Sonntag, 22.06.2014
SW 2-3 Bft – 20,0 sm – 5h 30min – Ø 3,7 kn – gesamt: 1.386 sm
Frühstück gibt es im Cockpit – allerdings unter der Kuchenbude. Wir haben in all den Jahren, in denen wir segeln, unsere Kuchenbude noch nie so viel benutzt, wie in diesen drei Monaten. Unter der Kuchenbude sitzen wir warm, wesentlich wärmer, als unter Deck.
Nach einem Blick in die Karte und auf die Wettervorhersage, die für heute Wind aus SW um 4 Bft vorhersagt, beschließen wir, langsam Richtung Turku zurückzusegeln. Wir rechnen damit, dass unser Paket am Dienstag in Turku ausgeliefert wird, dann sind wir auch wieder dort. Heute segeln wir nur mit Genua sehr gemütlich durch die Schären, vorbei an Stenskär, das wir im letzten Jahr besucht haben bis nach Dalskär, einer kleinen Bucht, gegen alle Winde geschützt, nur nicht gegen Ostwind. Laut Karte und Hafenhandbuch müssen wir dort am Felsen mit Heckanker festmachen. Da nicht viel Wind ist, sind wir ganz mutig und drehen in die Bucht ein. Es sind schon drei Segelboote und ein Motorboot dort. Ein freundlicher Finne winkt uns heran, zeigt uns einen Platz, der tief genug ist und nimmt auch noch unseren Tampen an. Wir nehmen die Hilfe natürlich an, fahren aber unser Ankermanöver nicht so wie gewohnt, d. h. erst mal bis zum Felsen hin, gucken ob alles tief genug ist und wir gut vom Boot zum Felsen kommen, dann wieder zurück, den Heckanker fallen lassen und vor allem gut einfahren, bis an den Felsen ran und dann an Land. Wir wollen den Finnen nicht warten lassen – was sich später rächt.
Erst mal liegen wir gut am Felsen und freuen uns über die schöne Bucht und das schöne Wetter. Wir laufen wieder mal auf einem Naturstieg über die Insel und haben auch hier einen schönen Blick über die Schärenlandschaft. Spät legen wir uns schlafen – wir haben beide gerade spannende Bücher.
Irgendwann gegen 00:30 Uhr werde ich wach, weil die Wellen gegen das Heck klatschen, unsere Ruby Tuesday dabei aber Geräusche von sich gibt, die nicht dazu passen. Immer wieder vibriert das Rigg und die Bewegungen des Schiffes sind viel zu hart. Ich schaue nach, was los ist und stelle dabei fest, dass wir mit jeder größeren Welle mit unserem Bug gegen den Felsen stoßen. Der Heckanker hält nicht. Auch nicht, als wir ihn noch mal dicht holen, damit wir vom Felsen wegkommen. Jetzt rächt sich, dass wir unser Ankermanöver nicht gründlich gefahren sind.
Mit einem „Schnellstart“ machen wir die Landleinen los und legen ab. Wir wollen nachts nicht noch mal an den Felsen gehen, deshalb laufen wir die „Alternativ-Ankerbucht“ ca. 5 sm nördlich an. Dorthin wären wir gesegelt, wenn Dalskär schon voll gewesen wäre. Die Wegpunkte sind noch im Kartenplotter, es ist auch nicht richtig dunkel, wohl stark bewölkt. Nach einer guten Stunde fällt unser Anker um 02:00 Uhr in der Bucht bei Finnholm. Diesmal fahren wir ihn mehr als fest und gründlich ein. Wir haben auch genügend Platz zum schwojen, der Wind kann also drehen, wie er will.