Mittwoch, den 14.08.2019 – Freitag, den 16.08.2019
Um kein mögliches Wetterfenster von La Rochelle nach Saint-Jean-de-Luz zu verpassen, haben wir unser Auto erst mal noch in La Rochelle stehen lassen und sind mit unserer Ruby Tuesday nach Saint-Jean-de-Luz gesegelt. Jetzt wollen wir unser Auto nicht nur schnell nachholen, sondern auf diesem Weg noch ein bisschen Sightseeing machen 🙂 . Nicht nur auf dem Weg von La Rochelle hierher gibt’s viel zu sehen, auch rund um Saint-Jean-de-Luz reizen schon noch die einen oder anderen Sehenswürdigkeiten.
Auf dem Weg zum Bahnhof bummeln wir noch ein bisschen durch die Straßen von Ciboure, den Stadtteil von Saint-Jean-de-Luz, in dem die kleine Marina liegt. Die Häuser erinnern ein bisschen an den Schwarzwald oder das Voralpenland 😉 , sind aber typisch für das französische Baskenland. Beschaulich geht es hier zu, ganz anders als in Saint-Jean-de-Luz.
Quirlig ist es in der Altstadt von Saint-Jean-de-Luz, unglaublich lebendig, es herrscht Ferienstimmung. Das für Frankreich so typische savoir-vivre wird hier in Vollendung praktiziert 🙂 . Die Restaurants, Bars und Cafés sind voll! Die Menschen lassen es sich gut gehen 🙂 .
Auch in der Badebucht tobt das sommerliche Strandleben – es ist ja auch fantastisch, die Sommerferien bei sonnigem, warmen oder heißen Wetter am Strand zu verbringen. Kein Problem mit Kälte oder Regen – so soll es in den Sommerferien sein 🙂 .
Obwohl viel Betrieb am Strand ist, ist er nicht überfüllt – es gibt tatsächlich auch mehr, als nur einen Stehplatz im Wasser 😉 . Die Franzosen genießen ihre Strände – wir sind ganz zufrieden, dem Treiben nur aus der Entfernung zuzusehen.
Die Fahrt mit dem Zug läuft wieder mal vollkommen unkompliziert – kurz bevor es losgeht, buche ich über die App die Fahrkarten. Der Zug ist nicht überfüllt, kommt pünktlich, das Umsteigen in Bordeaux funktioniert stressfrei und nach fünf Stunden sind wir in La Rochelle. Unterwegs buche ich noch schnell ein kleines Hotel in der Nähe von Rochfort, ca. 50 km südlich von La Rochelle, damit wir die Nacht nicht im Auto verbringen müssen 😉 .
Auf dem Weg dorthin überqueren wir bei Rochefort die Charente und fühlen uns nach Rendsburg versetzt – auch hier gibt es eine ähnliche Hochbrücke mit Schwebefähre, die gerade allerdings repariert wird und keine Schwebefähre hat 🙂 .
Kurzentschlossen folgen wir den Wegweisern zur Brücke und lesen dort, dass der Erbauer dieser Brücke auch die in Rendsburg sowie noch 5 oder sechs andere erhaltene Hochbrücken weltweit konstruiert hat. Eine davon werden wir noch in Bilbao sehen 🙂 – die anderen sind dann doch etwas zu weit entfernt.
Das Hotel La Roseraie ist ein Volltreffer! Umgeben von einem üppig blühenden Garten liegt das kleine Haus vollkommen ländlich in dem winzigen Ort Trizay. Wir werden freundlich begrüßt und bekommen ein wunderschönes Zimmer – erinnert alles ein bisschen an das Edwardianische Haus, in dem wir im letzten Jahr in Irland für eine Nacht gewohnt haben.
Das kleine Hotel ist liebevoll ausgestattet und dekoriert, morgens gibt’s Frühstück mit selbstgemachter Marmelade und selbstgebackenem Kuchen. Einzig ist schade, dass wir uns mit Elaine, der Besitzerin kaum verständigen können – sie spricht überhaupt kein Englisch und meine drei Brocken Französisch reichen für eine richtige Unterhaltung nicht aus. So verständigen wir uns mehr oder weniger mit Händen und Füßen 🙂 .
Unsere Tour nach Bordeaux führt uns entlang des östlichen Gironde-Ufers durch das Weinanbaugebiet der Bordeaux-Weine mit Stopps in Marennes, Talmont-sur-Gironde und Blaye.
Unser erstes Ziel für heute ist die Stadt Marennes, die Austern-Hauptstadt der Region. Entlang des Cayenne-Flusses ziehen sich die diversen Austern-Produktionen, Besucher können sich im Cité de l’Huître über alles rund um die Austern informieren. Probieren und kaufen kann man Austern hier natürlich auch – doch so bald nach dem guten Frühstück haben wir darauf keinen Appetit 😉 .
Viel faszinierender finden wir den kleinen Fluss Cayenne, der jetzt kurz vor Niedrigwasser nicht mehr viel Wasser führt. Die Schiffe versinken im Schlamm, absolut abenteuerlich sind die Konstruktionen, über die die Segler und Motorbootfahrer an ihre Boote kommen.
Weiter geht es zur Gironde nach Royan, einer absoluten Urlaubshochburg mit allem was dazu gehört – Kirmes am Strand und am Fährhafen, große Marina, viele Restaurants und Hotels, Strände und viel Entertainment für Jung und Alt. Es ist so viel Betrieb, als wir durch Royan fahren, dass wir dort keinen Parkplatz finden.
Macht nichts – wir fahren nur ein paar Kilometer weiter nach Talmont-sur Gironde, einem denkmalgschützten, autofreien und malerischen Ort auf einer Halbinsel in der Gironde-Mündung. Die Häuser in den winzigen Gassen sind weiß gekälkt, üppige Rosenstöcke stehen davor und auf einem Felsplateau über der Gironde thront die Romanische Kirche Saint Radegonde.
Auch hier ist viel Betrieb, vor allem auf der Hauptstraße Rue de Port wechseln sich die Kunstgewerbeläden mit Restaurants, Cafés und Souvenierläden ab.
In den kleinen Querstraßen verlaufen sich die Besucher, so dass trotz der vielen Touristen die Atmosphäre dieses schönen alten Pilgerortes spürbar bleibt.
Einige Zeit fahren wir noch an der Gironde mit ihrem schlammbraunen Wasser entlang, dann verläuft die Straße durch seichtes Hügelland mit den vielen Weingärten. Das eine oder andere Weingut kann man zwischen den Weinreben sehen.
Das berühmte Châteaux Lafite Rothschild liegt allerdings auf der westlichen Seite der Gironde und ist somit für uns in jedem Sinne unerreichbar 😉 .
Auf dem fruchtbaren Boden gedeihen neben Wein aber auch Mais und Sonnenblumen – die Blütezeit scheint fast vorbei zu sein. Oder sollte es an dem bedeckten Himmel heute liegen, dass sich die Sonnenblumen nicht der Sonne entgegenstrecken können 😉 .
In Blaye besuchen wir die Citadelle de Vauban, eine der vielen Zitadellen, die die Handschrift des berühmten Festungsbaumeisters Vauban trägt. Sie wurde zwischen 1685 und 1689 erbaut und formte zusammen mit dem Fort Pâté und dem Fort Médoc am gegenüberliegenden Ufer ein ausgeklügeltes Verteidigungssystem der Gironde. Die Zitadelle ist sehr gut erhalten, im Inneren ist ein richtiges kleines Dorf entstanden, das von einer handvoll Menschen ganzjährig bewohnt wird. Wir schlendern über die Festungsmauern, durch die Festungstore und haben immer wieder eine gute Aussicht auf die Gironde. Mitten in der Zitadelle gibt es ein Hotel, einen Mini-Campingplatz, ein Ausstellungszentrum und Künstlerateliers – alles weit entfernt von kriegerischen Zeiten.
Über eine ziemlich kleine, schmale Straße fahren wir direkt an der Gironde entlang weiter Richtung Süden. Durch winzige Dörfer mit teils sehr schönen, herrschaftlichen oder gut erhaltenen aber auch mit verfallenen Häusern führt uns dieser Weg. Bürgersteige gibt’s hier nicht – die Menschen treten aus der Haustüre auf die Straße – oder in einen schönen Garten!
Welch ein Gegensatz dazu ist die Universitätsstadt Bordeaux als politisches, wissenschaftliches und kulturelles Zentrum im Südwesten Frankreichs an der Garonne – Großstadtflair inmitten schönster alter Gebäude 🙂 . Leider ist auch das Hotel, das wir unterwegs gebucht haben, der absolute Gegensatz zu dem kleinen Hotel La Roseraie 🙁 .
Obwohl wir heute doch schon einiges gesehen haben, stürzen wir uns in das touristische Treiben und bekommen einen ersten Eindruck von Bordeaux.
Multi-Kulti-Atmosphäre spüren wir im Quartier Saint Michel. Wir sehen auffallend viele enge Straßen mit alten, zum Teil ziemlich vernachlässigten Häusern, aber mit tollen schmiedeeisernen Balkonen und egal, wie groß oder klein sie sind, werden sie liebevoll bepflanzt.
Die Kathedrale wird von Polizisten mit Maschinengewehr im Anschlag bewacht – es ist gerade Messe, deshalb können wir sie leider nicht von innen ansehen.
Wohl fühlen wir uns hier nicht und laufen durch die historische Altstadt mit den vielen Boutiquen und kleinen Läden zur Opera und weiter zum Herzstück von Bordeaux, dem Place de La Bourse mit dem Wasserspiegel davor. Hier ist auch abends noch viel los – nicht nur Kinder haben Spaß auf dem Wasserspiegel. Über die Uferpromenade laufen wir langsam zurück zum Hotel.
Mit Bus und Straßenbahn fahren wir am nächsten Morgen bis zur La Cité du Vin, einem futuristischen Gebäude, in dem man alles über die Bordeaux-Weine erfahren kann.
Hier ist auch die spektakuläre Brücke Jaques Chaban-Delmas mit ihren vier auffälligen Pfeilern.
Über die Uferpromenade geht’s noch zum Quartier Chatron, dem alten Weinhändlerviertel. Auch hier gibt es Häuser mit schönen Fassaden, vor allem aber mit tollen Bepflanzungen.
Noch mal lassen wir uns durch die Altstadt treiben – hier ist heute schon viel mehr los, gestern war ja Sonntag und die Geschäfte geschlossen. Schön ist es in Bordeaux, eine lebendige Großstadt mit vielen jungen Leuten und noch mehr alten Gebäuden 🙂 .
Bevor wir zu unserer Ruby Tuesday fahren, machen wir noch einen Abstecher zum Becken von Arcachon, das wir ja mit unserem Schiff nicht angelaufen sind. Schon auf den Straßen ist viel Betrieb, wir kommen nur langsam voran. Die Marina von Arcachon ist ziemlich groß und voll, hier werden sogar die Motorboote auf dem Trockenen in mehreren Etagen gestapelt.
An der Promenade reihen sich schöne und weniger schöne Häuser aneinander 😉 .
Der Strand ist unglaublich tief, aber nicht überfüllt. Dafür liegen vor dem Strand jede Menge Moorings aus – schade um die schönen Ankerplätze.
Am meisten interessiert uns das Treiben auf dem Wasser, aber viele Segler sind nicht unterwegs. Vielleicht ist es die falsche Zeit – wir haben kurz nach Niedrigwasser. Mit dem Auto versuchen wir, zur Düne Pilat zu fahren – auf den Aufstieg verzichten wir wegen des heißen Wetters. Aber wir kommen erst gar nicht bis dahin – die Straßen sind verstopft 🙁 . Wir biegen vorher in eine Sackgasse ein und können zu Fuß zum Strand mit Blick auf die Düne gehen. Die sieht von Weitem schon faszinierend aus 🙂 . Schrecklich ist hier das Treiben am Strand und im Wasser – Hauptsaison halt.
So richtig erschließt sich uns das Becken von Arcachon und die Begeisterung dafür nicht, aber wir sind ja auch nicht mittendrin, sondern gucken nur vom Rand aus kurz mal drauf. Und Hauptsaison ist hier bestimmt auch nicht der richtige Zeitpunkt, um sich wirklich wohlzufühlen, wenn man es eher ein bisschen beschaulich mag 😉 .
Die Kilometer nach Saint-Jean-de-Luz ziehen sich und wir verzichten dann doch auf einen Besuch von Bayonne und Biarritz. Stattdessen füllen wir unseren Kühlschrank und die Obstschale wieder – mit dem Auto doch ganz schön bequem 🙂 . Ich war ja anfangs doch ganz schön skeptisch, ob das Reisen mit Schiff und Auto so praktikabel ist. Aber es geht viel besser, als erwartet und gibt uns die Möglichkeit, viel vom Landesinneren zu sehen 🙂 .