hat sich der Wind auf Südwest mit 4 Bft eingependelt und wir rauschen durch die helle Nacht.
Morgens um 06:30 machen wir an der letzten freien Heckmooring im Marjaniemi, einem kleinen Hafen westlich von Oulu fest und frühstücken im Cockpit.
Marjaniemi erinnert ein bisschen an die Insel Anholt. Hier gibt es tatsächlich Sandstrand und Dünen. Wanderwege führen durch die Dünen und durch den Wald über Holzbolen. Viele kleine ehemalige Fischerhütten, jede mit eigenem Trocken-WC, sind in Appartements umgewandelt und verteilen sich rund um den Hafen.
In der Fischräucherei kaufe ich frischen, geräucherten Lachs, noch warm direkt aus dem Rauch und kalt geräucherten Lachs, eine Spezialität von Marjaniemi. Den Tag verbringen wir gemütlich rund um den Hafen, holen den fehlenden Schlaf nach, wandern ein bisschen durch die Dünen und genießen das schöne Wetter.