Samstag, den 20.06.2020 – Donnerstag, den 25.06.2020
Neun lange Monate hat unsere Ruby Tuesday in Avilés in Nordspanien auf uns gewartet. Dass es eine so lange Zeit werden wird, bis wir wieder zurück auf unsere Ruby Tuesday kommen, haben wir im September 2019 nicht geahnt.
Eigentlich wollten wir schon Mitte April 2020 wieder in Nordspanien sein und unser Schiff auf den nächsten Törn nach Lagos in Portugal vorbereiten – aber dann kam Corona und hat nicht nur unsere Segelpläne auf den Kopf gestellt. Ohne hier weiter auf die Folgen und Auswirkungen des Corona-Virus für uns alle einzugehen, wird jeder für sich einen Weg finden müssen, damit umzugehen. Wir haben für uns beschlossen, unsere weitere Reise nach Portugal, nach Madeira und den Azoren erst mal zu unterbrechen und unsere Ruby Tuesday nach Holland zurückzusegeln. Für uns ist es unvorstellbar, nicht jederzeit für eine Enkelkinderpause zur Familie nach Hause fliegen zu können oder nicht jederzeit zu unserer Ruby Tuesday zurückzukommen, so wie wir es in den letzten Jahren immer gemacht haben oder immer auch mit neuen Bewegungseinschränkungen in Spanien oder Portugal rechnen zu müssen. Das passt mit unserer Vorstellung von Freiheit unter Segeln einerseits, aber auch engen Kontakt zur Familie andererseits nicht wirklich zusammen.
Mit Avilés, dem nicht besonders schönen Industriehafen, haben wir für unsere Ruby Tuesday einen idealen Hafen zum Überwintern im Wassern gefunden. Kein Schwell kommt vom Atlantik bis in diesen langen Fjord, der Zugang zu den Stegen ist abgeschlossen und der Hafenmeister kümmert sich sehr engagiert um die Boote der Winterliegegäste 🙂 . Regelmäßig haben wir Fotos von unserer Ruby Tuesday bekommen. Auch als klar war, dass wir wegen der Corona-Pandemie nicht wie geplant nach Spanien zurückfahren können, beruhigte uns der Hafenmeister, dass wir den Liegeplatz so lange wie wir ihn brauchen auch behalten können. Er werde sich weiter um unser Schiff kümmern, es regelmäßig abspritzen und die Leinen kontrollieren – eine Sorge weniger 😉 .
Am 20.06.2020 brechen wir dann mit einem voll gepackten Leihwagen nach Spanien auf. Ein One-Way-Leihwagen ist ja nicht gerade ein Schnäppchen, aber zufällig können wir die Kosten um die Einweggebühr reduzieren, da bei unserem Vermieter ein spanischen Leihwagen steht, der nach Spanien zurückgefahren werden soll – das machen wir natürlich gerne 😉 .
Die Fahrt durch Holland, Belgien und Frankreich verläuft vollkommen problemlos, die Straßen sind frei, es ist kaum jemand unterwegs. Nur rund um Paris ist dann doch mehr Betrieb. Bis Bayonne fahren wir am Samstag und übernachten dort in einem kleinen Hotel. Um nach Spanien weiter zu fahren ist es noch zu früh – die Grenze öffnet nach wochenlanger Schließung erst wieder um Mitternacht 😉 . Der Grenzübertritt am nächsten Morgen erfolgt fast unbemerkt. An einer Mautstation ist auch die Grenze – wir bezahlen unsere Maut und schon sind wir in Spanien. Besser hätte es nicht klappen können 🙂 . Auch hier ist nichts los – Grenze und Autobahn sind frei 🙂 .
Gegen Mittag sind wir dann endlich in Avilés wieder an Bord unserer Ruby Tuesday. Die strahlt und glänzt – der Hafenmeister hat morgens wohl noch das Deck so richtig geschrubbt 🙂 . Auf den ersten Blick sehen wir weder am Rumpf noch am Rigg oder an den Festmachern irgendwelche Schäden – auch unter Deck ist alles ok. Keine Feuchtigkeit, kein Schimmel – nur der übliche Geruch, wenn man lange nicht an Bord war 😉 .
In den nächsten Tagen machen wir unsere Ruby Tuesday wieder segelklar – das ist hier nicht weniger aufwändig, als in Holland 😉 . Neben den üblichen Arbeiten taucht Peter das Unterwasserschiff ab – der Rumpf hat nur einen leichten schleimigen Bewuchs, der sich sicherlich absegelt, das Bugstrahlruder und den Saildrive muss er von einigen hartnäckigen Untermietern befreien 😉 . Raus muss unsere Ruby Tuesday dafür nicht. Peter zieht mich zum Riggchecken in den Mast – auch hier ist alles ok. Unsere Logge müssen wir allerdings dann doch ziehen – die ist so bewachsen, dass sie sich beim Tauchen nicht reinigen lässt.
Neben den Arbeiten am Schiff bleibt aber auch noch Zeit, ein bisschen spanische Natur und Kultur zu genießen 🙂 . Wir machen einen Ausflug zur Mündung des Ria de Avilés und bestaunen wieder mal den weiten Atlantik. Wir freuen uns auf´s Segeln – endlich wieder raus auf´s Wasser 🙂 .
Die schöne Altstadt von Avilés, die man in so einem Industrieort gar nicht erwartet, besichtigen wir jetzt auch – im September im letzten Jahr haben wir das irgendwie nicht mehr geschafft 🙁 . Wir sind ziemlich überrascht, welch schöne alte Kirchen, Häuser und Paläste dort stehen – die Altstadt von Avilés soll eine der ursprünglichsten und besterhaltenen Altstädte Asturiens sein.
Auffällig ist allerdings auch, dass dort kaum jemand unterwegs ist. Die Stühle vor den Restaurants und Cafés sind leer oder hochgestellt. Touristen sieht man gar nicht, alle gehen mit großem Abstand aneinander vorbei und fast alle tragen den Mund-Nasen-Schutz.
Auf der Promenade, die am Hafen entlang führt, ist wesentlich mehr Betrieb. Hier wird gewalkt, gejoggt oder einfach nur spazieren gegangen und die Sonne genossen.
Bevor es dann am Freitag los geht, verbringen wir einen schönen Abend mit dem Hafenmeister und auch mit Johanna und Norman von der SY Irma, die auch in Avilés überwintert hat. Die beiden sind auf dem Rückweg von der Algarve und segeln ihre Irma in den nächsten Monaten in den Norden. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschieden wir uns von Avilés und Spanien – Morgen geht´s los Richtung Heimat 🙂 .