Ria de la Santoña – San Vicente de la Baquera

Montag, den 02.09.2019
SW-NE 2-5 Bft – 56sm – 11h 42 min – Ø 4,8kn – gesamt: 1.403 sm

Ria de la Santoña – San Vicente de la Baquera

So schön wie es in der Ria de la Santoña ist – irgendwie müssen wir doch mal wieder ein Stückchen weiter segeln. Die Vorhersage für heute ist vielversprechend – Sonnenschein, warm, Wind erst von fast vorne, dann von fast hinten 😉 .

Früh sind wir unterwegs – noch am Ankerplatz können wir den Sonnenaufgang verfolgen und genießen, dann holen wir den Anker hoch und los geht’s – 55 sm nach San Vicente de la Barquera.

Sonnenaufgang in der Ria de la Santoña

Immer wieder schön

Auf dem Weg könnten wir noch Santander anlaufen, wenn wir nicht richtig voran kommen, geplant ist das aber nicht. Santander ist mit knapp 200.000 Einwohnern wohl eher eine Großstadt, wenn auch eine sehr schöne – davon haben wir ja auch schon einige gesehen – uns steht mehr der Sinn nach ursprünglicheren Fischerdörfern 🙂 . Ob wir das in San Vicente de la Barquera finden, werden wir dann sehen 😉 . San Vicente de la Barquera ist auch deshalb unser nächstes Ziel, weil dies ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen in die kantrabischen Picos de Europa ist – dort möchten wir oder vielleicht doch auch eher ich noch zum Ende unseres Törns ein bisschen Bergluft schnuppern 😉 .

Aber erst mal müssen wir dort hin. Mit 5-8kn Wind aus NW können wir hoch am Wind segeln, nicht schnell, aber mit knapp 5kn sind wir unterwegs. Wir segeln nah an den Felsen mit den Höhlen und dem Leuchtturm Faro de la Caballo vorbei – auch von Seeseite ein imposantes Bild 🙂 .

Santander passieren wir am frühen Mittag in einigen Seemeilen Entfernung – der Wind drückt uns ziemlich von der Küste Weg. Wir können unseren Kurs nach San Vicente de la Barquera nicht mehr anlegen. Aber egal, der Wind soll am Nachmittag ja auf NE drehen, dann können wir die verlorene Höhe wieder gut machen. So segeln wir gemütlich, mal wieder mit eher zu wenig, als zu viel Wind Richtung Westen. Die Landschaft verändert sich, die schroffen hohen Berge bleiben hinter uns, dafür wird es sanft hügelig, richtig satt- grüne Wiesen und hin und wieder ein einzelnes Gehöft oder kleine Dörfer. Kühe sind natürlich auch auf den Wiesen, um das fast schon kitschig-schöne Bild zu vervollständigen 😉 .

Unterwegs

Wir sind inzwischen so weit von unserem Kurs abgekommen, dass wir doch mal wenden und auf Santander zulaufen. Kurz bevor wir doch noch auf die Idee kommen, Santander anzulaufen, wenden wir wieder und warten immer noch auf die Winddrehung auf NE 😉 . Die lässt auf sich warten, erst gegen 16:00 Uhr dreht der Wind und nimmt langsam, gaaanz langsam etwas zu. Für einen Geschwindigkeitsrausch reicht das immer noch nicht, aber wir kommen voran 😉 . Erst als uns die Zeit zu knapp wird – wir haben Bedenken, erst in der Dämmerung in  San Vicente de la Barquera anzukommen, nehmen wir die Segel weg und motoren die letzten 8 Seemeilen 🙁 . Fast zeitgleich nimmt der Wind auch zu, kommt aber platt von hinten. Wir beißen die Zähne zusammen und motoren weiter, denn jetzt noch vor dem Wind zu kreuzen, wird uns zu spät. An den Hafenmolen zur langen Einfahrt nach San Vicente de la Barquera brechen sich die Wellen und Gischt spritzt über die Hafenmole. Wir haben fast Hochwasser, so dass die Barre vor der Einfahrt gut überspült und das Wasser tief genug ist. Problemlos laufen wir auf San Vicente de la Barquera zu, das ganz hinten am Ende der großen Bucht liegt.

Fast geschafft

Ganz schön krumm

Die Bucht ist wohl groß, aber ausgesprochen flach – Platz zum Ankern gibt es hier für uns nicht. Der einzige Ankerplatz ist von Moorings für kleine Boote belegt, da können wir uns auch nicht mehr an den Rand legen, denn dann liegen wir entweder bei Niedrigwasser auf dem Trockenen oder im Fahrwasser der Fischerflotte – wollen wir beides nicht ;-).

Das Wasser reicht einfach nicht 😉

Da wir Springtide haben, können wir auch nicht in dem kleinen Pool vor dem Sandstrand mit ca. 2 Metern Wassertiefe ankern – das Niedrigwasser ist -0,43 Meter. So extreme Wasserstände kommen im Frühjahr und im Herbst vor.

San Vicente de la Barquera

Es gibt eine kleine Marina für Anglerboote, die voll ist. Vor der Marina und vor der schönen Bogenbrücke liegen drei lange Mooring-Trots für jeweils zwei Segelboote – alles ist frei und wir können uns eine Mooring aussuchen. Ein bisschen tricky ist das Manöver dann schon – 10kn Wind und 2,5kn Strom von hinten und eine – wenn auch schöne – Bogenbrücke vor uns – lassen den Adrenalinspiegel steigen. Ich steuere schräg von vorne die gelbe feste Mooringtonne an, Peter hängt den Pikhaken mit der Festmacherleine ein und wir schwingen langsam parallel zu der langen Mooringleine mit den vielen Fendern, bis wir im Pikhaken hängen. Dann müssen wir nur noch die anderen Festmacher von der Mooringleine aufnehmen und wir können aufatmen. Geschafft – sah von weitem bestimmt so aus, als wenn wir nie etwas anderes machen 😉 .

Unser Liegeplatz für die nächsten 6 Tage

San Vicente de la Baquera

Einfahrt in die Bucht und Puenta de la Baquera

So ganz optimal ist der Liegeplatz nicht – die Leute, die über die Brücke gehen, schauen uns in’s Cockpit – ist ein bisschen so, wie im Mittelmeer 😉 . Außerdem fahren auch Autos über die Brücke, das ist nicht immer ganz so leise. Toll ist der Ausblick auf den Altstadthügel mit der Kirche und der alten Burg hinter uns und auf die Bucht vor und neben uns.

Altstadthügel mit Kirche Santa Maria de los Angeles

San Vicente de la Barquera

San Vicente de la Barquera und die Picos de Europa im Hintergrund

Ganz spannend wird es, als der Strom kentert und das Wasser wieder abläuft. Es beginnt zu gurgeln und zu rauschen, als wenn jemand eine Schleuse geöffnet hätte. Wir liegen nicht mehr gerade mit dem Mooring-Trot, sondern die Strömung schiebt uns um 45° zur Seite – alles ein bisschen gewöhnungsbedürftig und gut, dass wir hier ganz alleine sind. Die nächste Mooringreihe ist weit genug entfernt.

Marina für die Anglerboote

Altstadthügel bei Nacht

Kirche Santa Maria de los Angeles

Dienstag, den 03.09.2019

San Vicente de la Barquera ist ein quirliges Fischerdorf mit einigen Touristen und vielen Jakobs-Pilgern. Der Küstenjakobsweg führt durch San Vicente de la Barquera. Immer wieder sehen wir die Pilger über die Puente de la Baquera wandern. Die Landschaft ist faszinierend – bei Niedrigwasser fällt fast die komplette Bucht trocken, nur wenige Rinnsale bleiben übrig. Nur das Fahrwasser bis zur kleinen Marina ist noch tief genug. Und wir schwimmen zum Glück auch noch 😉 .

Einfahrt zur Bucht von San Vicente de la Barquera

Niedrigwasser in San Vicente de la Baquera

Rund um sehen wir grüne Hügel und Täler, Bauernhöfe, fruchtbares Weideland und im Hintergrund die Picos de Europa – unglaublich schön und wir mittendrin 🙂 . Wir können uns auf unserem Rundgang durch den Ort, über den Altstadthügel und bis raus zu den Wellenbrechern an dieser schönen Landschaft gar nicht sattsehen.

Auf dem Altstadthügel:

Blühender Kaktusbaum

Wer war zuerst da?

 

Wellenbrecher und Badestrand – kein Wind, aber viel Dünung

In der Bucht neben der Hafeneinfahrt

Abends machen Dörte und Jens mit der SY Tendrel-Aurelie an dem Mooring-Trot neben uns fest – wie schön, die beiden noch mal wieder zu sehen 🙂 . Wir verbringen den Abend gemeinsam im Ort und später auf den beiden Booten – jeder auf dem eigenen und trotzdem zusammen 😉 . Durch die starke Strömung beim ablaufenden Wasser schwingen die Boote immer wieder aufeinander zu – so nah, dass wir trockenen Fußes von der SY Tendrel-Aurelie auf unsere Ruby Tuesday übersteigen können. Wir hängen Fender aus, nutzen die Dinghis auch als Puffer, stabilisieren alles noch mit Leinen und drücken die Boote auseinander, wenn sie sich zu nahe kommen. Mit nachlassender Strömung beruhigt sich die Situation und wir müssen die Nacht denn doch nicht an Deck verbringen, sondern können noch schlafen gehen 😉 .

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