Wandern in den Picos de Europa – ein Highlight am Ende unseres Segeltörns

Donnerstag, den 05.09.2019

Heute Morgen werden wir vom Regen geweckt 🙁 . Kein guter Start in den Tag, denn wir wollen eigentlich heute nach Fuente Dé in die Picos de Europa fahren und dort in dieser traumhaften Landschaft wandern. Der Nationalpark Picos de Europa liegt zum Teil in Kalabrien, zum Teil in Asturien, die höchsten Gipfel ragen über 2.600 Meter auf. Das Gestein ist schroff, grau, gelb und erinnert an die Dolomiten. Steinadler soll es hier geben und Gänsegeier – ich hoffe, wir sehen ein paar oder wenigstens einen 😉 .

Die Sonne kämpft sich durch, ein paar Wolken bleiben – wir fahren los und warten ab, wie sich das Wetter entwickelt.

Auf dem Weg zu den Picos de Europa

Spanisches Landhaus

Durch die Hermida-Schlucht, einer engen Schlucht in der die Felswände bis an die Straße reichen, fahren wir Richtung Fuente Dé in den Picos de Europa. In der steilen Schlucht ist nur Platz für den Río Deva und die kleine, schmale Straße.

Hermida Schlucht

In der Hermida-Schlucht

Es wirkt, als wenn die Straße dem Berg abgerungen wäre, so eng ist es hier. Himmel sehen wir kaum – dafür unglaublich beeindruckende Felsen mit Vorsprüngen, Zacken, Zinnen und Höhlen. Oft kann man nicht erkennen, wie die Straßenführung weiter gehen wird. Vor uns, neben uns und hinter uns sind nur noch Berge zu sehen 🙂  und es scheint kein Durchkommen zu geben.

Irgendwie geht es immer weiter

Adler oder Gänsegeier?

Steinschlag scheint hier regelmäßig von den steilen Felswänden zu kommen – zum Schutz der Autos sind an vielen Stellen Fangnetze gespannt, in denen auch kleinere oder größere Felsbrocken liegen. Richtige Dörfer gibt es hier nicht – dafür ist die Schlucht zu eng. An einer Stelle sind drei Häuser direkt an die Straße gebaut, bei Hermida öffnet sich die Schlucht ein bisschen, so dass hier ein winziges Dorf an die Felsen gedrückt ist. Wir sind so begeistert – das kann eigentlich nicht mehr zu toppen sein 😉 .

Nach den 20 Kilometern durch die Hermida-Schlucht weitet sich das Tal wieder ein bisschen, die Straße ist von Walnussbäumen gesäumt, die Landschaft wird wieder grüner . Getoppt wird die Hermida-Schlucht dann doch noch 🙂 .

Als wir in Fuente Dé ankommen, gucken wir auf eine steile, 800 Meter hohe Felswand. Und auf die Spitze der Felswand fährt eine Seilbahn 🙂 .

Seilbahn Fuente Dé

Peter streikt, ich fahre alleine hoch und starte dort zu einer 4-stündigen Wanderung zurück zur Talstation. Leider schwappen immer wieder Wolken über die Bergkanten, so dass ich das volle Panorama nicht sehen, sondern nur erahnen kann. Die Wanderung beginnt im Hochgebirge – Geröll, Felsen, Steine und hohe schroffe Bergspitzen rundum.

Langsam und gemäßigt geht es bergab und ebenso langsam wird es zwischen den Felsen grüner. Kühe und Pferde laufen neben dem Wanderweg, kommen mir aber zum Glück nicht zu nahe. Je tiefer ich komme, um so grüner wird es und die Geröllfelder und schroffen Berge weichen zurück.

Etwas bedauerlich finde ich, dass der Weg, ein Schotterweg, so breit ist, dass er von Autos genutzt werden kann – mir kommen tatsächlich zwei 4WD-Fahrzeuge entgegen 🙁 . Nach der Hälfte der Wanderung ändert sich der Weg und auch das Landschaftsbild – ich bin jetzt wieder unterhalb der Baumgrenze.

Steil steige ich einen sehr schmalen Zick-Zack-Pfad hinab, bevor es dann über einen richtig weichen Waldweg durch dichten Wald weitergeht. Und hier sehen ich dann tatsächlich einen Adler – er kreist lange Zeit vor den Felsen 🙂 .

Das Wetter hält sich gut, die Wolken bleiben, aber die Sonne schaut immer mal durch die Wolken. Erst als ich wieder bei Peter am Auto bin, beginnt es zu nieseln – gutes Timing 😉 .

Wanderung Puertos de Áliva

 

Freitag, den 06.09.2019

Sonnenschein, blauer Himmel und warm – das Wetter meint es gut mit uns 🙂 . Heute wollen wir zum Río Cares und ich möchte dort die Ruta del Cares wandern.  Auf dem Weg dorthin begeistert uns schon im immer enger werdenden Tal des Río Cares die atemberaubende Bergszenerie.

Wir sehen Stromschnellen, an stilleren Stellen smaragdgrün glänzendes Wasser und riesige, senkrecht abfallende Felswände.

Dennoch ist die Schlucht am Río Cares viel breiter, als die Hermida-Schlucht. Auch hier stehen am Straßenrand Walnussbäume , wir fahren durch mehrere Dörfer mit den schönen, typischen spanischen Landhäusern. Grüner ist es hier, die Felswände sind bewachsen.

Und ganz herbstlich: Es steigt Nebel aus der Schlucht auf. Wir erleben gerade wieder einen tollen Herbstmorgen im warmen Sonnenlicht – in den Tautropfen auf den Wiesen und an den Bäumen brechen sich die Sonnenstrahlen. Auch die Bäume färben sich teilweise schon bunt. Seit Anfang September merken wir, dass der Herbst nicht mehr lange auf sich warten lässt – die Nächte sind kühl und sehr feucht, auch morgens und abends ist es nicht mehr so warm, wie noch vor zwei Wochen.

Dann verengt sich die Schlucht wieder, flaches, sanft hügeliges Voralpenland wird zum Hochgebirge 😉 . Kurz vor unserem Ziel fahren wir durch eine Schluchtenlandschaft, über der sich majestätisch-bedrohliche Felsen und spektakuläre Felsflanken erheben. Grandios 🙂 .

Am Ortsrand von Poncebos beginnt die Wanderung „Ruta del Cares“- 12 km durch die Schlucht des Río Cares nach Cain – und wieder zurück nach Poncebos 😉 . Nur im Sommer fahren Busse in einer großen Inlandsschleife durch die Picos de Europa zurück nach Poncebos. Der Wanderweg ist schmal, an manchen Stellen nicht mehr als 2 Meter breit und fällt senkrecht bis zu 100 Meter in die Schlucht ab. Wandern in einem traumhaften Panorama – leider nicht allein 😉 . Laut Reiseführer ist die Ruta del Cares eine der atemberaubendsten Routen in den Picos de Europa – hier möchte nicht nur ich heute wandern 😉 .

Ruta del Cares

Auf schmalem, steinigen Pfad geht es erst mal aufwärts. Vom Río Cares ist nicht viel zu sehen – tief unten in der Schlucht liegt noch alles im Schatten – aber das Rauschen des Flusses steigt aus den Tiefen herauf und  begleitet mich während der ganzen Wanderung. Die Berg- und Tal-Szenerie ist einfach grandios 🙂 . Mal verbreitert sich der Weg, mal wird er recht schmal. Immer wieder öffnen sich atemberaubende Ausblicke in die lange Schlucht.

Ein ziemlich schmaler Wanderweg und links geht’s senkrecht bergab

Am Aussichtspunkt Los Callaos ist die höchste Stelle mit ca. 540 Metern erreicht – jetzt geht es erst mal wieder ein ganzes Stück recht steil bergab, bis der Wanderweg dann über Kilometer fast eben parallel zum Canal de la Cía verläuft.  Dieser Kanal wurde 1916-1921 weit oberhalb des Flusses in den Fels geschlagen, um die Elektrizitätswerke in Poncebos und Arenas de Cabrales mit Wasser zu versorgen. 1946 wurde ein Wartungsweg für den Canal de la Cía angelegt  – darauf verläuft jetzt die Ruta del Cares. Ähnlich wie bei den Levada-Wanderwegen auf Madeira verläuft auch hier der Wanderweg mit geringem Gefälle bzw. mit geringer Steigung 🙂 .

Lange Strecken geht es direkt an der Abruchkante zur Schlucht entlang – ohne Absperrung. Spannend wird es immer dann, wenn Wanderer entgegen kommen, und sich alle an die Felsseite drängen 😉 . Oft verläuft der Weg unter überhängenden Felsen – man kann noch gut erkennen, dass der Weg förmlich aus den Felsen gesprengt wurde.

Die vielen Wanderer verteilen sich  dann doch auf dem Weg – streckenweise bin ich alleine und die anderen Wanderer sind nur noch als Pünktchen in der Ferne zu erkennen. An mehreren Stellen sind Tunnel in den Fels gesprengt und ganz am Ende des Weges führt der Weg noch über drei Brücken – unten in der Schlucht gurgelt und rauscht der Río Cares, rechts und links ragen die steilen Felswände bis in den Himmel – ein phantastisches Bild 🙂 .

 

In Cain mache ich dann erst mal gemütlich Mittagspause – mit schönem Blick auf weite grüne Täler – das sieht mindestens ebenso schön aus, wie die kargen, schroffen Felswände in der Schlucht.

Tja und dann geht’s wieder zurück – den Rückweg würde ich mir auch nicht nehmen lassen, selbst wenn ein Bus fahren würde. Jetzt scheint die Sonne in die Schlucht und die Landschaft sieht wieder ganz anders aus 🙂 .

Fast wieder am Parkplatz 🙂

Wanderung Ruta del Cares

Samstag, den 07.09.2019

Auch heute haben wir wieder schönes Wanderwetter – Sonnenschein, aber nicht zu warm, um sich zu bewegen 😉 . Wir wollen zu den Gletscherseen in Covadonga und dort dann auf der Ruta de los Lagos die beiden Seen Enol und Ercina umwandern. Nach der gestrigen Tour sind die 5 Kilometer Wanderweg mit einem Höhenunterschied von 100 Metern eigentlich ein Kinderspiel – zu denken gibt uns nur die veranschlagte Zeit von 2,5 Stunden 😉 .

Schon die Fahrt zu den Picos de Europa ist heute ganz anders, als gestern und vorgestern. Wir fahren durch weite grüne Täler mit Kühen auf den Wiesen. Die Berge sind nicht schroff, sondern grün und eher sanft geschwungen. Vieles erinnert wieder mal an das Voralpenland. Immer wieder sehen wir einzelne typische spanische Landhäuser an den Hängen. Auffällig sind auf dem Weg nach Covadongas Schuppen, die wie auf Stelzen stehen – mal sehen wir sie in ziemlich runtergekommenem Zustand, dann wieder super gut gepflegt. Offensichtlich sind es alte Lagerhäuser, zum Schutz vor Ratten und Mäusen ist jede Stelze mit einer quadratischen Platte unterhalb des Bodens versehen.

Bis Covadonga können wir mit unserem Auto fahren, für die letzten 12 Kilometer zu den Gletscherseen müssen wir in einen Bus umsteigen. Aus Umweltschutzgründen ist die kleine, schmale Straße zu den Seen im Sommer und an bestimmten anderen Tagen für den privaten Verkehr gesperrt. Wir wundern uns allerdings, wie viele Autos mit Sondergenehmigung dann doch zu den Seen hochfahren bzw. schon dort oben sind.

Die Fahrt ist gemütlich – immer wieder muss der Bus stehenbleiben, weil eine Schafherde die Straße blockiert. Geduldig wartet der Busfahrer, bis die Schafe die Straße freigemacht haben, hält dann noch ein Quätschchen mit dem Schäfer und dann geht’s wieder ein Stück weiter – bis zur nächsten Schafherde 😉 . Zwischendurch blockiert auch mal ein Kälbchen die Straße. In vielen Kurven windet sich die Straße den Berg hoch – wir fahren durch eine liebliche Landschaft wie im Voralpenland mit dem Hochgebirge im Hintergrund.

Tief im Tal unter uns

Am Parkplatz treffen wir auf viele andere Wanderer, die Menge verläuft sich jedoch schon kurz hinter den Minen von Buferrera. Viele Besucher wollen nur einen Blick auf die Seen werfen, andere laufen über den kurzen Weg zwischen den Seen. Mit nur einem anderen Paar wandern wir dann auf der Ruta de los Lagos – und auch die beiden verlieren wir bald aus den Augen.

Minen von Buferrera

Die Landschaft rund um die Gletscherseen erinnert uns sehr an Oberstdorf – wir könnten auch am Freibergsee sein 😉 . Auf einem schmalen Weg laufen wir am See entlang, dann geht’s steil bergauf und wir sind in den „richtigen Bergen“.

Enol-Gletschersee

Über viele Felsen wandern wir auf schmalen Wegen weiter – schnell kommen wir nicht voran. Jetzt wissen wir auch, warum für den recht kurzen Weg 2,5 Stunden Wanderzeit angegeben sind 😉 .

Viele Kühe sind in den Bergen unterwegs – von allen Seiten hören wir das Läuten ihrer Glocken. Kurz vor dem Ziel versperren uns zwei Kälbchen den Weg – ich weiß nicht, wem die Situation unheimlicher war 😉  .

Ercina-Gletschersee

Mit dem Bus fahren wir wieder zurück in’s Tal – diesmal versperren uns Ziegen den Weg 😉 .

Unser Auto bringen wir noch bis nach Gijón, bis nach Avilés hat die Zeit nicht mehr gereicht – wir haben diesmal rechtzeitig einen ALSA-Fernbus von Gijón nach San Vicente de la Baquera gebucht 😉 . Den hätten wir wohl verpasst, wenn wir noch bis Avilés gefahren wären, das eigentlich nur 19 Kilometer weiter ist.

Die Wanderungen in den Picos de Europa waren alle ein tolles Erlebnis – so unterschiedlich sie auch waren. Ein schönes Wandergebiet, das Lust auf noch mehr Wanderungen macht 🙂 – vielleicht ein anderes mal!

Wanderung Ruta de los Lagos

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