Donnerstag, 03.07.2014
S 2-3 Bft, später SE 4-5 Bft – 43,0 sm – 9h 57min – Ø 4,3 kn – gesamt: 1.668 sm
Am Mittwoch regnet es tatsächlich den ganzen Tag ohne Unterbrechung und der Wind kommt aus Nord. Wir schlafen lange, frühstücken in Ruhe – mit Heizung – und machen es uns dann in unserer Ruby Tuesday gemütlich. Ein bisschen Bürokram, ein paar eMails, weitere Planung für die nächsten Tage … und schon ist der Tag um. Den Kopf haben wir nur rausgestreckt, um mal den Motor zum Laden der Batterien laufen zu lassen.
Heute scheint dann wieder die Sonne, der Wind dreht auf Süd und es wird direkt wärmer. Und wir starten wieder früh, um die ca. 40 sm bis zum nächsten Hafen ohne Stress zu segeln. Wir haben den Wind fast von hinten, eine ziemlich hohe konfuse Welle von dem Wind der letzten Tage, baumen die Genua aus und schaukeln mit 2 kn dahin. Irgendwann wir der Wind dann erst ein bisschen stärker und weht dann mit 4-5 Bft. Da geht die Post ab und wir werden richtig schnell. Wir segeln heute im Fahrwasser, das geht gut bei südlichen Winden, und sind trotzdem immer fast 4 sm von der Küste entfernt. Hier gibt es so viele Steine und das Wasser ist flach – man kommt außerhalb der Fahrwasser gar nicht an die Küste ran. Die Küste ist bewaldet, leicht hügelig und zum großen Teil unbewohnt. Die nächste größere Stadt ist Vaasa.
Wir wollen entweder in Bergö oder in Bredskäret in den Hafen, bis Vaasa sind es noch ca. 20 sm. Bredskäret ist ein kleiner Fährhafen und sieht nicht einladend aus. Bergö gefällt uns gut, ist aber eher für kleine Motorboote ausgelegt. Die Wassertiefe passt, aber sonst ist alles viel zu eng. Das können wir im Hafenhandbuch nicht immer richtig erkennen. Es gibt noch eine kleine Bucht in Bredskäret, die gegen Südwind geschützt ist. Hier lassen wir den Anker dann fallen und haben eine schöne Aussicht auf die umliegenden Ufer und das Fahrwasser nach Vaasa. Zwei Segler sehen wir noch im Fahrwasser, die wohl bis Vaasa weiter wollen.
Etwas südlich von Vaasa beginnt das Kvaken – nicht der Frösche, sondern ein Schärengarten zwischen Vaasa in Finnland und Umea in Schweden. Gemeinsam mit der gegenüberliegenden Hoga Kusten in Schweden ist das Kvarken UNESCO Weltnaturerbe. Weltnaturerbe ist das Kvarken, weil hier die weltweit imposanteste und höchste Landhebung zu beobachten ist. In der letzten Eiszeit presste die Inlandeisdecke, die bis zu 3 km stark war, die Erdkruste 800 bis 1000 Meter hinunter. Als das Eis anfing zu abzuschmelzen, begann die Erdkruste sich in ihre ursprüngliche Lage zu heben. Das Land hebt sich im Kvarken um jährlich ca. 8 – 8,5 mm. Hört sich nicht viel an, führt aber dazu, dass ca. 1 km² neues Land jedes Jahr entsteht. Es ist damit zu rechnen, dass sich das Land noch um 100 bis 125 Meter heben wird. In ca. 2.500 Jahren wird die jetzt noch gut befahrbare Meeresenge zwischen Umea und Vaasa eine Landverbindung haben. Nicht nur das, sondern die flache Schären- und Küstenlandschaft verändert sich jetzt schon stark: Durch die Landhebung landen Anlegestege und Bootshäuser auf dem Trockenen, Fahrwasser werden immer seichter, Buchten werden vom Meer abgetrennt und neue Inselchen entstehen. Manche Inseln setzen sich aus mehreren einzelnen Inseln zusammen – durch die Landhebung.
Wir haben machen heute morgen beim Auslaufen aus unserer Ankerbucht auch Bekanntschaft mit der Landhebung 🙂 Die Wassertiefe ist mit 3 – 6 Metern angegeben, trotzdem schrappen wir über einen nicht eingezeichneten Stein. Kein schönes Geräusch! Aber wer noch keine Felsen geküsst hat, war noch nicht wirklich in den Schären – so sagen zumindest die Finnen.